erste Version: 9/2013
letzte Bearbeitung: 13/2013

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F201.

Gespräche mit Ellys Mördern

Vorgeschichte: F368. Kersti: W

Karl erzählt:
Und nachdem sie uns einige Jahre später gezeigt hatten, daß wir unseren Staat nicht unter Kontrolle hatten, haben sie uns vor Augen geführt, daß wir uns darin getäuscht haben, indem sie uns plötzlich die Täter als Verhandlungspartner vor die Nase gesetzt haben. Das war wohl als Ohrfeige und Gemeinheit gedacht. Es hat mich zu dem Zeitpunkt nicht mehr besonders gewundert, weil es zu dem Bild paßte, daß ich mir inzwischen von diesen Hintermännern gemacht hatte und ich hatte mir da längst angewöhnt vor ihnen nie etwas auszusprechen, ohne mir sicher zu sein, was ich da beobachtet habe und welche Reaktion sinnvoll ist. Ich bin zunächst stehengeblieben und habe sie gemustert, dann habe ich mich hingesetzt ohne etwas dazu zu sagen. Am Ende des Gespräches sagten sie, in Zukunft wären die Mörder unsere Gesprächspartner - und sie würden sich nur mit mir unterhalten. Ich habe nichts dazu gesagt, sondern nur schweigend jede anwesende Person sorgfältig beobachtet.

Ich ging also zu diesen Gesprächen und tat das Ungefährlichste, was mir einfiel: Ich hörte mir alles an, was sie sagten und äußerte für alles Verständnis. Verständnis ist nicht dasselbe wie Zustimmung. Aber dennoch hat es mir aus mehreren Gründen fast das Herz zerrissen, denn ich mußte dieses Verständnis nicht heucheln. Und es war nicht nur Verständnis sondern Liebe. Sie zwangen mich, täglich stundenlang mit ihnen zu reden, weil sie nach Liebe so ausgehungert waren. Und diese therapeutischen Gespräche waren an sich schon eine Überforderung, wo ich nicht die Machtmittel hatte, sie abzulehnen. Als Geisel hatten sie ja ein ganzes Land.

Da waren diese Wesen, die als ich zwölf war, meine Geliebte grausamst zu Tode gefoltert hatten und sie erzählten mir wie sie diversen anderen Menschen ähnliche Grausamkeiten zufügen wollten. Natürlich haben wir die geplanten Opfer nach Möglichkeit gewarnt, hatten aber nicht immer Erfolg mit der Warnung. Und manchmal erzählten diese Mörder mir auch ihre Erfolgsgeschichten. Es herauskommen zu lassen, hätte dazu geführt, daß sie verunfallt worden wären, aber dann wären einfach nur andere Mörder statt ihrer eingesetzt worden. Das allein zerriß mir schon fast das Herz, weil ich zu viele Grausamkeiten hautnah mitbekam, ohne sie wirksam verhindern zu können. Aber ich wußte, sie hätten ohne eine Spur schlechtes Gewissen auch meine besten Freunde ermordet.

Sie erzählten mir ihre Kindheit und all ihre großen und kleinen Kümmernisse und mir wurde bewußt, daß ich im Vergleich zu ihnen unendlich reich war. Ich habe gesagt, daß ich aus sehr armen Verhältnissen stammte? Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr ich mir diese ärmliche Kindheit mit den einfachen Weihnachtsfesten, wo es vielleicht nur ein Bonbon als Geschenk gab oft zurückgewünscht hätte in dem Wahnsinn der danach kam. Was für eine liebevolle, glückliche Kinderwelt! Ich habe später mit niemandem über meine Mutter geredet und nie laut Bedauern geäußert, daß ich das hinter mir lassen mußte, aber ich habe meiner Mutter - mit diversen Sicherheitsmaßnamen und ohne das je einem anderen Menschen mitzuteilen - ein Leben lang regelmäßig Briefe geschrieben, damit sie weiß, daß ich lebe und wie es mir geht. Ihr ist meines Wissens nichts passiert.

Wie habe ich mich in späteren Jahren, wenn ich mich heimlich mit Bündischen getroffen habe, um ihnen Informationen für den Widerstand zu übergeben, danach gesehnt, einfach mal wieder so sorglos wie früher auf Fahrt gehen zu können, ohne mir jedes mal denken zu müssen "Und in meinem Namen, werden diese wunderbaren Menschen jetzt ermordet!" Ach diese wunderbaren Bündischen, die es sofort gemerkt haben, als dieser Staat vom Weg abkam und begonnen haben Widerstandsnetze zu organisieren. Sie waren nicht die einzigen, die so gehandelt haben, aber die Bevölkerungsgruppe, wo der Anteil am höchsten war.

Und wie habe ich mich nach den glücklichen Stunden mit Elly zurückgesehnt.

Aber das waren ja bei weitem nicht die einzigen, die mir Liebe entgegengebracht haben.

Nach Ellys Tod habe ich mich an Göring um Hilfe gewandt - und er hat sich von da ab um mich gekümmet, als wäre ich eines seiner eigenen Kinder. Dann gab es diesen Ingenieur, der mich ausbilden sollte und immer so stolz auf seinen begabten Schüler war. Ihn haben sie übrigends auch ermordet. Und einen kleinen Lehrling aus der Fabrik, bei dem ich so leichtfertig war, mal ein wenig Freizeit mit ihm zu verbringen, den haben sie auch ermordet.

Kersti

Fortsetzung:
F192. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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