erste Version: 3/2019
letzte Bearbeitung: 3/2019

Frühe Aufstiegsversuche auf der Erde: Der Ameisenwissenschaftler, der die Vampire erschuf

F1262.

Wandbauerfutter

Vorgeschichte: F1261. Kersti: Das Larvenfließband

Der Ameisenwissenschaftler erzählt:
Dann zeigte mir meine Lehrerin ein Band mit sehr dicken Larven und erklärte:
"Die sind Futter für die Wandbauer. Früher haben wir viel mehr davon gezüchtet, aber jetzt haben wir festgestellt, daß auch Menschen als Wirte geeignet sind. Wir geben ihnen Hormone ins Futter, damit sie mehr Hunger haben und sich überhaupt nicht verpuppen, so daß wir fünfzehn Wandbauer in einer Larve züchten können und nicht nur einen, wie es früher war, wenn wir frischgeschlüpfte Larven benutzt haben."

Als eine der dicken Larven mit seiner Wanne auf einen Transporter verladen wurde, folgten wir ihr in den nächsten Raum. Dann gab meine Lehrerin der Larve den Befehl, aus ihrer Wanne zu steigen und sich auf die Behandlungsliege unter einem Gerät zu legen. Die Larve tat wie befohlen und das Gerät fuhr auf Knopfdruck zu ihr herunter stach 15 Löcher in die Larvenhaut und legte Wandbauereier hinein. Dann klebten wir Chitinpflaster auf die Löcher und die Larve stieg, als wir es ihr sagten, wieder zurück in ihre Wanne und sagte zu uns:
"Ich habe Hunger. Wann kriege ich Essen?"
"Gleich. Sobald wir dich an das Zuchtband für Wandbauer gebracht haben. Da gibt es für dich immer so viel zu fressen wie du magst, damit die Wandbauer gut in dir wachsen können. Und dann mußt du weiterwachsen bis du groß bist und dann verpuppst du dich und nachher schlüpfen Wandbauer."
"Werde ich keine Arbeiterin?" fragte die Larve.
"Nein. Die Wandbauer fressen dich ganz auf während du verpuppt bist, nachher verpuppen sie sich und wenn sie schlüpfen, arbeiten sie für uns." erklärte die Technikerin.
"Ich dachte immer ich werde mal eine Arbeiterin, wenn ich groß bin." meinte die Larve.
"Nein, du wirst keine Arbeiterin, du bist Futter für die Wandbauer. Und die brauchen wir, weil sie für uns arbeiten."
"Und das ist ganz gut für den Staat?" fragte die Larve. "Ja. Das ist ganz gut für den Staat. Deshalb machen wir das ja." "Dann ist ja gut." sagte die Larve zufrieden.

Während wir weitergingen sagte die Technikerin zu mir:
"Mit dem Wandbauerfutter muß man immer ganz viel reden und ihnen alles erklären, sonst denken sie, mit ihnen ist was falsch. Niemand möchte denken, daß er falsch ist."

Ich fand es auch sehr wichtig, daß das den Larven gut erklärt wurde. Falsch sein ist ein ganz schreckliches Gefühl, wo man am liebsten nicht mehr leben will.

Ich hatte mich als Larve auch manchmal falsch gefühlt. Und mir hatten sie immer gesagt, daß ich eine Wissenschaftlerin werde, und Wissenschaftler müssen ein bißchen falsch sein, damit sie neue Sachen erfinden können. Trotzdem war es ein ganz schreckliches Gefühl.

Während wir am Band entlanggingen wo mir die Geräte zur Pflege, Ernährung und Entwicklungslenkung der Larven erklärt wurden, sprach uns eine ältere Larve an.
"Du ich fühle mich ganz komisch."
"Was ist denn los?" fragte die Technikerin. "Ich kann meinen Hinterleib nicht mehr bewegen. Und ich fühle mich so leer. Und ich höre Geräusche in meinem Hinterleib." jammerte sie.
"Ja, Larve. Genauso sollte es sein. Du weißt doch daß du Wandbauerfutter bist. Und die Wandbauerlarven fressen zuerst die Muskeln, mit denen du deinen Hinterleib bewegt hast. Deshalb kannst Du ihn jetzt nicht mehr bewegen. Dein Hinterleib ist jetzt ziemlich leer, weil sie alles gefressen haben, deshalb fühlst du dich so leer. Und die Geräusche, das sind die Wandbauer in deinem Hinterleib, die da herumlaufen und miteinander reden."
"Ach so. Und dann ist jetzt wirklich alles gut und richtig?" fragte sie unsicher. "Ja Larve, es ist wirklich alles richtig so. Die meisten von uns tun erst als Arbeiterinnen etwas für den Staat aber du bist schon als Larve und Puppe Wandbauerfutter. Und wenn sie sich dann ganz aufgefressen haben, hast du dem Staat gut gedient. Es ist alles gut so." "Ach so. Na dann ist es ja gut." antwortete die Larve zufrieden "Und jetzt will ich mich verpuppen. Und nachher schlüpfen Wandbauerlarfen und ich habe dem Staat gut gedient, richtig?" "Genau. Tschüß Larve. Wir werden ja nicht wieder miteinander reden. Die Wandbauer fressen dich ja auf, während du verpuppt bist.:
"Tschüß Techniker. Ja die Wandbauer fressen mich auf während ich verpuppt bin und ich habe dem Staat gut gedient." antwortete die Larve und begann zufrieden einen Faden zu spinnen.

Bevor wir weitergingen, rief die Technikerin eine Arbeiterin, die der Larve beim Verpuppen helfen sollte.

Die Puppen wurden in den nächsten Raum gebracht und mit durchsichtigen Scheiben abgedeckt, die kleine Öffnungen hatten, durch die man den Inhalt kontrollieren kann. Manche sahen aus wie normale Puppen, bei manchen klebten außen an der Puppenhülle kleinere Kokons. Bei einer hielten wir an, weil gerade die neuen Wandbauer schlüpften. Ich schauderte, als ich sie sah. Mich ekelte der bloße Anblick dieser Wesen. Konnte es wirklich sein, daß wir SO etwas züchten, fragte ich mich entsetzt.
"Ganz schön ekelhaft, diese Viecher, wie?"
"Am liebsten würde ich sie sofort in winzige Stücke zerhacken!" antwortete ich schaudernd. "Das ist kein Wunder. Wenn sie freikommen, sind sie extrem gefährlich. Sie würden dann in jedes unserer Eier ein Ei legen und alle Puppen von innen auffressen. Und dann wäre ganz schnell ein ganzer Staat tot. Deshalb ekeln wir uns alle so vor ihnen. Aber wenn man sie gut kontrolliert züchtet, sind sie sehr nützlich. Unsere Wände lassen wir natürlich nur von Wandbauern bauen, die keine Flügel mehr haben und kastriert sind, so daß sie keine Eier mehr legen können."

Immer noch am ganzen Leibe zitternd beobachtete ich die ekelhaften Viecher beim Schlüpfen. Die Technikerin nahm einen Stab mit einer Schlaufe und öffnete eine der kleinen Öffnungen einen Schlitz. Dann schob er den Stab hindurch und zog die Schlaufe über den Kopf eines dieser Wesen und holte es durch dieses Loch aus der Puppenwanne.

Das Ding zappelte ziemlich, als er es in die Hand nahm und auf einer Arbeitsplatte festschnallte. Zuerst zwickte er ihm mit einer Zange alle vier Flügel ab, dann öffnete er den Hinterleib und holte den Legestachel und die Eierstöcke heraus. Schließlich schnitt er noch die hintersten beiden der sechs Beine ab, damit es nicht mehr so schnell laufen konnte. Als er es nachher in eine Kiste setzte war ich sehr erleichtert, denn das Ding sah nun bei weitem nicht mehr so ekelhaft aus.
"So jetzt holst du auch so ein Ding raus und machst dasselbe mit ihm."

Nachdem ich das getan und sie kontrolliert hatte, ob ich es richtig machte, ließ sie mich den nächsten Wandbauer alleine operieren. Gemeinsam operierten wir alle Wandbauer in der Verpuppungswanne und setzten sie in die Kiste. Dann zählten wir sie noch einmal durch, um sicher zu sein, daß wir auch wirklich alle erwischt hatten und schoben sie in die Schleuse zum nächsten Raum.

Bei dem dritten Wandbauer fiel mir ein, daß man sich die Arbeit viel leichter und schneller machen konnte und ich tat es sofort. Als ich auf diese Weise den dritten oder vierten Wandbauer bearbeitet hatte, schaute mir die Technikerin über die Schulter und fragte entsetzt:
"Was machst du da?"

Ich erschrak, fühlte mich schrecklich falsch und gab erst einmal gar keine Antwort. Dann nahm ich mich zusammen und erklärte wie ich vorgangen war und warum.
"Bin ich jetzt ganz falsch?" fragte ich kleinlaut.
"Ja. Aber die Königin hat gesagt, daß Wissenschaftler falsch sein müssen, sonst können sie ihre Arbeit nicht tun. Und wenn Wissenschaftler etwas falsch machen, müssen wir fragen, ob es so besser ist, und wenn sie ja sagen dann ist das ab dann so richtig." erklärte die Technikerin und fragte: "Ist das so besser?"

Ich überlegte noch mal und antwortete dann:
"Ja, das ist besser, weil es so schneller geht."

Ich fand es gemein, daß ich so falsch sein mußte, denn falsch sein ist ein ganz schreckliches Gefühl.

Neben den großen Wannen mit den Puppen der Larven, die als Wandbauerfutter gedient hatten, gab es auch kleinere, in denen neben den beiden Wandbauerpuppen die Überreste von Menschen lagen.

Am Abend zeigte mir der Techniker die Räume in denen Wandbauerlarven in Menschen gezüchtet wurden. Kaum hatte ich den Raum betreten, traf mich der Lärm dort wie ein Schock. Zitternd blieb ich stehen. Was waren das für schreckliche Geräusche, bei denen ich mich plötzlich so schrecklich falsch fühlte?

Erstaunt drehte sich die Technikerin zu mir um, als ich nicht kam und fragte:
"Was ist denn mit Dir los?"

Zu meinem Erstaunen merkte ich, daß ich genauso merkwürdige Geräusche von mir gab. Ich hörte damit auf und fragte:
"Was sind das für komische Geräusche?"
"Die Menschen nennen das weinen, schreien und wimmern. Sie machen das immer wenn sie sich falsch fühlen."
"Ja hat ihnen denn keiner gesagt, daß sie Wandbauerfutter ist und daß deshalb alles richtig ist was sie fühlen?" fragte ich empört. "Doch. Wir erklären es immer wieder. Aber sie sagen trotzdem das ist falsch und das sie kein Wandbauerfutter sein wollen. Und wenn wir ihnen sagen, daß sie keine Königinnen sind und deshalb gar nicht wollen können, dann sagen sie, das ist falsch. Jeder Mensch kann wollen. Aber das ist natürlich falsch, wollen können nur Königinnen." erklärte die Technikerin.

Mir taten die Menschen sehr leid, weil sie sich immer so falsch fühlten. Falsch fühlen ist ein so schreckliches Gefühl, daß man da am liebsten nicht mehr leben will.

Kersti

Fortsetzung:
F1263. Kersti: Wozu Wissenschaftler da sind

Quelle

Ein früheres Leben von mir, das ich zuerst in der zweiten Emailrunde (2004-2005) zusammen mit einem inkarnierten Luzifer-Anteil erinnert habe
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben