"Ich weiß, daß das unangenehm ist. Aber bleibe offen, laß es zu, so gut du kannst. Je weniger du dich sperrst, desto weniger schadet es dir." erklärte er mir.
Ich spürte, daß er die Wahrheit sagte. Früher waren alle Katzen daran gestorben. Ich setzte mich gehorsam dahin, wo er mir befohlen hatte. Er stach die Akupunkturnadeln an einigen bestimmten Stellen bei meinem Freund ein, so daß die Energiekanäle sich öffnen mußten, dann strich er sacht über dessen Körper, streichelte die schmutzigen Energien(VA180. Definition Eso) aus den künstlich geweiteten Kanälen heraus und streifte sie ab, indem er zwischendurch über meinen Kopf strich. Zuerst wunderte ich mich - das war doch eigentlich heilen. Warum konnte man daran sterben? Aber als es immer weiterging, er jedes bißchen Dreck aus seinen Kanälen bei mir ablud, schauderte ich bei jeder Berührung voller Ekel vor diesem Schmier zusammen und begann mich immer elender zu fühlen. Ich kauerte mich zusammen und ließ es über mich ergehen. Wenn ich wegliefe, hieße das, daß wieder alle Katzen gefesselt würden wie früher. Das hatte die Alte gesagt. Schließlich verlor ich die Besinnung.
Danach war ich krank. Eine Woche lang lag ich nur in meiner Kiste und hatte Schmerzen. Der alte Mann kam mich regelmäßig besuchen, redete mit mir und streichelte mich. Aber er gehörte eigentlich einer anderen Katze. Mein Mensch war auch krank. Er kam nicht aus seinem Bett heraus, bis ich schließlich zu ihm ging und mich auf seine Brust legte und für ihn schnurrte. Er freute sich daß ich kam und streichelte mich.
Auch für ihn war es grausam gewesen. Das lag daran, daß die Akupunkturnadeln seine Energiekanäle gewaltsam geöffnet hatten. Die Reinigung selbst hatte ihm nicht geschadet, aber da die Nadeln im Körper blieben, dort befestigt wurden, konnte er Fremdenergien nicht mehr ausschließen und nahm deshalb jedes fremde disharmonische Gefühl, jeden fremden Schmerz in grausamer Schärfe wahr. Mein Schnurren beruhigte und harmonisierte seine Energien. Er streichelte mich stundenlang und dann stand er auf und dachte an Tee.
Ich lief los und er dachte, daß ich jetzt Tee kochen würde. Ich mußte auf den Unterschrank in seiner Küche klettern, um an die Tasse im oberen Schrank zu kommen. Aber ich konnte alles bedienen. Aus seinen Gedanken wußte ich auch, wie es geht. Als der Tee fertig war, brachte ich ihn hinüber und stellte die Tasse vor ihm auf den Tisch. Er war gerührt, erfreut und überrascht. Ich wunderte mich. Ich hatte es ihm doch telepatisch gesagt und er hatte auch geantwortet. Warum war er überrascht?
Na ja - egal - Menschen sind nun mal komisch. Ich krabbelte auf seinen Schoß und ließ mich streicheln. Als ich ihm nachher sagte, daß er mir etwas zu essen geben sollte - der Kühlschrank mit dem Fleisch ging so schwer auf, weil er einen Drehknopf hatte, den ich nicht richtig fassen konnte - gehorchte er jedenfalls.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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