Die magische Hilfe leisten Geister aus Freundschaft und nur für Freunde würden sie diesen Dienst erbringen
Vorgeschichte:
F1334. Khar:
Wann immer er zu viele Probleme sieht, delegiert Ehon das eine Problem an das andere und beide Probleme sind gelöst
Wieland erzählt:
Als der Brief gekommen war, in dem gefragt wurde, ob ich Interesse daran hätte in einer Schule für Hochbegabte zu unterrichten, wie man technische Geräte baut, war ich nur mäßig interessiert gewesen und das auch nur, weil ich ehrlich gesagt, ernste Geldprobleme hatte. Allerdings gab es da ein Codewort, was mich dazu bewegte, zumindest hinzufahren und mit den Leuten zu reden, weil angedeutet wurde, daß es ein verborgenes Zusatzangebot geben würde, das mit Jesu wahrem Auftrag zu tun hatte.
Ich fuhr als hin und wurde an der Bahn mit einer Kutsche abgeholt, die Mirko lenkte, der, da er querschnittsgelähmt war, auf dem Kutschbock sitzengeblieben war. Kinder, die mit ihm zur Bahn gefahren waren, weil sie am Wochenende ihre Eltern besuchen wollten, stiegen in den Zug mit dem ich gekommen war. Ich fragte mich, ob sie ihn als Kutscher einsetzten, weil sie einen behinderten Stallburschen nicht entlassen wollten. Ich hatte nicht viel Gepäck dabei, daher konnte ich mein Köfferchen gut selber tragen. Kaum waren wir losgefahren wurde mir klar, daß der Kutscher wichtiger war als ich gedacht hatte, denn er prüfte, sobald wir den Ort verlassen hatten, über diverse Codewortkombinationen, die mir verschiedene Leute mitgeteilt hatten, die mit geheimen Angelegeneheiten zu tun hatten, in was ich alles eingeweiht war. Und ich bin mir sicher, ich habe nicht alles verstanden was er geprüft hat, denn es gab zwischendurch immer wieder eine Reihe Sätze, in denen keine Codeworte auftauchten. Das hieß aber auch, daß ich keinen von den Leuten, die ich hier treffen sollte, persönlich kannte, sonst hätte er das nicht alles prüfen müssen.
Er hielt die Kutsche auf einem Hof bei den Ställen und stieg direkt vom Kutschbock auf seinen Rollstuhl. Ich bewunderte seine Fähigkeiten als Kutscher, denn er hatte die Pferde so genau gelenkt, daß nur wenige Zentimeter Luft zwischen Rädern und Stuhl geblieben waren. Dann fuhr er nach vorne zu den Pferden und lobte sie dafür, daß sie so gut gearbeitet hatten. Ein Stallbursche schirrte sie aus und führte sie weg, während Mirko mich durch ein Tor, das auf sein Klingeln von innen geöffnet wurde in ein hinter den Gebäuden der Schule gelegenes Gelände führte, das einen parkartigen Charakter hatte. Wir überquerten den Park und kamen in einen zweiten Gebäudekomplex, wo letztlich das Zimmer lag, in dem die Besprechung stattfinden sollte. Dort wurde mir Khar vorgestellt.
Khar wurde nirgendwo erwähnt, weil alles, was er machte, geheim war, daher wußte ich nicht, wer er war, als ich ihm unter einem Decknamen vorgestellt ich dann mit ihm alleingelassen wurde. Er berief sich auf Darion und sagte mir, daß er dessen Sohn wäre. Mir fiel dazu nur ein, daß mir Darion in einem seiner Briefe mitgeteilt hatte, daß fast seine ganze Familie ermordet worden war. Khar hatte damals seinen Namen geändert und den Decknamen hatte ich noch erfahren: Simon Karrner. Er stellte sich mir aber unter seinem ersten Namen vor, offensichtlich weil er nicht wußte, daß ich den Decknamen kannte. Ich hatte Khar nie persönlich kennengelernt, weil die Dinge, die Darion tat, zu gefährlich waren, um ein kleines Kind mitzunehmen und ich hatte auch nicht gewußt, daß der Junge noch lebte. Daher fragte ich ihn, ob er Simon Karrner kennen würde.
"Ja, genau der bin ich." antwortete er.
OK, das war dann eindeutig. Wie Mirko vorher prüfte ich im Einzelnen ab, in welche Dinge, für die das nicht völlig offensichtlich war, weil er aufgewachsen war, wo er aufgewachsen war, er eingeweiht war. Khar beantwortete mir nicht nur diese Codeworte richtig, sondern er sagte mir auch, daß er mich aus früheren Leben kannte und erzählte mir einiges darüber. An etwa die Hälfte der Leben hatte ich mich schon selbst erinnert. Dann brachte er das Gespräch auf magische Waffen, die ich in einem dieser früheren Leben geschmiedet hatte und meinte, daß er so etwas brauchen würde.
Ich starrte ihn sprachlos an. Darüber hatte ich nicht einmal mit Darion geredet! Woher wußte er davon? Oder hatte er mich jetzt erkannt und dann ganz spontan entschieden, daß ich wie früher Zauberschwerter schmieden sollte?
Schließlich entschied ich, daß ich ihn halt einfach fragen würde.
"Wie kommen sie darauf, daß ich das kann?"
"Das allgemeine Fachwissen besitzen Sie ihren Unterlagen nach und an die Einzelheiten müßten Sie sich mit ihrer magischen Begabung erinnern können." antwortete er.
Wir hatten uns bisher noch über nichts unterhalten, mit dem ich hätte zu erkennen geben können, daß ich auch nur ein bißchen hellsichtig bin. Auch Darion gegenüber hatte ich das nicht erwähnt. Ich sagte ihm aus einem Impuls heraus daß er mich bitte wie früher duzen sollte. Dann erklärte ich ihm, daß ich tatsächlich auch in diesem Leben Recherchen betrieben hatte, um herauszufinden, wie man magische Waffen schmiedet. Ich hätte das nur niemandem gegenüber erwähnt weil ich deshalb in mehreren Leben auf grausame Weise zu Tode gefoltert worden war.
"Ich weiß. Das kenne ich. Die Waffen sind für unsere alten Gefährten."
Ich wußte nicht ob ich lieber jubeln oder lieber schreiend wegrennen wollte. Ich tat keines von beidem, sondern versprach ihm wie in all den Leben vorher, magische Waffen zu schaffen.
Khars aktueller Deckname war der Name, unter dem er jetzt bei den Behörden geführt wurde. Er hatte seinen offiziellen Namen zum zweiten mal geändert, kurz bevor er hierher gekommen war. Er hatte den Namen eines toten Gefährten angenommen, der bei einem Anschlag auf Khar und seine Familie umgekommen war. Es war also wie immer: wir wurden so sehr verfolgt, daß man sich nur wundern kann, daß es uns noch gibt.
Abends als ich in dem gemütlichen Gästezimmer im Bett lag, das sie mir zugewiesen hatten, fragte ich mich, wie ich nur so verrückt sein konnte, jedesmal wenn sie mich wieder fragen, ob mich mitmache, sofort ja zu sagen, obwohl es jedes mal genau gleich geendet hatte, so weit ich mich erinnern konnte. Jedes mal hatte sich irgend ein Spinner gefunden, der meinte, mich foltern zu müssen und von mir wissen wollte, wie ich den Schwertern ihre magische Macht verliehen hatte. Die Wahrheit hatte mir der jeweilige Folterknecht, der natürlich die typischen geistigen Behinderungen eines Folterknechtes hatte, niemals glauben wollen. Man muß die Materialien gut auswählen, damit die Waffe für den jeweiligen Geist als vorübergehende Wohnung geeignet ist, aber die magische Hilfe leisten Geister aus Freundschaft und nur für Freunde würden sie diesen Dienst erbringen.
Und im nächsten Leben melden sich meine alten Freunde und bitten mich wieder um Hilfe und Unterstützung - und wieder erbringe ich diesen Dienst, der letztlich wieder dazu führt, daß sich erneut so ein Idiot findet, der mir partout nicht glauben will, daß man so etwas nur aus Freundschaft tut.
Fortsetzung:
F1339. Ehon:
Ich hatte nicht gewußt, was ich dazu hatte sagen sollen, also äußerte ich meine Sprachlosigkeit, indem ich einfach gar nichts sagte