Reinkarnationserinnerung - Katzenärzte

FG1.

3. Reinigung der Kanäle

Die Arbeit im zweiten Jahr war unangenehmer als im ersten. Mein Mensch hatte jeden Tag mehr Schmerzen und mußte trotzdem voll arbeiten und die Kanäle von Kranken heilen. Ich schlief entgegen allen Vorschriften in seinem Bett. Er bekam oft Ärger deswegen, aber öffnete jede Nacht heimlich den Käfig, weil er ohne mich vor Schmerzen nicht schlafen konnte. Nach einem halben Jahr waren seine Kanäle wieder so verschmutzt, daß er nicht mehr heilen konnte.

Er bekam drei Tage Ruhe - er hat mich in dieser Zeit fast nur gestreichelt und geweint. Er hatte Angst vor den Schmerzen durch die Reinigung. Angst, daß er sterben könnte. Angst, mich zu verlieren. Ich habe versucht die Kanäle vorher zu reinigen, durch Schnurren, ohne ihn zu schädigen. Die Zeit reichte nicht.

Schließlich kam einer der Älteren Katzenmenschen. Er unterhielt sich mit meinem. Beide waren traurig, glaubten, daß weder mein Mensch noch ich überleben würden. Und wußten, daß es keinen Ausweg gab. Wenn sie sich weigerten, würden sie gezwungen werden und trotzdem sterben. Ihre Worte redeten nicht davon aber ihr Denken. Ich bat die Katze des anderen, mir zu helfen. Sie legte sich neben meinen Menschen und schnurrte für ihn. Sein Mensch wunderte sich, ließ sie aber gewähren, denn er wußte, daß wir mehr über das Heilen wissen als er. Dann mußte ich die Nadeln holen und er begann mit dem Reinigen der Kanäle. Ich verlor ziemlich bald das Bewußtsein.

Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich hundeelend. Ich dachte an meinen Menschen. Ich wollte von ihm gestreichelt, getröstet werden. Ich suchte mit meinem Geist nach ihm - wollte ihn rufen und merkte, daß er nicht bei Bewußtsein war, daß er im Sterben lag und keine Katze war bei ihm, denn die mußten alle bei den zahlenden Patienten arbeiten. Wir lassen einander nicht freiwillig im Stich, aber wir müssen länger arbeiten, als wir eigentlich können.

Ich fühlte mich wie ein uralter Kater. Alle Knochen taten mir weh. Mühsam raffte ich mich auf und ging hinüber zu seinem Bett, krabbelte hoch, denn ich fühle mich nicht in der Lage zu springen wie früher. Man hatte ihn an den Tropf gelegt, damit er nicht verhungerte - aber das war schon alles. Ich schnurrte für ihn und ließ mich von niemandem vertreiben, obwohl die Klinikleitung deshalb über Lautsprecher mit mir geschimpft hat.

Seine Kanäle waren überdehnt, spröde geworden und konnten keine Energie(VA180. Definition Eso) mehr halten. Sanft streichelte ich mit den Fingern meines Geistes darüber, heilte sie, machte sie wieder geschmeidig - und auch enger, denn das tat Not.

Zwei Monate vergingen, ehe er wieder zu sich kam. Die anderen Heiler schauten von Zeit zu Zeit herein, fütterten und streichelten mich, wechselten die Infusion aus. Sie wußten, was ich tat - hatten aber Probleme das der Klinikleitung nahezubringen. Am Ende wurde nur noch Salzwasser für ihn bewilligt, weil das wenig kostete im Vergleich zur Nährlösung. Doch er wachte wieder auf, bevor er verhungert war.

Als die Klinikleitung merkte, daß er wieder aufgestanden war, teilten sie uns sofort wieder zum Heilen ein, lange bevor ich meine Heilarbeit an ihm zuendegebracht hatte. Wenn ich sie in die Finger bekommen hätte, hätte ich ihnen allen die Augen ausgekratzt! ...natürlich nur wenn ich meine Krallen noch hätte. Doch die wagten sich nicht zu uns Katzen. Mein Mensch gehorchte widerstandslos aber sehr bedrückt. Ich fragte mich, warum er es nie gewagt hatte, zu rebellieren. Da war eine große, Angst, das spürte ich. So groß, daß er nicht einmal daran zu denken wagte. Ich nahm an, daß er einen guten Grund hatte.

Kersti


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