erste Version: 3/2019
letzte Bearbeitung: 3/2019

Frühe Aufstiegsversuche auf der Erde: Der Ameisenwissenschaftler, der die Vampire erschuf

F1264.

Die Menschenlarve

Vorgeschichte: F1263. Kersti: Wozu Wissenschaftler da sind

Der Ameisenwissenschaftler erzählt:

Die Königin hatte sich einen Mensch als Hilfe für ihre Arbeit genommen und ich lernte zuerst ein Mikroskop kennen, indem wir Blut Haare und Ähnliches von ihm und mir mikroskopierten.

Abends nach der Arbeit begleitete ich ihn in seine Wohnung, denn die Königin hatte mir gesagt, daß ich die Menschen so gut wie möglich kennen und verstehen lernen mußte, für meine Aufgabe.

Ich entdeckte in einem der merkwürdigen gepolsterten Gefäße, die die Menschen Betten nennen ein kleines Menschengesicht. (Menschen wollen alles weich haben, weil sie selbst so weich sind hatte mir die Königin erklärt.) Neugierig wollte ich hingehen und es mir ansehen, weil ich dachte, daß es bestimmt so eine kleine Menschenarbeiterin ist, wie wir sie auch züchten. Doch der Mensch sprang gegen mich, warf mich um und schimpfte:
"Laß deine Finger von meinem Kind!"
"Ist das ein Kind? Aber warum hat es dann schon ein Erwachsenengesicht?" fragte ich erstaunt.
"Weil Kinder schon bei der Geburt ein Erwachsenengesicht haben!" sagte er merkwürdig laut und heftig.

Klar, Larven müssen gut geschützt und gepflegt werden.
"Aber warum hast du mich dann angegriffen? Wir gehören doch zum selben Staat." fragte ich verwirrt.
"Mach daß du rauskommst, du herzloses Ungeheuer!" fuhr er mich an und trommelte mit seinen weichen und unglaublich geschickten Händen auf meinem Brustpanzer herum.

Ich war so völlig verwirrt von seinem Verhalten, daß ich mich trotz der vielen hundert Fragen, die ich noch im Kopf hatte, widerstandslos aus dem Zimmer schieben ließ. Ich grübelte die ganze Nacht, über Menschen und ihre merkwürdigen Ideen nach und holte ihn morgends wieder zur Arbeit ab.

Als ich kam, sah ich das Kind im Zimmer herumlaufen und starrte es erstaunt an: Es hatte Beine und Arme, wie ein fertiger Mensch! Ich hatte gedacht, Menschenlarven sind wie Ameisenlarven und haben noch keine Arme und Beine.

Überhaupt sehen Menschen seltsam aus: Sie haben nicht zwei Hüftgelenke und zwei Ellenbogen wie jede vernünftige Ameise sondern jeweils nur einen. Außerdem haben sie nur ein Hand- oder Fußgelenk statt fünven, wie es sich gehört. Statt dessen haben sie unglaublich viele Gelenke an den Fingern und Zehen, die sie statt den zwei Fingerkrallen haben, die wir Ameisen haben.

Die Königin sagte mir, daß ich die erste Ameisenwissenschaftlerin war und schon deshalb von ihr lernen sollte, damit sie begreifen konnte, wie sehr ich mich von anderen Ameisen unterschied und wieviel ich mit den Menschen gemeinsam hatte, von denen ich einige Gene bekommen hatte. Daß ich Schmerzen fühlen konnte, hatte sie einigermaßen überrascht. Außerdem stellten wir fest, daß ich lieben konnte - was auch nur Königinnen und Menschen können.

Richtige Arbeiterinnen kennen nur eine Art, sich falsch zu fühlen. Und sie fühlen sich immer dann falsch, wenn sie glauben, sie würden dem Staat schaden. Sie fühlen sich genauso falsch wenn sie nutzlos sind, wie sie sich falsch fühlen, wenn ihnen jemand Arme und Beine abhackt. Und wenn ihnen jemand sagt, daß das Arme oder Beine abhacken gut für den Staat ist, hören sie auf, sich falsch zu fühlen, obwohl sie natürlich immer noch spüren, daß sie körperlich verletzt sind. Arbeiterinnen sind nicht gemein zueinander wie Menschen gemein sind, sie sind auch nicht lieb zueinander, wie Menschen zueinander lieb sind. Sie schließen keine persönlichen Freundschaften und hegen keine Feindschaften. Tatsächlich fühlen sie sich nicht als Personen, sondern eher wie Körperteile. Und wenn man eine Menschen die Hand abhackt tut es nicht der Hand weh sondern dem Menschen. Die Hand ist dann natürlich trotzdem tot.

Mein Zusammensein mit diese Menschen hatte mir geholfen, den Teil von mir richtig zu erkennen, der an mir menschlich war. Vorher hatte ich nur immer wieder einmal automatisch anders reagiert als andere und mich dann schrecklich falsch gefühlt. Doch dieser Mensch - von dem übrigends meine Menschengene stammten - erklärte mir was meine Gefühle und Reaktionen bedeuteten und ich hatte dabei Worte wie Schmerz und Angst kennengelernt, wie Freude und Liebe, Freundschaft und Haß. Ich lernte von ihm, daß an es Mitleid nennt, wenn man nicht will, daß sich ein anderer falsch fühlt und daß ich für mehr unterschiedliche Dinge Mitleid empfinden konnte als andere Ameisen.

Erst viel später begriff ich, daß er für mich so etwas wie ein Vater war.

Kersti

Fortsetzung:
F1265. Kersti: Sezieren

Quelle

Ein früheres Leben von mir, das ich zuerst in der zweiten Emailrunde (2004-2005) zusammen mit einem inkarnierten Luzifer-Anteil erinnert habe
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben