Reinkarnationserinnerung - Katzenärzte

FG20.

Privatpatienten

Arragon, der Herr:
Arragon dachte nach diesem Gespräch zurück an den Tag, wo er Gerit kennengelernt hatte. Damals hatte er ausgesehen, wie ein uralter, sehr kranker Mann. Er hatte sich bewegt, als täte ihm jede Bewegung weh. Zögernd und stockend aber mit einer Würde, wie man sie selten sieht. Selbst wenn er lächelte, war nie die Anspannung und der Schmerz aus dem Gesicht verschwunden. Mit jedem Tag in Arragons Haus hatte Gerit jünger ausgesehen. Seine Bewegungen wurden lebendig und aus dem matten angespannten Lächeln wurde manchmal ein verschmitzes Grinsen. Heute aber war das erste mal, daß Arragon Gerrit richtig lachen hörte.

Auch die Katze hatte alt und krank ausgesehen, ihr Fell stumpf und struppig, als er sie kennenlernte. Sie bewegte sich vorsichtig, als täte ihr jede Bewegung weh. Auch sie sah jetzt viel jünger und völlig gesund aus. Nur ging diese Entwicklung viel schneller als sie eigentlich gehen dürfte, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Eigentlich müßte Gerit regelmäßig Alpträume haben, viel mißtrauischer und unfreundlicher sein. Mitten in diese Gedanken hinein sagte Gerit:
"Herr, ich würde gerne ein oder zwei Privatpatienten annehmen. Je nachdem, wie ernst die Fälle sind. Ich bin weitgehend gesund und auch ihre Tochter braucht nur noch einen Bruchteil der Fürsorge wie am Anfang. In der Klinik mußten wir zu viel arbeiten - aber mehr als ich jetzt mache, schaffe ich allemal."
Wie vom Donner gerührt sah der Wissenschaftler den Heiler an. Mein Gott, sie hatten Gerit halb umgebracht in der Klinik, indem sie ihn gezwungen hatten zu heilen.
"Wie kommt es, daß du nach den Erfahrungen freiwillig heilen willst?"
"In der Klinik mußten wir so viel arbeiten, daß ich es nicht gemerkt habe, aber bei der Arbeit mit ihrer Tochter ist mir bewußt geworden, wie sehr ich das Heilen liebe. Ich muß wohl auch arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und ich habe nichts anderes gelernt."
"Ich will eine wissenschaftliche Arbeit über das Verhältnis zwischen Heiler und Katze schreiben und wollte dich bitten, als Grundlage dafür deine Lebensgeschichte niederzuschreiben."
"Gerne. Ich glaube jedoch nicht, daß ich so viele Klinikerinnerungen täglich verkraften würde, daß durch das Aufschreiben meine Heilarbeit eingeschränkt würde." antwortete der Heiler.
"Es ist mir eine große Hilfe, wenn du heilst, denn eigentlich hatte ich mir deinen Kauf nicht unbedingt leisten können." erklärte Arragon freundlich, dann frage er: "Sag mal, wie kommt es, daß du nach all dem, was dir angetan wurde, nicht verbittert bist?"
"Wer verbittert, stirbt."
"Wie?"
"Entweder liebt man trotz allem, was geschieht, oder man ist spätestens nach einem Jahr tot in der Klinik."
"Aber warum?"
"Es scheint, daß Katzen ihre menschlichen Partner heilen. Irgendwie geht das nicht, wenn wir nicht lieben."
"Aber viele Menschen könnten so etwas nicht aushalten, ohne sich zu verschließen. Warum kannst du das?"
"Katzen heilen nicht nur den Körper, sie heilen auch die Gefühle. Ich weiß nicht genau wie, doch fühle ich mich jedesmal nachher viel zufriedener, wenn er bei mir auf den Schoß gelegen und geschnurrt hat."
"Das wäre eine Erklärung, warum du seelisch einen so gesunden Eindruck machst."
"Wie jetzt gesund?"
"So als hättest du ein ganz normales leichtes Leben gehabt - ohne all die Qualen, Foltern und vorsätzlichen Grausamkeiten der letzten Jahre."
"Ist das so ungewöhnlich?"
"Ja."
"Ich glaube, alle Heiler sind so. Wir haben in unserer Katze einen Freund, der uns nie im Stich lassen würde."
"Und ihr seid gemeinsam durch die Hölle gegangen."
"Das sind wir."
Die Katze: Das mit den Privatpatienten war meine Idee. Ich wollte beweisen, daß es auch geht, ohne Heiler und Katzen zu quälen. Obwohl mein Mensch meine Gedanken nur unbewußt versteht, richtet er sich oft nach meinen Bitten.

Kersti


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FG19. Kersti: Voriges: Wenn sieben Katzen helfen...
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