erste Version: 6/2021
letzte Bearbeitung: 6/2021

Die Pforten der Hölle: Der von den Nazis unterwanderte Geheimdienst

F2031.

"Er ist die Ruhe selbst ... oder vielleicht das Auge des Sturms in dem Ruhe herrscht, während alles darum herum zu streichholzkleinen Stückchen zerschlagen wird!"

Vorgeschichte: F2030. Jack: Dort erklärte er mir, daß das ein Test meiner PSI-Fähigkeiten gewesen sei, der ergeben hätte, daß ich telepathisch sehr begabt sei

Carl, der Vorgesetzte, erzählt:
Ich sah mir die Unterlagen des nächsten Falles durch, der mir vorgelegt worden war und sie waren schockierend. Der noch junge Mitarbeiter war in fast jedem seiner Aufträge in eine Falle geraten und hatte sich jedes mal erfolgreich daraus befreit, was unmöglich sein sollte. Laut seinen Unterlagen war er ein gefährlich guter Kampfsportler und beherrschte neben unbewaffnetem Kampf so ziemlich jede denkbare Waffe. Trotzdem hat er im Laufe seiner steilen Karriere gut ein dutzend mal verletzt worden und hatte ein halbes dutzend Krankenhausaufenthalte hinter sich, obwohl er dazu neigte, sich zuhause auszukurieren, wann immer ihm das nicht strengstens verboten worden war, weil er zu schwer verletzt war. Irgend jemand mußte es auf ihn abgesehen haben, anders war nicht zu erklären, warum praktisch jeder Auftrag ihn in eine Falle führte. Völlig unerklärlich war mir, wie er, egal mit welchen Fähigkeiten, das alles überlebt haben könnte und das war eben der Grund, warum er zu mir geschickt worden war. Ich hatte zwei Aufträge. Einmal den offiziellen, seine PSI-Fähigkeiten zu prüfen und zweitens den inoffiziellen, herauszufinden, ob er für unsere magische Loge geeignet wäre. Nachdem ich alles durchgesehen hatte, griff ich zur nächsten Akte, die ebenfalls sehr umfangreich war.

Später am Tag, als ich zuhause war, kam er mir wieder in den Sinn und ich fragte mich, wie es wohl wäre, dieser legendären Gestalt in echt zu begegnen. Wahrscheinlich jeder im Geheimdienst hatte Legenden über ihn gehört, doch nur wenige dürften wissen, welche Person zu diesen Legenden gehört. Ich fragte mich auch, wie man es schafft, solche Erfahrungen durchzustehen und dadurch nicht zu einem unberechenbaren Irren zu werden. Tatsächlich stand in seinen Beurteilungen oft, er würde eher zu vertrauensseelig wirkten. Ein Eindruck, der täuschen mußte, denn wenn es ihm jemals passiert wäre, daß er den Falschen vertraut, wäre er längst tot. Wenn man vertrauensseelig wirkt, kann das dagegen eher von Vorteil sein, weil es das Gegenüber in falscher Sicherheit wiegt.

Zwei Tage später, bekam ich ihn schließlich zu Gesicht. Als er nach dem üblichen Klopfen mit der normalen höflichen Pause auf mein Herein reagierte, war mein erster Eindruck: Er ist die Ruhe selbst. Irgendso ein kleiner Kobold im Hintergrund meines Bewußtseins kommentierte: "... oder vielleicht das Auge des Sturms in dem Ruhe herrscht, während alles darum herum zu Streichholzkleinen Stückchen zerschlagen wird!", denn wer immer mit ihm aneinandergeraten war, hatte den Berichten nach zu urteilen, so etwas erlebt. Ich begrüßte ihn mit dem Respekt, der einem solchen erfahrenen und verdienten Mitarbeiter gebührt. Nachdem er es sich auf dem Sessel bequem gemacht hatte, fragte ich ihn nach ein paar Punkten aus seiner Akte, von denen ich annahm, daß ein Mensch mit so etwas nicht so leicht fertig werden kann. Er reagierte, als würde er das alles für einen riesigen Witz halten und erzählte die betreffenden Situationen, als würde er einen Krimi vorlesen oder eine Komödie, so ganz konnte ich das nicht entscheiden, denn die Situationen waren zu furchtbar, um unbeschwert zu lachen, trotzdem schien er überall eine Absurdität zu entdecken, mit der er das Ganze dann wie ein Beispiel für den schrägen Humor des Universums präsentieren konnte. Man hätte denken können, daß er in meiner Gegenwart völlig entspannt ist und sich unter Freunden fühlt. Auch das konnte nicht sein, er hatte zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, um sich so sicher zu fühlen, wie er erschien. Ich fragte mich, ob er sich vielleicht für unbesiegbar hielt, aber die Vorstellung war noch viel absurder, denn er war zu oft zu schwer verletzt worden, um sich dieser Illusion hinzugeben. Außerdem hatte er auf eine Andeutung in die Richtung reagiert, indem er erklärte, daß er sich auch jeden Tag wundern würde, warum er noch lebt. Offensichtlich hätte er einen sehr kompetenten Schutzengel.

Ich war mir nicht sicher, wie ernst er das mit dem Schutzengel meinte. Vielleicht war es nur ein Witz. In seiner Nähe sah ich jedoch einen Wolf, was ein ausgesprochen mächtiges Schutztier war und es war durchaus eine sinnvolle Erklärung für einen Teil seiner Überlebensfähigkeit, daß er auf Warnungen dieses Wolfes hörte.

Teil meiner offiziellen Aufgabe war es, ihn einen Test machen zu lassen, der ursprünglich als PSI-Test entwickelt worden war, aber sich gerade in solchen Fällen als nicht besonders zuverlässig erwiesen hatte. Ich sollte ihm dann nachher unabhängig vom Ergebnis erklären, er hätte sich als sehr begabt erwiesen. Ich hatte so meine Zweifel an dieser Strategie, gerade in diesem Fall, wo ihm durchaus bewußt sein mußte, daß der Nachweis dieser Fähigkeiten wahrscheinlich nicht in seinem Interesse ist. Während er den Test ausfüllte, beobachtete ich ihn durch die getarnte halbdurchsichtige Wand und sah, daß er zuerst sehr unzufrieden ausgesehen hatte, als er den Test mißmutig ansah. Dann plötzlich begann er ihn in einem sehr schnellen Tempo auszufüllen und ich hatte den Eindruck, daß sein Schutztier neben ihm saß und ebenfalls in das Formular schaute. Als ich ihm nach der Auswertung, die ein fast perfektes Zufallergebnis ergeben hatte, mitteilte, er hätte sich als sehr begabt erwiesen, sah ich an seinem Blick, daß er mir nicht glaubte, als wüßte er von diesem mißtrauenserregend durchschnittlichem Ergebnis, wie es durch Zufall nur selten entsteht. Von da ab war ich überzeugt, daß er sich tatsächlich auf seine spirituelle Führung verließ. Bei meinem Bericht erwähnte ich diesen Blick nicht, sondern schrieb nur, daß der Test ein unauffälliges Ergebnis ergeben hätte und daß er auf mich psychisch gesund wirken würde.

Den letzten Punkt verstand ich nicht. Er war von seiner letzten schweren Verletzung noch sehr geschwächt und es war ihm offensichtlich noch nicht gelungen, seine Muskeln wieder aufzubauen. Die Zeit konnte nicht gereicht haben, um die traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten.

Daneben war der Mann verteufelt gut. Ich hatte ihn mit einem niedrigeren Rang angesprochen, als er hatte, um ihm zu signalisieren, daß er über weniger reden darf, als ich über ihn weiß und er hatte es fertiggebracht, sich exakt an diese Grenze zu halten und dabei zu wirken, als würde er völlig offen und ehrlich über alles reden, was er so erlebt hatte. Dabei hatten die genannten Aufträge geheime Aspekte gehabt, die genau in den dramatischen Kampfszenen, bei denen er damals verletzt worden war, eine Rolle gespielt hatten. Er war mit außerirdischen Waffen angegriffen worden und hatte nachher gesagt, er hätte sich nicht vorstellen können, daß es so etwas geben könnte. Hier hatte er nicht darüber reden dürfen und hatte die Geschichte so erzählt, daß ich ihn weder der Lüge bezichtigen hätte können, wenn ich es weiß, noch mißtrauisch geworden wäre, wenn ich es nicht gewußt hätte. Ich glaube nicht, daß es ihm aufgefallen ist, aber ich habe mich an mehr Stellen verraten als er.

Kersti

Fortsetzung:
F2032. Jack: Das war möglicherweise die Talentbörse, um begabte Leute abzugreifen, aber nicht die eigentliche PSI-Einheit

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben