Der Mann mußte echt ein Meister der Verhörkunst sein, daß er das so hinbekam
Vorgeschichte:
F2039. Jack:
Mit den Kindern hatten die Geheimdienstkinder in einer Art Kinderhort gespielt, was sie wohl für eine kindgerechte Art des Verhörs hielten
Elrons Mitarbeiter erzählt:
Ich hatte meinen Kollegen abgelöst, weil es diesem Jack gelungen war, ihn dazu zu bringen, daß er Dinge erzählt, die er nicht erzählen sollte. Natürlich kann man, indem man in der richtigen geistigen Haltung bleibt, Leute zum reden bringen. Genau das trainieren wir ja. Aber es ist schon eine ganz andere Nummer, wenn man das aus der Position des Verhörten heraus hinbekommt, statt daß es der macht, der verhört. Der Mann mußte echt ein Meister der Verhörkunst sein, daß er das so hinbekam.
Ich wartete also, daß er hereinkam und als sich die Tür öffnete, wurde mir bewußt, wie krank er aussah. Ich fragte mich, warum Elron den kranken Mann so etwas zumuten wollte. Zu meiner Erleichterung fragte er sehr höflich, ob Jack etwas dagegen hatte, wenn wieder der Lügendetektor verwendet würde. Der antwortete:
"Nein das stört mich nicht. Es tut schließlich nicht weh." und wirkte dabei selbstbewußt und amusiert.
Elron befestigte die Elektroden, ich sah auf die Anzeigen und merkte wie die Nadel wild hin und hersprang. Der Mann mußte Schmerzen haben. Als ich nachfragte, erklärte er, daß das von den Stromschlägen käme, mit denen sie ihn bei der letzten Entführung gefoltert hatten. Er würde eben abwarten müssen, daß sich das beruhigt. Ich fragte mich, wie man da etwas aus den Anzeigen erkennen sollte. Mich wunderte auch, daß es zu dem Thema kaum Ladung zu geben schien. Wie war das möglich bei Folter?
"War das Gespräch mit den Kindern gestern für dich erhellend?" fragte Jack Elron.
Ich starrte ihn an. Er war natürlich belauscht worden, aber daß jemand so direkt nachfragt, war schon ungewöhnlich. Ich sah wieder auf die Anzeigen. Der Typ war bei dem Gespräch wirklich entspannt.
"Es war zumindest beruhigend. Ich weiß jetzt, daß wir auf derselben Seite stehen und da war ich mir gar nicht so sicher, weil es heißt, du wärest mit den Ingenieuren des Lichtreiches ganz Dicke."
"Das ist richtig. Zu denen habe ich eine persönliche Freundschaft und ich denke auch, daß sie der Menschheit nichts Böses wünschen. Sie sind aber in ihrer eigenen Kultur Sklaven und mit ihren Herren gehe ich nur um, wenn die Pflicht es erfordert und dann komme ich mir vor, als hätte ich mir die Finger schmutzig gemacht."
"Ja ja, immer gut Hände waschen." gab Elron einen Spruch zurück, den er auch zu uns oft sagte, wenn wir es mit Menschen zu tun hatten, die moralisch wirklich nicht so ganz sauber waren.
Jetzt hatte ich eine Anzeige, da mußte es irgendein Thema geben, das ihn noch belastete. Ich notierte das.
Jack lachte und erklärte dann ausführlich, warum er die Ingenieure des Lichtreiches persönlich mochte und von ihnen auch jederzeit Unterstützung annahm und ihnen auch half, wo er konnte, warum er aber die Galaktische Konföderation für die weitaus besseren Verbündeten hielt. Auf dem Thema lag an Stellen Ladung, die durch das Erzählte nicht zu erklären war. Ich notierte das.
Elron fragte ihn dann nach den Gestaltwandlern, den gruseligen Ergebnissen der Nazi-Experimente. Wieder hatte ich eine Anzeige, diesmal schon bei der Frage. Jack erklärte, daß er da nicht so ganz schlau draus würde, aber sie würden ihn unterstützen und hätten ihn einige Male geholfen, obwohl ihm nichts bewußt wäre, was er für sie gemacht hätte. Sie hätten sich ihm gegenüber auch immer freundlich verhalten. Da mußte etwas hinterstehen, denn der Detektor zeigte eine starke Ladung an. Ich gab Elron ein Zeichen.
"Mein Mitarbeiter meldet mir, daß da noch ein Problem mit dem Thema sein muß, das durch das erzählte nicht zu erklären ist." sagte Elron.
"Das mag sein, denn mir ist auch aufgefallen, daß ich da komisch reagiere. Einerseits bringe ich ihnen an Stellen Vertrauen entgegen, wo ich mir das nicht erklären kann. Andererseits ist da ein warnendes Gefühl, das mich dazu bewegt, Abstand zu halten und mir ist auch unklar, warum man vorsichtig sein muß." antwortete er.
Ich fragte mich, woher er diese Selbstsicherheit nahm. Er benahm sich, als würde er sich keine Sorgen machen, was wir bei einem Verhör mit ihm anstellen konnten. Immerhin war er hier gefangen und körperlich hilflos. Die meisten Geheimdienstmitarbeiter sind in Situationen, wo ein Treffen auf neutralen Grund derart gefährlich ist, durchaus bereit eine Entführung hinzunehmen, um zu Verhandlungen zu kommen, so lange man ihnen nicht wirklich etwas zuleide tut. Aber so entspannt, wie er nach den Anzeigen war, war normalerweise niemand. Außerdem mußte der Druck, unter dem er stand, enorm sein, denn ein zweijähriges Kind hatte zu einem von unseren Kindern gesagt, daß sie über manche Dinge nicht reden dürfen, weil das geheim ist. Wenn Kleinkinder Geheimhaltung beigebracht wird, finde ich das einerseits erstaunlich, denn eine solche Erziehung hätte ich für unmöglich gehalten, zumal die Kinder sich nicht vor ihm zu fürchten schienen. Andererseits zeigte es aber auch, unter welch enormen Druck er stand. Mich hatte auch erstaunt, wie kompetent die Kinder darin gewesen waren, wichtige Gesprächsinhalte wiederzugeben. Die Kinder waren wirklich merkwürdig.
Elrons nächster Zug verblüffte mich dann auch. Er erklärte Jack nämlich, daß er glauben würde, daß die Ursache des Problems in einer verdrängten Erfahrung liegen würde und daß er gerne deshalb nachbohren würde, um das ins Bewußtsein zu holen. Diese Erklärung hatte ich so natürlich schon gekannt, denn Sitzungen, in denen wir unsere verdrängten Erfahrungen ins Bewußtsein holten, gehörten bei uns zur Ausbildung. Verblüffend fand ich, daß er mit ihm redete, als wäre er ein junger Mitarbeiter, dem erklärt wird, wie wir arbeiten. Jack reagierte auch, als würde er sich für einen jungen Mitarbeiter halten, der solche Sitzungen im Zweifelsfall auch einmal ablehnen kann, denn er erkundigte sich genau über die Einzelheiten und erklärte sich dann ausdrücklich damit einverstanden.
Ich beobachtete die Anzeigen und wunderte mich, warum er so entspannt war, wie er tat.
Der Mann war wirklich beeindruckend. Besonders weil klar war, welch furchtbare Erfahrungen er hinter sich haben mußte, wenn man bedenkt, daß beide Beine bis über die Knie durch Prothesen hatten ersetzt werden müssen und daß auch sein linker Arm und Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechen Hand durch Prothesen ersetzt worden waren, die zu allem Unglück jetzt aufgrund der Foltern, die er vor kurzem erlebt hatte, nicht funktionierten. Es schienen auch Kabel in seinen Kopf zu führen, wir wußten aber nicht, was ihre Funktion war.

Fortsetzung:
F2081. Jack:
Er fragte mich dann, wie ich verschiedene außerirdische Kulturen einschätze und bei den Gestaltwandlern reagierte er komisch