erste Version: 1/2017
letzte Bearbeitung: 1/2017

Industrialisierung, Weimarer Republik und Drittes Reich: Thakars faszinierendes Abenteuer

F870.

Beim Gottesdienst entdeckte ich im Tempel ein zwölfjähriges Mädchen das die typische Kleidung der Europäer trug

Vorgeschichte: F868. Kersti: D

Taihal, Thakars Leibwächter erzählt:
Beim Gottesdienst entdeckte ich im Tempel ein zwölfjähriges Mädchen das die typische Kleidung der Europäer trug. Es stellte sich für das Essen, das für die Armen ausgegeben wurde an und war, da es wohl kaum ein Sikh-Mädchen sein konnte, sehr wahrscheinlich deshalb gekommen. Da ich wußte, daß wir noch jemanden suchten, von dem die Kinder englisch lernen konnten, sprach ich das Mädchen an und fragte sie auf englisch, was sie denn hierher geführt hätte. Sie fragte mich, ob es denn für Engländer verboten wäre, hier zu essen. Ich erklärte ihr, daß sie das schon ganz richtig gemacht hätte. Das Essen im Tempel ist, damit beim Gottesdienst niemand hungern muß und wenn sie auch etwas bekommt, ist das ganz richtig so. Ich erklärte ihr, daß Jesus das bei seinen Gottesdiensten doch auch so gemacht hatte, daß er mit seinen Jüngern das Brot brach, damit alle versorgt waren und daß er auch als viele Leute da waren extra ein Wunder gewirkt hatte, damit alle satt werden. Sie wirkte erleichtert.

Währen sie aß, setzte ich mich neben sie und befragte sie, sobald der schlimmste Hunger gestillt war, was sie denn hierher verschlagen hatte. Sie hieß Paisley und erzählte, daß sie als Dienstmädchen mit der Familie, für die sie gearbeitet hatte, nach Indien gekommen war und dann hätten sie Lügengeschichten über sie erzählt und sie verstoßen und sie hätte deshalb keine neue Stelle gefunden. Ich fragte mich, was ein solches Mädchen eigentlich so falsch hätte machen können, daß man sie in einem wildfremden Land vor die Tür setzt und sie in eine Situation bringt, wo sie bei Menschen Hilfe suchen muß, deren Sprache sie nicht einmal spricht. Ich konnte mir nichts vorstellen.

Ich fragte sie, ob sie sich vorstellen könne, sich ein wenig um einen kleinen Prinzen zu kümmern und dabei mit ihm englisch zu reden. Sie zögerte so mit der Antwort, daß mir klar war, daß das Thema sich um Kinder kümmern wohl etwas mit ihrem augenblicklichen Problem zu tun hatte und ich fragte behutsam nach. Sie erzählte, daß sie unter anderem auf einen achtjährigen Jungen hatte aufpassen müssen und nach dem was sie erzählte, war der so ein richtiges verzogenes Blag gewesen. Daß eine Zwölfjährige damit überfordert sein muß, wenn sie einen achtjährigen Jungen erziehen soll, sollte jedem vernünftigen Menschen klar sein. Der Junge hat das Mädchen geschlagen getreten, gekniffen, ihr an den Haaren gezogen und irgendwann endete das schließlich in einer Prügelei zwischen den Kindern. Die Eltern des Jungen sahen nicht, daß so etwas völlig normal ist, wenn man einem Kind die Aufgabe überträgt ein nicht viel jüngeres Kind zu erziehen, sondern waren der Ansicht ihr Junge dürfe treten, kneifen und an den Haaren ziehen und die zwölfjährige Paisley solle ihn trotzdem tadellos erziehen können und wenn das nicht klappe, läge das zweiffellos an Paisley.

Ich sagte ihr, daß sie noch zu jung gewesen sei, um Kinder zu erziehen und daß ich als Leibwächter dabei sein würde und dem Jungen ganz bestimmt nicht erlauben würde, sich so sehr daneben zu benehmen, denn wenn man einen Prinzen falsch erzieht, leidet nachher ein ganzes Land darunter. Nachdem sie fertig gegessen hatte, stellte ich ihr den Prinzen vor und sie war erleichtert zu sehen, daß er erst zwei Jahre alt war. Natürlich fragte der Junge sofort warum sie denn so komische Sachen anhatte. Ich erzählte ihm daß sie aus einem Land kam, wo alle Menschen sich so anziehen und wo man eine ganz andere Sprache spricht. Ihr übersetzte ich diese Frage - allerdings in höflicherer Form, denn Kinderfragen sind oft so direkt, daß sie unhöflich oder verletzend wirken können, obwohl sie gar nicht so gemeint sind. Und ich übersetzte ihr auch wie der Junge sich vorstellte und sie nach dem Namen fragte. Natürlich bemüht man sich immer, einem Prinzen solche Umgangsformen so früh wie möglich beizubringen, aber ich fand es erstaunlich, daß das in dem Alter schon klappte - meine Erziehungsbemühungen hatten da bei meinem eigenen zweijährigen Sohn noch nicht diesen Erfolg gebracht! Dieses sich selbstständig vorstellen ist auch ganz untypisch für Zweijährige, die sich normalerweise eher hinter ihrer Mutter verstecken.

Das Mädchen erwies sich in den folgenden Jahren als ein echter Glücksgriff. Natürlich war es überhaupt schwer, ein englisches Kindermädchen zu finden, das bereit war, unter Leuten zu leben, deren Sprache es nicht beherrschte. Daher hatte mein Prinz bei mehreren verschiedenen Engländern Englisch gelernt. Männer die Abenteuer erleben wollten und daher bereit waren, ihre Reise durch ein paar Wochen Privatunterricht zu finanzieren. Sie wären aber nicht bereit gewesen, Jahre mit uns zu verbringen. Da sie ein solche Pech gehabt hatte, blieb dem Mädchen gar nichts anderes übrig, als dauerhaft zu bleiben. Sie ging auch sehr liebevoll mit dem Jungen um und kümmerte sich gerne und sehr hingebungsvoll um ihn und sie lernte unsere Sprache in dieser Zeit ganz passabel sprechen, lesen und schreiben. Da sie der Unterschicht entstammte, hatte sie nicht allzuviel Bildung mitgebracht. Sie war auch interessiert genug, um die wenigen englischsprachigen Bücher zu lesen, die wir in der Bibliothek hatten, damit die Prinzen die Sprache der Feinde hatten lernen können und wenn man sie in der Stadt bei den Engländern Bücher kaufen schickte, führte das durchaus dazu, daß sie auch jedes einzelne dieser Bücher auch las.

Sie las dem kleinen Thakar regelmäßig Geschichten aus der Bibel vor, einem Buch, das von der Thora der Juden abgeleitet war und am Ende diverse Geschichten enthielt, die an die Schriften der Thomaschristen1. erinnerten. Das war für meine Begriffe nicht falsch, schließlich war es wichtig, daß der Junge alle nötigen Grundlagen hatte, um die Engländer zu verstehen und dazu gehört eben auch ein Verständnis ihrer Kultur und Religion. Das Mädchen hatte aber offensichtlich zu oft religiösen Eiferern zugehört, denn sie hatte Angst, daß Thakar in die Hölle kommen könnte, nur weil er begriffen hatte, daß wenn es nur einen Gott gibt, daß dann unsere Religion selbstverständlich von demselben Gott spricht. Ich nahm Thakar immer wieder zur Seite, um ihm zu erklären, daß ein Prinz immer offiziell die Religion seines Volkes haben muß, weil das sonst die Selbstachtung der Bevölkerung untergräbt. Außerdem erklärte ich ihm, daß Gott ganz sicher weiß, wann man ihn anspricht, egal unter welchem Namen die Menschen ihn anbeten und welcher Religion sie anzuhängen meinen.

Ich ließ das Mädchen mit den Kindern auch die Tischsitten, die sie bei ihren englischen Herrschaften gelernt hatte, einüben, damit sie wußten, was bei Engländern als gute Tischmanieren gilt. Sie hatte eine schöne Art, das als lustiges Spiel aufzuziehen, das allen richtig Spaß machte. Sie tat das, indem sie die typischen Marotten der englischen Mittelschicht aus ihrer Unterschichtsicht parodierte - und da sie sehr intelligent war, konnte sie das auf eine herrlich überzogene Art tun. Als ich sie dann fragte, ob ihr dann nicht einiges was bei uns als gute Manieren durchgeht, genauso albern vorgekommen sei, mußte sie augenblicklich grinsen. Sie antwortete aber nur, daß sie doch viel zu höflich sei, um so etwas auch nur zu denken. Daraufhin erkärte ich ihr, daß Thakar genau diese Dinge als Erwachsener würde wissen müssen, um seinen diplomatischen Aufgaben nachkommen zu können. Ob sie da nicht Ideen hätte, wie sie das dem Jungen vermitteln könnte. Diesmal spannte sie mich bei ihren Parodien ein. Ich sollte einen reichen englischen Gentleman spielen, was ich aber bei weitem nicht so gut konnte wie sie, obwohl ich als junger Leibwächter natürlich Gelegenheiten hatte, solche Typen zu beobachten und ihre Erklärungen, was sie über uns Sikh dachten, durchaus sehr erhellend waren. Die Parodien reicher Engländer, die sie sich dazu ausdachte, kamen bei den Kindern so gut an, daß sie das immer wieder spielen wollten.

Kersti

Fortsetzung:
F871. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI23. Kersti: Inhalt: Thakars faszinierendes Abenteuer

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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