4/2010

Reinkarnationserinnerung: Mördervogeljäger

F110.

Man läßt keine hilflosen Verletzten allein!

Als die Menschen sagten, daß sie uns Krallen anoperieren wollten, weil wir schon fast groß genug zur Jagd waren, hat meine Mutter sie weggejagt und nicht mehr ins Haus gelassen ... aber schon am nächsten Tag roch es komisch und wir sind davon alle eingeschlafen.

Als ich wieder aufwachte, fühlte sich jeder einzelne Finger und jeder einzelne Zeh an, als hätte man ihn aufgeschnitten und darin herumgebohrt und das tat so schrecklich weh. Außerdem hatten sie mich so auf ein Brett gefesselt, daß ich mich gar nicht bewegen konnte. Die Oberarme waren mit so etwas wie Nägeln aufgespießt und am Brett befestigt und die Füße taten an den Fersen auch weh. Und einige Riemen hielten mich so fest, daß ich keinen Finger bewegen und mich gar nicht rühren konnte - und dann war ich auch noch ganz allein. Ich begann bitterlich zu weinen.

Sofort kamen Schritte zu mir herüber, ein Mensch kraulte mich am Kopf und sagte:
"Armer Kleiner. Ich weiß das tut weh - aber in ein paar Tagen, wenn die Krallen angewachsen sind, können wir dich wieder losmachen und dann geht es dir wieder gut."
Ich hörte sofort auf zu weinen, als er so lieb mit mir redete und schaute mir sein Gesicht an. Jetzt war alles in Ordnung, jetzt war ich nicht mehr allein.

Doch er lief sofort wieder weg und ich begann wieder zu weinen, weil ich so allein war - und wenn etwas Schlimmes passieren würde, dann konnte ich doch gar nichts tun - und ich wußte doch gar nicht ob der Mensch wiederkommen würde - vielleicht ging er ja auf die Jagd und war dann nachher tot. Menschen konnten doch auch auf der Jagd sterben, oder? Und die Vögel fressen Menschen. Irgendwann gab ich das Weinen auf und schlief erschöpft ein.

Als ich wieder erwachte, war ich mit meinem Bruder zuerst allein. Die Schmerzen hatten erheblich nachgelassen, aber ich fühlte mich immer noch schrecklich einsam und verlassen und hatte Angst daß ich jetzt immer auf diesem Brett festgemacht bliebe, weil die Menschen nicht wiederkommen. Nach einer Zeit, die mir ewig erschien, hörte ich menschliche Schritte näherkommen und fiepte sofort, weil ich wollte, daß sie zu mir kamen. Als sie zuerst zu meinem Bruder gingen, begann ich wieder zu weinen.

"Ist ja gut, Kleiner, ich komme ja gleich auch zu dir." antwortete der Mensch mir.

Ich hörte aber erst auf, als der Mensch - diesmal war es eine junge Frau - zu mir kam, mich kurz streichelte und sich dann meine Hände und Füße anschaute, ob alles auch gut heilt. Auch sie sagte mir, daß ich nur ein paar Tage warten muß, dann darf ich wieder herumlaufen.

Sie schauten etwa alle halbe Stunde herein, was ich viel zu selten fand.

In den Tagen, in denen ich so gefesselt darauf wartete, daß die Stahlkrallen an meinen ruhiggestellten Fingern und Zehen festwuchsen, hörte ich auch einige Gespräche unter den Menschen mit. Sie dachten, daß wir es sicher schlimm fänden, so gefesselt zu sein, weil wir ja sonst so lebhafte Kerlchen wären. Dabei fühlte ich mich mit den schmerzenden Fingern und Zehen eigentlich eher nach ruhig herumliegen und abwarten bis es aufhört wehzutun. Außerdem dachten sie, daß wir die Schmerzen sicherlich ganz schrecklich fänden. Gut fand ich das nicht, es war aber im Grunde auszuhalten und sie hatten ja auch erklärt, warum die Operation nötig war.

Das Allerwichtigste begriffen sie offensichtlich nicht und da ich nicht sprechen konnte und sie keine Telepathie beherrschten, konnte ich es ihnen nicht erklären: Man läßt keine hilflosen Verletzten allein, denn erstens ist es ein ganz schreckliches Gefühl, allein zu sein, wenn man nicht für sich selber sorgen kann und zweitens muß dann ja immer jemand da sein, der sich um die Bedürfnisse des Kranken kümmern kann.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F112. Kersti: Fortsetzung: Das darf man den Menschen nicht übel nehmen, die haben Instinkte, die ihnen unvernünftige Dinge sagen
F110. Kersti: Voriges: Ihr sollt nicht mit Menschen spielen
FI10. Kersti: Inhalt: Mördervogeljäger
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
Kersti: Hauptseite
Kersti: Suche und Links
Kersti: Über Philosophie und Autorin dieser Seite

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.