1/2012

Reinkarnationserinnerung - Niemand braucht Sklavenjungen

F135.

Dinia oder die Gefahren der Ehe

Schließlich gingen wir in das Büro von Koris, wo schon ein anderer stummer Eunuch auf uns wartete. Ich grüßte ihn mit eine Lächeln und Nicken. Er erwiderte den Gruß und er wirkte danach unsicher.
"Kanto, das ist Zadek - ist das dein richtiger Name?" fragend sah Koris den anderen Stummen an.

Der schüttelte den Kopf und zog ein trauriges Gesicht.
"Das ist aber der Name, der mir genannt wurde - und ich weiß wirklich nicht, wen wir fragen könnten, was dein richtiger Name ist. Ist es in Ordnung, wenn wir erst einmal bei Zadek bleiben?"
Der Stumme nickte zeigte aber, daß es ihm nicht wirklich gefiel.
"Zadek, das ist Kanto. Ihr beiden werdet als Leibwächter von Dinia, der neuen Frau des Herrn zusammenarbeiten. Kanto übernimmt jetzt gleich die Vormittagsschicht, da er mich schon kennt und in etwa weiß, was ich von ihm erwarte. Zadek, dich werde ich gleich ausführlich in deine Aufgaben einweisen und dir das Haus zeigen, damit du heute Mittag Kanto ablösen kannst. Kommt mit."
Wir folgten Koris durch das mir noch unbekannte Haus in das Schlafzimmer des Herrn. Dort stellte mir Koris das vierzehnjährige Mädchen vor, das die neue Frau meines neuen Herrn war und ließ mich mit ihr alleine.

Das Mädchen antwortete nicht auf die Vorstellung, sondern zog sich die Decke über den Kopf bis Koris wieder gegangen war. Ich setzte mich auf den Boden neben dem Bett und wartete. Nach einer Weile schob sie die Decke wieder nach unten und sah mich an. Ich lächelte ihr zu.
"Geh weg! Ich will mit euch allen nichts zu tun haben!" fuhr sie mich an.

Das konnte ich natürlich nicht tun. Als Leibwächter hatte ich den Dauerbefehl, immer an ihrer Seite zu bleiben, selbst dann, wenn sie es nicht wollte, bis meine Ablösung kam. Also senkte ich nur den Blick und zog ein trauriges Gesicht.
"Ich HASSE euch alle. Ich will wieder nach Hause zu meiner Mutti und ... und..."
Sie begann bitterlich zu weinen. Sacht strekte ich die Hand aus und strich ihr übers Haar, als wäre sie noch ein kleines Kind. Was war heute Nacht nur mit ihr geschehen, daß sie so weinte? Ich versuchte sie durch leises Summen zu trösten - und wünschte mir ich könnte sprechen und sie fragen, was los war.

Glücklicherweise begann sie von alleine zu erzählen, wie der Herr sie in dieser Nacht - ihrer Hochzeitsnacht - vergewaltigt hatte und wie weh es getan hatte. Sie hatte ihn angefleht, aufzuhören, doch er hatte sie nur noch mehr geschlagen. Ich hatte gehört, daß es beim ersten mal etwas weh tun sollte, bei der Frau - aber das klang nicht so, als könne es so richtig sein. Das mußte etwas Ernsteres sein. Ich strich dem Mädchen weiter übers Haar und fragte mich, wie ich das Koris verständlich machen sollte - es war einfach viel zu kompliziert, als daß man es erklären könnte, indem man mit Händen und Füßen redet.
"Ich bringe euch das Frühstück, Herrin."
Wir schauten beide erschrocken auf und sahen das etwa zehnjährige Mädchen, das mit einem Tablett gekommen war. Die Herrin fing sich und sagte:
"Danke... - wie heißt du?"
"Tara."
"Danke Tara. Du kannst es auf den Nachtisch stellen. Aber laß uns jetzt bitte allein."
"Ja, Herrin. Selbstverständlich Herrin."
Die Kleine stellte das Tablett ab, machte einen Knicks und ging hinaus. Sie war wirklich süß. Ich sah dem Kind lächelnd nach, dann wurde ich wieder ernst, wandte mich der jungen Herrin zu und zeigte fragend auf das Tablett mit dem Frühstück.
"Ich habe keinen Hunger."
Ihre Stimme klang so, wie ich mich die letzten Tage gefühlt hatte: Als wäre es ihr völlig egal, ob sie lebt oder stirbt. Mir war es aber nicht egal.

Ich schob die Decke nach unten und erstarrte. Wenn meine vorherige Herrin ihre Tage hatte, hatte ich manchmal einen Blutfleck auf dem Laken gesehen - aber nie so etwas. Das sah aus, als hätte man ein Schwein im Bett abgestochen. Sie brauchte einen Arzt - und ich wußte nicht einmal, wo ich einen finden konnte.

Sie begann wieder zu weinen. Ich hielt sie in den Armen und streichelte sie tröstend.
"Es hat jetzt aufgehört zu bluten, aber das nächste mal bringt er mich bestimmt um!" sagte sie seltsam sachlich.

Wenn ich meine Zunge noch gehabt hätte, hätte ich dazu wohl auch nichts zu sagen gewußt. Trotzdem war es bestimmt kein Fehler, wenn sie etwas aß. Also neckte ich sie so lange mit dem Essen, bis sie wieder lachte und eine vernünftige Menge gegessen hatte.

Ein Mädchen räumte danach den Tisch ab, zog das Bett ab und brachte die Laken zum Waschen.

Dann war es schon Mittag und Koris kam mit Zadek, dem anderen stummen Eunuchen, der mich ablösen sollte. Dinia wollte mich nicht gehen lassen. Sie klammerte sich an mich und flehte mich an, zu bleiben.
"Dinia, Kanto kann nicht die ganze Zeit bei dir bleiben. Er muß jetzt essen, und dann trainieren, damit er, wenn es darauf ankommt, genug kann, um dich verteidigen zu können. Also laß ihn schon gehen." sagte Koris zu ihr.
"Ich will aber, daß Kanto hierbleibt." forderte die junge Frau.
"Kanto komm!" befahl Koris mir, als er sah daß ich zögerte, ergänzte er scharf: "Das ist ein Befehl."
Immer noch zögernd befreite ich mich aus ihrer verzweifelten Umarmung und stand auf. Wenn es überhaupt etwas gab, das ich für Dinia tun konnte, dann war es sicher nicht, den ganzen Tag neben ihr zu sitzen. Es mußte doch irgendeinen Weg geben, Koris mitzuteilen, daß der Herr das Mädchen beim Geschlechtsverkehr ernsthaft verletzt hatte. Selbst wenn mir das gelang, war natürlich immer noch nicht sicher, daß es überhaupt eine Möglichkeit gab, den Herrn davon zu überzeugen, daß er anders mit seiner Frau umgehen mußte.

Kersti

Quelle: Erinnerung an ein eigenes früheres Leben


F136. Kersti: Fortsetzung: Sprachlosigkeit
F134. Kersti: Voriges: Nach wenigen Bissen nahmen die Schmerzen so überhand, daß ich mich weigerte, weiterzuessen
FI11. Kersti: Niemand braucht Sklavenjungen
VA106. Kersti: Reinkarnation
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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