erste Version: 6/2018
letzte Bearbeitung: 6/2018

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1064.

Khar und Ehon erteilten mir die Art Unterricht, bei dem man nach der ersten Stunde weiß, daß man die Abschlußprüfung nie bestehen wird

Vorgeschichte: F1063. Khar: Abends fragte ich daher Rios, ob die weißen Ritter zuhause eigentlich keine Schule haben, in der sie lernen wie man ihre Arbeit macht

Mirko erzählt:
Nachdem wir am ersten Tag besprochen hatten, wie es weiter geht und mir der Ordensführer klar gemacht hat, daß ich, wenn ich schon mal hier wäre, ihr Archiv zu benutzen hätte, das Geheimdienstmaterial zu unserem Problem durchzuarbeiten und zu verstehen hätte, was es bedeutet und erst dann zu meinem eigenen Orden zurückkehren dürfte, wenn ich das erledigt hätte. Danach hätte ich meinem eigenen Orden umfassend Bericht zu erstatten.

Ich fühlte mich schon sowieso unsicher.

Danach wurden mir Khar für den Vormittag und dessen bester Freund Ehon für den Nachmittag zugeteilt und die beiden erteilten mir die Art Unterricht, bei dem man nach der ersten Stunde weiß, daß man die Abschlußprüfung nie bestehen wird. Nur waren meine beiden jugendlichen Nachhilfelehrer Überfliegertypen. Ein anderes Ergebnis, als mit Auszeichnung und Sternchen bestanden, war ihnen schlichtweg unvorstellbar und sie übten mit mir, bis ich es verstanden hatte. Sie erklärten es mir ein mal, zwei mal und wenn das nicht reichte auch zehn oder hundert mal, was ich verstehen sollte, aber daß ich irgendetwas nicht verstehen konnte, war für sie nicht akzeptabel.

Jeden Morgen beim Frühstück prüften der Leiter des Ordens, ob ich den Stoff des Vortages begriffen hatte und gab Khar zwei drei Hinweise, was er sich zusammen mit mir anschauen sollte. Dann schauten wir uns die betreffenden Akten an, Khar machte mich auf drei scheinbar bedeutungslose Sätze aufmerksam und entwickelte daraus umfassende Theorien, wie die ganze Geschichte zu verstehen sei. Und ich verstand es nicht.

Mittags kam Ehon, wir gingen in den Speisesaal und stellten drei Tabletts mit vier Mittagessen zusammen. Am ersten Tag hatte er mich noch gefragt ob ich mich mit zu dem Dämon reintraue, danach war es eine Selbstverständlichkeit. Wir aßen mit dem Dämon in Darions Körper zu Mittag und er bekam wie ich als ich eingesperrt war - genau das was er wollte und sei es rohes Fleisch. Obwohl der jeweilige Dämon nicht die Tischsitten beherrschte, die man von einem solchen gewöhnlich erwartet, wurde er behandelt wie ein geschätzter Gast. Und der geschätzte Gast versuchte mit mir zu sprechen. Dabei staunte ich was ein solches Wesen alles lernen mußte. Sie gaben manchmal Geräusche von sich, von denen ich niemals angenommen hätte, daß ein menschlicher Körper sie produzieren könnte, dagegen waren sie manchmal nicht in de Lage, die Laute zu formen, die man für die menschliche Sprache braucht. Mit der Zeit kamen aber tatsächlich auch ganze Sätze und versuche, mir Dinge in menschlicher Sprache zu erklären.

Für mich war das ein Bißchen wie die Gruselgeschichten, die wir uns früher als Kinder erzählt haben. Ich fand ständig etwas, was ich gruselig fand, aber Khar hatte die Situation so sicher unter Kontrolle, daß dieses Gruselgefühl seinen Unterhaltungswert hatte. Er hatte zwar gesagt, wenn er Befehle geben würde, müßte ich in diesem Raum gehorchen, weil er sonst nicht für meine Sicherheit garantieren könnte. Nur kam nie wieder eine Situation, in der er mir oder einem Dämon einen Befehl geben mußte. Alles lief ruhig und gesittet ab und so gruselig manches war, was ich bei den Dämonen zu sehen bekam, so harmlos war es und so freundlich gemeint.

Neben den eher unterhaltsamen Episoden, wo Dämonen mir Anekdoten aus den Höllen erzählten oder irdische Dinge auf seltsame Weise fehlinterpretierten, bestand Khar auch darauf, daß ich dafür zuständig sei, die Probleme zu klären, die die anwesenden Dämonen mit meiner Gruppenseele hatten. Ich hatte so etwas in diesem Leben noch nie gemacht, aber es lief sehr reibungslos, denn Khar leitete mich Schritt für Schritt an: Die Dämonen brachten mir Anteile meiner Gruppenseele zurück, die aus irgendwelchen Gründen in den Höllen gelandet waren und erwarteten von mir, daß ich ihnen im Austausch Anteile ihrer Dämonengruppenseelen zurückgab, die bei uns in Gefangenschaft waren und irgendwie schienen alle auch zu wissen, was sie tun müssen, obwohl ich irdisch vorher nicht gedacht hätte, daß es so etwas geben könnte. Außerdem heilten wir gegenseitig Verletzungen, die wir einander zugefügt hatten. Es ist seltsam, bei so etwas das Gefühl zu haben, man wüßte ganz genau was man tut, obwohl ich irdisch eben nichts darüber weiß, außer eben dem, was ich aus diesen Episoden lerne.

(Beim schreiben kam eine Nebenbemerkung, daß Mirko es als seltsam empfindet mit meinem - Kerstis - Körper zu schreiben, weil ich einen weit größeren Wortschatz habe, als er im damaligen Leben hatte, und der Text ihm deshalb unpassend intelligent geschrieben erscheint, wenn er auf meinen Wortschatz zugreift, um zu schreiben.)

Nachmittags arbeitete ich mit Ehon an den Akten. Wenn ich ihm dieselben Stellen zeigte, die Khar sich am Vormittag angesehen hatte, entwickelte er praktisch dieselben Theorien darüber und morgens wollte der Ordensführer genau das hören. Daher nahm ich an die beiden hätten sich das Ganze vorher zusammen mit einem Lehrer angesehen.

Abends setzte ich mich zu einer Frau, die mir im Speisesaal aufgefallen war, weil sie der einzige Engel im Raum war, jedenfalls wenn man von einem ihrer beiden kleinen Kinder absah. Sie zog mich ins Gespräch und fragte mich, wie es mir hier so gefiel. Ich fragte sie, ob sie eigentliche keine Angst vor den ganzen Dämonen hier hatte.
"Nein das sind so nette Menschen!"
"Das habe ich schon gemerkt, aber ich habe trotzdem Angst, wenn sie wütend werden. Dabei brauchen sie nicht einmal auf mich wütend zu sein." sagte ich.
"Das ist umgekehrt genauso, auch wenn Dämonen sich das selten anmerken lassen. Sie hätten mal Khar sehen sollen, als er mich das erste mal gesehen hat. Er hat sich hinter Darion versteckt und über ein Jahr gebraucht um endlich Vertrauen zu mir zu fassen."
"Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß der Junge vor irgendetwas Angst hat. Er wirkt so selbstbewußt."
"Sie werden es nicht glauben, aber er hat es geschafft, in dem ganzen ersten Jahr nie allein mit mir in einem Raum zu sein, selbst wenn er seinem Vater dafür auf Klo folgen mußte. Dabei habe ich ständig mit seinem Vater zusammengehangen, schließlich waren wir verliebt ineinander und haben nach Ablauf des Jahres geheiratet. Inzwischen geht so etwas wie zusammen frühstücken, aber so wirklich eng ist unsere Beziehung nicht geworden, obwohl wir uns beide bemühen."

Dann waren das also Darions Frau und Kinder. Ich fragte mich, warum von niemandem ein böses Wort kam, obwohl ich an so viel Unglück beteiligt war.

"Bekommen Ehon und Khar eigentlich Privatunterricht, damit sie wissen, was sie mir erklären sollen?" fragte ich.
"So weit ich weiß nicht. Khar schläft den ganzen Nachmittag, weil die Arbeit mit dem Dämon so anstrengend ist und ißt dann mit dem stellvertretenden Ordensführer Rios zu Abend. Dann soll er aber Rios erklären, was er zu seinen Kommunikationen mit Dämonen aufgeschrieben hat und das ins Reine schreiben. Die Ordner, die er mit ihnen bearbeiten soll, sieht er sich meines Wissens erst an, wenn er sie ihnen erklären soll."
"Und warum sind die beiden Jungen dann immer völlig einer Meinung und wissen außerdem genau war Tharon hören will?" fragte ich.
"Tja - fragen sie die Jungen doch."

Das fragte ich die Jungen dann tatsächlich. Die Jungen verstanden meine Frage nicht, glaube ich, denn beide behaupteten unabhängig voneinander, das stünde doch da. Ich fragte dann beim nächsten Frühstück den Ordensleiter warum die Jungen das behauptet hatten.
"Es steht nicht direkt da, ist aber eine ganz einfache logische Ableitung."
"Ich finde das gar nicht einfach." meinte ich und war erschrocken wie jammerig ich mich anhörte.
"Deshalb werden sie wahrscheinlich auch nie einen solchen Posten haben, wie ich ihn habe. Aber machen sie sich nichts draus. Einen solchen Posten braucht man auch nicht."
Ich fragte mich, was er damit meinte.
"Sehen sie, Khar ist jetzt zwölf. Vor Jahren ist sein Vater verchwunden. Tatsächlich ist Darion Khars Onkel, hat aber Mutterstelle an ihm vertreten, indem er ihn mit dem Fläschchen großgezogen hat. Michaela, Darions Frau hat Khar erst als vierjährigen kennengelernt, so daß die Beziehung bei weitem nicht so eng ist, wie normalerweise zwischen Mutter und Kind. Außerdem hatte Khar Schwierigkeiten, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, weil er so eine Angst vor ihr hatte. Deshalb kam er mit seinem Kummer lieber zu mir als zu seiner Stiefmutter. Statt daß wir ihm viel Zeit gelassen hätten, mit seinem Kummer fertigzuwerden, haben wir ihm Sonderhausaufgaben gegeben, damit er im Notfall für mich einspringen kann, weil er außer mir und dem verschwundenen Darion der einzige mit ausreichender magischer Begabung und Macht war, um bestimmte Verteidigungsaufgaben zu übernehmen, falls mir etwas passieren sollte. Dann kam Darion in dem Zustand zurück, in dem sie ihn erlebt haben und mir ist tatsächlich etwas passiert. Die rein organisatorischen Aufgaben hat Rios übernommen, aber der magische Teil blieb an Khar hängen." erklärte er.
"Ich wäre stolz wenn ich so etwas leisten könnte!" meinte ich.
"Ich glaube schon, daß der Junge weiß, was er leistet. Aber das vorherrschende Gefühl, das man in so einer Situation hat, ist so ein 'Aber ich brauche doch einen Papa!'-Gefühl. Man ist in dem Alter einfach noch nicht reif genug, um sich damit wohl zu fühlen, wenn man der einzige ist, der in der Lage ist größere Katastrophen zu verhindern. Das ist etwas anderes, als wäre man der beste Sänger, Handwerker oder auf andere Weise lediglich eine Bereicherung des Ordens. Ein Sänger, Handwerker, Gelehrter weiß, daß das Leben auch weitergehen würde, wenn er nicht mehr da wäre. Als Rios mir gesagt hat, daß Khar volle Erwachsenenschichten übernimmt, habe ich mit ihm geschimpft, weil das einfach zu viel ist. Von so etwas ist man den ganzen Tag erschöpft. Rios antwortete darauf 'Sonst hätte es Tote gegeben' und er konnte mir klar machen, daß das den Tatsachen entspricht. Nun ja und deshalb hielt ich es seit diesem Gespräch nicht mehr im Bett aus, schließlich soll der Junge so etwas wie eine Kindheit haben."

Kersti

Fortsetzung:
F1066. Khar: Nachdem wir ins Archiv gegangen waren, um dort zu arbeiten, fragte mich Mirko, ob ich wirklich so ein "Ich brauche doch einen Papa"-Gefühl hätte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI21. Kersti: Inhalt: Seelengeschwister aus der Hölle

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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