erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F573.

Ich hätte nie gedacht daß es einem adeligen Jungen in dem Hof seiner eigenen Eltern passieren kann, daß er in etwa so vernachlässigt wird, wie ein Straßenjunge!

Vorgeschichte: F572. Kersti: D

Terman erzählt:
Nachdem mein Neffe eine Woche zur Beurteilung im Tempel gewesen war, suchte ich ihn auf. Man hatte mir erklärt, daß sie den Jungen auf keinen Fall wegschicken würden, daß sie aber einige Zeit bräuchten, um den passenden Lehrer auszusuchen und daß sie mir vorher keine sinnvolle Einschätzung liefern könnten.

Mein Neffe schimpfte die ganze Zeit, wie schrecklich hier alles wäre und wie gemein alle zu ihm wären, der einzige der manchmal nett zu ihm wäre, wäre sein spiritueller Lehrer. Er fand, ich sollte ihn hier wegholen. Ich tat das natürlich nicht, denn dieser Tempel war bisher der einzige Ort, wo man den Jungen nicht gleich zum hoffnungslosen Fall erklärt hatte.

Danach erzählte mir der Leiter des Tempels, daß der junge Priester, der als spiritueller Lehrer meine Neffen dienen sollte, das letzte halbe Jahr fast durchgehend in einem unterirdischen Göpel gearbeitet hätte und dabei zuerst ein Kindheitsthema und später noch ein tiefergehendes Thema aufgearbeitet hätte. Er hätte seinen Schüler direkt danach, als er sich noch von den vorhergehenden Strapazen erholen sollte, kennengelernt. Der junge Eunuch stände einen Tempelrang unter mir, er hätte aber die abschließende Beurteilung für seine letzte Ausbildungsphase noch nicht erhalten.

Ich erwartete den spirituellen Lehrer meines Neffen also in dem Raum, der mir zugewiesen worden war und war erstaunt, wie jung er schien. Als ich nachfragte bestätigte er mir, daß er sogar noch ein Jahr jünger war als mein Neffe. Außerdem hatten sie offensichtlich denjenigen von ihren Leuten ausgesucht, der von niedrigstmöglicher Rasse war. Ich fragte mich ob ich darüber beleidigt oder amusiert sein sollte und fragte mich, ob ich es dem Jungen antun konnte, ihm diese Frage zu stellen.

Stattdessen fragte ich ihn, wie er denn meinen Neffen fand.

Der Junge hatte offensichtlich Spaß am erzählen, denn er schilderte eine Situation die offensichtlich darauf ausgerichtet war, meinem Neffen das Gefühl zu vermitteln, er wäre hier der Sklave. Ihm sei aber nicht mitgeteilt worden, was das Ganze solle, er habe nur gesagt bekommen, daß er dem jungen Mann Befehle geben dürfe und dieser ihm nicht. Zunächst - das könne ich mir sicher vorstellen - hätte ihn diese Inszenierung einfach amusiert, denn sobald er den jungen Adeligen gesehen hätte, der sich wie ein bockiger Dreijähriger verhielt, wäre ihm klar geworden, daß es sich um ein Spiel mit vertauschten Rollen handele und dadurch sei sein Sinn fürs Absurde angesprochen worden.

Dann jedoch hätte der Eindruck, der Junge würde sich wie ein Dreijähriger verhalten seine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, und er hätte ausprobiert ob er auch auf Lob wie ein Dreijähriger reagierte. Und als sich das bestätigte, wäre ihm klar gewesen, daß der Junge in diesem Alter eine traumatische Situation erlebt haben mußte.

Was das bedeutete, erklärte er an einem selbst erlebten Beispiel, wo er sich, als sie ihn - um zu probieren wie er auf dunkle Räume reagiert - in den Göpel brachten, plötzlich wie ein Dreijähriger gefühlt und verhalten hatte. Er erinnerte sich beim Göpeltraining dann daran, daß man ihn damals, weil er sich so an seine Mutter geklammert hatte, als die weggebracht werden sollte, in eine Regentonne gesteckt hatte, wo er panische Angst gehabt hatte, daß man ihn da für immer drin lassen würde. Die Angst im Göpel, die er sich zuerst nicht hatte erklären können, sei daher gekommen, daß der Göpel ihn, weil er rund und dunkel war, an die Regentonne erinnert hätte. Er sagte, er hätte immer gewußt, daß seine Mutter verkauft worden sei, als er drei war, hatte sich aber nicht an seine Mutter erinnern können und er hätte gedacht, mit dieser Geschichte kein Problem zu haben, weil sein Vater und seine Großmutter sich gut um ihn gekümmert hatten. Danach sei er dann eines besseren belehrt gewesen und hätte sich plötzlich auch an seine Mutter erinnern können. Wenn also jemand sich plötzlich verhielte, als wäre er viel jünger, als er ist, hieße das immer, daß das, was dieses Verhalten auslöst, ihn an eine traumatische Erfahrung erinnert, die er in diesem Alter gemacht hat. Wenn jemand sich ständig wie ein Kleinkind verhält, dann gibt es fast nichts, was ihn nicht an schreckliche Erfahrungen aus der Kleinkindzeit erinnert.

Danach machte er mich darauf aufmerksam, daß die Amme meines Neffen verkauft worden sei, als das Kind drei gewesen war und zeichnete ein Bild von dem Leben des Kleinkindes danach, das zutiefst erschreckend war. Der Kleine wurde auf auf jede Weise mißhandelt und vernachlässigt, die nicht sofort zu erkennen war und wenn er darüber redete, wurde er von der Dienerschaft bestraft.

Außerdem betonte der junge Mann, daß auch die Erziehungsgrundsätze der Eltern gänzlich falsch gewesen seien. Beispielsweise sei es ihm ausdrücklich erlaubt gewesen, seine Kindermädchen und Gespielen zu schlagen. Er hielt mir einen ausführlichen Vortrag über richtige und falsche Erziehung. Einerseits mußte ich sagen, daß seine Ansichten durchaus vernünftig waren, andererseits fand ich es amusant, wie sehr er sich dabei in Rage redete.

Dann wechselte er zu einem neuen Thema - unter den diesjährigen Sklaven war nämlich ein junger Streuner, den die Polizei aufgegriffen hatte. Er hätte sich mit dem Jungen und seinem spirituellen Lehrer unterhalten, der auch als Straßenkind begonnen hätte. Was dabei richtig erschreckend sei, sei daß von allen Novizen, die er bisher erlebt hätte, das Straßenkind meinem Neffen im Verhalten am ähnlichsten sei.
Ich fragte ihn, ob er damit sagen wolle, daß mein Neffe wie ein Wilder aufgewachsen sei.
"Nein, ausdrücklich nicht. Mein erster spiritueller Lehrer war ein Wildfang." begann er, hielt mir einen ausführlichen Vortrag über die Unterschiede zwischen seiner Erziehung und der des Wildfangs und erklärte dann, daß die Erziehung die sein Lehrer genossen hätte durchaus Hand und Fuß gehabt hätte und daß es für diesen daher nur eine Entscheidung gewesen wäre, sich anpassen zu wollen, danach hätte er die Ausbildung ziemlich schnell bewältigt und würde inzwischen im Tempel des Schweigens dienen. Der Straßenjunge dagegen hätte sehr vieles, was ein Mensch braucht, um in einer menschlichen Gesellschaft zu leben, nie gelernt, weil er seine Kindheit hindurch vernachlässigt worden sei.
"Ich habe früher geglaubt, in den Höfen des Adels sei alles so wie zuhause nur ein bißchen besser. Ich hätte nie gedacht daß es einem adeligen Jungen in dem Hof seiner eigenen Eltern passieren kann, daß er in etwa so vernachlässigt wird wie ein Straßenjunge!" schloß er.
Um ehrlich zu sein: Ich auch nicht. Ich hatte gewußt daß mein Bruder seinen Sohn nicht richtig erzieht, aber daß es so schlimm war, hätte ich mir nicht vorstellen können.

Ich fragte ihn, ob er der Meinung sei, daß man da noch etwas machen könne. Er erklärte, daß es selbstverständlich kein Problem sei, meinen Neffen auf den Stand zu bringen, daß der Tempel des Schweigens ihn als Novizen aufnimmt. Hier würde man auch Straßenjungen so weit ausbilden, daß sie als Sklaven im Tempel des Schweigens dienen könnten und das sei viel schwieriger.
Ich fragte ihn, warum um alles in der Welt er der Ansicht sei, daß das schwieriger sei. Die wären doch nur Sklaven.
Der Junge warf mir einen fassungslosen Blick zu. Dann nahm er sich offensichtlich zusammen und dachte nach. Schließlich erklärte er, er hätte sich wohl unklar ausgedrückt. Es gebe einerseits die spirituelle Begabung, die brächte man mit oder auch nicht. An diese Begabung würde der Tempel des Schweigens für seine Novizen sehr hohe Ansprüche stellen, für Sklaven aber wesentlich niedrigere. Als zweites gäbe es simples Sozialverhalten. Da würde an Novizen und Tempelsklaven vergleichbare Ansprüche gestellt. Was ich aber völlig übersehen hätte wäre, was man einem Sklaven antut, wenn man ihnen die Zunge herausschneidet. Sein Tempel würde niemanden an den Tempel des Schweigens abgeben, der nicht - der Junge nannte einen Tempelrang, der über meinem lag - hätte, weil alle Sklaven unter diesem Rang nicht ausreichend Selbststeuerung und Selbstgenügsamkeit gelernt hätten, um mit so einer Situation klarzukommen, ohne dabei totunglücklich zu sein.
"Als ich ein Dreivierteljahr hier war, wurde mein erster spiritueller Lehrer in den Tempel des Schweigens geschickt. Ich mache mir seither Gedanken, wie er wohl damit zurechtkommt. Ich stelle es mir furchtbar vor, den Rest meines Lebens nicht mehr sprechen zu können. Und ich werde dem auch nicht entkommen." sagte er.
Ich spürte von ihm eine Mischung aus Schmerz, Sorge um seinen Lehrer, Angst vor der Zukunft, die mir tief ins Herz schnitt. Ich wußte darauf keine Antwort, denn er hatte recht: Das hatte ich völlig übersehen. Andererseits hatten die Tempelsklaven im Tempel des Schweigens, die ich erlebt hatte, nicht ungewöhnlich unglücklich gewirkt, sondern eher als wären sie von Frieden und einer tiefen Ruhe erfüllt.

Er richtete sich auf, schob das Gefühl zur Seite und fragte mich in einer plötzlich viel zufriedeneren Stimmung ob ich noch weitere Fragen hätte. Ich fragte ihn nach der spirituelleren Göpelerfahrung, die sein Lehrer erwähnt hatte und hörte mir seine Geschichte dazu an. Er erzählte, daß er, nachdem er die Kindheitsgeschichte aufgearbeitet in den Göpel gegangen sei und festgestellt hatte, daß da noch eine zweite Angst sei. Er schilderte ein maßloses Grauen vor einer Realität in der es keine Liebe gab. Während ich seinen Worten lauschte, wurde mir klar, daß er spirituell weiter sein mußte als ich, denn ich hatte meine Ausbildung abgebrochen, um mich diesen Erfahrungen nicht stellen zu müssen. Mir hatten genau solche Geschichten so viel Angst gemacht, daß ich nach Hause zurückgekehrt bin und eine Familie gegründet habe, statt die Ausbildung fortzusetzen.

Ich fragte ihn, ob er das freiwillig gemacht hätte. Er sah mich an, machte eine abwägende Geste und erklärte:
"So halbe halbe, aber mehr freiwillig als unfreiwillig. Ich hätte mich sicherlich davor drücken können, wenn ich die zweite Angst einfach nicht erwähnt hätte. Aber dazu fasziniert mich diese Ausbildung einfach zu sehr. Also habe ich die Angst so genau beschrieben, wie ich konnte und auch dem Plan zugestimmt, den mein Lehrer für diese Arbeit vorgeschlagen hat. Mittendrin gab es aber eine Phase, da wäre ich am liebsten weggerannt und habe meinen Lehrer angefleht, mich rauszulassen - und er hat mich durch die Arbeit hindurchgezwungen. Alles im allem bin ich aber sehr zufrieden, daß ich das bis zum Ende durchgearbeitet habe und meine, daß er damit nur meine wahren Wünsche berücksichtigt hat, statt mich zum Sklaven meiner Panik werden zu lassen." erklärte er.
Ich fragte ihn, ob er seine Bewertung für diese Leistung schon bekommen hätten.
"Nein. Das ist das Problem. Da ist diese totale Faszination von dieser Ausbildung - und wenn man sie macht, weil es dermaßen faszinierend ist, was man daraus lernt, wie man sich verändert, wird man irgendwann zur Strafe dahin geschickt, wo man gar nicht hinwill."

Nach dem Ende des Gesprächs war ich verwirrt.

Ich war verwirrt über diesen jungen Eunuchen von offensichtlich niedrigster Rasse, der sich teilweise verhielt, redete und dachte, wie das diejenigen unter den Schülern im Tempel des Schweigens getan hatten, die die nötige Motivation, den Willen und die Fähigkeiten hatten, zu den höchsten Priesterrängen aufzusteigen. Aber er konnte die Begabung, die dafür nötig war, doch gar nicht haben, weil er von zu niedriger Herkunft war! Andererseits hatte der Leiter des Tempels ja einen sehr hohen Priesterrang, der vom Tempel des Schweigens als gültig bestätigt war und er war genauso offensichtlich von niedrigster Rasse!

Hinzu kam, daß er diverse Behauptungen aufstellte und sie auch so begründen konnte, daß man das nicht von der Hand weisen konnte, von denen ich immer gewußt hatte, daß sie falsch waren.

Die Gespräche beschäftigten mich die nächsten Wochen und Monate so, daß ich täglich mehrfach länger darüber grübelte, was ich davon zu halten hatte.

Kersti

Fortsetzung:
F567. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.
Werbung - auch in Form spiritueller Newsletter - ist nicht erwünscht und ich bin nicht damit einverstanden, daß diese Adresse für Werbezwecke gespeichert wird.