erste Version: 3/2016
letzte Bearbeitung: 3/2016

Chronik des Aufstiegs: Mittelalter und frühe Neuzeit - Der an die Kette gelegte Heilige

F703.

Aber eines fand ich albern: Die Leute waren der Ansicht daß ich die Krankheit für die ganze Stadt auf mich genommen hätte, damit niemand sonst krank wird

Vorgeschichte: F702. Kersti: D

Der Heilige erzählt:
In den folgenden Jahren wurde mein Junge nach und nach erwachsen, heiratete eines der Mädchen, die immer zu mir kamen, zog mit ihr und der Kräuterfrau, bei der das Mädchen gelegentlich dazuverdiente, in eine eigene Wohnung und sie bekamen ein kleines Mädchen und einen Jungen, die auch am Leben blieben. Er gab die täglichen Wachaufgaben an einen seiner Untergebenen ab, da ihm jemand in der Stadt eine Anstellung in seiner Bibliothek angeboten hatte, die besser war und verbrachte danach nur die Abende mit mir.

Ich suchte allgemein nach Möglichkeiten, dafür zu sorgen, daß die Straßenkinder eine sinnvolle Erziehung und bessere Aussichten im Leben bekamen, was mir auch mehr oder weniger gut gelang. Zumindest gelang es einigen von den Älteren, eine feste Anstellung zu finden, mit der sie auch zufrieden waren.

Auch hierbei war mir der Hauptmann der Stadtwache eine Hilfe, denn er schlug vor, die Straßenkinder in einer großen Scheune unterzubringen, damit sie nicht so viel Ärger machen können. Sie bekamen dort Frühstück, nachdem sie am Morgen ihre Zimmer gefegt und die Betten gemacht hatten. Von mir bekamen sie täglich ihr Brötchen. Irgendwie änderte sich auch die Einstellung der restlichen Leute zu den Waisenkindern und mit der Zeit stellten immer mehr Leute einige der Kinder tagsüber für Hilfstätigkeiten ein, mit denen sie sich die dritte Malzeit verdienen konnten.

Auch die Kinder wurden dadurch anders als wir es als Kinder gewesen waren. Sie erledigten Aufgaben, die man ihnen übertrug, zuverlässiger und dachten und redeten freundlicher mit und über andere Menschen, als wir das als Kinder getan hatten.

Irgendwann gab es eine Epidemie in der Gegend, in der meine Stadt lag. Ich verstand nicht wirklich wie das kam, aber ich war der einzige in der ganzen Stadt der sich ansteckte und so krank wurde, daß absehbar war, daß ich sterben würde. Alle anderen blieben gesund. Ich dachte während meiner Krankheit über mein Leben nach und fand, daß ich zufrieden sein konnte, weil ich alles gemacht hatte, was ich in meinem Leben hatte machen wollen. Aber eines fand ich albern: Die Leute waren der Ansicht daß ich die Krankheit für die ganze Stadt auf mich genommen hätte, damit niemand sonst krank wird.

Als ich gestorben war stellte ich zu meinem Entsetzen fest, daß die Leute mit dieser albernen Idee recht hatten. Allerdings war es nicht so, daß ich ein großes Opfer für die Stadt gebracht hatte, sondern so, daß ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen hatte. Wie ich schon vor meinem Tod entdeckt hatte, hatte ich alles getan, was ich im damaligen Leben hatte tun wollen und wollte deshalb etwas Neues beginnen. Da ich nur noch ein Bein hatte, waren die Möglichkeiten dafür aber sehr beschränkt, wenn ich jenes Leben weiterführte. Mein Ruf als Heiliger machte es noch schlimmer, weil die Leute sich gegenüber Heiligen so unmöglich benehmen und man jede neue Stadtbevölkerung an jedem neuen Ort erst mal hätte erziehen müssen, damit sie erträglich werden. Daher entschied ich mich, ein neues Leben zu beginnen und nutzte die Gelegenheit, dann auch gleich das Landeskarma mit zu bearbeiten, was die Epidemie hervorgerufen hatte und das Städchen, in dem ich gelebt hatte, hatte eben am meisten davon profitiert.

Mein Junge kaufte sich danach ein Stück Land von meinem und seinem Geld und zog dort mit denjenigen Waisenkindern hin, die ihn begleiten wollten.

Die Stadtbevölkerung machte mein Grab zu einem Wallfahrtsort und gab der Leiche die Schuld daran, daß es ihnen jetzt besser ging. Tatsächlich benahmen die Städter selbst sich aber besser, als sie das vor meiner Ankunft getan hatten und ihr eigener Glaube machte das Städtchen noch für einige Jahrhunderte zu einem besseren Ort, wo man leichter gesund werden kann als in den kleinen Städchen der Umgebung.

Kersti

Fortsetzung:

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI22. Kersti: Inhalt: Der an die Kette gelegte Heilige

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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