erste Version: 8/2012
letzte Bearbeitung: 8/2012

Reinkarnationserinnerung: Der verwandelte Vater

F149.

"Komm herunter, wenn Du Dich traust. Ich langweile mich hier unten!"

Vorgeschichte: F14. Kersti: D

Ermin, eine Ahrimaninkarnation erzählt:
Arton führt mich an die Falltür des Turmes. Dann gibt er mir von hinten einen Stoß. Ich falle, da ich automatisch einen Schritt mache, um mich wieder zu fangen, mit den Füßen zuerst. Als ich unten aufkomme fange ich den Schwung des drei Stockwerke tiefen Falls auf, indem ich in die Knie gehe und federe wieder hoch. Meine Beine tun von dem Schock etwas weh, scheinen aber keinen Schaden genommen zu haben. Einen Augenblick bleibe ich danach unentschlossen stehen und frage mich, was ich tun soll. Ich hätte nie gedacht, daß mein eigener Vater, der Fürst dieses Landes mich in den Kerker werfen lassen könnte. Er liebt mich doch, oder?

Meine Arme sind auf meinen Rücken gefesselt. Ich knibbele mit den Fingerspitzen an meinen Fesseln herum, zerfasere die Bänder nach und nach, bis ich frei bin.

Ich weiß, wie der Kerker aussieht, denn ich kenne jeden Raum unserer Burg, dennoch untersuche ich ihn Zentimeter für Zentimeter, als würde ich glauben, daß hier plötzlich eine Tür erscheinen könnte oder ein Geheimgang zu finden wäre. Natürlich gab es nichts dergleichen und die Wände sind an dieser Stelle vier Meter dick. Aber ich hatte eben auch nichts Besseres zu tun, als diese nutzlose Untersuchung.

Irgendwann wurde ich müde und legte mich auf den kalten Steinboden schlafen. Nicht einmal eine Decke hatten sie mir gegeben. Ich rollte mich zusammen, um nicht ganz so sehr zu frieren.

Ich wachte auf, weil Arton, einer der Leibwächter meines Vaters, rief. Ich mag ihn nicht, da er sinnlos grausam zu Bediensteten in der Fürstenburg ist, in der ich aufgewachsen bin. Dennoch antworte ich. Er ließ mit einem Seil einen Eimer Wasser herunter. Ich mache den Eimer ab und beginne am Seil hochzuklettern.
"Laß das Seil los!" rief Arton herunter.
Ich kletterte schweigend weiter. Als ich fast oben bin, schlägt er mit einer Eisenstange gegen meinen Kopf und ich merke, wie meine Hände sich lösen und ich falle. Beim Aufprall spüre ich einen heftigen Schmerz in den Beinen und verliere die Besinnung.

Als ich wieder erwache, ist der Schmerz immer noch da, zunächst schwächer, doch bei jeder kleinen Bewegung tut es höllisch weh. Ich suche nach dem Eimer mit dem Wasser und stelle fest, daß er umgekippt ist. Vorsichtig taste ich meine Beine ab. Es ist ein blutiger, teilweise offener Bruch. Ich denke mir, daß das egal ist, denn ich werde hier sowieso sterben. Ich schließe die Augen - da es völlig dunkel ist, konnte ich auch vorher nichts sehen - und versuche mich zu entspannen.

Ich bekam jeden Tag zwei Scheiben Brot. Als ich sagte, daß ich das Wasser verschüttet hatte, lachte Arton jedoch nur und meinte, neues gäbe es erst in einer Woche. Auch meine gebrochenen Beine schienen ihn nicht zu interessieren. Ich wußte, daß betteln sinnlos wäre und versuchte es deshalb gar nicht erst.
"Vielleicht sollte ich auch nichts essen, dann werde ich bestimmt schneller sterben." dachte ich mir.
Andererseits sprach auch nichts gegen das essen. Sterben würde ich sowieso irgendwann.

Die Zeit erschien mir wie eine Ewigkeit. Ich verdurstete trotzdem nicht, bevor das neue Wasser kam. Wegen der Schmerzen in den gebrochenen Beinen lag ich die meiste Zeit nur still am Boden. Ich hatte viele Alpträume von meinem Vater, der sich in einen Drachen verwandelt und teilweise Fieber und Schüttelfrost.

Als Arton den neuen Eimer Wasser herunterließ, fasste ich wieder nach dem Seil, um daran hochzuklettern. Diesmal drohte mir er, das Seil durchzuschneiden.
"Dann gibt es eben kein Wasser mehr." meint er.
Ich lasse das Seil los - wahrscheinlich war ich sowieso zu schwach, um daran hochzuklettern. Schon beim ersten Versuch war ich oben ziemlich erschöpft gewesen. Er teilte mir mit, daß das Wasser für zehn Tage ist.
"Dann reicht es nur, um zu trinken." denke ich mir.
Ich trinke weniger, als ich nach den Tagen des Durstens gerne gehabt hätte. Ich mußte mir das Wasser einteilen.

Während ich auf meinen Tod warte, hören die Schmerzen in meinen Beinen langsam fast auf. Sie heilen wieder zusammen, aber wie ich beim Betasten merke, völlig schief. Das eine ist rechtwinklich in der Mitte abgeknickt, das andere hat sich stark verdickt und um die Hälfte verkürzt, weil die gesplitterten Hälften der Unterschenkelknochen aneinander vorbeigerutscht sind und so dann zusammenheilten. Ich sage mir, daß das egal ist, weil ich sowieso in diesem Leben nicht mehr als nur ein paar Schritte von Kerkerwand zu Kerkerwand werde laufen können.

Arton drohte mir jedes mal, wenn er Essen brachte, Foltern an.
"Komm herunter, wenn Du Dich traust. Ich langweile mich hier unten!" rufe ich jedes mal spöttisch zurück.
Er kam nicht.
"Schade", dachte ich mir, "Das wäre eine gute Gelegenheit zur Flucht gewesen".

Kersti

Fortsetzung:
F150. Kersti: Ich fand es schon merkwürdig, daß ich mich vor Engeln fürchtete, aber nicht vorm Teufel

Quelle

Erinnerung eines Anteils meiner Gruppenseele an eine Erfahrung aus der geistigen Welt
EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI12. Kersti: Der verwandelte Vater
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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