erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F569.

Ich durfte auch nicht wie ein Hund aus der Schüssel fressen, sondern ich sollte die ahnungslosen jungen Priester, denen ich nicht verraten sollte, daß ich überhaupt ein Problem hatte, dazu animieren, mich zu füttern

Vorgeschichte: F568. Kersti: D

Erigon erzählt:
Ich dachte also über die Aufgabenstellung der aktuellen Hingabeübung nach, während ich zu meinem abendlichen Gespräch mit meinem spirituellen Lehrer ging.

Ich hielt die frisch durchbohrten Arme auf meinem Rücken möglichst still. Denn wenn ich das tat, war der Schmerz nur ein vergleichsweise schwaches Ziehen, das sich gut aushalten ließ. Sobald ich aber eine ungeschickte Bewegung machte, wurden sie gleich so viel heftiger, daß ich am liebsten laut geschrien hätte. Der erste Teil der Aufgabenstellung bestand also darin, die Schmerzen auszuhalten, ohne sich dadurch psychisch herunterziehen zu lassen.

Der zweite Teil der Aufgabenstellung war: Ich durfte mir nichts anmerken lassen. Ich durfte niemanden sagen, daß meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, durfte keine Schmerzen zeigen und in keiner Weise mitteilen, daß ich überhaupt ein Problem hatte. Ich sollte mich auch genauso geben wie sonst immer. Ich sollte mein Bestes tun, um zu verbergen, was mit mir los war.

Tagsüber würde ich einen vollen Arbeitstag haben, mit den üblichen Pausen für die Malzeiten. Als Arbeit sollte ich Lasten durch den Tempel tragen, wie es gebraucht wurde. Mir war sofort klar, daß das zumindest sicherstellen würde, daß ich meine Arme nicht möglichst ruhig halten könnte - wenn man einem Menschen Lasten auf den Rücken läd, auf den die verletzten Hände gefesselt sind, ist damit sichergestellt, daß die Wunde belastet wird und daß das unnötige Schmerzen hervorruft, besonders wenn der Beladende nicht weiß, daß er dem anderen Schmerzen zufügen könnte.

Plötzlich faßte mich jemand am Arm, begrüßte mich mit lauter Begeisterung und ich hätte fast vor Scherz geschrien. Dabei rutschte sein Ärmel hoch und ich sah seinen Schmuck, der durch ein Loch im Unterarm ging. Ich sagte kein Wort, schrie auch nicht, sondern warf dem Eunuch nur einen vernichtenden Blick zu. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, daß die Grausamkeit beabsichtigt gewesen war, daß er Spaß daran hatte, mir wehgetan zu haben. Falls mir das nicht von vorneherein klar gewesen war, wollte er mich wohl darauf hinweisen, daß ich zusätzlich auch noch mit sinnlosen Grausamkeiten zu rechnen hatte.

Mein Vorgesetzter hatte mir erklärt, daß man an diesem Schmuck im durchbohrten Unterarm erkennen kann, wer die Übung schon bestanden hat und daher Bescheid weiß. Keiner von diesen würde mir etwas zu Essen geben. Ich durfte auch nicht wie ein Hund aus der Schüssel fressen, sondern ich sollte die ahnungslosen jungen Priester, denen ich nicht verraten sollte, daß ich überhaupt ein Problem hatte, dazu animieren, mich zu füttern.

Ich ging also zu meinem Gespräch mit dem spirituellen Lehrer und bei der Begrüßung zeigte er mir betont seinen Unterarm, der ebenfalls durchbohrt und geschmückt war. Das tat er wohl, um mich darauf hinzuweisen, daß ich zumindest mit ihm offen über das Thema sprechen konnte. Ich faßte daher kurz die Aufgabenstellung zusammen, die ich bekommen hatte und fragte, warum man solche Aufgaben stellt.
"Du weißt doch, daß zwei der Tempel, an die wir nach Abschluß der Hingabeausbildungen abgegeben werden, uns dann nachher die Zunge herausschneiden?"
Ich nickte.
"Das stellt den Betroffenen immer wieder vor ein dreifaches Problem. Zunächst einmal kann man nicht sprechen und hat deshalb überhaupt Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen. Damit man eine Chance hat, Freunde zu finden, muß man eine angenehme Gesellschaft sein, daher ist es wichtig, möglichst viel zu lächeln. Jemand der immer ein trauriges oder wütendes Gesicht zieht, hat schnell jeden vertrieben, der ein Interesse daran haben könnte, mit ihm Freundschaft zu schließen. Daher ist es unklug, Probleme über ein trauriges Gesicht zu kommunizieren, man muß sie heiter vermitteln. Die dritte Schwierigkeit ist, daß man, wenn man ein konkretes Problem hat, gar nicht erklären kann, was los ist und daher auf Tricks angewiesen ist, um zu bekommen was man braucht. Dies ist eine der Übungen, die dazu dient, sich die nötige Kreativität einzuüben, um immer auf den richtigen Trick zu kommen."
Damit war die Aufgabenstellung nicht so sinnlos und absurd, wie sie mir zuerst erschienen war.

Ich fragte ihn, ob er mir seine Tricks verraten würde.
"Oh nein! Es geht nicht darum, daß du meine Tricks auswendiglernst. Du sollst Kreativität üben, nicht Tricks lernen, die dir später sowieso nichts nützen, weil du dann in einer völlig anderen Situation bist als jetzt."
"Ich bin aber trotzdem neugierig. Kannst du sie mir denn erzählen, nachdem ich die Prüfung bestanden habe?" fragte ich.
"Ja, das kann ich, denn dir wird kein zweites mal dieselbe Aufgabe gestellt werden." antwortete er.

Kersti

Fortsetzung:
F571. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
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