erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F553.

Du hast gefragt, ob der Verschneider tatsächlich von dir erwartet, daß du in einer solchen Situation völlig normal mit ihm quatschen kannst. Ja, das ist tatsächlich Teil des Ausbildungsziels

Vorgeschichte: F552. Kersti: D

Erigon erzählt:
Und das Gespräch mit dem Verschneider ging mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte natürlich vorher schon Verschneider erlebt. Der, der das in unserem Dorf machte, kam jedes Jahr einmal vorbei um die männlichen Tiere zu verschneiden, die nicht für die Zucht vorgesehen waren und verschnitt auch die Sklavenjungen, die dann zwölf waren.

Und da ich hatte helfen müssen, die Tiere festzuhalten, hatte ich das auch oft gesehen. Die Tiere wehrten sich oft heftig, die Jungen dagegen taten gewöhnlich widerspruchslos, was ihnen gesagt wurde. Sie wurden bei der Operation festgehalten, aber nicht weil man mit Gegenwehr rechnete, sondern weil es schwierig ist, stillzuhalten, wenn einem jemand so wehtut.

Aber die beiden Verschneider, die ich bisher erlebt hatte, hatten nie mehr als das Nötigste mit den Jungen geredet. Sie hatten Anweisungen gegeben, wie sie sich zu verhalten hatten, aber wirklich niemals über Gefühle geredet. Die Sklavenfamilien waren danach besonders freundlich und rücksichtsvoll mit den Jungen und sie mußten etwa eine Woche nicht arbeiten, aber allgemein wurde behauptet, das wäre so das Beste für die Jungen, weil sie sich dann keinen Zwang antun müssen, um enthaltsam zu sein, sondern so oft mit Frauen schlafen dürfen, wie sie wollen und eine willige Partnerin finden.

Ich denke, daß die meisten Sklaven sich bewußt sind, daß sie lieber eigene Kinder bekommen hätten als Liebhaber einer Frau zu sein, die die Kinder ihres Herrn bekommt und aufzieht und daß sie nur nie irgendetwas in die Richtung sagen, weil sie wissen, wie zwecklos es ist. Daß ich protestiert hatte, war ungewöhnlich. Weil ich das immer tat, galt ich als ungewöhnlich aufsässig und schwierig. Ich bekam nie ernsthaft Ärger, weil ich letztlich eben doch tat, was mir gesagt wurde, mich bemühte meine Arbeit so gut wie möglich zu machen und wußte genau, wo die Grenze war, wo man sich fügen mußte.

Über die Erzählung meines spirituellen Lehrers hatte ich mich gewundert, weil es so sinnlos war, einen Aufstand zu machen, wenn man doch nicht gewinnen kann. Aber wenn er nicht als Sklave aufgewachsen war, war ihm vielleicht gar nicht bewußt gewesen, wie hoffnungslos das war, was er versuchte. Die freien Männer bilden sich immer ein, daß Sklaven eine völlig andere Sorte Mensch seien, die all die Dinge, von denen sie meinen, daß sie nur den Freien zustehen, gar nicht haben wollen und völlig glücklich sind, daß ihnen das alles vorenthalten wird. Wie sie darauf kommen, ist mir schleierhaft und ich fand, man müßte diesen Irrtum korrigieren.

Ich hatte mich also im Tempel so aufsässig wie immer verhalten, aber niemand hatte mich aufsässig genannt. Wie immer hatte ich an dem Punkt nachgegeben, wo mir mein Gespür gesagt hatte, daß ich Ärger bekommen würde, wenn ich jetzt nicht nachgebe. Und dann hatte dieser Verschneider über Gefühle diskutiert, bis ich völlig vergessen hatte, was er vorhatte.

Ich hatte damit gerechnet verschnitten zu werden und so eine Situation erwartet, wie sie zuhause beim verschneiden üblich war. Sachlich war der Unterschied nicht groß, denn in beiden Fällen war gleichermaßen klar, daß Widerstand zwecklos war und daß der einzig gangbare Weg darin bestand, daß man die Geschichte über sich ergehen läßt. Wie mir richtig gesagt worden war, kann man sich lediglich aussuchen wie viel Theater man dabei haben will.

Aber wie alle damit umgegangen waren, hatte mich völlig verwirrt.

Niemand hatte mich aufsässig genannt, als ich gesagt hatte, daß ich nicht kastriert werden will. Stattdessen hatte mir jeder einzelne erzählt, daß er es auch nicht gewollt hätte und daß es völlig vernünftig war, das nicht zu wollen. Gleichzeitig hatten alle gesagt, daß ich aber trotzdem kastriert würde und lernen müßte, damit glücklich zu sein. Am verwirrendsten war der Verschneider selbst, der einerseits gesagt hatte, daß es nicht gut für mich sei, andererseits aber auch daß er es richtig fand, mich zu verschneiden. Widersprechen durfte man also. Ich hatte sogar den Eindruck, daß es ihnen gefallen hatte, daß ich widersprochen hatte.

Außerdem wurde offensichtlich sehr viel weitergehender Gehorsam verlangt. Zuhause hätte man jemanden, der nicht von sich aus kommt, wenn man ihn ruft, damit er kastriert werden kann, eben eingefangen, festgehalten und verschnitten. Nicht daß das oft vorkam, aber wenn jemand sich nicht fügte, wurde es eben so gemacht. Hier wurde erwartet, daß man freiwillig stillhielt und auch entspannt genug war, um das zu können. Der Verschneider war sogar der Ansicht gewesen, es wäre doch eine Selbstverständlichkeit, daß ein Mensch, während er arbeitet, entspannt genug ist, um mich ihm in einem völlig normalen Ton zu quatschen. Er hat ausdrücklich gesagt, ich müßte doch meine Gefühle genug unter Kontrolle haben, um das zu können.

Ich sprach meinen spirituellen Lehrer darauf an.

"Du hast gefragt, ob der Verschneider tatsächlich von dir erwartet, daß du in einer solchen Situation völlig normal mit ihm quatschen kannst. Ja, das ist tatsächlich Teil des Ausbildungsziels. Er hat natürlich nicht damit gerechnet, daß du das jetzt schon beherrscht, aber er hat dir gezielt eine Lektion erteilt, damit du beginnst, es zu lernen. Und so wie du die Situation erzählt hast, warst du ja zuerst zwar gehorsam aber völlig verkrampft. Nachdem er dich zurechtgewiesen hat ist es ihm gelungen, dich so weit zu bringen, daß du tatsächlich entspannt mit ihm geredet hast und daß du das Gespräch auch nicht abgebrochen hast, als er den Hoden abgekniffen und dir vor die Nase gehalten hat. Du warst also viel mehr im Fluß und viel entspannter als vorher, obwohl es jetzt ja ernst geworden ist. Und du warst gar nicht so weit davon weg, dich im völlig normalen Ton mit ihm zu unterhalten, während er dich kastriert."
"Und warum sollte ich das tun?" fragte ich.
"Wie hast du dich zuerst gefühlt, bevor er dir gesagt hat, daß das so aber nicht geht?"
"Verkrampft, wütend, genervt, alles Mögliche."
"Wie hast du dich gefühlt, als er ein zweites mal angesetzt hat und dich in ein Gespräch verwickelt hat?"
"Deutlich entspannter aber ich habe auch nicht mehr daran gedacht, daß er mich jetzt kastrieren will und war überrascht, als der Schmerz kam."
"Wie hast du dich gefühlt, als er dir deine Hoden vor die Nase gehalten hat?"
"Wieder gereizt und etwas genervt."
"Besser oder schlechter als vor der Zurechtweisung?"
"Viel besser."
"Wie hast du dich gefühlt, als er die Hoden in den Graben geworfen hat?"
"Etwas seltsam berührt. Es war schon ein Verlust."
"Und als du dich hingesetzt hast, damit er die Wunde versorgen kann?"
"Ziemlich entspannt aber auch etwas gereizt."
"Hast du wirklich vergessen, daß du kastriert werden sollst, oder war es eher so, daß es dir bewußt war, du dich aber nicht mehr ständig damit befaßt hast?"
"Im Grunde war es mir schon bewußt. Ich habe ihn nur nicht mehr ängstlich beobachtet, deshalb kam der Schmerz plötzlich, aber es war mir sofort klar, was es war."

"So und wenn du beides jetzt vergleichst - deine Gefühle bis er dich zurechtgewiesen hat und wie die Kastration dann wahrscheinlich weitergegangen wäre - und deine Gefühle nach der Zurechtweisung und wie du dich dann damit gefühlt hast, als er dich tatsächlich kastriert hat. Welche von beiden Möglichkeiten hat dir besser getan?"
"Die zweite." sagte ich und war sehr nachdenklich.
"Damit hast du einen ersten Eindruck, in welche Richtung das geht, was du lernen sollst."

Kersti

Fortsetzung:
F554. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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