Und dann war da plötzlich ein Drache. Ich dachte zuerst, daß ich halluziniere, weil ich durch die Foltern verrückt geworden bin
Vorgeschichte:
F2087. Jack:
Ich brauche eine Art kleinen Handcomputer, auf dem ein Lexikon mit dem Grundwissen dieser Kultur gespeichert ist, damit das ausgewertet und in die menschliche Sprache übersetzt werden kann
Jack erzählt:
Nach Kennedys Tod blieben die Munitionslieferungen für die modernen Waffen aus, die ich mit meinen Implantaten betreiben konnte. Ich überlegte, was ich tun konnte, um normale Waffen stattdessen verwenden zu können, kam damit aber nicht weit genug, denn bei einer Internetrecherche kam ein Stromschlag über das Netz, der mich bewußtlos schlug. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in irgendeinem Gefährt, das ich nicht identifizieren konnte, weil ich nicht einmal einen klaren Eindruck von den Fahrgeräuschen bekam, und irgendwo war, wo ich mich nicht rühren konnte. Mir tat alles weh und der Körper zitterte unkontrolliert. Die Prothesen waren offensichtlich ausgestellt und reagierten nicht auf meine Versuche sie zu bewegen. Sehen konnte ich auch nichts, wobei mir nicht klar war, ob das an meinen Kopfschmerzen lag, oder daran, daß es dunkel war. Ich hatte auch generell Probleme meine Sinneswahrnehmungen zu verstehen, weil alles durch Schmerzen überlagert wurde, die ich nicht zuordnen konnte.
Ich versuchte mich zu entspannen, schon um das Zittern so weit unter Kontrolle zu bekommen, daß ich mit den drei gesunden Fingern, die ich noch hatte, irgendetwas anfangen konnten, aber so weit kam es nicht, weil sie mich vorher herausholten. Die beruhigende Erkenntnis war: ich konnte sehen. Ich hatte in einer Kiste gesteckt, die in einem Lastwagen war und wurde in einen Rollstuhl gesetzt und daran festgeschnallt. Dann fuhren sie mich von dem Parkplatz auf dem ich war in ein Gebäude, dort in einen Fahrstuhl und ich fand mich in Räumen wieder, die kein natürliches Licht hatten. Als sie anfingen mich mit Stromschlägen zu traktieren, stellte ich mich auf ewig lange Foltern ein. Ich dachte, daß ich hier nicht mehr lebend rauskomme und war überzeugt, daß nachgeben nichts bringt. Entsprechend machte ich mir einen Spaß daraus, sie mit frechen Antworten zu ärgern.
Dann fuhren sie mich raus in einen Gang, wo mein schwarzer Freund ebenfalls an einen Rollstuhl gefesselt war. Mich wunderte, daß ich ihn zu sehen bekam, aber mich wunderte nicht, daß er da war. Wir tauschten Informationen aus, was aber nicht wirklich erhellend war, weil er auch nicht mehr gesehen hatte als ich.
Und dann war da plötzlich ein Drache. Ich dachte zuerst, daß ich halluziniere, weil ich durch die Foltern verrückt geworden bin. Dann sah ich den zweiten Drachen hinter dem ersten und mir wurde klar, daß es zwei der Gestaltwandler aus den Experimenten der Nazis waren. Sie schnappten sich die Rollstühle, auf denen wir saßen und ich fragte mich, ob sie jetzt zum Feind übergelaufen waren. Sie brachten uns auf einen Parkplatz und setzten und auf Fahrer- und Beifahrersitz einer gepanzerten Limousine und fragten den Schwarzen, ob er fahren könne. Er meinte, das würde er schon schaffen. Dann sagten sie, auf welcher geheimen Basis wir uns befanden und daß uns niemand aufhalten würde, dafür würden sie sorgen.
Die Basis kannten wir, daher fanden wir uns zurecht, sobald wir an dem Wachhäuschen vorbei nach draußen gefahren waren und fuhren nach Hause. Unterwegs versuchten wir aus dem Erlebnis schlau zu werden, was uns nicht gelang.
Nachdem meine Frau mich zuhause in meinen eigenen motorisierten Rollstuhl gesetzt hatte, den ich glücklicherweise so konstruiert hatte, daß ich ihn allein mit meinen drei gesunden Fingern lenken konnte, sollte das nötig sein, fuhr ich zum Leiter des Standortes und erstattete ihm Bericht. Er machte einen verängstigten Eindruck bei der Geschichte, die wir zu erzählen hatten, wußte aber auch nicht mehr als wir darüber. Dann sah ich in meinem Postfach nach, wo ich neben der Routinepost ein Schriftstück der Gestaltwandler fand, in dem stand, wie sie zu der Erkenntnis gemommen waren, daß sie uns retten müßten. Es war nicht sehr erhellend, daher besuchtete ich sie, um genauer nachzufregen.
Es gab noch viel mehr solche Entführungen und bei jeder von ihnen wurde ich durch die Gestaltwandler befreit. Nach einer Weile begann ich wieder zu rätseln, wie es eigentlich möglich war, daß ich noch lebte.
Wir wurden auch einmal durch einen der Mafiosi entführt, mit denen ich für Kennedy hatte Verhandlungen führen sollen. Er entschuldigte sich, sobald wir bei ihm waren für dieses "unkonventionelle" Vorgehen, aber er hätte nicht die Möglichkeiten, die die Geheimdienste hätten und hätte deshalb nur so mit mir reden können. Ich war fassungslos, daß dieser Mafiosi der einzige war, der mich nicht gefoltert hatte, sondern sich auch noch für die Entführung entschuldigte. Trotzdem kam ein regelrechtes Bündnis mit ihm nicht in Frage, denn ich wollte mich nicht mit jemandem verbünden, der vom organisierten Verbrechen lebt. Er sagte das täte ihm leid, denn dann könne er mich auch nicht so schützen, wie er ein Mitglied der Mafia schützen könnte und ließ mich heimfahren.
Danach war mein Weltbild ziemlich durcheinandergeworfen. Was sagte es über die Typen aus, die mich verhört haben, wenn Mafiosi weitaus bessere moralische Maßstäbe beachten als sie?
Fortsetzung:
F2038. Jack:
Überraschenderweise stellte mein Gegenüber sich zuerst vor und fing nicht an, mich mit Stromschlägen zu traktieren, obwohl ich Elektroden sah, die an meiner Haut befestigt waren