"Es ist einfach nur falsch." sagte Torey, als Kores ihm
erklärte, wofür seine Augen gebraucht wurden.
Der Arzt war überrascht. Die anderen Gespräche, die sie schon
geführt hatten, hatten ihm gezeigt, daß Kores keines der Worte
kannte, die man üblicherweise verwendet, um Moralvorstellungen, gut
und böse zu beschreiben. Er schien auch nicht wütend oder
verbittert zu sein, über das, was man ihm antat. Er nahm es einfach
als selbstverständlichen Teil seines Lebens hin.
"Es ist einfach nur falsch. Er weiß ja nicht einmal, was er tut,
wenn er seinen Körper so kaputtmacht. Wenn er etwas zerstört,
dann muß er sich keine Gedanken machen - er hat ja einen
Ersatzkörper... wenn man mal davon absieht, daß es eigentlich
MEIN Körper ist. Also macht er ganz viel kaputt - und ich muß
die Folgen tragen. Es ist einfach nur falsch. Es macht Menschen schlecht,
weil sie lernen, nicht über andere Menschen nachzudenken."
Erklärte er seine Worte genauer. Dieser Mensch hatte nicht nur
Moralvorstellungen... Er wußte auch, welche Auswirkungen auf die
Gesellschaft es hatte, wenn man nicht danach handelte. Kores wunderte sich
einmal mehr über diese starke, ausgeprägte Persönlichkeit,
über diese Weisheit.
Zielstrebig ging ich zu dem Bett des anderen Torey, legte meine Hand unter seinen Nacken - er konnte noch nicken und mit dem Kopf schütteln und das war seine einzige Verständigungsmöglichkeit. Und so konnte ich seine Antworten verstehen, obwohl ich es nicht sehen konnte. Ihm erzählte ich stark vereinfacht was ich erfahren hatte und daß er genauso geworden wäre wie ich, wenn sie ihm nicht alles abgeschnitten hätten. Torey hörte zu und deutete mehrfach an, daß er eine Frage hätte. Es dauerte einige Zeit, bis ich herausgefunden hatte, was er wissen wollte und dann beantwortete ich seine Frage, indem ich mein Aussehen beschrieb.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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