Jedenfalls hatte ich etwas zu tun, um sicherzustellen, daß nicht irgendein einfacher Angesteller oder Testpilot für die Flucht zur Rechenschaft gezogen werden konnte
Vorgeschichte:
F2006. Xeros LZB201-75-150:
Während das Flugerät sich der Vollendung näherte, machte ich mir Sorgen um Karl, denn er wollte den Fluchtplan umsetzen und das konnte nicht gut gehen
Danis LZB97-108-2007 erzählt:
Ich hatte leichtfertig erwähnt, daß eine Flucht mit einem Antigravitationsflugzeug möglicherweise funktionieren könnte, weil dessen Leistungswerte so weit über dem liegen, was die Erdenmenschen-Fluggeräte so leisten können, daß man allem damit wegfliegen kann. Xeros sagte mir nachher, daß ich ein Idiot bin. Der kleine Karl würde zwar in mancher Hinsicht an unsere eigenen Kinder erinnern - klein war natürlich ein Witz denn da wir beide als zehnjährige operiert worden waren, waren ich erkennbar kleiner als der viel jüngere Erdenmensch - aber Karl wäre eben trotzdem ein Freigeborener, der nicht gezüchtet ist und ich wüßte doch, daß die immer an den unsinnigsten Stellen weglaufen und daß das dann zu noch größeren Katastrophen führt.
Der weitere Verlauf unserer Bekannschaft schien diese Sorge zu bestätigen. Karl schien sich überhaupt keine Sorgen um die offensichtlichen Gefahren, die mit einem Fluchtplan nun mal verbunden sind, zu machen, sondern anzunehmen, daß ihm ganz bestimmt alles gelingen würde und daß er das Fluggerät auch ohne Übung so perfekt verwenden könne, daß gar nichts schief gehen könne. Dabei hatte das Gerät, was er baute, wirklich nur die unbedingt erforderlichen Grundfunktionen eines Antigravitationsflugzeugs und ihm fehlten die unterstützenden elektronischen Steuerhilfen, die das Fliegen mit unseren Geräten sicher und einfach machen. Außerdem war Karl kein ausgebildeter Pilot und ich fragte mich, ob er ernsthaft meinte, genug über die Geographie der Erde zu wissen, daß er sich nicht verfliegt und dann irgendwo in der Wildnis landet, wo es nichts von dem gibt, was man so zum Leben braucht. Karl schien das nicht die Geringsten Sorgen zu machen. Er schien zu glauben, daß überall in der Welt Brötchen auf Bäumen wachsen und daß fliegen eine dem Menschen angeborene Fähigkeit sei. Außerdem konnte ich ihn hier nicht einmal zur Übung in einen Flugsimulator schicken, weil es so etwas hier nicht einmal in der primitivst möglichen Form gab.
Xeros versuchte ebenfalls, ihn zur Vernunft zu bringen und selbst Raminha redete über Gefahren, doch Karl schien die Bedeutung des Wortes Gefahr nicht zu kennen und sich keinerlei Sorgen um seine Zukunft zu machen.
Der nicht aufzuhaltende Karl stieg also - als der Professor, der seine Doktortarbeit betreute ihm erzählte, er könne sich nicht vorstellen, daß das funktioniert - in sein Fluggerät und war verschwunden. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, daß er doch ein paar Dinge mehr bedacht hatte, als ich vermutet hätte. Er hatte nämlich die Steuerung des Schiebedaches der Halle überbrückt, um für seine Flucht nicht auf die Hilfe eines zweiten Menschen angewiesen zu sein und einige Geräte ausgeschaltet, die seinen Flug hätten nachverfolgen können, sobald er selber überprüft hatte, ob andere Flugzeuge seiner Flucht gefährlich hätten werden können. Ob ihm das viel bringt, wagte ich zu bezweifeln, aber er war jedenfalls erst mal über alle Berge und ich erklärte dem Professor, der sich verständlicherweise fragte, ob er jetzt für die Flucht bestraft würde, daß er das ja nicht hätte ahnen können, denn niemand wüßte, was der Junge angestellt hätte, daß er vom Fluggerät aus das Schiebedach öffnen konnte, das hätte nämlich eigentlich eine andere Person für ihn öffnen müssen und die hat es nicht getan.
Jedenfalls hatte ich etwas zu tun, um sicherzustellen, daß nicht irgendein einfach Angesteller oder Testpilot für die Flucht zu Rechenschaft gezogen werden konnte, sondern sich die Chefs untereinander stritten, wer von ihnen schuld ist.
Einige Tage später begannen zwei von den Personen, die die Aufgabe hatten die Gefährlicheren unter den entflohenen Versuchspersonen wieder einzufangen, überall zu erzählen, sie hätten Karl in eine Zeit zurückgeschickt, wo es kein Leben gab und er folglich ersticken müßte.
Ich war der Ansicht, daß ich schuld war, daß das passiert ist. Komischerweise widersprach mir Xeros und meinte, die wären Lügner. Wahrscheinlich hätten sie Karl nicht gefunden und wären überzeugt, daß er tot wäre, aber er wäre Planeten gewöhnt und wüßte wie man auf der Oberfläche überlebt. Auch Raminha war anderer Ansicht als ich. Sie behauptete, er wäre ein hoher magischer Meister und man könne ihn nicht so leicht umbringen, wie ich das vielleicht glaube.
Aber ehrlich gesagt glaubte ich, daß sie mich nur trösten wollten.
Fortsetzung:
F2016. Karl:
Danis LZB97-108-2007 rannte auf mich zu, sprang mir in die Arme und rief "Karl, ich dachte ich hätte dich umgebracht!"