erste Version: 12/2017
letzte Bearbeitung: 12/2017
Vorgeschichte:
F966.
D
Ehon erzählt:
Das Befürchtete trat am nächsten Tag ein, aber nicht wegen meinem Fehler, sondern wegen einem Fehler, den der Arzt gemacht hatte und es war auch nicht Geron, der das Bett verlassen hatte, sondern Khar hatte versucht Mira in ihrem Krankenzimmer zu besuchen. Es war reines Glück, daß es einer Krankenschwester gelungen war, ihn aufzuhalten, bevor er die Tür aufmachte.
Was Khar auf diesen Gedanken gebracht hatte, war dem Arzt unklar, er vermutete aber, daß er bei einem Gespräch am Morgen, bei dem es um Mira gegangen war, einen unbewachten Gedanken aufgefangen hatte, der ihm bewußt gemacht hatte, daß es Mira schlechter ging als wir zu sagen bereit waren.
Dem Arzt war es gelungen, den Schaden zu begrenzen - hoffte er zumindest - indem er ihn stattdessen auf dessen Alternativforderung eingegangen war und ihn zu Geron gebracht hatte. Mich alarmierte das allerdings besonders.
"Meinst du wirklich daß das besser war? Geron ist genau so ein Khar-Typ der sofort aufspringt und das Krankenbett verläßt, wenn er hört, daß irgendein Problem noch nicht gelöst ist." sprach ich meinen ersten Gedanken aus.
"So sah es für mich auch aus, denn Gerons erster Satz dazu war 'Ich schaue mal nach' - glücklicherweise meinte er das nur feinstofflich" antwortete der Arzt "und jetzt haben sie einen Plan für ein alternatives Ritual gefaßt, in dem Geron Torins Stelle im Ritual übernimmt und alle, die nicht in den Ritualraum dürfen, eben von ihrem Krankenbett aus mitarbeiten."
"Das ist aber mal wieder ein typischer Khar!" antwortete ich.
"Oh nein, die Idee stammt von Geron!" widersprach der Arzt.
Ich sah ihn nur wortlos an, denn ich hatte das Gefühl, daß damit alle meine Befürchtungen wahr geworden waren.
"Ich denke, du solltest der Reihe nach zu den beiden hingehen und mit ihnen ihr tolles Ritual besprechen. Zuerst zu Khar denn Geron hat ihm den Befehl gegeben, das Ritual zu erfinden und dann zu Geron, um ihm zu erklären, daß das alles ganz bestimmt so klappen wird, wie sie sich das ausgedacht haben." erklärte er mir mit einer leichten Betonung auf dem Wort Befehl, die die Absurdität der Situation unterstrich.
"Na wenn du mir deine Aufgabe, die beiden im Bett zu halten überträgst, werde ich dir aus Rache einen Teil meiner Aufgaben übertragen, du mußt nämlich zu - ich nannte ihm die beiden nächsten Termine, die ich auf meinem Terminplan hatte - gehen und denen erklären, warum ich nicht komme." der Arzt versprach mir, das zu tun.
Tatsächlich ging er klugerweise, wie ich später erfuhr, tatsächlich zu meiner Sekretärin und ließ sie das machen, da sie ja für so etwas zuständig war und über Terminänderungen informiert werden mußte, da sie ja immer auch für die Ersatztermine zuständig war. Das junge, begabte Mädchen war also zu den Männern hingegangen und hatte ihnen letztlich schon grob erklären müssen was ich vorhatte, da sonst jeder Ersatztermin zu spät gekommen wäre. Anderseits war das natürlich genau der Grund warum sie diesen Posten innehatte. Es war ungewöhnlich, daß eine Frau bei einem Mann die Sekretärin machte, aber sie war für eine Führungsaufgabe bei den Frauen vorgesehen und mußte deshalb möglichst früh Einblick darein bekommen, wie man solche Führungsaufgaben versieht. So überfordert sie sich in der Situation gefühlt haben mag, hatte sie es doch ganz gut erledigt und letztlich viel daraus gelernt.
Ich ging zu Khar hin, nahm mir vorher wie immer einen Augenblick Zeit, mich zu zentrieren, um eine Chance zu haben, ihm zu vermitteln, daß ich das schon hinkriege, obwohl ich mich definitiv nicht so fühlte. Khars Rituale waren immer zu schwierig für jeden normalen Menschen, weil er immer davon ausging, daß alle so gut ins Feinstoffliche sehen können wie er und das stimmt eben einfach nicht. Ich würde also das Kunststück fertigbringen müssen, ihm einerseits zu erklären, daß sein Ritual viel zu schwierig für uns ist und ihm aber gleichzeitig vermitteln müssen, daß ich das schon hinkriege. Und wie jeder, der den Satz liest, sehen kann, ist das ein Widerspruch in sich, der Khar nicht entgehen wird. Es gelang mir nicht wirklich, zur Gedankenstille zu finden, so daß ich es schließlich aufgab.
Als ich das Krankenzimmer betrat, warf mir Khar einen Blick zu und begann, als er meine Miene sah, zu grinsen. Das ist so lästig mit ihm: Man fühlt sich immer durchschaut! Ich erinnerte mich streng daran, daß er zwar eine ganze Menge durchschaute, daß das aber noch lange nicht hieß, daß er das Gesehene auch verstand. Und jetzt war eben meine vordringliche Aufgabe ihm das Verständnis einzubläuen.
"Ich habe gehört, daß du wieder ein Ritual erfunden hast, das kein Mensch durchführen kann?" leitete ich das Gespräch ein.
"Tatsächlich ist es bis jetzt nur eine Idee für ein Ritual. Ich hatte gehofft, daß du mir helfen würdest, aus dieser Idee etwas brauchbares zu machen." antwortete er.
Im Grund wußte Khar nämlich sehr genau, wo seine Schwächen lagen. Er hatte mir mal erklärt, daß er wenn er krank war, deshalb so unerträglich war, weil er dann die ganzen Dinge, die er normalerweise tat, damit normale Menschen mit ihm klarkommen, nicht mehr schaffte. Leider war ich gerade nicht in der Lage, damit Nachsicht zu üben, weil ich ebenfalls das Gefühl hatte, nicht alles zu schaffen, was Not tat.
"Was hast du dir nur dabei gedacht, dieses Kind als volles Mitglied des Ritualkreises mit einzuplanen?" fragte ich ihn.
"Tatsächlich war das die Idee von diesem Kind. Außerdem hat Geron mir erklärt, daß man den ganzen Ritualkram doch nicht braucht und wenn die anderen das nicht schaffen könnten, könnten doch wir beide die Fehler ausgleichen. Ich habe ihm dann erklärt, daß er die Männer damit aber überfordert und er hat verlegen gesagt, daß er das eigentlich wüßte, daß er es nur immer wieder vergessen würde." antwortete Khar.
"Ich hatte ganz vergessen, daß Geron ja auch so ein Khar-Typ ist!" meinte ich.
"Ja. Ist er. Mach dir um den Jungen mal keine Sorgen, der schafft das schon." antwortete Khar.
"Wenn ich nicht ganz sicher wüßte, daß du ihn erst dieses Jahr kennengelernt hast, wäre ich fest überzeugt, daß er dein leiblicher Sohn ist, egal wie sehr du das Gegenteil behauptest." meinte ich.
"Ach, so stimmt das nun auch wieder nicht. Ich kenne ihn schon seit vielen Leben und war sehr oft zusammen mit ihm inkarniert."
Auch das ist irritierend an Khar. Jeder, der unsere Ausbildung abgeschlossen hat, hat sich schon an einige seiner früheren Leben erinnert und kann darüber erzählen. Aber Khar war da schon eine Sondermarke. Wenn er entspannt und wir unter uns waren, erwähnt er nämlich beinahe in jedem Gespräch irgendein unbedeutendes Detail aus irgendeinem früheren Leben, von dem zuvor noch keiner von uns gehört hatte. Man hatte den Eindruck, daß er auf Reinkarnationserinnerungen genauso mühelos zugreifen konnte, wie wir auf Erinnerungen aus diesem Leben und auch gar nicht auf den Gedanken kam, daß wir das nicht können könnten. Richtig bizarr wurde das, wenn er den Satz mit "Weißt du noch ..." einleitete und dann etwas aus einem Leben im alten Ägypten brachte mit dem Ergebnis daß ich automatisch eine Antwort gab, und mich so fühlte, als könne ich mich wirklich daran erinnern. Das kannte ich nur mit Khar, bei ihm passierte mir das aber regelmäßig.
"Also gut. Ich werden den Jungen nachher fragen, aber zunächst einmal gehe ich davon aus, daß er das kann. Ohne ihn können wir das Ritual sowieso nicht durchführen. Dann also weiter, wie soll es funktionieren?" sagte ich.
In diesem Gespräch kamen wir noch zu keinem praktikabeln Ergebnis, ich hatte aber schon das Gefühl, Khar so weit zu haben, daß er bis zur Fortsetzung des Gesprächs im Bett bleiben würde. Daher ging ich weiter zu dem Jungen, als Khar zu müde war, um weiter mit mir zu reden.
Fortsetzung:
F968.
D
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
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