erste Version: 12/2016
letzte Bearbeitung: 12/2016

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F865.

Ich schüttelte innerlich den Kopf über diesen Jungen, der sich in heiterem Ton als das Urbild des Schwächlings beschrieb

Vorgeschichte: F864. Kersti: D

Der militärische Oberbefehlshaber erzählt:
Nachdem ich mit den Jugendlichen die wirklich wichtigen Fragen geklärt hatte, konnte ich meiner Neugier nachgeben. Wenn man einen Prinzen zu seinen ersten diplomatischen Verhandlungen schickt, wählt man gewöhnlich einfache Aufgaben aus oder Aufträge, bei denen sich eventuelle Fehler leicht ausbügeln lassen. Man überträgt einem jungen Mann nicht eine heikle diplomatische Mission, bei der ein kleiner Fehler das ganze Land ins Unglück reißen könnte. Ganz anders war das mit Thakars erstem Auftrag gewesen, das war eine Verhandlung mit den Engländern gewesen, wo niemand mehr damit gerechnet hatte, daß sich das Problem noch lösen und ein neuer Krieg verhindern ließe. Thakar war es gelungen, die Engländer zu überzeugen, was sicherlich weder mir noch dem König gelungen wäre.

Thakar hatte uns eine ununterbrochene Folge positiver Überraschungen beschert, obwohl er bei seinen ersten Aufträgen erst zwölf war und ganz bestimmt nicht im so jungen Alter für solche Aufgaben vorgesehen worden wäre, wenn es überhaupt noch einen älteren Verwandten gegeben hätte, den wir stattdessen hätten schicken können. Ich hatte mich immer gefragt, wie er das geschafft hatte, aber Parans Berichte für mich waren da nicht sehr erhellend gewesen, denn obwohl der ebenso blutjunge Leibwächter bei allem dabei gewesen war, schien er die Strategien des Prinzen nicht gut genug verstanden zu haben, um mir erklären zu können, warum Thakars Tricks funktioniert hatten.

Als erstes fragte ich Thakar, wie er es denn geschafft hatte, Khor, den Sohn des Söldnerfürsten dazu zu bewegen, vernünftige Verhandlungen zu führen. Das war so weit ich das von anderen Adeligen wußte, bisher noch niemandem gelungen.
"Ach im Grunde habe ich ihm einfach nur nach Strich und Faden verprügelt."
Davon hatte ich gar nichts gehört. Ich fragte ihn, wie er denn darauf gekommen war, daß so etwas funktionieren könnte.
"Um das zu verstehen, muß man sich klar machen, was er für ein Typ ist. Wie Sie sicherlich wissen, frage ich, während ich mich auf meinen Auftrag vorbeireite, jeden der irgendetwas über die Personen, mit denen ich verhandeln soll, wissen könnte, was das für ein Mensch ist, damit ich weiß, welche Art von Argumenten er verstehen könnte. In diesem Fall habe ich einen Tipp bekommen, daß man Prinz Khor im Kampf besiegt haben muß, damit er einen ernst nimmt, daß er aber nicht gut genug ist, als daß ein Training mit scharfen Waffen sicher wäre. Khor ist nicht sonderlich gebildet, obwohl er durchaus Unterricht bei guten Lehrern hatte. Er wirkt eher wie so ein bestimmter Typ Jugendlicher, die man eher unter den Landarbeitern findet. Er ist groß, muskulös, einige Jahre älter als ich und nicht besonders helle. So ein richtiger Schlägertyp. Ich mit meinem Aussehen bin ein ganz anderer Typ, klein, zierlich und einige Jahre jünger als er und noch viel jünger aussehend, so daß Paran, wann immer ich mich als Gardist verkleide, gefragt wird, ob er denn seinen kleinen Bruder mitgebracht hat. Ich war natürlich für Prinz Khor auf den ersten Blick ganz klar eingeordnet: Ein Schwächling wie alle anderen Adeligen, die ihn bisher immer haben siegen lassen, weil sie vermutet haben, daß er dann glücklich und ansprechbarer wäre. Und wie das mit Schlägertypen oft so ist, kann er eigentlich gar nicht richtig kämpfen, sondern verläßt sich hauptsächlich auf Kraft und Größe. Damit will ich nicht behaupten, daß er gar nicht übt, sondern nur, daß es nicht vergleichbar ist mit dem, was ich als Training habe. Mir war immer klar, daß unser Kampftraining für mich lebenswichtig ist, weil wir nicht genug Leute entbehren können, daß ich im Zweifelsfall geschützt wäre, wenn ich nicht selber kämpfen kann. Also habe ich das Kampftraining ernst genommen und wann immer ich dafür Zeit finden konnte, zusätzlich mit Paran trainiert. Weil klar war, daß ich sobald ich alt genug bin, in den Krieg geschickt werde, habt ihr mir auch mehr Kampftraining gegeben, als es sonst sowieso schon für Prinzen üblich ist. Als er mit mir trainieren wollte, habe ich also auf Holzschwerten bestanden, denn natürlich wäre es in jedem Fall ein Unglück, wenn einer von uns ernsthaft verletzt werden würde und dann habe ich ihn damit nach Strich und Faden vermöbelt. Er ist halt der Typ, der so etwas durchaus sportlich nimmt und einen danach gut findet."

Ich schüttelte innerlich den Kopf über diesen Jungen, der sich in heiterem Ton als das Urbild des Schwächlings beschrieb. Natürlich wußte jeder, der ihn kannte, daß der Junge es in sich hatte, so daß er jeden Grund für das Selbstbewußtsein hatte, mit dem er darüber stand. Aber es ist doch wirklich ungewöhnlich, wenn einem Jugendlichen ein so kindliches Aussehen nicht peinlich ist.

Dann erklärte ich ihm, wie sehr mich sein Erfolg in dieser Angelegenheit verblüfft hatte und für was für eine großartige Leistung ich das hielt. Schließlich fragte ich ihn der Reihe auch nach nach allen anderen diplomatischen Missionen und sagte ihm jedes mal, warum ich seine Leistung dabei für so überragend hielt. Sein Onkel lobte ihn viel zu wenig. Verblüffend fand ich auch, wie er jeweils mit wenigen prägnanten Worten die Charaktereigenschaften, mit denen er seine Verhandlungspartner so gepackt hatte, daß sie taten, was er wollte, charakterisiserte. Es gibt sehr wenige Menschen, die sich in so unterschiedliche Menschen hineinversetzen können und noch weniger, die das dann auch noch so beschreiben können, daß andere Menschen sich genug in die Beschriebenen hineinversetzen können, damit auch andere verstehen, warum der Verhandlungspartner an dieser Stelle das tut, was der Junge sagt.

Kersti

Fortsetzung:
F780. Kersti: Das Abenteuer hatte ich jetzt jedenfalls. Und es war bestimmt nicht langweilig oder lasch, wie ich bisher immer geschimpft hatte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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