erste Version: 9/2004
letzte Bearbeitung: 2/2013
Vorgeschichte:
FF27.
Austausch
C'her erzählt:
Ich stand in meiner Zentaurengestalt, die ich ursprünglich von Nezal
kopiert hatte, an meinem Raumhafen und beobachtete die
Reaktionsfläche. Langsam erschienen dort schimmernd die Umrisse vom
Schiff meines Stellvertreters Nezal. Ich liebte dieses Schauspiel und
schickte oft schon eine Aussendung von mir dorthin, bevor die erwarteten
Schiffe da waren, um das Auftauchen der Schiffe im Hafen beobachten zu
können.
Nezal gefiel mir sehr. Er war nicht nur klug, ein gefährlicher Krieger und sehr wissensdurstig, er war mir auch treu ergeben - und das ist selten und wichtig. Ich achtete deshalb sehr darauf, ihn bei Laune zu halten, indem ich ihm regelmäßig etwas gab, von dem ich wußte, daß es ihm gefallen würde.
Nezal war im Verlauf des laufenden Krieges ein großer Coup
gelungen:
Er hatte einen der Fürsten des Lichts gefangengenommen, und wollte
ihn mir hier übergeben, als Tribut.
Die Kinder des Lichts waren ein seltsamer Haufen. Im Allgemeinen hatten sie eine hellere Aurafarbe als wir und machte am laufenden Band verrückte Dinge. Beispielsweise wagten sie es - obwohl sie nur wenige waren und kaum die Macht hatten, irgendetwas gegen mich durchzusetzen, mir den üblichen Tribut an Sklaven zu verweigern. Sie begründeten das mit "Gewissen" - was immer das sein sollte.
Sobald sich die Landefähre voll materialisiert hatte, versetzte ich
mich ins Innere des Schiffs und begrüßte meinen treuen
Vasallen. Nezal lächelte mir zu und sagte:
"Ich habe den Fürsten des Lichts - wie er sich
lächerlicherweise nennt - gleich mitgebracht. Ich dachte du willst
ihn sofort sehen."
"Da hast du recht."
Ich betrachtete die helle Gestalt in der Mitte des Raumes, die durch
Fesselfelder unbeweglich wie eine Statue gehalten wurde.
Der Fürst des Lichts sah nicht sehr fürstlich aus. Er hatte gewöhnliche menschliche Gestalt, wie die Niedersten in unsere Reich. Seine Kleidung war zerfetzt. Das Bein entlang von der Hüfte bis zum Fußknöchel zog sich eine lange, offene Wunde.
"Nezal, du darft dich ruhig ein wenig vergnügen indem du die
Gefangenen unterwegs ein wenig folterst ... aber Wunden sollten davon
nicht zurückbleiben." sagte ich im beiläufigen Ton.
"Das tut mir leid, doch er hat bei der Gefangennahme so wild
gekämpft, daß es mir nicht gelungen ist, ihn unverletzt zu
fangen, obwohl ich wußte, daß dir das lieber gewesen
wäre."
Ich nickte und glaubte ihm das. Nezal hat mich nie belogen.
"Kämpft er gut?" erkundigte ich mich.
"Er hatte eine unbekannte Waffe, an der die Betäubungs- und
Fesselfelder abgeprallt sind. Schließlich mußte ich so viel
Kraft aufwenden, um seinen Schutz zu brechen, daß ich gleich das
Bein mit erwischt habe."
Ich beendete meine Inspektion des Körpers und erspürte sein Energiefeld.
Es war von einer festen eiförimgen Abschirmung umgeben, die kaum zu sehen war. Ich umgab ihn mit meinem Geist, tastete die Hülle sorgfältig ab. Sie war durch den vorhergegangenen Kampf noch beschädigt und von zahlreichen nur notdürftig geflickten Rissen durchzogen, durch die ich in seinen Geist eindringen konnte. Er erschauderte innerlich vor Ekel als er mein Einsickern spürte, blieb aber sonst ruhig. Die erste Wahrnehmung, die ich von ihm bekam, war rasender Schmerz überlagert mit Stolz und einer beherrschten Ruhe. Er beobachtete mein Eindringen, leistete aber keine Gegenwehr.
Als ich mich an einem Punkt seines Geistes zu der Zentaurengestalt verdichtete, die ich für diese Begegnung gewählt hatte, erschuf auch er dort ein Abbild seiner selbst. Seine Figur war unverletzt und die Kleidung in Ordnung, doch ohne jegliche Verzierung, ohne Schmuck, ohne Zeichen irgendeiner Macht.
"Wohin darf ich euch führen?"
Die Frage stellte er in einem ruhigen
beiläufigen Ton, als stünde es ihm
wirklich frei meinen Wünschen nachzu-
kommen oder nicht.
Ich lachte ihn aus.
"Du brauchst mich nirgends hinführen, denn dein Geist gehört
jetzt mir und ich werde dir kein Zipfelchen deiner Erinnerungen lassen."
erklärte ich.
Sein Blick verschleierte sich kurz, dann sah er mich wieder mit derselben
Ruhe an, nickte um zu zeigen, daß er verstanden hatte und
fragte:
"Was willst du dann von mir?"
"Ich will mich an deinen Schmerzen ergötzen!" teilte ich ihm
hämisch mit.
Wieder nickte er nur ruhig.
Mir schien es, als könnte ich in seinen
dunklen Augen versinken, mit denen er
mich ruhig und ohne Zorn musterte.
Ich hätte nicht gedacht, daß auch ein einfacher Mensch königlich aussehen kann. Aber dieser sah gerade jetzt königlich aus. Und er brauchte dazu nichts als seine Haltung. Nun, das würde sich ändern. Er war stolz - aber das würde den Spaß nur vergrößern, den es machte, seinen Willen zu brechen.
Ich verließ mit einem Großteil meiner Aufmerksamkeit seinen Geist und versetzte seinen Körper nach draußen vor das Schiff.
Fortsetzung:
FF29.
Weg der Qual
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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