Außerdem mußte ich mich um Sandor kümmern der plötzlich Alpträume von einer an den Stuhl genagelten Leiche hatte
Vorgeschichte:
F1869. Dirk:
Zunächst schien alles gut zu laufen, was Georg betrifft, nur Mirko hatte sich in eine feinstoffliche Ebene verdrückt, von der lauter Fische kamen, die die Erde besichtigen wollten
Dirk erzählt:
Am Tag, nachdem Georg verschwunden war, kam Sandor morgens zur Kontemplation und wirkte völlig aufgelöst. Ich sah ihn feinstofflich an und bemerkte, daß er einen verletzten Persönlichkeitsanteil integriert hatte, der ziemlich dunkel wirkte und seine ganze Aura überlagerte. Ich reinigte zunächst während der Kontemplation seine Energie, heilte einige seiner offensichtlichsten Verletzungen und sprach ihn dann nach der Kontemplationszeit darauf an, daß er ja ziemlich aufgelöst wirken würde.
Sandor brach erst mal in Tränen aus und meinte, er hätte einen furchtbaren Alptraum gehabt. Ich sah sofort, daß er noch einen Anteil integriert hatte. Also ging ich mit ihm zu einer ruhigen Stelle. Auf meine Frage erzählte er mir, er wäre im Traum in seinen Garten gekommen und dort hätte ein Stuhl mit einer Leiche gestanden. Ich ließ ihn so viele Details wie möglich immer genauer erzählen. Als ich das Gefühl hatte, daß nichts neues mehr kam, fragte ich ihn, wie er sich jetzt fühlte. Er fragte mich, was ich glaube, wo dieser furchtbare Traum herkommt.
"Das was du da beschreibst, ist der Zustand in dem Gerons Leiche im Garten der Burg aufgefunden wurde, wo er als Kind einige Zeit gelebt hat." antwortete ich ihm.
"Das ist nicht wahr oder?" sagte er.
"Doch. Ich kann dir den Obduktionsbericht zeigen." antwortete ich ihm.
Er warf mir einen ziemlich entsetzten Blick zu.
"Wirklich?"
"Ja. Willst du den Bericht sehen?"
Er schüttelte den Kopf und meinte er müßte arbeiten, kam aber einige Tage später wieder und wollte ihn doch noch sehen. Diesmal mußte ich nicht zu dem Trick greifen, daß ich ihn das selber herausholen lasse. Irgendwie hatten mir die Gespräche mit Georg geholfen, diese Lähmung, die mich immer befallen hatte, als ich an diese Briefe dachte, zumindest so weit zu überwinden, daß ich mich damit befassen konnte, wenn ich es für nötig hielt.
Ich sagte mir, daß ich meine Erinnerungen wirklich aufarbeiten muß und las daher Georgs damalige Briefe wieder durch. Dabei stellte ich fest, daß ich diverse der schrecklichen Details, die mir Geron damals geschildert hatte, völlig vergessen gehabt hatte.
Ich ging damit zu Khar und redete mit ihm darüber, mit dem Ergebnis, daß mir Khar von seinen eigenen Foltererfahrungen erzählte. Schließlich war er dabei gewesen, als Geron vor der Flucht nach Rußland durch die Inquisition entführt und gefoltert worden war. Er hatte auch damals schon mit mir darüber geredet gehabt, aber nicht so ausführlich, weil er sich damals noch an wesentlich weniger Details dieser Zeit erinnert hatte, als jetzt.
Als wir versucht haben, Georg zum aufarbeiten von Gerons Foltertod zu bewegen, hat ja wirklich ein Esel den anderen Langohr geschimpft und daß wir so wenig Erfolg gehabt hatten, lag ganz sicher daran, wie wenig wir selbst das alles aufgearbeitet haben. Nur ändert das eben nichts daran, daß wir das dringend aufarbeiten müssen, um nicht ständig Fehler zu machen, die alles nur noch schlimmer machen. Es lag ja nicht daran, daß ich es nicht versucht hätte. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich vor diesem Schrank mit Gerons Briefen gestanden hatte, weil ich sie herausnehmen und noch einmal lesen wollte, um aufzuarbeiten. Aber ich habe es einfach nicht hinbekommen. Es war zu viel gewesen. Und letztlich verstehe ich das nicht. Um ehrlich zu sein hat Geron mehr abgekriegt als ich, ist aber trotzdem besser in der Lage seine Themen anzugehen und aufzuarbeiten.
Eigentlich weiß ich nicht, warum wir das hinkriegen. Unsere Feinde tun ja wirklich ihr Bestes, um uns nach und nach fertigzumachen. Wir alle haben in den letzten 5000 Jahren so viel Folter abbekommen, daß man annehmen müßte, damit bekommt man jeden kaputt. Trotzdem scheint auszureichen, daß wir hartnäckig beim Aufarbeiten unser durchaus sehr mangelhaftes Bestes tun, damit wir nach und nach an Boden gewinnen, seelisch gesünder werden, magisch mächtiger werden. Das verstehe ich einfach nicht, aber ich gebe weiter mein Bestes.
Fortsetzung:
F1970. Khar:
Dirk kam zu mir und erzählte, daß Sandor Erinnerungen daran geträumt hatte, wie Gerons Leiche damals nach seinem Foltertod bei den Weißen Rittern aufgefunden worden war