Endlich kommen zwei Wachen und ein Junge mit einer Öllampe und führen dich
kreuz und quer durch die unbekannten Gänge der Burg. Die rostigen Ketten
scheuern dir die Fußgelenke auf, bis du schließlich in einen großen Gerichssaal
gelangst, der mehreren hundert Zuhörern Platz bietet. Er ist voller feixender
und grinsender Menschen, die dir unflätige Bemerkungen zurufen. Du bemerkst
kein einziges freundliches Gesicht. Der Richter verliest die Anklageschrift, in
der dir eine langanhaltende Liebesbeziehung zur Königin vorgeworfen wird und
spart dabei ebenfalls nicht mit spöttischen Bemerkungen. Er schließt mit den
Worten:
"Für diesen ungeheueren Akt der Majestätsbeleidigung wird der Gefangene dazu
verurteilt, bei lebendigem Leibe in den roten Brunnen geworfen zu werden.
Zuvor darf er sich einen Tag und eine Nacht in Kerker am Roter-Brunnen-Hof
aufhalten, damit er sieht, was auf ihn zukommt."
Dir wird keine Gelegenheit gegeben, ein Wort zu deiner Verteidigung zu sprechen, bevor du abgeführt wirst. Das Gegröhle der Zuschauer und Zuschauerinnen ist inzwischen so laut geworden, daß man ohnehin kein Wort verstanden
hätte. Dann wirst du von deinen Wächtern in einen Kerker mit einem kleinem
Fenster geführt und von deinen Ketten befreit.
Kersti / 116: | Du schaust aus dem Fenster. | |
Kersti / 120: | Du bleibst sitzen, wo du bist. |
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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