erste Version: 9/2022
letzte Bearbeitung: 9/2022

Frühe Aufstiegsversuche auf der Erde: Die tote Stadt

F2380.

Arhana und ich waren die letzten lebenden reinrassigen Götterkinder, die zur Welt kamen, es gab aber noch tausende an nicht lebensfähigen Mißgeburten

Vorgeschichte: F2379. Kersti: D

Geton erzählt:
Nachdem meine Frau entschieden hatte, daß sie jedenfalls lebende Kinder bekommen wollte und da das mit mir nicht geht, mit einem der Halbgötter geschlafen hatte, war natürlich schnell klar, daß ihr Kind nicht von mir sein konnte, weil es zu dunkle Haare hatte. Ich hatte deshalb Streit mit den ganzen Alten, von denen es noch etwa hundert gab. Aber ehrlich gesagt fand ich, daß Iskar völlig recht gehabt hatte. Als ich ein Kind war, hatte es noch etwa tausend reinrassige Götter gegeben und Arhana und ich waren die letzten lebenden reinrassigen Götterkinder, die zur Welt kamen, es gab aber noch tausende an nicht lebensfähigen Mißgeburten, die nach mir zur Welt gekommen sind. Arhana hat völlig recht, daß sie sich einen gesunden Mann mit ausreichend Menschenblut als Vater ihres Kindes gewählt hat. Das hätten alle Frauen schon vor drei Generationen tun sollen, statt immer mehr Säuglinge bei der Geburt sterben zu lassen, einfach weil es bei uns viel zu viel Inzucht gegeben hatte. Sie waren Idioten, weil sie damit nicht viel früher begonnen hatten und das sagte ich ihnen auch.

Etwa drei Tage später kam Donut, einer der Alten, mit denen ich mich eher schlechter verstand zu mir und beschimpfte mich, ich würde mich mit Kriminellen abgeben, die alle Götter ausrotten wollen. Ich fragte ihn, wie er denn auf den Gedanken gekommen sei. Er behauptete Iskar hätte versucht ihn umzubringen und das hätte nur nicht geklappt, weil er nicht mit Waffen umgehen könne. Ich sah Donut zweifelnd an. Iskar trainierte als Mitglied der Stadtwache täglich kämpfen und er brauchte keine Waffe, um einen Donut zu töten, ganz bestimmt nicht. Ich hatte mir von Iskar aus Neugier mal das ein oder andere zeigen lassen und er hatte mir diverse waffenlose Kampftechniken beigebracht, zu denen er erklärt hatte, daß man sie im Training höchstens andeuten darf, weil man damit leicht einen Menschen töten kann. Iskar hatte Donut die Waffe weggenommen und das offensichtlich ohne ihm ein Härchen zu krümmen. Da Iskar auch gelernt hatte, wie man Kriminelle entwaffnet, ohne sie zu verletzen, konnte ich das nur so verstehen, daß er eben das hatte tun wollen. Donut, der wirklich nicht mit Waffen umgehen konnte, auch wenn er theoretisch wußte, auf welchen Knopf man drücken muß, wenn man jemanden mit den alten Pistolen (Laserpistolen oder soetwas ähnliches, keine Projektilwaffen) erschießen will, konnte das nur fehlinterpretiert haben, weil er nicht weiß, wie man wirklich kämpft. Ich sagte ihm das auch so.

Dann ging ich zu Iskar und fragte ihn, was wirklich passiert war und es war ungefähr so, wie ich gedacht hatte. Er hatte Donut entwaffnet, weil er bei einem Streit die Waffe gezogen hatte und die Waffe dann postwendend weggeschlossen. Außerdem sagte er mir, daß ich doch wüßte, daß er im Gegensatz zu Donut wüßte, wie man mit den Energiewaffen schießt, wir hätten das schließlich mit den Übungswaffen trainiert. Das stimmte. Ich sagte ihm, daß er das aber bitte niemandem verraten sollte, weil ich nicht weiß, ob die anderen alten Götter darauf nicht noch verrückter reagieren würden als Donut das bei der Geburt des Kindes meiner Frau getan hatte.
"Das dachte ich mir dann auch. Aber ich habe sowieso mit niemandem darüber geredet, weil ich der Ansicht bin, daß die Bewaffnung der Stadtwache völlig ausreichend ist für alles, was uns an Bedrohungen begegnen könnte und wenn man schlimmere Waffen in Umlauf bringt, führt das nur zu schlimmeren Kriegen." antwortete er.
Ich dachte mir zum wiederholten Male, das Iskar doch oft sehr weise Dinge sagt, dabei wußte er gar nicht, daß wir damals in die unterirdische Stadt geflohen sind, weil wir zu viele Massenvernichtungswaffen benutzt und weite Teile des Planeten verseucht haben.

Ich weiß nicht, wie wir damals auf den Gedanken gekommen sind, es war eines dieser Gespräche über Gott und die Welt gewesen. Jedenfalls hatte er mir gesagt, er wüßte, wo die alten Energiewaffen der Stadtwache liegen und er hätte den Eindruck, daß viele davon durchaus noch in Ordnung wären, daß sie nur nicht wieder hätten aufgeladen werden können, weil das Ladegerät den Geist aufgegeben hätte. Während wir einige der alten Waffen durchgeprüft hatten und nachher wußten, daß sie in der Tat noch funktionsfähig wären, wenn man sie laden würde, brachten wir keine von ihnen zu den elektrischen Generatoren, die Iskar gebaut hatte, um die Beleuchtung der Stadt wieder in Betrieb zu nehmen. Wir luden nur die harmlosen Trainingswaffen auf und übten in der alten Schießbahn schießen, bis Iskar das besser und schneller konnte als jeder, den ich kenne. Er war eben neugierig. Wir hatten damals in dieser unterirdischen Waffenkammer gesessen und darüber philosophiert, was wohl dabei herauskäme, wenn wir das verraten. Am Ende kamen wir zu dem Schluß, daß wir das jedenfalls nicht ausprobieren wollten.

Also wenn Donut glaubte, daß Iskar nicht schießen kann, täuschte er sich, aber das würde ich nicht verraten. Stattdessen nahm ich Donuts Waffe, baute sie so um, daß sie nur noch eine harmlose Trainingswaffe war, mit der man niemanden ernsthaft verletzen konnte und gab sie ihm zurück. Er war ja offensichtlich nicht in der Lage, mit einer Waffe verantwortungsvoll umzugehen und ehe er jemanden in seinem Wahn verletzt, ergreife ich lieber Sicherheitsmaßnahmen! Es war nebenbei bemerkt sehr unwahrscheinlich, daß Donut das merkt, denn der einzige, der wirklich darauf achtet, das seine Waffe ordentlich gewartet ist, bin ich, denn ich gehe regelmäßig vor die Stadttore und bis in die Wildnis. Ich will nicht plötzlich vor einem jagenden Löwen stehen und mich nicht verteidigen können. Vor ein paar Jahren war das noch anders gewesen, denn damals hatte noch der letzte Waffenmeister gelebt und unsere Waffen regelmäßig überprüft und gewartet. Ich hatte es mir damals von ihm zeigen lassen, denn ich war ja so viel jünger als jeder andere Gott, daß mir klar war, daß ich das noch brauchen würde.

Kersti

Fortsetzung:
F2381. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben