erste Version: 12/2015
letzte Bearbeitung: 12/2015

Chronik des Aufstiegs: Mittelalter und frühe Neuzeit: Der an die Kette gelegte Heilige

F663.

Die ungebetenen Besucher unterhielten sich darüber, daß sie mir meinen Fuß abschneiden wollten, um mich so von der Kette loszumachen, zu klauen und in ihr Dorf zu bringen

Vorgeschichte: F662. Kersti: D

Der Heilige erzählt:
Es war Spätherbst und es hatte schon einige Nachtfröste gegeben.

Ich hatte mich unter der Treppe zusammengerollt und wünschte mir, daß das Märchen, daß Heilige durch die Liebe Gottes gewärmt würden, wirklich stimmt. Aber natürlich fror ich wie jede Nacht erbärmlich und konnte deshalb wie schon so oft nicht schlafen. Früher wäre ich in so kalten Nächten aufgestanden und ein paar Meter gerannt, um wieder warm zu werden, aber mit nur einem Bein, an dem ich auch noch angekettet war, ging das natürlich schlecht. Das war wohl der Grund, warum ich die ungebetenen Besucher hörte, die sich darüber unterhielten, daß sie mir meinen Fuß abschneiden wollten, um mich so von der Kette loszumachen, zu klauen und in ihr Dorf zu bringen.

Das war natürlich nicht in meinem Interesse. Ich rollte mich auf mein gesundes Bein und blieb zusammengekauert hocken, bis sie nahe genug gekommen waren, dann stieß ich mich ab und rammte meinen Kopf einem der Männer in den Bauch. Ehe er sich wieder gefaßt hatte, hatte ich seine Waffe, schlug damit nach jemandem, der mir zu nahe war. Ich mußte ihn getroffen haben, denn er schrie auf. Ich zog mich etwas zurück, um wieder die Wand im Rücken zu haben, hob das Schwert so weit, daß ich jederzeit zustoßen konnte und rief laut:
"Kommt her, wenn ihr was wollt! Mit vier Männern werde ich jederzeit fertig."
Die Zahl nannte ich natürlich für die Stadtwache, damit sie wußten, womit sie zu rechnen hatten. Ich hörte wie eine Gruppe von Männern in meine Richtung rannte, während die Angreifer flohen und atmete auf. Natürlich war ich mir nicht sicher gewesen, daß ich allein mit ihnen fertig werde, schließlich war ich mit nur einem Bein nicht besonders beweglich. Aber ein bißchen demonstrativ gezeigtes Selbstbewußtsein reicht oft, damit man gar nicht erst angegriffen wird.

Am nächsten Morgen kam der Hauptmann der Wache vorbei und fragte mich, was passiert war. Ich erklärte es ihm mit knappen Worten.
"Dann habe ich das Argument was ich brauche." sagte er, befahl meinem jungen Freund er solle aufpassen, daß mich niemand entführt.
Mir wollte er die erbeutete Waffe wegnehmen, weil sie nicht heiligenmäßig genug aussah. Damit war ich natürlich nicht einverstanden, weil ich beim nächsten mal eine Waffe haben wollte, wenn mich wieder jemand entführen will.
"Dann versteck sie wenigstens hinter dir, damit das nicht so auffällt." meinte er und ich gehorchte.
Der Junge wollte alles beim Frühstück noch genauer wissen und ich erzählte es ihm ausführlich.

Etwas später kam der Hauptmann mit zwei Männern von der Stadt vorbei und erklärte ihnen, daß man für mich besser ein Hotelzimmer mieten sollte, damit es den anderen Städten nicht gelänge, mich zu entführen. Das würde sich auch lohnen weil der Pilgerverkehr den Händlern und Handwerkern der Stadt viel Gewinn eingebracht hätte, der der Stadt im nächsten Sommer entgehen würde, sollte ich im Winter erfrieren oder entführt werden. Außerdem würde man mich dann wirkungsvoller als Heiligen präsentieren können, was der Stadt ja auch Gewinn bringen würde. Wenn man sich viele Angebote der örtlichen Gastwirte einholen würde, würden sie sich sicherlich gegenseitig unterbieten, um mich bei sich im Haus zu haben, damit alle Gäste möglichst bei ihnen essen.

Noch vor dem Mittagessen bekam ich eine Wolldecke aus den Beständen der Stadtwache.

Kersti

Fortsetzung:
F664. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI22. Kersti: Inhalt: Der an die Kette gelegte Heilige

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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