erste Version: 2/2014
letzte Bearbeitung: 2/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F316.

Ich war überzeugt, daß ein Fluchtversuch doch keinen Erfolg haben könnte

Vorgeschichte: F401. Kersti: D

Karl erzählt:
Ich war überzeugt, daß ein Fluchtversuch doch keinen Erfolg haben könnte. Schließlich waren bisher fast alle meiner zahllosen Fluchtversuche mißlungen. Nur war mir keine bessere oder sinnvollere Freizeitbeschäftigung eingefallen, als mir weitere und immer absurdere Methoden einfallen zu lassen, mit denen man fliehen kann. Andererseits hatte ich alles vorbereitet und mußte es nur noch ausführen und ich wußte immerhin keinen konkreten Grund, warum es auch diesmal schiefgehen sollte.

Ich machte also eine Faust und zog mit dem rechten Arm an der Handschelle. Der Bettpfosten verbog sich an der Stelle, wo ich ihn fast durchgesägt hatte, bis das andere Ende der Kette abrutschte und der Arm frei war. Danach griff ich unter die Matratze und holte die Bettfeder hervor, die ich zu einem Dietrich umgearbeitet hatte. Ich befreite mich von den anderen Hand- und Fußketten und ging zur Tür. Die Alarmanlage, die es melden sollte, falls ich die Ketten aufschloß, hatte ich schon am Vorabend unauffällig kurzgeschlossen. Ich verband zwei versteckte Drahtschlaufen mit einer Kette, schloß die Tür auf und duckte mich unter der Kette durch. Die Tür war mit einer Alarmanlage gesichert, die melden sollte, wenn sie offen steht. Dann ging ich zu einem Gitterkäfig, in dem zwei kleine, zerschundene nackte und völlig verängstigte Kinder waren. Ein Junge und ein Mädchen. Ich schloß eine weitere Alarmanlage kurz, holte die beiden heraus und ließ sie Mäntel anziehen, die an der Wand hingen. Mit barscher Stimme befahl ich ihnen, mir zu folgen. Sie gehorchten still, mit großen ängstlichen Augen. Ich führte sie zu einem Kanaldeckel im Boden des Kellers der ebenfalls mit Gitter und Alarmanlage gesichert war. Ich schloß die Elektronik kurz, öffnete den Deckel, nahm eine Kette von der Wand und befahl den Kindern, an der Kette hinab in den Kanal zu klettern. Sie gehorchten ohne Widerspruch, aber ich konnte sehen, sie glaubten, daß das wieder ein Teil irgendeiner gemeinen Folter werden würde.

Ich folgte ihnen, schloß den Kanaldeckel über mir und führte sie unterirdisch mehrere hundert Meter durch das Kanalsystem. Die letzten Meter mußte ich mich ducken, da der Kanal nicht besonders hoch war. Dann kletterte ich einen Kanalschacht hoch, drückte den Deckel auf, legte ihn zur Seite und rief die Kinder hoch. Ich ging durch einen Garten zur Hintertür eines Restaurants, öffnete, trat ein. Eines der Mädchen, die als Bedienung arbeiteten, sah mich, riß ihre Augen entsetzt auf und rannte raus in die Küche. Kurz darauf kam eine dicke Frau mit einem langen, scharfen, drohend erhobenen Messer an. Die Kinder, die sich vorher sichtlich vor mir gefürchtet hatten, versteckten sich nun hinter mir.
"Madam, ich bitte sie. Stecken sie, s'il vous plait, das Messer weg, sie erschrecken die armen Kinder ja zu Tode." sagte ich in einem sanften, höflichen Tonfall, den ich bisher nur vom Hochadel bei förmlichen Diners gehört hatte.
Sie erstarrte und ihr Gesicht zeigte völlige Verwirrung, ob des Widerspruchs zwischen meinem Auftreten und dem sonstigen abgerissenen Erscheinungsbild. Ich amusierte mich königlich.

"Könnten sie mir ein Telefon reichen, damit ich Hilfe rufen kann? Die Kinder haben Schlimmes erlebt." bat ich immer noch in demselben milden Tonfall.
Ich wurde zusammen mit den Kindern, die mich nicht loslassen wollten, in die Kammer mit dem Telefon geführt, wartete bis sie den Stuhl mit einem alten Handtuch vor dem stinkenden Dreck geschützt hatten, der an mir klebte und rief die nächstgelegene Einsatzzentrale der Gestapo an. Dann identifizierte ich mich mit einem meiner vielen falschen Namen, nannte die korrekten Codewörter und forderte einen Einsatzwagen für eine Fahrt nach Carinhall an. Der Beamte meldete, daß der Wagen in fünf Minuten da sein würde. Ich bedankte mich und riet ihnen, irgendetwas zum Unterlegen mitzubringen, wir wären sehr schmutzig. Die Wirtin wirkte noch verwirrter als die plötzlich meine knappen klaren Befehle hörte, an denen abzulesen war, daß ich offensichtlich einen hohen Rang haben mußte.

Ich lächelte sie verschmitzt an und meinte in meinem normalen Ton:
"Wenn sie mir jetzt noch einen Gefallen tun wollen, könnten sie den Kindern etwas zu essen bringen. Sie haben zwei Tage nichts bekommen."
Ob es wirklich nur zwei Tage waren, bezweifelte ich noch und den Rest der Geschichte würde ich nicht erzählen, sonst hätte die arme Frau noch die nächsten zehn Jahre Alpträume davon.
"Die armen Kleinen!"
Die Frau lief raus und kam mit drei Brötchen, Wurst und ebensovielen Äpfeln zurück. Ich bedankte mich und sagte den Kindern, daß sie langsam essen und gut kauen sollen, weil man krank werden kann, wenn man lange nichts gegessen hat und dann plötzlich zu schnell und zu viel ißt. Ich hatte den Eindruck, daß sie mir nur deshalb gehorchten, weil sie fürchteten, ich könnte sie sonst bestrafen.

"Du", fragte der Junge, "sperrt uns die Polizei dann wieder ein?"
"Nein." sagte ich, "Ich habe da einen ganz großen Freund der ihnen furchtbaren Ärger machen wird, wenn sie euch etwas tun. Die werden ganz genau das tun, was ich ihnen sage."
"Aber Haushofer hat gesagt, wenn wir nicht brav sind bringt er uns zur Gestapo und die foltern uns dann noch schlimmer."
Die Wirtin sah entsetzt aus.
"Haushofer darf man nicht alles glauben. Der lügt manchmal immer." antwortete ich.

Aus der Wirtsstube war eine Stimme zu hören, die sich als Gestapobeamter identifizierte und nach der Wirtin fragte. Die Frau lief hinaus und führte ihn zu uns in die Kammer mit dem Telefon. Der Polizist überreichte mir als allererstes eine Dienstwaffe mit Munition, ich bedankte mich und sagte zu den Kindern:
"Siehst du, jetzt habe ich eine Pistole und kann jeden erschießen, der euch was tun will!"
Die Wirtin und der Polizist sahen beide entsetzt aus. Ich lächelte den Beamten an und meinte:
"Sie wollen doch so kleinen Kindern nichts tun, nicht wahr?"
"Nein selbstverständlich nicht!" antwortete der Mann ehrlich entsetzt ob dieser Vorstellung.
Der Junge dachte darüber nach und zum ersten mal seit ich ihn kannte, sah ich ihn lächeln. Kein freundliches Lächeln sondern eher ein böses Grinsen, aber gegenüber der bisher völlig hoffnungslosen und verängstigten Miene war das ein großer Forschritt.
"Erschießt du dann auch Haushofer, ..." der Junge nannte die Namen von diversen Schergen Haushofers, die sich an den Foltern beteiligt hatten "und Crowley?"
"Verdient hätten sie es, nicht wahr?" antwortete ich und grinste ihn an.
Er nickte nachdrücklich.

Die anwesenden Erwachsenen sahen ernsthaft entsetzt aus, ob der Worte die aus dem Munde eines so kleinen Kindes kamen. Ich fand die ganze Situation anstrengend und wünschte mir, daß ich mit jedem einzeln reden könnte, denn die Worte die ich zu den Kindern sagen mußte, damit sie das Gefühl hatten, halbwegs sicher zu sein, jagten den Erwachsenen offensichtlich richtig Angst ein. Sie hatten ja keine Ahnung, was die Kinder in den letzten Wochen erlebt hatten und ich hatte auch nicht die Absicht ihnen das in allen Einzelheiten zu erklären.
"Nein die Polizisten tun euch nichts." hätten mir die Kleinen einfach nicht geglaubt.
Wenn ich aber den Erwachsenen erklärt hätte daß meine Worte ein psychologischer Trick sind, um den Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, hätte das dem Trick die Wirksamkeit genommen. Abgesehen davon wäre die ehrliche Antwort auf die Frage ob ich auch Haushofers Schergen, Haushofer und Crowley erschieße gewesen:
"Ja natürlich, sobald sich eine Gelegenheit ergibt." und das hätte die Leute ernsthaft entsetzt, schließlich wußten sie nicht, daß jeder von den genannten schon diverse Menschen zu Tode gefoltert hat.

Natürlich war erschießen auch nicht wirklich eine dauerhafte Lösung, da wahrscheinlich war, daß zumindest Crowley im nächsten Leben ganz genau denselben Mist bauen würde. Haushofer schätzte ich dagegen so ein, daß er auf sich allein gestellt anfangen würde seine Problem aufzuarbeiten, bis er wieder vernünftig ist. Von den Schergen wären die meisten mit einer vernünftigen Erziehung zu ganz normalen Menschen geworden, vermutete ich, nachdem sie mir ihre halben Lebensgeschichten erzählt hatten. Eigentlich hätte man sie alle einsperren müssen und therapieren, bis man die Gründe dieser sadistischen Neigungen behoben hat. Aber das lag ja noch wesentlich weiter außerhalb meiner Möglichkeiten, als sie einfach zu erschießen.

Kersti

Fortsetzung:
F318. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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