erste Version: 9/2019
letzte Bearbeitung: 9/2019

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1450.

Es wurde mir erklärt, daß es Situationen gibt, bei denen wir den Befehl verweigern, weil der König das im Nachhinein absegnen würde

Vorgeschichte: F1449. Dira von Leuenhorst: Es kam eine patzige Bemerkung, wenn ich so dumm wäre, die Kriegssklaven aufzusammeln, könne ich mich selber darum kümmern
F1731. Treron XZB12-5-13: Der jetzige Kapitän benahm sich wie ein Kleinkind in der Trotzphase und wir haben ihn auch so behandelt

Geson XZB12-56-78 erzählt:
Bei meiner Heimkehr hatte ich sehr gemischte Gefühle. Bisher hatte ich das Glück gehabt, keine Spenderorgane zu brauchen und darüber war ich immer sehr froh gewesen, denn ich wollte nicht, daß Menschen für mich sterben müssen. In dem Fall, wo ich entschieden hatte, daß einer sterben muß damit die anderen vier überleben können, hatte mich das wenig belastet, weil es keinen Weg gegeben hatte, alle fünf am Leben zu halten. Aber in meinem Fall hätte ich es vorgezogen, den Rest meines Lebens im Rollstuhl zu bleiben, damit niemand umgebracht wird.

Natürlich fragte mich keiner, was ich will. Ich wurde sofort ins Lazarett eingewiesen, um neue Beine zu bekommen. Ich wartete also vor dem Operationssaal auf die Operation und ein Pfleger kümmerte sich um mich. Er erzählte mir, daß er Angst vor der Operation hatte, die heute bei ihm anstand und ich hörte ihm zu und dachte daran, daß ich das auch nicht wollte. Gesagt habe ich ihm, daß ich ihr sehr dankbar für das bin, was er für mich tut, daß ich ihm aber eigentlich wünschen würde, daß er am Leben bleiben dürfte, auch wenn ich dafür dauerhaft im Rollstuhl bleiben müßte. Mein Verdacht wurde bestätigt. Wir wurden fast gleichzeitig zur Operation gerufen, was wohl hieß, daß ich seine Beine bekommen habe.

Danach mußte ich drei Monate warten, bis sich das Nervensystem in den Beinen vollständig regeneriert hatte und wurde wieder auf das Schiff geschickt.

Zu meiner Überraschung wurde ich diesmal als Zugführer eingesetzt. Das freute mich natürlich, weil ich dann nicht mehr auf den Planeten geschickt wurde, sondern die Landefähre flog und damit weitaus bessere Überlebenschancen hatte. Natürlich hatte ich schon mal einen Flugsimulator über das Tablet benutzt und mich während meiner Rekonvaleszens an die Steuerungselemente in Originalgröße gewöhnt, aber beim vorherigen Flug wäre ich mit meiner jetzigen Erfahrung noch einmal als Gruppenführer eingesetzt worden.

Zu meiner Überraschung wurde ich, sobald wir unterwegs waren, auf die Brücke eingeladen, um dort mit den Originalinstrumenten Gefechtssimulationen zu üben. Noch überraschter war ich, festzustellen, daß außer dem Kapitän, der oft etwas biestig reagierte, kein Freigeborener auf der Brücke war. Es war ein anderer Kapitän als der freundliche letzte, der sich angewöhnt hatte sich gelegentlich auch mit mir und anderen Gruppenführern zu unterhalten.

Eine weitere Neuerung war, daß mir erklärt wurde, daß es bestimmte Situationen geben würde, bei denen wir den Befehl verweigern, weil abzusehen war, daß der König das im Nachhinein für gut und richtig erklären würde.

Zunächst einmal würden wir nicht mehr mit überfüllten Landefähren und Cryo-Kapseln arbeiten, sondern, wann immer es die äußeren Umstände erlauben, auch wirklich oft genug zum Boden fliegen. Darauf würden wir unseren Kapitän vorbereiten, indem wir jedesmal, wenn er einen anderslautenden Befehl gab, sagen würden was wir für die richtige Zahl an Landungen halten und das in einer Formulierung, die man normalerweise als Befehlsbestätigung nimmt. Wenn er sagt:
"Pro Landefähre wird eine Landung durchgeführt, um die Soldaten wieder vom Planet zu holen."
antworten wir also:
"Zu Befehl: Pro Landefähre werden drei Landungen durchgeführt, um die Soldaten wieder vom Planet zu holen."
Sollte er herumzicken, wird der Grund für die Aussage erklärt. Na das war eine Erleichterung!

Außerdem würden wir in Gefechtssituationen, die die Fähigkeiten unseres Kapitäns übersteigen, auf den ersten Offizier Treron XZB12-5-13 hören, der damals mein erster Zugführer war und das viel besser kann. Entscheiden, wann das der Fall ist, würde der erste Offizier. Er sagt das mit den Worten "Alles hört auf meinen Befehl!" an und nimmt die Konsole des Kapitäns aus der Schiffssteuerung. Sollte der Kapitän sich dann zu unkooperativ benehmen, würden wir ihn in seiner Kabine einsperren. Wenn er es hinnimmt, würden wir zulassen, daß er sich die Lorbeeren für den Erfolg einstreicht. In den routinemäßigen Simulationen würden wir den Kapitän selbstverständlich immer den Befehl über eine Gruppe geben lassen, damit mir eine möglichst genaue Vorstellung haben, ab wann man ihn nicht mehr an den Steuerpult lassen kann und bis wann er noch tragbar ist. Schließlich kann es ja nur gut sein, wenn er dazulernt, unabhängig davon ob es ein dazulernen in seinem fachlichen Können oder in der korrekten Einschätzung der eigenen Fähigkeiten ist.

Der nächste Angriff lief plangemäß ab. Wir besiegten den Feind und kehrten nach Hause zurück.

Kersti

Fortsetzung:
F1451. Geson XZB12-56-78: Wir retteten vorrangig die, die zu den Schiffen gehörten, die ihre Landefähren gestartet hatten und dann so viele von den anderen Leuten, wie wir konnten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben