erste Version: 11/2018
letzte Bearbeitung: 12/2018

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1145.

"Wissen sie, ich habe keine Ahnung, welches Mikroskop normale Leute benutzen, um die ganzen Gedankenschritte zu sehen, die sie in einem Problem zu erkennen meinen"

Vorgeschichte: F1144. Tharon: Miriam zog ein entsetztes Gesicht, bei diesen Worten, holte tief Luft und ließ eine Schimpfkanonade über ungezogene Jungen, die ihre kindischen Ideen ohne jede Vernunft verbreiten wollen, los

Khar erzählt:
Da ich inzwischen zum Ritter geschlagen worden war, sollte ich auch an den wöchentlichen Versammlungen teilnehmen, in denen alle wichtige Sachen des Ordens besprochen wurden. An diesen Versammlungen nahmen gewöhnlich zwölf schwarze Ritter und ebensoviele Frauen teil, die meiner Ansicht nach alle viel wichtiger waren als ich. Warum ausgerechnet ich Rios vertreten sollte, war mir völlig unverständlich.

Außerdem war es wie immer. Wenn ich was sage, sagen alle, daß ich verrückt bin. Außer Tharon natürlich, der findet, daß meine Ideen gut sind. Nur nützt das gar nichts, wenn Tharon findet, daß meine Ideen gut sind, die anderen verstehen mich nämlich trotzdem nicht. Ich hätte Rios gebraucht, oder Ehon, damit sie mir erklären können, was daran denn so schwierig zu verstehen ist. Glücklicherweise sprang schließlich Anna, die an dem Tag die Schulleiterin im Rat vertreten hat, ein und erklärte mir, welche Sachen ich genauer erklären muß, damit die anderen mich verstehen.

Ich habe die sechs Jahre ältere Anna immer gemocht, weil sie mich nie weggeschickt hat, wenn ich mit ihr spielen wollte.

Danach gingen wir zur Schulleiterin. Tharon erklärte mir, daß Anna eine von drei Frauen war, die möglicherweise die Schulleitung übernehmen könnten. Daher sollen wir ihr sagen, was wir von ihr halten. Aber als wir anfingen mit der Schulleiterin zu reden, gab es Streit. Ich habe die Schulleiterin nie gemocht, weil sie immer mit mir auch noch geschimpft hat, wenn die anderen mich nicht verstanden haben, dabei konnte ich doch nichts dafür, daß sie so dumm sind. Ich habe sie deshalb ehrlich gesagt absichtlich ein bißchen provoziert. Das ging dann aber ziemlich in die Hose, weil Tharon mich verteidigt hat und dann immer wütender und wütender wurde und die Schulleiterin wurde auch so wütend, daß beide anfingen sich richtig gemeinte Dinge an den Kopf zu werfen.

Eigentlich war ich ja mit Tharon einer Meinung, aber so geht das natürlich nicht. Da Miriam sowieso niemals auf mich gehört hätte, sagte ich Tharon, er soll aufhören und glücklicherweise riß er sich wirklich zusammen. Zu meinem Glück hatte ich auch schon mit Ehon Rios und einigen anderen Leuten darüber geredet, wie man verständlich machen konnte, warum es für mich so schwierig ist, normalen Leuten Dinge zu erklären.
"Sie haben gefragt, wie sich Anna geschlagen hat?" kam ich auf das ursprüngliche Thema zurück, "Sie war mir eine große Hilfe. Ich hatte nämlich einen Verbesserungsvorschlag gemacht, den mal wieder keiner verstanden hat. Anna hat mir dankenswerterweise auseinandergesetzt, daß dieser Vorschlag, bei dem ich nur drei kleine Änderungen sehen konnte, für normale Leute über dreißig einzelne Lernschritte beinhaltet. Rios hat noch viel mehr für mich getan. Er hat sich nämlich mehrere Jahre lang jeden Abend mit mir hingesetzt und meine Hausaufgaben mit mir durchgesprochen. Das war sehr frustrierend, weil er alles mißverstanden hat und ich ewig lange rumprobieren mußte, bis er endlich begriffen hat, was ich meinte. Aber dann war das immer noch nicht fertig. Er ist nämlich damit zu einem anderen Ritter gegangen und hat ihn gefragt, ob das so verständlich ist und dann haben wir noch mehr Erklärungen eingebaut, damit auch normale Leute das verstehen können. Wissen sie, ich habe keine Ahnung, welches Mikroskop normale Leute benutzen, um die ganzen Gedankenschritte zu sehen, die sie in einem Problem zu erkennen meinen. Aber ich besitze dieses Mikroskop nicht, ich kann sie nicht erkennen. Ich brauche immer Leute wie Rios, Ehon oder Anna, die zumindest eine Lupe haben, damit sie mir erklären können, welche Gedankenschritte andere Leute da mit ihrem Mikroskop sehen." erklärte ich.
Ich hatte lange überlegt, wie man erklären kann, was so schwierig daran ist, für andere zu vereinfachen und das war die Erklärung, die bei fast allen Leuten funktionierte.

Die Schulleiterin gab mir irgendwie keine richtige Antwort, so daß ich mir nicht sicher war, ob sie mich verstanden hatte oder immer noch nicht. Sie wechselte einfach das Thema und fragte welche von drei Frauen Tharons Meinung nach als zukünftige Schulleiterin am besten geeignet war. Tharon war mit mir einer Meinung daß Anna die Beste war, aber die jetzige Schulleiterin meinte, sie wäre zu intellektuell. Ich habe dann aber gesagt, daß sie immerhin Leuten wie mir, die wirklich zu intellektuell sind, erklären kann, was sie falsch machen und die anderen beiden haben immer nur gemeckert und mir nie geholfen, wenn mich wieder mal keiner verstanden hat. Es reicht, wenn die anderen Lehrerinnen die Schulleiterin verstehen, aber wenn Leute wie ich niemanden finden, der sie versteht, dann ist das furchtbar.

Die Schulleiterin meinte, daß die Schule aber für alle Kinder da wäre und nicht nur für Hochbegabte.
"Ja aber wenn ein Kind richtig dumm ist, dann darf niemand gemein zu ihm sein. Alle sind sie trotzdem nett. Zu mir waren alle immer richtig gemein und niemand hat mir geholfen. Also bin ich nur zum Bücher holen in die Schule gegangen oder wenn Anna mich mitgenommen hat. Offensichtlich dürfen hochbegabte Kinder ja gar nicht in die Schule." widersprach ich.
"Da bin ich mit Khar einer Meinung. Die Schule ist wirklich für alle Kinder da und bei Anna habe ich gesehen, daß sie schon weiß, wer besonders gut mit Kindern kann, die Verständnisschwierigkeiten haben und entsprechend an die richtigen Leuten delegiert. Sie ist außerdem die einzige, die auch Verständnis für Khar hat und auch mal hilfreiche Kritik bringt, wenn ich mal wieder zu komplizierte Dinge sage. Anna kann sicherlich nicht persönlich das gesamte Spektrum abdecken, aber sie hat das gesamte Spektrum im Blick und kann dafür sorgen, daß alle bekommen, was sie brauchen." meinte Tharon.

Kersti

Fortsetzung:
F1142. Khar: Als Ritter sollte ich an den Versammlungen teilnehmen, in denen wichtige Sachen des Ordens besprochen wurden