erste Version: 12/2015
letzte Bearbeitung: 12/2015

Chronik des Aufstiegs: Mittelalter und frühe Neuzeit: Der an die Kette gelegte Heilige

F665.

Die Leute vom Nachbarort schienen ein nachaltiges Interesse an mir zu haben

Vorgeschichte: F664. Kersti: D

Der Heilige erzählt:
Die Leute vom Nachbarort schienen ein nachaltiges Interesse an mir zu haben. Sie kamen an einem Sonntag zur Zeit der Messe, um es noch mal zu versuchen. Diesmal war mein junger Freund da, und half mir, die zwanzig Mann im Schach zu halten, bis die Verstärkung von der Stadtwache kam. Von da ab wurden dauerhaft zehn Soldaten als meine persönliche Wache abgestellt und der Junge, der die Heiligenverehrung für lächerlich erklärt hatte, als ihr Vorgesetzter eingeteilt.

Schon das erste halbe Jahr, als ich auf dem Marktplatz angekettet gewesen war, hatte ich mich darin versucht, den Jungen anständig zu erziehen. Normalerweise wurden Leute, die als Straßenjungen aufgewachsen waren, nicht in so jungem Alter in einer Stadtwache eingestellt, sondern erst wenn sie erwachsen geworden waren und gelernt haben, daß es nicht normal ist, sich die Nahrungmittel, die man Essen will, einfach zu klauen - und daß man wenn man es doch tut, seine Stelle verliert. Sie müssen lernen, daß ständige Prügeleien mit Bürgern der Stadt, die sie angestellt hat, nicht akzeptiert werden und daß es nicht angeht, sich jeden Tag bis zur Besinnungslossigkeit zu betrinken.

Bei dem Jungen fand ich, daß er das Herz am rechten Fleck hatte und daß er mit ein wenig Erziehung ein richtig guter Mensch werden würde. Ich tat also mein Bestes, um zu erreichen, daß er nicht jeden verprügelt, der den Spruch mit der Wange hinhalten auf mich bezieht, weil es schließlich unverschämt ist, mich als Feigling zu bezeichnen. Allerdings habe ich die Aussage von Jesus aus der Bibel auch anders verstanden. Wenn jemand ankommt und dir eine Ohrfeige gibt und du hälst ihm die andere Wange hin und forderst ihn auf noch mal zuzuschlagen, dann gibt es doch keine deutlicher Methode dem Gegenüber klarzumachen, daß es auch mit den nächsten zehn Ohrfeigen nicht das erreichen wird, was es will, weil sie einfach nicht besonders beeindruckend sind. Das ist derselbe Trick den ich angewendet habe, als ich behauptet habe mit vier Gegnern werde ich jederzeit fertig.

Auch ihm das mit dem ständigen Betrinken auszureden, war schwierig. Es führte nur dazu, daß er mir erklärte, daß es gar keinen Gott geben könnte, weil ein guter Gott dafür gesorgt hätte, daß es billigen guten Wein gäbe. Die Phase, in der ich mit Wein mein Leben vergessen wollte, hatte bei mir nicht lange gedauert, weil ich bald ein Kind hatte, aber ich wußte aus Erfahrung, daß diese Sauferei normalerweise abklingt, wenn es einem Landsknecht gelingt, eine vernünftige Anstellung zu finden und sein Leben in den Griff zu bekommen. Auch bei ihm ließ sie schon während des ersten halben Jahres erkennbar nach.

Bei Diebstählen ließ ich ihn das Geklaute mit Entschuldigung zurückbringen, was er auch maulend tat. Viel wichtiger war aber, daß ich ihm immer wieder einmal eine Kleinigkeit schenkte, die ich selbst gemacht hatte. Wer nie etwas besessen hat, das ihm wirklich etwas bedeutet, weil es mit Erinnerungen an geliebte Menschen verbunden ist, der kann auch nicht nachvollziehen, warum anderen ihr persönlicher Besitz wichtig ist und daß solche Besitztümer eben nicht nur eine Frage von Reichtum oder Armut, überleben oder verhungern sind.

Offensichtlich hatte ich in dem Hauptmann der Stadtwache einen heimlichen Verbündeten, denn ich hatte den Eindruck, daß er einige seiner älteren Leute dazu einteilte, sicherzustellen, daß der Junge keinen Mist baute. Trotzdem schrieb er die Erziehungerfolge allein mir zu. Ich fragte mich, ob er das tat, weil er sonst Ärger mit dem Stadtrat bekommen hätte oder ob er wirklich überzeugt war, daß ich den Hauptbeitrag geleistet hatte. Ich hatte aber den Eindruck, daß der Junge das sowieso schnell gelernt hätte, egal wer ein halbes Jahr Geduld mit ihm aufgebracht hätte. Er war intelligent und er hatte das Herz am rechten Fleck, also war abzusehen gewesen, daß er schnell lernen würde, sobald er einen geeigneten Lehrer fand.

Kersti

Fortsetzung:
F666. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI22. Kersti: Inhalt: Der an die Kette gelegte Heilige

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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