erste Version: 9/2021
letzte Bearbeitung: 9/2021

Ägyptische Priesterleben: Ägyptische Priesterleben - Mosesleben

F2115.

Der Hohepriester wollte wirklich alles in Frage stellen. Er sagte, daß es früher viel zu viele Grausamkeiten gegeben hatte und jetzt immer noch zu viele gibt und daß es meine Aufgabe wäre, die abzuschaffen

Vorgeschichte: F2114. Kersti: D

Moses erzählt:
Ich stand verdattert in dem dunklen Raum und starrte auf die geschlossene und verriegelte Tür. Warum hatten sie das gemacht? Das war völlig absurd. Es machte nicht den geringsten Sinn, einen Göpel unterirdisch zu bauen, so daß man kein Licht sehen und mit niemandem reden kann, während man ihn bedient. Es war sehr viel mehr Arbeit, ihn unterirdisch zu bauen. Es gab wirklich keinen Sinn.

Dann stellte sich natürlich noch die Frage, was ich jetzt tun sollte. Sie hatten geredet, als sollte ich nun für den Rest meines Lebens diesen Göpel bedienen und als würden sie nicht beabsichtigen, mich hier je wieder herauszulassen. Ich fragte mich, ob das stimmen konnte und glaubte es eigentlich nicht. Klar, wenn ich nicht gewußt hätte, daß der Pharao mich als hohen Beamten haben will, wäre das glaubhaft gewesen aber so? Nein. Andererseits würde möglicherweise kein Hahn danach krähen, wenn es normal war, die Leute ein halbes Jahr im Göpel arbeiten zu lassen, wenn sie mich das dann auch machen lassen. Vater hatte gesagt, daß ich dieselbe Hingabeschulung bekommen sollte wie jeder andere auch und das hieß wohl, daß so etwas keine Strafe nach sich ziehen würde, wenn der Hoheprister dieses Tempels das entsprechend klug begründet. Ich fragte mich langsam, ob der Befehl wirklich gut gewesen war.

Andererseits war ich jetzt hier und würde erst wieder hier herauskommen, wenn sie mich herauslassen. Wann immer sie das zu tun gedenken. Und wenn ich schon einmal hier war, konnte ich auch tatsächlich die Arbeit tun, die mir befohlen worden war. Ich spannte mich also ein und zog immer im Kreis herum, um das Wasser hochzupumpen. Die Wirkung davon war seltsam beruhigend und entspannend. Da es stockduster war und ich nichts sehen konnte, hatte ich das Gefühl, durch dunkle Unendlichkeit zu gehen, immer im Kreis herum, als würde die Sonne um die Erde kreisen. Meine Wahrnehmung dehnte sich aus, wurde eins mit dem Fels um mich herum und wurde immer größer und ich merkte daß die Welt lebt und atmet. Alles war voller Liebe.

Ich dehnte mich immer weiter und weiter aus, und spürte wie die Sterne, die normalerweise so unendlich fern am Nachthimmel standen, immer näher kamen, bis ich auch mit ihnen eins war. Auch sie waren voller Leben. Ich umfing sie mit Liebe. Ich dehnte mich weiter aus, wurde immer größer und größer, bis alle Sterne in meine Hand paßten wie eine kleine glitzernde Scheibe.

Ich weiß, daß ich gegessen und getrunken habe, aber ich bin dafür nicht von den Sternen zurückgekehrt. Auch wenn mein spiritueller Lehrer kam, um mit mir zu reden, fühlte ich mich unendlich fern und groß und weit ausgedehnt. Erst als ich abgeholt wurde, um wieder ans Tageslicht zu gehen, kehrte ich allmählich wieder zurück und fühlte mich wieder mehr wie ein Mensch.

Eine faszinierende Erfahrung, die ich nicht so recht in Worte fassen konnte.

Als ich später dem Hohepriester davon erzählte, erklärte er mir, ich hätte damit mehrere Ausbildungsstufen übersprungen und griff nach einem glühendheißen Messer. Beunruhigt fragte ich, was er vorhatte. Und dann stellte ich fest, daß er wirklich alles in Frage stellen wollte. Er sagte nämlich, daß es früher viel zu viele Grausamkeiten gegeben hatte und daß es jetzt immer noch zu viele davon gibt und daß es meine Aufgabe wäre, die abzuschaffen und bis ich das getan hätte, würde es weiterhin zu viele Grausamkeiten geben. Beispielsweise würde er mir jetzt mit dem glühenden Messer ein Loch in den Arm schneiden. Und genau das hat er auch getan, da eine Stange durchgesteckt und mich damit gefesselt. Dann erklärte er mir noch, daß ich nicht wie ein Hund aus der Schüssel fressen darf, sondern jemanden dazu bewegen soll, mich zu füttern.

Danach stand ich wieder verdattert vor der Tür und fragte mich, was das jetzt sollte. Der Hohepriester hatte recht, das war eine sinnlose Grausamkeit. Aber wie kam er auf den Gedanken, daß ich dafür zuständig bin, das zu ändern und nicht er? Und warum die Geschichte mit dem sich füttern lassen? Ich ging, da ich Hunger hatte, wie immer zum Abendessen und fragte Giron, ob er mir etwas zu essen gibt. Er antwortete frech, das würde ich ja nur sagen, weil ich eben doch so hochnäsig wäre, wie er sich eingebildet hätte. Ich antwortete, er wolle mich ja nur nicht füttern, weil er in einem geheimen Winkel seines Herzens genau so hochnäsig wäre und das deshalb als völlig unter seiner Würde betrachten würde. Er kam her, wollte mir mir einem schmerzhaften Ruck den Arm hinter dem Rücken hervorziehen und als er merkte, daß das nicht ging, zog er die Ärmel hoch, unter denen die Fesseln verborgen waren und sah, was los war.
"Also gut, ich helfe dir." sagte er in einem völlig verändertem Ton und sorgte von da ab dafür, daß ich bei jeder Malzeit satt wurde.

Kersti

Fortsetzung:
F2116. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben