F2399.

Die Gerüchteküche brodelte. Der König hätte geschrien wie ein Tier. Der Teufel wäre aus der Hölle gekommen

Vorgeschichte: F2398. Kersti: D

Alexander Hermann von Wartensleben erzählt:
Die Gerüchteküche brodelte. Der König hätte geschrien wie ein Tier. Der Teufel wäre aus der Hölle gekommen, um ihn jetzt schon für seine Untaten zu bestrafen. Da hätte es Monster gegeben. Dummerweise war alles, was man hörte, nur vom Hörensagen und ich war auch nicht in der Position, eine Untersuchung einzuleiten. Stattdessen ließ der König eine Untersuchung durch diejenigen Leute einleiten, die meines Wissens die schlimmsten Schwarzmagier am Hofe waren. Hans Hermann von Katte wurde festgenommen und es wurde nicht mitgeteilt, wessen er verdächtigt wurde. Er war einfach vierzehn Tage verschwunden und niemand hörte etwas von ihm. Ich hatte wirre Alpträume in der Zeit und fühlte mich die meiste Zeit benommen und erschöpft.

Dann wurde er von einem Bewaffneten, der eine Art Polizist war, abends bei mir vorbeigebracht. Es sei alles in Ordnung, aber man könne nie wissen, ob er jetzt nicht durchdreht, meinte der Mann zu mir und verschwand. Hans Hermann von Katte wirkte völlig normal mit tadelloser Uniform, als hätte er sich zur Parade zurechtgemacht. Er sah nur müde aus. Er fragte mich, ob ich ihn noch bräuchte, oder ob er zu Bett gehen könnte und ich sagte ihm, er solle erst einmal schlafen und dann am nächsten Tag mittags zu mir kommen. Er kam am nächsten Tag, aber nicht Mittags, wie besprochen, sondern morgens. Er wandte sich an meinen Adjudant und fragte, nach Datum und seinen Pflichten für den Tag. Er hätte eine Gedächtnislücke, die mit dem Verhör beginne.

Ich selbst kam natürlich wie besprochen erst nach dem Mittagessen zurück und mein Adjudant erklärte mir, daß es ihn beunruhigt hätte, daß der junge Mann nicht wußte, was er am Vorabend gemacht hatte, daher hätte er ihn gebeten im Nebenraum zu warten, um ihn im Auge zu behalten. Er sei dann zum Mittagessen gegangen, als es Zeit dazu gewesen sei, wäre aber schon zurück. Als ich das hörte, war ich beunruhigt und ging sofort zu ihm hinein. Er saß an dem Tisch des Nebenraumes, hatte sich offensichtlich damit beschäftigt, seinem Vater einen Brief zu schreiben und bat mich nun, ihm diesen zukommen zu lassen, da dort einiges drinstand, was der König nicht lesen sollte. Ich steckte den Brief ein, um ihn über die Post unseres Ordens zu verschicken. Ich wußte, daß der junge Mann jede Woche zwei Briefe schrieb, einen den er mit der normalen Post schickte und einen zweiten, den er durch verschiedene Personen aus dem Palastgelände schmuggeln ließ, weil er meiner Ansicht nach zu recht glaubte, daß seine Briefe von Unbefugten gelesen wurden. Laut seinem Vater hatte er während seiner Gefangenschaft zwei sehr nichtssagende Briefe über die normale Post geschrieben, die beide Codewörter für magische Angriffe auf ihn enthielten.

Laut seiner eigenen Aussage konnte er sich an diese Briefe nicht erinnern. Er erklärte mir, daß seine Erinnerungen an diese Zeit sich fast nur aus wirren Träumen zusammensetzten, die er für Erinnerungen an einen magischen Angiff hielt, den die Schwarzmagier des Hofes gegen ihn geführt hatten. Während er mir diese Erinnerungen in einem völlig normalen Ton erzählte, lief es mir kalt den Rücken herunter, denn er nannte so viele Details, die auch in meinen Alpträumen aufgetaucht waren, daß ich wußte, es war nicht einfach ein magischer Angriff gewesen, es war ein augewachsener magischer Krieg, den des Königs Schwarzmagier gegen unseren Orden geführt hatten. Hans Hermann war überzeugt, daß wir ihn gewonnen hätten.

Ich erfuhr dann auch, wer ihn von Zeit zu Zeit in der Welt vertreten hatte, denn das Wesen meldete sich mitten im Gespräch durch ihn. Am Vorabend war sein Schutztier, ein schwarzer Wolf statt seiner im Körper gewesen und hatte sich bemüht, seine Stelle so einzunehmen, daß daraus kein Ärger entsteht. Das hatte er öfter als einmal bei den Verhören gemacht, weil die Verhöre zu lang gewesen seien, daß eine einzelne Person sie alleine durchhalten könne, daher hätten sich mehrere dabei abgelöst und er hätte sich auch um die Briefe gekümmert, weil die regelmäßig geschrieben werden müßten, erklärte er. Nun, das erklärte die Gedächtnislücken.

Für den schwarzmnagischen Angriff auf den König war er aber offensichtlich nicht verantwortlich, denn er fragte mich, ob ich wüßte, wer auf einen so dummen Gedanken gekommen wäre, denn Gerüchte über schwarze Magie wären doch das letzte, was ein Land brauchen könnte. Da konnte ich ihm nur herzhaft zustimmen. Natürlich gab es Schwarzmagier am Hofe und wir suchten nach Wegen, das Problem aus der Welt zu schaffen, aber wir taten auch unser Bestes, damit das öffentlich nicht bekannt wurde! Wenn das Volk das Vertrauen daran verliert, daß im Land Recht und Ordnung herrscht, geht alles nur noch drüber und drunter und den Zustand wollten wir nun wirklich nicht riskieren, selbst wenn im Königshof alles drunter und drüber geht!

Nach unserem Gespräch war Ordenstreffen und wir gingen gemeinsam dorthin.

Danach schrieb ich einen eigenen Bericht an seinen Vater, der ein alter Kriegskamerad von mir war und erzählte ihm, was ich mitbekommen hatte und wie ich das deutete. Allerdings gab es zu viele Dinge, die ich keinem Brief anvertrauen wollte.

Kersti

Fortsetzung:
F2400. Hans Hermann von Katte: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben