F2391.

Ich konnte aber gar nicht fassen, daß ich wußte, daß es eine Lösung gab, aber jedesmal wenn ich mit einem Menschen zu tun hatte, war sie einfach weg!

Vorgeschichte: F2390. Kersti: D

Autor: Hans Hermann von Katte erzählt:
Am nächsten Morgen erwachte ich und hatte Kopfschmerzen.

Ich kannte den Mann der mir das Frühstück brachte, schließlich war er ein Offizierskamerad von mir. Vorsichtiges Nachfragen ergab, daß er keine Ahnung hatte, was passiert war. Ich wechselte ein paar Worte mit ihm und bat ihn, meinen Vater zu benachrichtigen.

Kaum war er weg, begann ich wieder mir Sorgen zu machen und endlos im Kreis zu denken. Ich dachte mir, daß mir das ja gar nichts bringt. Ich mußte mich irgendwie wieder in den Griff bekommen, sonst würde es so enden, wie in den Geschichten mit den Dienstmädchen, das nach einer Vergewaltigung als Ehebrecherin hingerichtet wurde. Na immerhin konnte ich als Mann nicht schwanger werden! Das einzige was mir dazu einfiel, war das Gebet. Mein Vater hatte mir einmal gesagt, wenn man betet und dabei aufmerksam in sein Herz lauscht, bekommt man auch eine Antwort. Ich hatte das ausprobiert und dabei festgestellt, daß er recht hatte. Na und wenn ich jemals einen guten Rat gebraucht hatte, dann jetzt! Ich wandte mich also an meinen Gott Tyr, das war nicht der Höchste, aber der der für zuständig war in den himmlischen Hierarchien und lauschte in mein Herz und es war noch nie so stark gewesen. Da war die Liebe die alles einhüllt und einen trägt, wenn man selber nicht mehr weiter weiß. Ich merkte wie die Spannung wich und ich ruhig wurde. Ich habe mich nicht mit Worten mit ihm unterhalten sondern mich mit so etwas wie geistigen Impulsen mit ihm ausgetauscht. Im Grunde hat er mir gar nicht gesagt, was ich tun soll, sondern nur verschiedene Möglichkeiten mit mir durchgespielt, so daß mir klar wurde, was funktionieren könnte.

Dann kam wieder mein Kollege mit dem Mittagessen und als ich ihn ansprach, sagte er mir, daß er nicht mit mir reden dürfe, daher sollte ich weder das Gespräch beim Frühstück noch das jetzt erwähnen. Ich nickte und versprach ihm das. Leider redete er dann wirklich nicht mit mir, was meinen Nerven nicht gut tat. Außerdem hatte ich völlig vergessen, was eigentlich die Lösung meines Problems gewesen war, weil mich das Mittagessen aus diesem Zustand der Ruhe und der Liebe herausgerissen hatte. Als wieder weg war, konzentrierte ich mich also wieder aufs Gebet und kaum hatte ich mich wieder in die Liebe eingeklinkt, wußte ich auch wieder, was die Lösung war. Und als das Abendessen gebracht wurde, war es dann wie beim Mittagessen und ich war wieder voller Sorgen und Ängste. So ging das einige Tage, in denen niemand mit mir redete. Ich versuchte auch nicht, ein Gespräch anzufangen, weil ich meinen Kollegen nicht in meine Probleme mit hineinziehen wollte. Ich konnte aber gar nicht fassen, daß ich wußte, daß es eine Lösung gab, aber jedesmal, wenn ich mit einem Menschen zu tun hatte, war sie einfach weg! Das mußte doch gehen, daß man sich an die Lösung erinnert, wenn man sie braucht.

Und tauchte dieser König bei mir im Zimmer auf und fragte mich, ob ich es mir überlegt hätte. Ich starrte ihn geraume Zeit fassungslos an. Dann fragte ich ihn, ob er sich ein eindeutigeres Nein vorstellen könne, als eine Ohrfeige. Und danach fragte ich mich, ob er mich jetzt auf der Stelle erschießt, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Andererseits war ich wirklich nicht bereit, jetzt zurückzustecken. Er erschoß mich nicht, sondern drohte mir nur, ich würde schon noch sehen. Ich schwieg.

Als ich wieder allein war, kam ich zu dem Schluß, daß er mich wahrscheinlich erschossen hätte, wenn er sich das hätte leisten können. Er hatte zu wütend ausgesehen. Ich fragte mich, was ich da tat, brachte es aber einfach nicht fertig, nachzugeben.

Diesmal ließ er mich gut eine Woche schmoren und ich fragte mich langsam, ob man auch zu viel beten kann. Oder anders ausgedrückt, ob man es so weit treiben kann, daß man in den Himmel kommt, ohne daß der Körper einen Grund hatte zu sterben, außer eben diese viele Beterei. Ich war mir nicht sicher, ob ich es übertrieb, aber da mir auch kein Buch zu lesen gegeben wurde, hatte ich einfach nichts besseres zu tun, wenn ich gerade nichts zu essen bekam.

Jedenfalls als er ankam erklärte ich ihm, er könne es sich aussuchen. Entweder würde er mich in Frieden lassen oder ich würde dafür sorgen, daß jeder erfährt, was er für ein versauter Kerl ist. Diesmal war er sprachlos. Nach einer geraumen Zeit, kam er auf den naheliegenden Gedanken und fragte mich, wie ich das erreichen wolle.
"Das ist mein Geheimnis." antwortete ich.
Danach wurde das Essen knapp. Und das etwa einen Monat lang. Ich kam trotz meiner ganzen Beterei nicht in den Himmel, sondern war immer noch da, als er mich fragte ob die Bedenkzeit diesmal ausgereicht habe.
"Ja. Ich habe entschieden, daß ich mich vollständig der Güte Gottes anvertraue." antwortete ich.
Ich fragte mich, wie ich auf den Satz gekommen war, Sinn gab das jedenfalls nicht, außer wenn man annimmt, daß Beten generell verrückt macht. Er dreht jedenfalls um und dann kam geraume Zeit niemand. Ich weiß nicht, wie lange es war, es gab jedenfalls nichts zu essen und nichts zu trinken außer Regenwasser, das ich am Fenster mit Tasse und Teller auffing. Rätselhafterweise kam ich davon nicht in den Himmel. Ich fühlte mich nicht einmal schwach, als er wiederkam, um mich erneut zu fragen, aber vielleicht halb im Himmel, oder wie man diesen seltsamen leichtköpfigen Zustand nennen sollte. Ich fragte ihn, ober es sich inzwischen überlegt hätte und fragte mich innerlich, welcher Irrsinn mich da eigentlich ritt, daß ich es einfach nicht fertigbrachte, aufzugeben.

Er verließ wortos das Zimmer und ich hatte keine Ahnung, wie lange es danach gedauert hatte, bis er mich herausholen ließ. Diesmal wurde ich zu einem Ort geführt, der theatralisch nach Hinrichtung aussah. Dort ließen sie mich wortlos eine halbe Stunde herumstehen, ehe sie mich vor den König führten. Diesmal meinte er, ich könne es mir aussuchen. Entweder würde er mich hinrichten lassen, oder ich müsse über unsere Auseinandersetzung schweigen. Ich starrte ihn fassungslos an, dann fing ich beinahe an zu lachen, weil das ja fast genau das war, was ich vor mehr als einem Monat vorgeschlagen hatte. Ich kramte also meine alte Aussage, er könne es sich aussuchen, entweder würde er mich nie wieder anfassen oder ich würde dafür sorgen, daß jeder erfährt, was er für ein versauter Kerl ist, heraus und meinte, daß es dann ja ein sehr guter Kompromiß wäre, wenn wir das so handhaben. Er wirkte richtig angefressen, stimmte aber zu, erklärte mir, ich hätte ab heute Palastarrest, er würde mich aber nicht wieder hungern lassen, sofern ich mich benehmen würde und ließ mich hinausführen.

Ehrlich gesagt konnte ich gar nicht glauben, daß das so ausgegangen war.

Dann wurde ich in mein Zimmer zurückgebracht und mir wurde befohlen, mich anständig herzurichten. Ich zog also eine frische Uniform an, kämmte mir die Haare und was man so alles tut, um für offizielle Gelegenheiten wie aus dem Ei gepellt zu wirken. Ich fragte mich, was das wieder zu bedeuten hatte, wußte aber, daß mir niemand meine Fragen beantworten würde.

Kersti

Fortsetzung:
F2392. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
  1. Aus meiner Sicht hat er sich mit der Gruppenseele verbunden, bei der es sich natürlich nur um den nächsten Schritt in Richtung Gott handelt. Ironischerweise ist in meinem Fall die Gruppenseele ausgerechnet der Teufel, was sie wohlweislich nicht verrät, wenn der entsprechende Gruppenseelenanteil kein ausreichend differenziertes Weltbild hat, um mit einem solchen Wissen sinnvoll umzugehen. Es wäre schließlich ausgesprochen gefährlich gewesen, wenn man bewußt den Teufel anbetet. Es konnte aber kaum herauskommen, denn meine Gruppenseele ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ausgesprochen liebevoll und fürsorglich, so daß niemand darauf kommen würde, daß das der Teufel sein könnte, wenn er es nicht ausdrücklich sagt. Siehe dazu auch:
    F504. Georg: Die Begegnung mit Michael war, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen