erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 8/2015

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Eine Schule der Hingabe

F576.

Als ich jedoch zu erklären versuchte, was alles mich an ihm verwirrt hatte und gar nicht zu dem Bild paßte, was ich immer von Sklaven gehabt hatte, bekam er einen regelrechten Wutanfall

Vorgeschichte: F584. Kersti: *Dazu ist er zu rebellisch. Er würde an dem Posten verzweifeln.* stellte der Priester mit einer Endgültigkeit fest, die mich schockierte.

Terman erzählt:
Zunächst verlief das Gespräch über die Sklaventhematik noch recht gesittet. Die Frage, ob er meinte, daß er ausgesucht worden sei, weil er wie ein Sklave niedrigster Rasse aussieht beantwortete er mit einem klaren nein.
"Wir sind ein Tempel, in dem Sklaven ausgebildet werden. Fast jeder von uns ist von so niedriger Rasse, daß er eurem Neffen auf den ersten Blick wie ein Sklave erscheinen muß. Die spirituellen Lehrer werden bei uns danach ausgesucht, daß sie den Schüler möglichst gut verstehen können. Daher nehme ich an, daß eine Rolle spielte, daß mein Vater mich fast wie einen legitimen Sohn behandelt hat, weil er eine besonders enge Beziehung zu mir hatte und daß mein erster Lehrer ein Wildfang war." erklärte er.
"Und inwiefern befähigt ein Wildfang dich, einen Adeligen besser zu verstehen?"
"Weil er kein Sklave ist. Es gibt dort, wo er herkommt, keine Sklaverei. Das läßt ihn auf viele Gedanken kommen, auf die ich nie gekommen wäre, einfach weil ich so aufgewachsen bin, daß ich nicht auf solche Gedanken kommen konnte. Vor allem hat er aber ein völlig anderes Leben gelebt als ich und konnte mir deshalb von Dingen erzählen, von denen ich noch nie gehört hatte. Ich habe dann angefangen mit jedem zu reden, der irgendwie eine ungewöhnliche Geschichte hatte, weil ich es so interessant finde, wie unterschiedlich Menschen denken können. Und weil ich so viele unterschiedliche Arten zu denken kennengelernt habe, hatte ich besser Chancen, ihn zu verstehen und Verständnis für ihn aufzubringen, als nahezu jeder andere." erzählte er.
Das hatte er bewiesen. Und er war der einzige der konstant freundlich über meinen Neffen redete. Der Leiter des Tempels war da viel kritischer. Als ich das sagte, meinte der Junge:
"Ein spiritueller Lehrer sollte für seinen Schüler sprechen oder schweigen."
Er erklärte ausführlich warum jeder Mensch jemanden braucht, der sich für ihn einsetzt.

Als ich jedoch zu erklären versuchte, was alles mich an ihm verwirrt hatte und gar nicht zu dem Bild paßte, was ich immer von Sklaven gehabt hatte, bekam er einen regelrechten Wutanfall. Er beschimpfte alle Adeligen als arrogante Fatzkes, die nichts besseres zu tun hätten, als Sklaven zugrundezurichten. Und er tat das so ausdauernd, daß ich irgendwann auch stinksauer war und ihn ebenso beschimpfte. Dann kam er zwar so weit zur Besinnung, daß er aufhörte, ich allerdings war zu wütend, um erst nachzudenken und dann zu handeln sondern stürmte aus dem Zimmer, ging zum Leiter des Tempels und beschwerte mich über den Jungen. Der Eunuch ließ mich ausreden und versuchte mich dann auf dieselbe Weise zu beschwichtigen, auf die ich die Leute zu beschwichtigen versucht hatte, die mein Neffe verärgert hatte - und das waren viele gewesen.

Erst als ich den Tempel verlassen hatte, um weiterzureisen, begann ich ruhiger zu werden und darüber nachzudenken, was passiert war. Dabei wurde mir klar, daß der Leiter des Tempels durchaus recht hatte. Der Junge hatte sich wie ein völlig normaler Jugendlicher verhalten und der Tempelleiter wie ein Mann, der die Folgen der Eskapaden eines jungen Verwandten möglichst gering halten will. Und nicht nur mein Neffe hatte sich oft danebenbenommen. Auch mein eigener Sohn, der von meinen Bekannten normalerweise als wohlerzogener junger Mann gelobt wurde, hatte sich ein, zwei mal so etwas geleistet. Mit mir als Vater hatte er sich während seiner Jugend sehr viel öfter gestritten, denn das tun junge Leute in dem Alter mit ihren Bezugspersonen. Dennoch hatte mein Sohn sich, wo es darauf ankam und wo er nicht unter Freunden war, die so etwas verzeihen würden, immer so verhalten, daß ich mich nicht für ihn schämen mußte. Junge Leute streiten sich eben vorzugsweise mit den Menschen, denen sie vertrauen.

Dann erinnerte ich mich an den Gesichtsausdruck des Jungen, als ich angefangen hatte zu schimpfen. Das war pures Entsetzen gewesen, die Angst für einen unverzeihlichen Fehler bestraft zu werden. Und wahrscheinlich hatte ich genau das getan, wovor er sich gefürchtet hatte, indem ich zu seinem Vorgesetzten gegangen war.

Und wenn ich in Ruhe nachdachte, kam mir der Verdacht, daß ich mit dieser Wut hätte rechnen müssen, wenn ich mir einfach nur die Sätze angeschaut hätte, die ich ihm gesagt hatte, um zu erfahren, was er davon hält. Er hatte sich nicht wie ein typischer Sklave verhalten, indem er seine Wut gezeigt hatte, aber damit hätte ich rechnen sollen, denn er hatte mich ja gerade dazu gebracht, diese Fragen im Kopf zu wälzen, weil er sich die ganze Zeit eher wie die Jungen meiner adeligen Bekannten als wie ein Sklave verhalten hatte. Er war sehr höflich, aber gleichzeitig sehr selbstgewußt aufgetreten und hatte gezeigt, daß er für einen Jungen seines Alters über vieles nachgedacht hatte und seine spirituelle Ausbildung war ebenfalls beachtlich. Er hatte mich mehr an meine eigenen beiden Söhne erinnert als an die Jungen der Sklaven, die uns bedienten.

Und nachdem mir das klar geworden war, schämte ich mich für meine eigene Reaktion. Ich hatte mich kein bißchen besser benommen als ein Jugendlicher in der Pubertät. Ich hatte mich von meinen Gefühlen beherrschen lassen, statt meine Gefühle zu beherrschen - was eigentlich jeder Adelige in seiner Tempelzeit lernen sollte.

Kersti

Fortsetzung:
F577. Kersti: "Was kann denn ein Adeliger schon für Probleme mit Sklaven haben?"

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI62. Kersti: Inhalt: Eine Schule der Hingabe

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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