erste Version: 6/2020
letzte Bearbeitung: 6/2020

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Das Leben des perfekten Kriegers

F1562.

Wenn man so eng mit einem Wesen verbunden ist, wie wir mit den Drachen, tut man eine ganze Menge, damit es nicht leidet

Vorgeschichte: F1560. Geson XZB12-56-78: Noch am selben Tag sandten wir unseren Bericht über die erfolgreiche Schlacht und den Vorschlag für einen Friedensvertrag ab

Tiarrith, der Reiter des Drachenfürsten erzählt:
Daß die Lichties nicht wiederzuerkennen waren, ging gleich so weiter. Ich vermute ja, daß es irgendetwas damit zu tun hatte, daß ein XZB12-Krieger als Verhandlungspartner auftrat. Das erklärte aber nicht wirklich, was los war, denn allein schon das war für Lichtiverhältnisse unerhört. Außerdem gab es da eine Prinzessin Dira von Leuenhorst von einem unterentwickelten Planeten, den wir bisher nicht erfolgreich hatten ausspionieren können und die behauptete, sie hätten einige hoch moderne Sternenschiffe der Flotte selbst gebaut. Auch das war für Lichtiverhältnisse unerhört. Sie hatten sich noch nie mit jemandem verbündet, den sie auch hätten unterdrücken können. Außerdem wollten sie ihren Zuchtmenschen Landurlaub geben und meinten, einige wären inzwischen gar keine Sklaven mehr.

Insgesamt gesehen muß man sagen: Das Lichtreich war nicht mehr das Lichtreich sondern etwas sehr viel Gefährlicheres geworden. Es war aber offensichtlich auch eine Veränderung zu einem Reich, mit dem man Frieden schließen kann, weil es nicht mehr jeden unterdrückt und zerstört, der nicht mehr gegen es kämpfen kann.

Auch die Ergebnisse der Verhandlungen verblüfften mich. Sie hatten diejenigen Schiffsgehirne, die überlebt hatten, obwohl deren Schiffe zerstört worden waren, auf den Boden gebracht und ans Internet des Planeten angeschlossen, damit sie sich nicht langweilen. Ich hatte mich über die Fürsorglichkeit gewundert. Auf Wunsch der Drachen hatten wir ihnen Anschlußstellen empfohlen, die direkt neben Drachenlandeplätzen lagen und dann wollten die Drachen unbedingt mit den Gehirnen reden. Ich fragte also an, ob das geht. Geson XZB12-56-78 fragte nach einem Internetzugang, schloß dort ein winziges Tablet an, gab eine Anfrage ein und bat mich dann, dem Gehirn, das er kontaktiert hatte, genauer zu erklären, was die Drachen wollen.

Ich schloß mich an und der Krieger guckte erstaunt. Bei seiem darauffolgenden Gespräch mit dem Drachen, fragte er dann nach, seit wann wir Anschlüsse hatten und erhielt die Erklärung, daß wir uns das von ihren Technikern abgeschaut hatten aber die Stärke des Anschusses so bemessen hatten, daß die körpereigene Entgiftung hinterher kommt und man deshalb davon ausgehen kann, genauso lange zu leben wie ohne. Der Grund, warum wir das gemacht hatten, war der quälende und unstillbare Wissenshunger der Drachen, von dem wir auf diese Weise etwas Druck wegnehmen konnten. Wenn man so eng mit einem Wesen verbunden ist, wie wir mit den Drachen, tut man eine ganze Menge, damit es nicht leidet.

Während dieses Gespräches erklärte der XZB12-Krieger außerdem, das sie ein regelrechtes Forschungsprogramm geplant hätten um die Soziologie und Psychologie der Drachen zu erforschen, da sie ein Konzept prüfen und korrigieren wollten, wie man eine Gesellschaft schaffen kann, mit der sowohl Menschen als auch Drachen glücklich sein können. Kernstück dieses Forschungsprogramm sei es, daß ganz viele Zuchtmenschen mit den Drachen reden. Ich fragte mich, ob der Krieger wußte, daß das die Bestechung ist, mit der man Drachen zu beinahe allem kriegt. Möglicherweise wußten sie das, denn sie hatten ja offensichtlich alles über Drachen gelesen, was in ihrer Kultur zu finden gewesen war. Und das Ziel einer Gesellschaft, wo Menschen und Drachen miteinander glücklich sein können, das ist ja unzweifelhaft erstrebenswert, also stimmten die Drachen sofort zu und ich fragte mich, ob diese Krieger nicht irgendeinen hinterhältigen Plan verfolgen, auf den nur ein Krieger kommt. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich nicht eigentlich nur in mein Kindheitsdenken zurückgefallen bin, das von Menschen prinzipiell nur Schlimmes erwartet.

Wie auch immer. Nein sagen konnten wir uns sowieso nicht leisten, also sagten wir nichts dagegen.

Im Rahmen des Forschungsprogrammes erhielt zunächst ein Drache auch die Erlaubnis mit einem vorübergehend vom Internet abgekoppelten Schiffsgehirn zu reden. Danach bettelten alle Drachen, daß sie jederzeit mit allen Schiffsgehirnen reden können wollen, auch wenn sie ans Internet angeschlossen sind. Geson vertröstete sie auf später und sagte den Drachen, daß es den dauerhaften Erfolg der Unternehmung gefährden würde, wenn sie anders vorgehen. Auch wenn sie das theoretisch einsahen fanden die Drachen das immer noch gemein. Sie erklärten uns ausführlich, daß die Schiffsgehirne es viel besser hätten als sie, weil sie ans Internet angeschlossen sind.

Glücklicherweise wußte Geson, die Drachen zu beschäftigen, indem er ihnen die Erlaubnis erteilte, mit einer ständig zunehmenden Zahl Freiwilliger zu reden. Ich fragte mich, wo er die ganzen Freiwilligen fand und schaute dann nach, wer sie waren. Es waren alles Zuchtmenschen, die erstaunlich neugierig auf die Drachen waren.

Sie kamen in solchen Mengen, daß jeder Drache jeden Tag mit einigen Menschen sprechen konnte und unterhielten sich dann darüber, wie spannend das alles war. Seit ich meinen Drachen hatte, fand ich ja auch, daß der Umgang mit Drachen spannend ist und man sich nie langweilt, aber ich hatte ebenso lange versucht, anderen Menschen das zu zu erklären und niemand hatte sich je freiwillig mit einem Drachen abgegeben, so daß alle Begegnungen, die nicht mit einem Drachenreiter waren, unfreiwillig blieben und einiges mit einer Vergewaltigung gemein hatten. Warum kamen diese Zuchtmenschen plötzlich auf den richtigen Gedanken, wie man das Problem löst und alles funktionierte? Wir Drachenreiter hatten das doch fast schon so lange zu erreichen versucht, wie es Drachen gab!

Kersti

Fortsetzung:
F1456. Geson XZB12-56-78: So weit wir herausgefunden hatten, war der Aufstand der ersten Drachen aus ganz anderen Gründen entstanden, als die Freigeborenen gerne glauben wollten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben