erste Version: 9/2020
letzte Bearbeitung: 10/2020

Chronik des Aufstiegs - Mittelalter und frühe Neuzeit: Der versperrte Weg zur Gewaltenteilung

F1848.

Tatsächlich wollte ich eine Art Gewaltenteilung einführen und die spirituelle Autorität von der politischen trennen, wie es in Ägypten gewesen war

Vorgeschichte: F1841. Kersti: D

Honorius erzählt:
So wie ich Dich damals verstehe, warst Du ein sehr geradliniger und idealistischer Papst. Du wolltest klare Verhältnisse schaffen, nämlich dass die spirituelle, geistliche Autorität über der weltlichen Herrschergewalt steht. Dafür hatten bereits Deine Vorgänger sich eingesetzt. Aber die weltlichen Fürsten lehnten das ab. Vor allem Friedrich der II, der oftmals klargemacht hatte, dass er nicht gewillt ist den Primat des Geistlichen vor den Weltlichen ernstzunehmen.

Nein. Das hat jeder so verstanden, aber es war nicht das, was ich wollte.

Tatsächlich wollte ich eine Art Gewaltenteilung einführen und die spirituelle Autorität von der politischen trennen, wie es in Ägypten gewesen war.

Mein Kernfehler war, daß ich mir nicht bewußt war, daß mein Plan nicht aufgehen konnte, weil fast niemand einen Begriff, den ich mit "spiritueller Autorität" meinte, kannte. Ich war der Ansicht, daß jeder aufarbeiten sollte und daß es die Verantwortung des Papstes sein sollte, jeden - insbesondere König und Kaiser - so weit zu bringen, daß er aufarbeitet. Das meinte ich mit spiritueller Autorität.

Wenn man sich ansieht, wie die Geschichte weitergeht, haben die Leute umgesetzt, was sie verstanden haben. Zwar wurde die weltliche von der spirituellen Macht getrennt, doch das was sie unter spiritueller Autorität verstanden haben, nämlich: "Der Papst bestimmt was alle glauben sollen" - ist das Gegenteil von dem was ich wollte, denn es handelt sich dabei um eine Anleitung zum Verdrängen. Wenn jeder glauben soll, was der Papst zur Wahrheit erklärt, werden die selbst wahrgenommeneen Tatsachen unter einem falschen Schein eines vorgegebenen Weltbildes verborgen, verdrängt. Aufarbeiten hat dagegen die Funktion die verdrängten Tatsachen ans Licht zu bringen, so daß die Politik alle Tatsachen beachtet und deshalb erfolgreich sein kann.

Dieses Konzil sollte im April 1241 stattfinden. Und im August desselben Jahres bist Du dann schon gestorben, als Friedrich II wieder einmal eine Belagerung und Einnahme Roms vorbereitete. Friedrich II zog dann ab, denn sein Hauptangriffsgrund war tot. Aber bist Du wirklich gestorben? Oder hatte man Dich nur beiseite geschafft und Deinen plötzlichen Tod vorgetäuscht? Was ist weiter geschehen?

Man hatte mich beiseite geschafft.

Die Leute haben mich dann gefoltert, weil sie die "Geheimnisse" meiner für sie erschreckend erfolgreichen Politik erfahren wollten. Das beruhte ebenfalls auf einer Fehleinschätzung. Meine Politik beruhte nicht auf Geheimnissen - also Verdrängung, sondern auf Offenheit - also aufarbeiten. Damit will ich nicht sagen, daß ich keine Geheimnisse bewahrt hätte - es gab Geheimnisse - aber die hatten nichts mit meinen Zielsetzungen zu tun, sondern damit, wer alles zu uns gehört. Ich hatte nämlich in jeder Kriegspartei Mitarbeiter, die die verschiedenen Herrscher zum aufarbeiten bewegen sollten. Sie sollten mir ausdrücklich keine politischen Geheimnisse verraten, weil sie sich sonst verraten hätten. Wenn ich Dinge weiß, die nur ein enger Vertrauter meines Feindes hätte wissen sollen, dann ist das zu gefährlich für die zentral wichtige Person, die meinen Feind der Vernunft zugänglich machen soll, indem sie ihn zum aufarbeiten bewegt.

Daß ich gefangen genommen worden war, änderte natürlich nichts an meinen allgemeinen Zielsetzungen und Plänen. Es änderte auch nichts daran, daß ich sie umzusetzen gedachte. Es änderte lediglich meine Position im Plan.

Wenn man, wenn man ein Gefangener ist, als Therapeut auftritt, dann funktioniert das erstaunlich gut - einerseits ist der "Patient" dann ziemlich sicher, dam man ihn ja nicht verraten kann, weil man ja gefangen ist. Daher wird er alles erzählen und die Bedingungen für das aufarbeiten der gefährlichsten Verdrängungen - nämlich derjenigen Verdrängungen die regelmäßig zu Kriegen führen - ist damit möglich. Man erfaährt die geheimen Gründe, warum der Feind dermaßen verkorxt ist, daß mit ihm kein wort mehr zu reden war und kann daran arbeiten, daß er zzumindest nicht mehr aus genau demselben Grund genau denselben Fehler macht.

Kersti

Fortsetzung:
F1842. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben