erste Version: 2/2014
letzte Bearbeitung: 2/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F315.

"Sollte euch so etwas Absurdes passieren, wie daß ihr mich mit einem grünen Ballettröckchen durch den Wald marschieren seht, dann ist das wie ein großes Umhängeschild mit der Aufschrift 'Melde mich, wenn du mich siehst'"

Vorgeschichte: F314. Kersti: "So sehr ich mich darüber ärgere, daß ihr mich überhaupt gesehen habt, muß ich doch zugeben, daß ihr dafür eine Belobigung verdient habt"

Karl erzählt:
Ich hatte zwar nicht konkret vor, aus dem Land zu fliehen, doch wenn die Situation unerwartet so wäre, daß ich würde fliehen wollen, wäre es sinnvoll, einen praktikablen Fluchtplan mit allen materiellen Vorbereitungen fertig in der Tasche zu haben, damit nicht irgendetwas wesentliches fehlt oder nicht erreichbar ist, wenn ich tatsächlich fliehen muß.

Ich stellte also aus meinem Fahrtengepäck etwas zusammen, mit dem man zu jeder Jahreszeit mindestens zwei Länder weiter wandern könnte. Natürlich konnte ich mich dabei im Wesentlichen nur um Bargeld, Kleidung, Zelt und Schlafsack kümmern, da man nicht das Essen für mehrere Wochen auf dem Rücken tragen kann, aber genau das gibt einem dann auch die Unabhängigkeit von Gebäuden und öffentlichen Verkehrsmitteln, die man braucht, um nicht zur falschen Zeit gefunden zu werden.

Außerdem kundschaftete ich zur selben Zeit das umfriedete Waldstück um Carinhall so gründlich aus, daß ich wußte, an welchen Stellen man den Zaun übersteigen konnte, ohne bemerkt zu werden. Solche Stellen sollte es natürlich nicht geben, aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dabei ergänzte ich die Hose durch ein glitzernd grünes Ballettröckchen.

Der Dauerbefehl, alles Ungewöhnliche zu melden, hatte einerseits die Funktion, daß wir es erfahren wollten, wenn Gäste auf Carinhall irgendetwas taten, was in die Kategorie Landesverrat fallen könnte. Es hatte aber auch die Funktion, zu prüfen, ob wir die Dinge, die wir selber taten und die kein Unbefugter mitbekommen sollte, unauffällig genug machten. Wenn wir unseren eigenen Soldaten nicht getraut hätten, wären sie nicht als Streife auf Carinhall eingesetzt gewesen. Aber was sie entdecken konnten, würde auch jeder unerwünschte heimliche Beobachter herausbekommen können.

Als ich irgendwann gerade den Weg überquerte, bog gerade eine Streife um die Ecke und musterte mich fassungslos. Ich grinste ihnen kurz zu und verschwand dann im Gebüsch, während sie weitergingen und so taten als sei nichts geschehen.

Am Abend fragte mich mein Judolehrer, was ich mir dabei gedacht hätte, in einem Ballettröckchen durch die Gegend zu rennen.
"Danke, das wollte ich wissen. Ich wollte prüfen, ob ich beobachtet werde und ob korrekt Meldung gemacht wird, wenn das geschieht." erklärte ich. Er war nämlich der Vorgesetzte, dem die Soldaten hatten Meldung erstatten müssen.
Er mußte schmunzeln und meinte: "Du bist schon einer!" und etwas später "Weißt du übrigens, daß sie dich Schorfheidetarzan nennen?"
"Nein das wußte ich noch nicht. Hast du es Hermann schon erzählt? Er findet das bestimmt lustig." antwortete ich.

Drei Tage später ging ich ins Lager der Soldaten. Das durfte ich auch offiziell, weil ich Hermann Göring klar gemacht hatte, daß, wenn ich da nicht sicher war, das nur hieß, daß ich hier überhaupt nicht sicher war, weil wir uns auf unsere Wachmannschaften nicht verlassen konnten. Diese Argumentation hatte ihn so weit überzeugt, daß er es mir erlaubt hatte. Zumal er es sehr wichtig fand, daß ich möglichst viel vom Kampftraining mitmache.

Ich suchte dort die beiden auf, die mich nackt auf dem Baum hatten klettern sehen und fragte sie nach ein paar einleitenden Sätzen:
"Hat es eigentlich nach der Geschichte mit dem Schorfheidetarzan noch einmal Gerede über mich gegeben?"
"Nein, also, mir ist zumindest nichts aufgefallen. Warum?"
"Ich habe etwas gemacht, bei dem ich wissen wollte, ob ich beobachtet werde. Naja und sollte euch so etwas absurdes passieren wie, daß ihr mich mit einem grünen Ballettröckchen durch den Wald marschieren seht, dann ist das wie ein großes Umhängeschild mit der Aufschrift 'Melde mich, wenn du mich siehst'."
Er begann laut zu lachen, als er das hörte. Einer der anderen jungen Männer, die hier Dienst taten kam gerade in die Baracke und fragte "Was gibt es hier zu lachen?" Danach kamen noch mehrere andere herein, die ebenfalls Neugier äußerten.
"Unterliegt das auch der Geheimhaltung?" fragte mich einer der beiden mit denen ich geredet hatte leise.
"Ach was." antwortete ich so laut daß es jeder hören konnte "Daß ich gesagt habe 'Sollte euch so etwas Absurdes passieren, wie daß ihr mich mit einem grünen Ballettröckchen durch den Wald marschieren seht, dann ist das wie ein großes Umhängeschild mit der Aufschrift 'Melde mich, wenn du mich siehst'' kannst du ruhig im ganzen Lager herumerzählen."
Alle lachten.
"Du hast aber auch Ideen." meinte einer der jungen Männer.
Daß ich die Idee in den letzten Tagen praktisch umgesetzt hatte, verriet ich ihm nicht. Die beiden, die mich so gesehen hatten, würden natürlich von dem Spruch hören und sich ihren Teil denken.

"Sag mal, war das mit dem nackt klettern auch so ein Umhängeschild?" fragte einer.
"Nein. Das hatte leider einen viel ernsteren Grund. Die Leute, die mich so gefoltert haben, sind richtige Meister ihres Fachs. Eine Fähigkeit, die eigentlich nirgendwozu gut ist, wenn du mich fragst. Sie wissen wie man einem Menschen unfaßbare Schmerzen zufügen kann, fast ohne daß man nachher irgendetwas sieht. Jedenfalls haben sie irgendeinen Trick mit Drogen gemacht, der bewirkt hat, daß meine Haut jetzt viel empfindlicher ist als vorher. Immer wenn ein Kleidungsstück irgendeine komische Falte, einen Knoten im Stoff oder eine Naht hat wo ein paar Fäden in Richtung Haut stehen, fängt die Haut an zu brennen, als hätte man einen Topf kochendes Wasser darübergeschüttet. Ihr könnt mir glauben, ich habe mehrfach nachgeschaut, ob da nicht vielleicht eine Brandblase ist. Aber nein, die Haut sieht immer völlig unschuldig und harmlos aus, sie tut nur viehisch weh. Wie ihr sicherlich wißt, hat ein Mann das empfindlichste Körperteil zwischen den Beinen. Und deshalb könnt ihr euch vielleicht vorstellen, warum ich Hosen plötzlich gar nicht mehr leiden kann."
Ich merkte, daß meine Stimme viel zu wütend klang. Den Soldaten fiel der Humor in meinen Sätzen deshalb offensichtlich gar nicht mehr auf. Ich dachte mir, daß ich wohl noch etwas an meiner Selbstbeherrschung arbeiten mußte.

Kersti

Fortsetzung:
F327. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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