F1811.

Als ich auf die Thorion versetzt wurde, war ich fertig mit der Welt

Vorgeschichte: F1712. Treron XZB12-5-13: Ich weiß nicht, warum die geisteskranken Offiziere ausgerechnet gegen uns Krieg führen, eigentlich müßten sie wissen, daß es gefährlich ist, sich mit ausgebildeten Kriegern anzulegen

Silvar Zinnmine erzählt:
Als ich auf die Thorion versetzt wurde, war ich fertig mit der Welt. Ich hatte es auf dem vorhergehenden Schiff furchterregend gefunden, weil mir bewußt war, wie schlecht das Lebenshaltungssystem gewartet war. Also hatte ich die Techniker beaufsichtigt, damit sie sich darum kümmerten. Und dann weiß ich nicht wie es eigentlich weiterging, jedenfalls gab es da, wo ich arbeiten wollte, eine Explosion, bei der diverse Leute umkamen und irgendjemand "bewies", ich wäre daran schuld. Natürlich stimmte das nicht, aber ich war zu krank, um das nachzuweisen. Im Rahmen meiner Genesungszeit erfuhr ich, daß das Schiff auf dem ich gedient hatte bei einer seiner nächsten Fahrten spurlos verschwunden war, dann wurde ich wie die ganzen Kriminellen auf die Thorion versetzt.

Ich fühlte mich immer noch nicht richtig gesund, als ich dort ankam und dachte, daß ich das sowieso nicht überlebe.

Aus dem was man über die Thorion so hörte, war ich wirklich überhaupt nicht schlau geworden, nur daß die Mehrheit der dorthin geschickten Offiziere das nicht überlebt, war mir bekannt. Wer wen umgebracht hatte, ließ sich aber nicht aus den vorhandenen Unterlagen entnehmen.

So krank, wie ich mich noch fühlte, rechnete ich nicht damit, am Leben zu bleiben.

Ich wurde gleich am ersten Tag an den Ort geschickt, wo sich niemand hintraut, nämlich zu den XZB12s rein. Die taten alles, nur nicht das, was ich sagte, schienen mich mit einem Ball zu verwechseln, den man einem Kollegen zuwirft und davon, daß es einen Strafer gibt, schienen sie noch nie etwas bemerkt zu haben. Als ich schließlich am Ende mit meinen Nerven und meiner noch nicht wirklich wiedergewonnenen körperlichen Kraft war und deshalb in Tränen ausbrach, sagte einer von ihnen:
"Weißt du, du mußt wirklich noch lernen, daß man, wenn man nett behandelt werden will, sich auch nett benehmen muß."

Als ich am nächsten Tag wieder reingeschickt wurde, wäre ich am liebsten weggerannt. Das zweite Thema vor dem ich auch nur noch wegrennen wollte, war aber auf der anderen Seite der Schotten, hinter denen die XZB12s eingesperrt waren. Es hatte an diesem ersten Tag allein zehn Morde innerhalb des Offizierstkorps des Schiffes gegeben und ich wollte dem nicht zum Opfer fallen. Ich stand also vor der Tür, die zu den XZB12s reinführte und fragte mich, in welche Richtung ich rennen sollte. Dann fiel mir dieser Spruch mit dem nett sein wieder ein und ich entschied, daß sie mich wenigstens nicht umbringen würden und daß ich es mit Ironie versuchen würde. Ich öffnete die Tür und gab dem vor mir stehenden XZB12 in diesem ausgesucht höflichen Ton, in dem ein aus einfachen Verhältnissen stammender Offizier einem Untergebenen aus dem Hochadel einen Befehl geben würde, meine Anweisung. Er hob den Blick, lächelte mich an, als wollte er in schallendes Gelächter ausbrechen und könnte sich nur mühsam beherrschen und antwortete in denselben Höflichkeitsformen, nur daß er mich wie Mitglied des Hochadels einen Vorgesetzten aus dem Hochadel ansprechen würde, ansprach. Ich war vor den Kopf geschlagen, denn es war mir nicht vorstellbar gewesen, daß die XZB12s diese Höflichkeitsformen überhaupt jemals irgendwo gehört haben könnten.

Aber ich stellte fest, daß er mir gehorchte und das tat jeder Kriegssklave, den ich so ansprach.

Nachher als ich meine Aufgabe erledigt hatte, stand ich wieder vor dieser Tür und fragte mich, ob ich da wirklich rauswollte. Der hinter mir stehende XZB12 fragte mich, ob ich Angst hätte.
"Die Offiziere bringen sich doch alle gegenseitig um." antwortete ich.
"Du brauchst nicht dahin zu gehen. So lange du den Strafer nicht benutzt, wird dir hier niemand etwas tun."
Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ja, ich hatte am ersten Tag den Strafer benutzt gehabt, ich hatte nur nicht darüber nachgedacht. Und das konnte ich mir wirklich sparen.
Ich fragte, ob wir auch normal miteinander reden konnten und er antwortete:
"Ja, das ist schon in Ordnung. Aber das heute war richtig lustig."
"Vielleicht fällt mir ja noch etwas anderes Witziges ein." meinte ich.

Jedenfalls hatte ich danach keine Angst mehr vor den XZB12s. Ich achtete nicht nur bei ihnen darauf, den Strafer nicht mehr zu benutzen, sondern auch bei den Technikern.

Kersti

Fortsetzung:
F1812. Silvar Zinnmine: Jedenfalls legte ich nach der Reise an der Station an, meldete, wie alles war und hatte eine Versetzung in der Hand, bei der ich Kapitän blieb

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben