erste Version: 4/2015
letzte Bearbeitung: 4/2015

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Dämonenkind

F457.

Ich Idiot hätte ihnen die Schußverletzungen zeigen müssen, damit sie angemessen reagieren!

Vorgeschichte: F252. Kersti: Ich hatte Angst gehabt, ich könne sonst mit dieser unangemessenen Kleidung bei dem kalten Herbstwetter erfrieren

Karl erzählt:
Ich erwachte in einem Zimmer das ich noch nicht kannte. Es war sehr klein und enthielt nur ein Bett. Meine Schulter pochte und mein Kopf fühlte sich schwammig an. Mir wollte zunächst nicht einfallen, wie ich hierher gelangt war. Dann versuchte ich mich hinzusetzen und ein stechender Schmerz aus dem Bauchraum ließ mich innehalten. Da fiel mir alles wieder ein. Das hier mußte die Gefängniszelle sein, in die mich die Polizisten in der Nacht gesteckt hatten.

Beim zweiten Versuch, mich hinzusetzen, war ich vorsichtiger, um weder die verletzte Schulter noch die Bauchwunde zu belasten. Ich lehnte mich an die Wand und dachte nach. Eigentlich hätte mir irgendjemand etwas zu essen geben müssen, denn es war Winter und draußen sah es schon hell aus. Außerdem hätten sie den Arzt rufen müssen, denn dazu war die Polizei verpflichtet, wenn ein Gefangener verletzt oder ernsthaft krank war. Warum hatten sie das dann nicht getan? Da kam mir die Erkennstnis: Sie wußten nicht, wie es mir wirklich ging, schließlich hatte ich es, so weit ich mich erinnerte, gestern niemandem mitgeteilt, was bei Licht betrachtet, eine echte Dummheit gewesen war. Und die Verbände und die dicken Wollpullover hatten die Wunden verborgen, während meine Angewohnheit absolut niemals in Panik zu geraten, darüber hinweggetäuscht hatte, wie verzweifelt meine Situation war. Ich Idiot hätte ihnen die Schußverletzungen zeigen müssen, damit sie angemessen reagieren! Wie hatte ich nur so dumm sein können?

Hatten die mich hier einfach vergessen? Falls ja, war es Zeit, mich mal zu melden.

Ich versuchte aufzustehen und stellte fest, daß ich mich erschreckend schwach fühlte. Ich stützte mich mit dem gesunden Arm an der Wand ab und bewegte mich zur Tür, um dagegen zu klopfen. Vor der Tür blieb ich erst mal ratlos stehen, denn die gesunde Hand brauchte ich, um mich aufrecht zu halten und der andere Arm tat so scheußlich weh - und mein Gehirn arbeitete in Zeitlupe, so daß es mir einfach keine Lösung des Dilemmas ausspucken wollte. Ich war frustriert über meine Trägheit.

Ich hörte Schritte vor der Tür und sagte "Hallo?"
Ich war erschrocken, wie schwach meine Stimme klang.
"Wer ist da drin?" fragte eine Stimme.
"Das weiß ich nicht." antwortete eine andere Stimme, ehe mir eine Antwort einfallen wollte.
"Dann schau nach!"
Die Schritte entfernten sich wieder und ich hätte heulen mögen, so schwach, elend und hilflos fühlte ich mich. Ich hatte plötzlich Angst, daß man mich hier ganz allein sterben ließe. In irgendeinem Winkel meines Geistes begriff ich durchaus, daß diese Angst irrational war und die Polizisten vernünftig entsprechend ihrer Dienstvorschriften reagierten und daß sie wiederkommen würden, sobald sie in den Aufzeichnungen der Nachtwache nachgeschaut hätten. Aber bei meinen Gefühlen kam diese Erkenntnis irgendwie nicht an.

Bevor ich den Gedanken zuendegedacht hatte, machte jemand die Tür auf, das Türblatt berührte mich leicht und da ich zu schwach war, um normal einen Schritt zurückzutreten, brach ich zusammen. Der Beamte fauchte mich an:
"Paß doch auf!"
Er bückte sich, griff nach meinem Arm und ich schrie vor Schmerzen auf, als er mich hochziehen wollte. Er ließ erschrocken los und fragte, was denn los sei. Frustrierenderweise brach ich in Tränen aus. Aber die wichtigste Information mußte ich an den Mann bringen:
"Sie haben auf mich geschossen. Zwei mal."
"Und warum steht dann im Dienstbuch: 'Ein Junge. Ist vermutlich vor den Eltern davongelaufen'" fragte er.
"Weil ich nicht mehr klar denken konnte. Sie haben mich gegen den Kopf getreten." gab ich zurück.
"Ruf einen Arzt." befahl der Beamte seinem Kollegen.

Er fragte mich, ob ich lieber selber versuchen wolle, aufzustehen und auf das Bett zu steigen oder ob er mir helfen solle. Ich meinte, ich wolle es selbst versuchen, und es gelang mir irgendwie auch, auf das Bett zu kommen. Es war aber kaum möglich, eine halbwegs bequeme Stellung zu finden.
"So und jetzt erzähl schön von Anfang an, was passiert ist." sagte er, offensichtlich in der Absicht, mich zu beruhigen.
Ich überlegte, wo ich anfangen müßte, damit die Geschichte insgesamt verständlich würde und fühlte pure Verzweiflung. Die Geschichte war wesentlich zu lang und zu kompliziert, um sie mal eben so zu erzählen!
"Ich muß mit Hermann Göring sprechen." sagte ich.
"Es kann nicht mal jeder so einfach mit dem Polizeichef von ganz Bayern reden!"
"Er sucht mich aber bestimmt schon."
"Komm schon. Wer sind denn deine Eltern?"
"Ich bin Halbwaise. Hermann Göring ist für mich das was einem Vater am nächsten kommt." sagte ich.
Er sah mich zweifelnd an.
"Ich kann ihn aber nicht so einfach anrufen." meinte der Beamte.
"Dann geben sie mir das Telefon und ich rufe ihn an." meinte ich.
"Wo ist der Verletzte?" fragte jemand draußen.
"Hier!" rief der Beamte und damit war unser Gespräch zunächst unterbrochen.

Der Arzt half mir, mich auszuziehen, damit er mich untersuchen konnte und war entsetzt zu sehen, daß mein ganzer Körper grün und blau war. Er fragte, wie das passiert war.
"Das habe ich nicht so ganz mitbekommen, weil sie mich zuerst gegen den Kopf getreten haben. Aber sie haben auf mir rumgetrampelt." sagte ich.
"Und wer hat dich behandelt?" fragte er mit einem Blick auf die Verbände.
"Genau der, der auf mich geschossen hat."
"Ist das ein Arzt?"
"Eigentlich nicht, aber so weit ich das beurteilen kann, hat er genug Ahnung von Medizin."
Der Arzt entfernte die Verbände und betrachtete die sauber genähten Wunden.
"Hat er die Kugeln auch wirklich rausgeholt?" fragte er.
Ich überlegte, denn die erste Behandlung hatte ich nicht mitbekommen.
"Ja. Da waren zwei Kugeln auf dem Teller." fiel mir ein.
Der Arzt verordnete mir strenge Bettruhe, nachdem er mit seiner Behandlung fertig war.

Der Beamte kam mit dem Telefon ins Zimmer.
"Du hast gesagt, du kannst Hermann Göring einfach so anrufen. Das will ich sehen." meinte er.
Ich wählte seine Nummer und seine Sektretärin hob ab.
"Hier ist Kalle."
"Wo bist du?" fragte sie sofort.
Ich nannte den Standort der Polizeiwache.
"Wie bist du dahin gekommen?"
"Zu Fuß. Haushofer hat mich angeschossen. Der Arzt hat mir strenge Bettruhe verordnet." sagte ich.
"Ich schicke sofort einen Einsatzwagen, der dich abholen kommt." sagte sie.
"Könnten sie das bitte noch den Beamten hier erklären, damit sie wissen was los ist? Sie denken immer noch ich wäre ein Junge, der von zuhause weggelaufen ist." meinte ich.
Dann gab ich den Hörer an den Polizisten weiter. Von dem nachfolgenden Gespräch bekam ich nicht viel mit, da der Polizist hauptsächlich zuhörte und mir nicht viel erklärte.

Ich döste vor mich hin, bis sie kamen, um mich abzuholen. Glücklicherweise schickten sie einen Krankenwagen mit Liege, so daß ich keinen Schritt laufen mußte. Und als sie mich auf die Liege packten, öffnete ich nicht einmal die Augen, sondern ließ alles passiv über mich ergehen.

Sie waren offensichtlich der Ansicht, ich sei bewußtlos, jedenfalls redeten sie über mich, als dächten sie, ich würde es nicht mitbekommen. Sie behaupteten ich sei ein Mörder, der seiner gerechten Strafe zugeführt würde. Also hatte Haushofer seine Drohung wahr gemacht.

Ich startete keinen Versuch, ihnen diese Ansicht auszureden. Einerseits war ich zu müde, andererseits hielt ich es für nützlicher ihnen zuzuhören, um zu wissen woran ich war. Wichtig war nur, ob Göring mir glaubte.

Letztlich war es so, daß ich nicht stark genug war, um einen zweiten Fluchtversuch zu wagen. Ich brauchte eine ärztliche Behandlung. Und ich hatte niemanden, an den ich mich sonst um Hilfe wenden konnte. Deshalb war immer noch die beste Taktik, Göring alles zu erzählen und zu hoffen, daß er mir glaubt.

Kersti

Fortsetzung:
F458. Kersti: Weil ich wollte, daß er bei mir bleibt

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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