erste Version: 8/2012
letzte Bearbeitung: 8/2012

Reinkarnationserinnerung: Der verwandelte Vater

F156.

"Verdammt noch mal, kann sie sich nicht einfach normal benehmen?"

Vorgeschichte: F155. Kersti: Thomar hat sie vorläufig eingesperrt, weil Theodar unserem Vater den Kopf abgeschlagen hat

Ermin, eine Ahrimaninkarnation erzählt:
In der Nacht träumte ich, daß mich mein Vater immer wieder fragte, ob ich ihm trotz allem noch mag. In diesem Traum weinte ich jedesmal, wenn er das fragte, weil ich mir nicht sicher gewesen war, daß er mich noch liebt und mich diese Frage deshalb ungemein tröstete - gerade so, daß ich mich genug entspannen konnte, um richtig zu weinen. Es gelang mir nicht, zu antworten, obwohl es doch auch für ihn wichtig war, daß ich ihm sage, daß ich ihn immer noch liebe. Dann sagte er mir, daß ich Theodar und Kiris unbedingt sagen muß, daß ich ihnen ihren Mord nicht übel nehme.
"Hast du es ihnen denn gesagt?" fragte ich.
Er sah so ertappt und beschämt aus, daß ich wußte, daß er sich das nicht getraut hatte.

Am nächsten Morgen erwachte ich in meinem eigenen Bett. Ich versuchte wie gewohnt aufzustehen und stellte fest, daß das nicht klappte. Ich sah meine widerspänstigen Beine an - da erst wurde mir klar, daß der Aufenthalt im Kerker nicht einer meiner schlimmen Alpträume von einem Vater, der sich in einen Drachen verwandelt, gewesen war. Die Geschichte mit dem netten Teufel war immerhin seltsam genug gewesen, daß man sich leicht hätte einbilden können, daß das alles nur ein Traum war.

Kann mir bitte jemand erklären, warum ich Engel fürchte und Teufel sympathisch finde? Ich bin doch Christ, verdammt! Und so weit ich das beurteilen kann ein besserer Christ als die meisten.

Ich sah mir meine Beine an und dachte nur:
"Scheiße, es ist echt!"
Dann war offensichtlich auch die alptraumhafte Geschichte, daß mein Vater einen Bediensteten ermordet und von mir mehrfach daran gehindert wurde, noch einen Menschen zu ermorden, kein Märchen. Und wenn ich dann hinterher wieder hier bin, dann ist mein Vater auch wirklich tot.

Ich dachte an den Traum, in dem ich so geweint hatte, weil mein Vater mich fragte, ob ich ihn noch mag und mußte wieder weinen. Wie war ich nur in diesen Alptraum hineingeraten? Verdammt, so etwas gibt es doch wirklich nur in Märchen!

Dann dachte ich an das Ende des Traums.

Die Tür öffnete sich und Kera, meine persönliche Dienstmagd kam mit dem Frühstück herein. Ich zog mir schnell die Decke über die Beine, weil ich noch nackt war. Sie blieb verunsichert stehen, offensichtlich weil sie die Bewegung auf meine Verletzungen und nicht meine Nacktheit bezog. Dann sah ich ihr mitleidig betroffenes Gesicht und es war mir unangenehm.
"Verdammt noch mal, kann sie sich nicht einfach normal benehmen?" fragte ich mich.
Natürlich würde ich alles nur noch schlimmer machen, wenn ich ihr so etwas laut sagte. Ich bedankte mich also für das Frühstück, als hätte sie sich völlig normal benommen und fragte sie dann, wo Theodar ist.

Da brach sie in Tränen aus. Verwirrt fragte ich sie, was denn jetzt los ist.
"Ach es ist alles so furchtbar geworden!" rief sie.
"Na, das kann man wohl sagen." antwortete ich "Aber ich muß wirklich mit Theodar sprechen. Er hat bestimmt ein übel schlechtes Gewissen, weil er meinen Vater ermordet hat, dabei weiß ich wirklich nicht, was er sonst hätte machen sollen."
"Dann wird er nicht bestraft?" fragte sie und sah gleich viel glücklicher aus.
"Nein er wird nicht bestraft. Thomar mußte ihn nur einsperren, weil er ihn wohl kaum öffentlich dafür belobigen konnte, daß er meinen Vater einen Kopf kürzer gemacht hat. Tatsächlich können wir ihn auch nicht offiziell einen Held nennen, aber dafür sorgen, daß er letztlich keinen Schaden davon hat und sicherstellen, daß er versorgt ist, das können wir schon." erklärte ich.
Es war schon erstaunlich wie viel fröhlicher sie plötzlich aussah.

"Er ist immer noch in Haft, aber es geht ihm gut. Ich habe ihm gerade das Frühstück gebracht."
"Gut dann bringst du mich jetzt dorthin."
"Aber der Arzt hat gesagt, daß Du nicht aufstehen darfst."
Ärzte! Meine Beine waren längst verheilt!
"Dann schick den Arzt hierher." befahl ich.

Ich zog mich an.

Der Arzt fand es überhaupt nicht gut, daß ich aufstehen wollte. Er meinte, ich wäre zu lange im Kerker gewesen und müsse mich erst erholen.
"Das ist richtig. Ich war lange im Kerker. Lange genug um wieder gesund zu werden nachdem ich mir beide Beine gebrochen habe." antwortete ich.
"Du hättest sterben können!"
"Bin ich aber nicht. Und ich habe mich dort beinahe zu Tode gelangweilt. Ich werde jetzt nicht noch ein paar Tage mehr im Bett verbringen, nur weil Du denkst, ich hätte dort auch sterben können."
Schließlich begleitete mich der Arzt zu der Zelle in der Theodar war. Sein besorgtes Getue ging mir herzhaft auf den Geist.

Ich mußte mich mehrfach daran erinnern, daß man Untergebene nicht zu heftig anfahren darf, besonders nicht nach einer solchen Zeit, wie wir sie gerade hinter uns hatten, weil mich dieses Benehmen so nervte.

Ich öffnete die Tür und dachte mir, daß die Zelle doch sehr viel ziviler aussah als der Turm, in dem ich die letzten Wochen verbracht hatte. Ein schönes weiß bezogenes Bett, Tisch und Stuhl und ein Frühstücksteller, auf dem anständiges Essen war. Theodar blickte auf, starrte auf meine Beine und wurde schneeweiß.

Ich bat ihn, mir auf den Stuhl zu helfen, um diese Schrecksekunde zu überbrücken, lehnte mich zurück und wußte dann nicht weiter.
"Ihr wolltet mich sprechen?" fragte Theodar schließlich.
"Tut mir leid, Theodar. Ich dachte gerade nur, was für eine Alptraumzeit wir alle hinter uns haben. Und daß ich immer noch nicht weiß, was alles passiert ist, während ich im Turm war."
"Ich habe deinem Vater den Kopf abgeschlagen."
"Das weiß ich. Und ich weiß auch nicht, wie man den Wahnsinn anders hätte beenden sollen. Mach dir also keine Sorgen wegen irgendwelchen Strafen. Uns muß nur noch etwas einfallen, wie wir damit offiziell umgehen können, damit das nicht als offizielle Erlaubnis aufgefaßt werden kann, Herrschern mal eben den Kopf abzuschlagen, wenn sie anfangen unbequem zu werden."
"Das hat Thomar auch gesagt." meinte er.
"Thomar hat recht. Und es wäre mir eine große Hilfe, wenn Du mir jetzt einfach mal erzählen könntest, was so alles geschehen ist."
"Du warst plötzlich verschwunden! Und es hieß, sie würden dich foltern." sagte er und brach dann ab.
Da er nicht weiterredete und aussah als könne er nur mit Mühe die Tränen zurückhalten, erbarmte ich mich und erzählte zunächst meinen Teil der Geschichte.
"Sie müssen mir etwas ins Essen getan haben. Jedenfalls merkte ich nicht, wie sie nachts in mein Zimmer kamen, Kleidung und Waffen wegnahmen und mir etwas Altes zum Anziehen bereitlegten. Ich erwachte erst, als mir jemand einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete und war dann zu benommen, um mehr zu tun, als die zehn Bewaffneten in meinem Zimmer erstaunt anzusehen. Erst als mich Arton mehrfach mit der Reitgerte schlug, wurde ich wach genug, um aufzustehen. Arton führte mich in den Fluchtturm und stieß mich durch die Falltür runter in den Turm-Unterteil."
"Und dabei hast Du Dir die Beine gebrochen?" fragte er.
"Nein, das war später als ich versucht habe an dem Seil hochzuklettern, mit dem er mir das Wasser immer heruntergelassen hat und er mir mit einer Eisenstange so gegen den Kopf geschlagen hat, daß ich die Besinnung verloren habe." erklärte ich.
"Hat sich denn wenigstens jemand um Deine Verletzungen gekümmert?" fragte er mich.
"Nein. Ich habe nicht einmal Ersatz für das so verschüttete Wasser bekommen." erklärte ich.
"Mein Gott!"

Danach verfiel er in brütendes Schweigen.
"Es ist mir aber wirklich wichtig, daß mir irgendjemand mal erzählt, was passiert ist, während ich im Turm war!" meinte ich schließlich.
Theodar brach in Tränen aus und ich wußte langsam wirklich nicht mehr was ich noch tun oder sagen sollte.
"Aber ich habe ihn doch gemocht!" rief er.
Ich fing auch an zu weinen.
"Das weiß ich doch. Deshalb bin ich doch gekommen um mit dir zu reden."

Ich hörte Schritte, der Schlüssel drehte sich im Schloß. Mein Bruder stand in der Tür. Wie beiden starrten ihn einen Augenblick nur an, dann sagte ich:
"Setzt dich, ich glaube auf dem Bett ist noch Platz."
"Was machst Du denn hier?" fragte er mich.
"Ich bespreche mit Theodar, was inzwischen geschehen ist." antwortete ich.
"Und?"
"Wir sind nicht weit gekommen. Zu viele schmerzhafte Themen." erklärte ich.
Mein Bruder kam herein, setzte sich auf das Bett und brachte danach erst einmal kein Wort heraus. Ehe ich erneut meine Frage nach der Zwischenzeit stellen konnte, öffnete sich die Tür wieder und Thomar, der Offizier unserer Leibwache stand in der Tür.
"Hol Kiris auch noch, sonst müssen wir alles noch einmal besprechen. Und er soll seinen Stuhl mitbringen." sagte ich.
"Bei der Gelegenheit kannst Du gleich noch in der Küche bescheid sagen, daß sie das Mittagessen nachher hier herbringen sollen, und zwar für alle dasselbe." befahl mein Bruder.
"Na die werden aber schön jammern, daß sie die fürstliche Familie nicht angemessen füttern können." meinte Thomar.
Ich schmunzelte und forderte Thomar mit einer Handbewegung auf, zu tun, was wir ihm gesagt hatten.

Auch mein Bruder fragte Theodar nach dem, was in der Zwischenzeit so alles geschehen war und der druckste genauso herum wie vorher bei mir, so daß nichts wesentliches gesagt wurde, bis Thomar mit Kiris zurückkehrte. Kiris blieb verblüfft in der Tür stehen, als er sah, wer hier alles versammelt war.
"Ich dachte ich wollte mal eine Krisensitzung mit denen machen, denen ich vertraue. Setzt euch." sagte ich laut.
Da mein Bruder keine Anstalten machte, vom Bett aufzustehen, setzte sich Thomar auf den zweiten Stuhl und Kiris auf das Bett.
"Offensichtlich hat mein Brüderchen masochistische Tendenzen, sonst hätte er sich nicht einen der unbequemsten Plätze im Zimmer ausgesucht." zog mich mein Bruder auf.
"Ach weißt du, ich dachte, nach der Zeit im Turm bekomme ich bestimmt einen Schock, wenn plötzlich alles zu bequem ist!" antwortete ich.
Ich war der einzige, der darüber lachen konnte.

"Wir wußten alle nicht, wo Du warst. Es wäre deshalb gut, wenn du einmal kurz zusammenfassen würdest, was inzwischen geschehen ist." wandte sich Thomar an mich.
Diesmal begann ich mit meiner Erzählung etwas früher, nämlich mit den ersten Anzeichen, daß mein Vater begann sich zu verändern. Und ich erzählte ausführlich, welche Hilfe Theodar und Kiris dabei gewesen waren, meinen Vater von weiteren Morden abzuhalten. Mein Bruder hatte diese Episoden nicht mitbekommen, da er in einer anderen Stadt zum studieren war. Den Teil mit dem netten Teufelchen, das mich im Turm besuchte, um mir die Zeit zu vertreiben, ließ ich weg, weil ich fürchtete, daß mich die anderen dann auch für verrückt halten könnten und unter den gegebenen Umständen mußte ihnen das richtig Angst machen.

Kersti

Fortsetzung:
F157. Kersti: "Hast Du Theodar und Kiris diesen Mord befohlen, Thomar?"

Quelle

Erinnerung eines Anteils meiner Gruppenseele an eine Erfahrung aus der geistigen Welt
EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI12. Kersti: Der verwandelte Vater
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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