erste Version: 12/2014
letzte Bearbeitung: 12/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F394.

Weihnachten

Vorgeschichte: F317. Kersti: D

Karl erzählt:
Es war der Morgen vor Heiligabend. Ich wurde zum Telefon gerufen. Haushofer war am Apparat. Mit hämischer Stimme erzählte er mir, daß es mich sicherlich interessieren würde, zu erfahren, daß meine Mutter letztlich an den Folgen der Foltern, die er ihr hätte angedeihen lassen, verstorben sei. Es war als hätte er mir ein Messer ins Herz gestochen.

Ich legte wortlos den Hörer auf die Gabel und ging hinaus. Unter den nächsten Bäumen abseits vom Weg blieb ich stehen und wußte nicht, was ich tun sollte. Innerlich war alles wie erstarrt und ich wagte nicht irgendetwas zu denken, weil ich fürchtete, das könne den Schmerz nur noch stärker machen. Ich floh in die innere Stille, um nicht noch mehr Schmerz zu erleben.

Ich weiß nicht wieviel Zeit vergangen ist, bis ich Göring schließlich nach mir rufen hörte. Ich antwortete und als ich sein Gesicht sah, wußte ich daß er bescheidwußte. Offensichtlich hatte er es mir auch angesehen, denn er fragte nur:
"Wie hast du es erfahren?"
"Haushofer hat angerufen." antwortete ich.
An seiner Miene konnte ich ablesen, daß er sich darunter ungefähr das vorstellte, was tatsächlich geschehen war. Das wiederum rief natürlich Fragen auf.
"Wußtest Du, daß er sie gefoltert hat?" fragte ich und sah sofort daß ich mit dieser Frage ins Schwarze getroffen hatte. Eine komplizierte Mischung an Schuldgefühlen, Zorn auf weit entfernte Personen, Verbitterung, Machtlosigkeit, Mitleid mit mir zeichnete sich in seiner Aura ab. Ich hatte nicht den Antrieb weiterzufragen, obwohl ich wußte, daß es wichtig gewesen wäre, weiterzubohren, bis er mir alles erzählt hat. Ich wußte nur, das hätte zu noch mehr Schmerz geführt und ich wußte nicht, wie ich das ertragen sollte, was ich schon erfahren hatte.

Er fragte mich, ob ich mit seiner Familie Weihnachten feiern wolle. Ich überlegte und dachte, daß es vielleicht ein wenig Ablenkung bringen könne. Also stimmte ich zu und kam mit.

Das mit der Ablenkung klappte nicht. Ich sah mir die ganze Zeit den Weihnachtsbaum an und dachte an die viel kleineren ärmlichen Weihnachtsbäume aus meiner Kindheit. Im Nachhinein habe ich mich immer gefragt, wie meine Mutter es geschafft hatte, daß wir jede Weihnachten einen Weihnachtsbaum hatten und daß es jede Weihnachten Plätzchen und irgendein kleines Geschenk für mich gegeben hatte. Schließlich hatte das, was wir hatten, ja nicht einmal zum Leben wirklich gereicht.

Ich war inzwischen zu dem Schluß gekommen, daß mir eine Kindheit in weniger ärmlichen Verhältnissen eine schlechtere Grundlage gegeben hätte, um mit dem Wahnsinn fertig zu werden, mit dem mich mein Schicksal konfrontiert hatte. Wenn die Verhältnisse weniger hart gewesen wären, hätte sie mir nicht vorleben können, daß liebe Güte, Anstand und Glück unter allen Umständen möglich sind.

In dem Leben, das ich inzwischen gelebt hätte, hätte man leicht den Glauben an das Gute in der Welt verlieren können. Aber immer wenn ich an meine Mutter gedacht hatte, war mir klar, daß die Annahme, es gäbe nichts gutes in der Welt einfach absurd war. Meine Mutter war gut und das gab mir Hoffnung.

Diese Weihnachten hatte ich meiner Mutter sagen wollen, daß ich sie für die beste Mutter von der ganzen Welt hielt.

Die Vorstellung daß sie genauso zu Tode gefoltert worden war, wie einige andere Menschen, die ich gekannt und geliebt hatte, schnitt mir tief ins Herz. Das Weihnachtsfest war eine Störung irgendwo am Rande meines Bewußtseins.

Irgendwann gab ich den Versuch mich abzulenken auf. Ich fragte Göring, ob er mir böse wäre, wenn ich zurück ins Soldatenlager ging und nachdem er dies mit nein beantortet hatte, ging ich in die Baracke, die jetzt mein Zuhause war und warf mich auf mein Bett. Ich weinte bis ich einschlief.

Kersti

Fortsetzung:
F395. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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