Er erklärte mir, daß er dafür sorgen würde, daß sich in einem Jahr ein Kind hier sicher fühlen kann, dann würde nämlich der Prinz sein Studium beginnen
Vorgeschichte:
F1852. Astar XZB12-233-77:
Ich sollte für meinen Schützling Talis LZB45-321-59 sicherstellen, daß er als vorgeblicher Prinz der Familie vom Hohen Licht die Universität überlebt
Silas aus dem Tal erzählt:
Der Zuchtmensch vom Bombenentschärfungkommando hieß Astar XZB12-233-77, hatte riesige Hauer statt Eckzähnen, war doppelt so breit gebaut wie normale Menschen gleicher Größe und hatte die dazugehörigen Muskeln. Kurz gesagt, er sah furchterregend aus. Er hatte einen sehr großen schwarzen Hund dabei, der mindestens genauso furchterregend aussah und nicht angeleint war. Das Tier erinnerte mich an die schwarzen Hunde, die die Polizei in meiner Kindheit auf uns gehetzt hatte. Sie hatten normalerweise nicht wirklich gebissen, aber gehöring kneifen konnten sie schon, wenn sie ein Kind einfingen und festhielten, damit die Polizei es dafür bestrafen kann, daß es sich ein Stück Brot geklaut hat.
"Mach sitz, Thora. Nein, der junge Herr will nicht mit dir spielen." sagte der wie ein Monster aussehende junge Mann. Der Hund setzte sich gehorsam hin und wurde zärtlich von der riesigen Pranke mit furchterregenden schwarzen und offensichtlich sehr scharfen Krallen gekrault, die bei dem Zuchtkrieger als Hand durchging. Dann lächelte er mich an und sagte:
"Guten Tag Silas, schön sie kennenzulernen. Wissen sie die Hunde begreifen nicht, daß normale Menschen immer erst einmal Angst vor ihnen haben, das muß man ihnen immer sagen." sagte er.
Er reichte mir seine Pranke und als ich zögerte, meine vergleichsweise zarte und winzige Hand da reinzulegen meinte er:
"Wissen sie wir haben auch Babies und die haben keine Angst vor uns."
Der tötlich gefährliche Zuchtkrieger wußte, wie man so mit ängstlichen Menschen umgeht, daß die Angst verfliegt. Ich gab ihm die Hand und lächelte vorsichtig. Dabei war ich erstaunt wie zart und behutsam er nach meiner Hand griff. Der Zuchtkrieger war jedenfalls kein Schlägertyp, sondern eher wie der ältere Bruder eines Nachbarjungen, der uns immer von der Schule abgeholt hatte, damit die Straßenkinder uns nicht verprügeln.
Er wies mich an, zur Sicherheit hinter die nächste Ecke des Ganges zu gehen und bitte auch hinter seinen Hund. Thora wäre zwar eigentlich sehr freundlich, aber wenn sie so lange sitzen muß, ist sie so ungeduldig, daß sie wie wild losstürmt, sobald er ihr erlaubt, zu ihr zu kommen und es wäre kein guter Gedanke, ihr da im Weg zu stehen. Ich tat also, wie er gesagt hatte. Der Hund stürmte übrigens nachher tatsächlich so los und sprang ihn an. Ich frage mich, wie normale Menschen mit solchen Hunden umgehen.
Während der Arbeit beantwortete der Zuchtmensch mir ganz entspannt jede Frage, die ich ihm stellte ausführlich. Dabei erstaunte mich das Ausmaß seiner Bildung und wie differenziert er sich ausdrücken konnte. Ich wußte jedenfalls bei weitem nicht so viel.
Kaum war er mit dem Entschärfen der Bombe fertig, tauchten so drei adelige Schlägertypem auf, die auch noch Messer dabei hatten.
"Ich würde euch von dem Versuch abraten." meinte der Zuchtmensch.
Die Idioten gingen trotzdem auf ihn los. Der Zuchtmensch bewegte sich so schnell, daß ich nicht genau gesehen habe, was er eigentlich gemacht hat, aber nachher hatte er das Messer in der Hand, seinen Fuß auf der Brust des Angreifers. Astar öffnete die Gürtelschnalle, nahm die Scheide ab und gab sie mir in die Hand.
"Mach das mal an deinen Gürtel und halt genug Abstand, daß dieser Adelige Kriminelle nicht dran kommt. An der Polizeistation übergibst du es dem Beamten dort." erklärte er mir.
Ich kam also mit einem Messer am Gürtel mit, das definitiv zu lang für den Frühstückstisch war und übergab es an den Beamten, der es als Besitzgegenstand des Adeligen Kriminellen registrierte. Dann ging Astor mit in die Zelle, in die der Deliquent geführt wurde, holte drei Notrationen aus der Tasche und erklärte dem Adeligen Kriminellen die Spielregeln.
"Das ist das Essen für heute abend, morgen früh und morgen mittag. Für morgen abend darfst du dir etwas aus der Kantine bestellen und wenn du dir brav alle Vorlesungen am Monitor angehört hast, bringe ich das auch mit. Ich fragte dich ab, ob du alles verstanden hast - daher würde ich dir raten, unverstandene Teile der Vorlesung im Lexikon nachzuschlagen. Wenn du deutlich besser bist als bei deinen vorhergehenden Tests, darfst du das bestellte Essen auch selber essen, sonst esse ich es." erklärte er dem Adeligen Kriminellen die Spielregeln und ich dachte mir, daß er genauso reagierte, wie das die Schlägertypen unter den Straßenjungen typischerweise taten. Er war nämlich gleichzeitig empört und völlig verängstigt.
Als wir wieder draußen waren fragte Astar Geron das Palastgehirn, wer die beiden anderen waren. Geron nannte alle drei Namen und erklärte, daß die drei auch die Bombe gelegt haben. Er würde schon mal die Polizeiakte anlegen, während Astar sich um die praktischen Angelegenheiten kümmert. Dem Polizist sagte Astar, er solle an den Computer gehen, die Daten wären schon eingetragen und aufgerufen, damit er informiert ist, mir sagte er, ich solle mich um mein Studium kümmern. In der Stipendiatskaserne bräuchte ich mir keine Sorgen machen, dort hätte die Leitung immer für Ruhe und Ordnung gesorgt, daher wäre es nicht sinnvoll, unnötig im Rest der Uni herumzustromern, aber wenn mir etwas Verdächtiges auffiele, solle ich das melden. Die Meinungen der Studenten würden ihn nicht interessieren, aber wenn sie jemanden verletzen wollten, müßte er eingreifen, denn er solle für Sicherheit sorgen.
Diese Aussage gefiel mir, denn ich hatte so einige Meinungen, die ich selbst gegenüber bürgerlichen Studenten nicht zu äußern wagte, weil ich befürchtete, sonst dafür richtigen Ärger zu bekommen. Andererseits hatte ich den Eindruck bekommen, daß Astar mit mir da ziemlich einer Meinung ist, was ja auch ganz klar ist, wenn er als Sklave aufgewachsen ist.
Er erklärte mir, daß er dafür sorgen würde, daß sich in einem Jahr jedes Kind hier sicher fühlen kann, dann würde nämlich der Prinz sein Studium beginnen und sie hätten es schon an ganz anderen Orten geschafft, dafür zu sorgen, daß niemand Kindern etwas zuleide tut. Ich fragte nach und erfuhr, daß er die Zuchtstation meinte, wo er aufgewachsen war. Seit Tharr vom Licht dort den Befehl führt, werden Kinder dort nicht mehr so sinnlos mißhandelt wie das noch in Astars Kindheit der Fall gewesen war.
Als ich anfing zu studieren, war die Universität noch ein gefährlicher Ort, wo ständig irgendwelche Studenten andere verletzten oder ermordeten. Ein Jahr später konnte sich dort tatsächlich jedes Kind sicher fühlen und ich habe dabei geholfen, das zu erreichen, denn das war ja ein gutes Ziel. Außerdem ist mir meine Mitarbeit als Praktikum im Justizvollzug angerechnet und gut benotet worden und einige Vorlesungen mußte ich gar nicht erst besuchen weil Astor mir alles neben seiner Arbeit erklärt und dann durch Geron hat abtesten lassen, damit ich auch die Noten für das Gelernte habe.
Fortsetzung:
F2603. Silas aus dem Tal:
Geron hatte mich vorgewarnt, daß der Dozent ein Zuchtmensch war und erst noch lernen mußte, sich verständlich auszudrücken
F1853. Saman XZB12-123-77:
Wir konnten Talis also recht schnell auf die Uni schicken, damit er lernt, was ein Offizier lernen muß