vor 15.2.00

Fantasy, Darkover: Dokiharjon

G17.

Der adoptierte Vater

Ich wäre meinem geliebten Herrn und König in den Tod gefolgt, hätte ich zu entscheiden gehabt. Doch er selber gab mir den Befehl zu fliehen. Ich wußte keinen triftigen Grund, mich zu weigern. Also ging ich. Zwei Wochen nach dem Tod meines Königs gelangte ich an die Grenzen des Trockenlandes. Ich hätte sie weit früher erreicht, hätte ich meinen Hengst angetrieben. Doch ich ließ ihn grasen oder im Schritt gehen, wann immer ihm das gefiel, legte nur die Richtung fest. Hätte er nicht solche Freude am Galloppieren gehabt, wäre ich nach drei Monaten noch nicht so weit gekommen.

Mein Hengst verhielt sich wie ein scheues Wildtier und wich allen Menschen aus. Ich weiß nicht warum. Es mag sein, daß er aus meinem Geist das Wissen auffing, daß ich gefoltert und getötet würde, geriete ich in Gefangenschaft. Vielleicht hat er auch auf meinem Wunsch nach Einsamkeit reagiert. Doch dem Schutz, den die Wachsamkeit eines Pferdes bieten kann, sind Grenzen gesetzt. Im letzten Augenblick warnte er mich durch seine Körperhaltung. Apathisch beobachtete ich, wie ein Mann sich hinter einem Felsblock aufrichtete, eine Schleuder hob und schoß. Der Stein traf mich an der Schläfe und ich verlor das Bewußtsein.

 

Schmerzen rasten wie Feuer durch meinen Körper. Ich riß die Augen auf, erblickte einem Mann vor mir, der mein Dokir aus der Scheide gezogen hatte und über die Wirkung lachte, die das auf mich hatte. Ich lächelte ihm spöttisch zu und nutzte den Kristallüberzug, der dem Dokir seine Kraft verlieh, um die Waffe glühendheiß werden zu lassen. Mit einem Aufschrei ließ er es fallen. Die Schmerzen hörten schlagartig auf.

Jetzt erst wurde mir meine Umgebung bewußt. Es war ein Dachboden. Sie hatten mich nackt mit gefesselten Händen so an einem Deckenbalken aufgehängt, daß meine Zehenspitzen gerade noch den Fußboden berührten. Da die Schmerzen in meinen Schultergelenken harmlos waren, konnte ich noch nicht lange hängen. Der Mann betrachtete ungläubig die große Brandblase auf seiner Handfläche. Laut überlegte er, wie er sich dafür rächen könnte. Ich wußte, daß es auf der Welt keine Folter gab, mit der er mich wirklich erschüttern konnte.
*Vielleicht wird er mich töten. Seltsam*, wunderte ich mich, *ich will leben.*
Tiefe Nachdenklichkeit machte sich in mir breit. Ich war ein Narr gewesen. Es gibt Schlimmeres, als blind vor Trauer durch die Gegend zu reiten. Ich hatte mich durch Gleichgültigkeit in eine schlimmere Situation gebracht. Ich hätte dem Stein aus der Schleuder ausweichen können. Wie ich die Fesseln lösen könnte, wollte mir nicht einfallen. Ich verachtete den Mann, der mich mit abergläubischer Furcht betrachtete, obwohl ich seinen Launen wehrlos ausgeliefert war. Ich heftete meinen Blick auf meinen Peiniger und betrachtete ihn konzentriert, nachdenklich und ruhig, bis er begann, sich unter diesem Blick zu winden. Drohungen ausstoßend lief er davon, kehrte mit einer Peitsche zurück und schlug mich damit, bis ich wieder die Besinnung verlor. Im Grunde war er mir gleichgültig.

Als ich erneut zu mir kam, hing ich immer noch dort. Der, der mich ausgepeitscht hatte, verhandelte mit einem mir Unbekannten. Ich verachtete beide viel zu sehr, um Ärger oder Wut an sie zu verschwenden. Bevor sie mit ihrem Gespräch fertig waren, schlief ich wieder ein. Sie wollten mich in die Sklaverei verkaufen.

 

Das nächste Mal erwachte ich, weil ich direkt neben mir ein Kind vor Angst, Einsamkeit und Verzweiflung weinen hörte. Ich trug alte, fremde Kleidung und lag am Boden in einem dunklen Raum. Ich hörte das ruhige Atmen Schlafender. Ein Eisenring um meinem Hals war mit den anderen Menschen durch Ketten verbunden. Eine Frau schimpfte, das Kind solle still sein, sie wäre müde. Andere stimmten ihr zu. Sie waren erschöpft, mutlos und so sehr mit eigenen Problemen beschäftigt, daß sie kein Mitgefühl empfanden. Armes Kind. Ich drehte mich zu ihm um. Sanft ertastete ich die schmalen Schultern, den Kopf, die Arme, den Körper. Es konnte nicht älter als drei sein. Tröstend strich ich durch das weiche Haar. Das Weinen wurde leiser, der kleine Körper entspannte sich, Neugier wurde wach. Es wandte sich mir zu und fragte leise: "Wer bist Du?" Ich überlegte. Sprechen konnte ich nicht, dennoch mußte die Frage beantwortet werden. Alles andere würde das Kind ängstigen. Vorsichtig ergriff ich die Kinderhände und führte sie über mein Gesicht.
"Warum sagst du nichts, kannst du nicht sprechen?" fragte das Kind und zog ängstlich die Hände etwas zurück.
Ich ergriff die Kinderhand wieder, legte sanft sie an meinen Kopf und nickte.
"Wirklich nicht?" fragte es.
Ich schüttelte den Kopf.
"Bist du ein Mann oder eine Frau?"
Ich reagierte nicht - wie sollte ich so eine Frage beantworten? Nach kurzem Nachdenken fragte das Kind:
"Bist du eine Frau?" Ich schüttelte den Kopf.
"Dann bist du also ein Mann." schloß sie.
Ich schüttelte wieder den Kopf.
"Das geht nicht! Du mußt ein Mann oder eine Frau sein." protestierte das Kind.
Ich schüttelte erneut den Kopf, lächelte in mich hinein.
"Doch! Entweder ist man ein Mann oder eine Frau."
Als ich wieder den Kopf schüttelte, schwieg die Kinderstimme einige Minuten, dann fragte sie verzagt: "Bist du ein Mensch?"

Ich nickte. Das Kind verstummte. Während ich weiter liebevoll sein weiches Haar streichelte, grübelte es über dieses Rätsel nach.

Da ich stumm war, konnte ich nicht erklären, daß ich als Baby ein Junge gewesen war, und mir der Hoden entfernt worden war. Ich spürte, wie es friedlich einschlief. Dann suchte ich eine Möglichkeit, mich zu befreien und fand keine. Es dauerte lange, bis ich einschlief, denn meine Schultern schmerzten und der rauhe Stoff der alten Jacke, die man mir angezogen hatte, scheuerte auf den blutigen Peitschenstriemen.

 

Eine Gewohnheit, die ich schon in meinen Kindertagen als Wächter meines Königs entwickelt hatte, ließ mich sofort hellwach sein, als ich fremde Schritte hörte. Einen Augenblick blieb ich wie schlafend liegen, lauschte. Erst als die unbekannten Männer die Gefangenen mit Tritten und Flüchen traktierten, rollte ich mich auf die Beine und weckte das kleine Kind an meiner Seite. Es war ein Mädchen. Ich lächelte ihm tröstend zu und drückte es an mich, als es verschlafen jammerte, es wolle nach Hause. Dann erkannte das Kind, wo es war und ich sah Bilder in seinem Geist aufsteigen. Ein kleines, brennendes Dorf, Räuber und Menschen, die gegen sie kämpften. Ich sah in den Erinnerungen des Kindes, wie seine Heimat zerstört wurde, die Eltern im Kampf fielen und am Ende die noch lebenden Menschen zusammengetrieben und in Ketten gelegt wurden. Kinder, die noch nicht laufen konnten, wurden vor den Augen ihrer Mütter erschlagen. Dann begann eine lange, traurige Wanderung. Der Geist des Kindes war von Verzweiflung, Angst und Trauer erfüllt. Wie gerne hätte ich es getröstet! Aber für solches Leid gibt es keinen Trost, man muß es einfach durchleben. Wir bekamen kein Frühstück. Langsam wurde mir klar, daß es Tage dauern würde, bis sich eine Chance zur Flucht ergeben konnte. Bis wir zu dem Ort kamen, wo die Sklavenhändler uns verkaufen wollten, würden sie bestimmt nicht die Ketten lösen. Das kleine Mädchen, das ich nicht alleinlassen wollte, würde alles noch schwieriger machen.
*Was soll's*, dachte ich mir, *Ich kann warten. Früher oder später werde ich fliehen.*

 

Auf unserem Weg kamen wir an einem offenen Stall vorbei, in dem mein Hengst stand. Mit stolz erhobenem Kopf und drohend angelegten Ohren tänzelte er von einem hochgewachsenen, jungen, schwarzhaarigen Mann weg, der versuchte, ihn mit einem Apfel zu locken. Als er dem Hengst zu nahe kam, schnappte der zu. Der Mann wich zurück, war ärgerlich und verwirrt, daß ein so gutabgerichtetes Pferd sich plötzlich verhielt wie ein Wildtier. Mir wurde klar, welche Folgen das hätte. Der Mann hätte einige Tage Geduld. Er hatte Verständnis für Pferde und würde gut für Roall sorgen, wenn der Hengst ihn rechtzeitig an sich heranließe. Doch dazu müßte ich ihm selber den Befehl erteilen. Sonst würde er seinen ganzen Stolz darein setzen, diesen fremden Mann von sich fernzuhalten, alle freundlichen Worte mißachten und einen Kampf führen, den er nicht gewinnen konnte. Schließlich würden die Menschen die Geduld verlieren und Roall schlagen und quälen, bis sein Stolz gebrochen wäre und er gehorchte. Es gibt Menschen, die stolz wären, wenn ihr Tier, an dieser Art von Treue zugrundeginge. Aber in mir zog sich bei diesem Gedanken alles zusammen. Ich legte mich mit aller Kraft in die Ketten und zog den ganzen Zug zusammengeketteter Menschen einen Meter zu Seite, so daß ich mein Pferd erreichen konnte. Ich faßte die Hand des jungen Mannes, winkte das Tier zu mir her und befahl Roall: "Sei brav." Der Räuber begriff, was ich tat und sah mich erstaunt an. Ich erwiderte für einen Augenblick ruhig und ernst seinen Blick. Dann ging ich weiter, während er sich Roall zuwandte und ihn mit ruhigen Bewegungen und freundlichen Worten striegelte. Er würde es gut bei ihm haben. Zur Strafe schlug mich einer der Begleiter des Sklavenzuges mit der Peitsche. Ich ignorierte das. Das Mädchen hatte mich mit großen Augen beobachtet. "Tut das nicht weh?" fragte es. Ich nickte, zuckte mit den Schultern und legte ihm kurz und ruhig meine Hand auf die Schultern.

Das Mädchen betrachtete mich nachdenklich.

 

Es mußte mit seinen kurzen Kinderbeinen teilweise laufen, um mit den Erwachsenen Schritt zu halten. Ich spürte die Mutlosigkeit und die Schicksalsergebenheit der Menschen. Nur Angst vor Peitschenhieben trieb sie voran. Das kleine Mädchen zwischen ihnen war viel erschöpfter als die Erwachsenen. Doch es hielt den Kopf hoch erhoben. Ich spürte in ihm eine Härte und eine Kraft, die die anderen nicht hatten. Ich achtete das Kind dafür, daß es den Willen aufgebracht hatte, einige Tage lang ein Tempo durchzuhalten, das schon Erwachsene erschöpft hatte. Wir waren einige Stunden gegangen, als das Mädchen vor Erschöpfung stolperte und zu Boden fiel. Sofort stemmte ich mich mit ganzer Kraft gegen die Ketten, drehte mich um und steckte ihm die Arme hin. Es stand auf und kam zu mir, so schnell es konnte. Ich nahm es auf den Arm und ging weiter. Einer der Wächter hatte den Grund für die Stockung bemerkt, zog sein Schwert und kam her. "Gib mir das Kind." befahl er. Ich wußte, er wollte es erschlagen. Ungerührt ging ich weiter, bis er in meiner Reichweite war. Dann setzte ich in einer blitzschnellen Bewegungsabfolge gleichzeitig das Mädchen ab, riß ihn mit einem Tritt von den Beinen, entwand ihm mit einem harten, schmerzhaften Handkantenschlag das Schwert und es setzte ihm so an die Kehle, daß er sich mir nicht entwinden konnte. Einen Augenblick starrte ich ihm wütend in die Augen, wartete grimmig ab, bis er begriffen hatte, daß er sich in meiner Gewalt befand. Gerade als er zu der festen Überzeugung gekommen war, daß ich ihm die Kehle durchschneiden würde, ließ ich los, stand auf und warf ihm die Waffe verächtlich hin. Dann nahm ich das Kind auf und ging weiter. Die anderen Sklaventreiber starrten mich entsetzt an. Dann halfen sie ihrem Gefährten auf und einer drohte: "Warte nur bis heut abend! Du wirst bereuen, was du getan hast." Ich warf ihm einen dermaßen verächtlichen Blick zu, daß er verstummte. Den Rest des Tages bemühten die Wächter mit ihren Peitschen sich, außerhalb meiner Reichweite zu bleiben. Ich achtete sorgfältig darauf, ihnen nicht zu verraten, welch diebisches Vergnügen mir ihre Angst bereitete. Einige Zeit später fragte das Mädchen leise: "Warum hast du den bösen Mann nicht totgemacht?" Ich ließ einen ihrer Füße los, um eine Hand zum Sprechen freizuhaben. Dann deutete ich auf mich, danach auf den Mann, den ich in meiner Gewalt gehabt hatte, fuhr mir mit der Hand über die Kehle. Nach einer kurzen Pause wies ich der Reihe nach auf die fünf anderen Bewaffneten, zählte sie an den Fingern ab, zeigte auf mich und fuhr mir wieder mit der Hand über die Kehle. Das Mädchen dachte über meine Gesten nach, deutete sie richtig und verstand, daß es Selbstmord gewesen wäre, einen dieser Männer zu töten, solange ich in Ketten gelegt war. Es gab zu viele, die ihn rächen konnten, indem sie mir einen Pfeil durch die Kehle schossen. Ich lächelte ihr zu. Die meisten Erwachsenen halten Kinder zu Unrecht für dumm, solange sie noch einen relativ kleinen Wortschatz haben und sich deshalb nicht gut ausdrücken können.

 

Am Abend kamen wir an einen Gasthof. Wir wurden in eine Scheune gebracht, die fest gemauert war und Gitter vor den Fenstern hatte. Jeder bekam ein Stück Brot, dann gingen die Wächter ins Hauptgebäude. Obwohl ich langsam gekaut hatte, war ich schon lange fertig, als sie wiederkamen. Ich hatte immer noch großen Hunger und die Schmerzen der Mißhandlungen vom Vortag machten sich wieder bemerkbar. Die Männer stellten sich in ausreichendem Abstand im Halbkreis um mich herum und bedrohten mich mit gespannten Bögen. "Zieh dich aus." befahl einer und ich spürte seinen Haß. Ich warf ihm einen nachdenklichen Blick zu und gehorchte. "Leg dich mit den Füßen zu uns auf den Bauch und schließ deine Augen." Gegen meinen Willen erwachte Angst in mir und ich fühlte wie mein Magen sich zusammenzog. *Ganz ruhig*, redete ich mir selbst gut zu, *ganz ruhig. Entspann dich. Du kannst nichts tun. Ganz ruhig. Egal, was sie vorhaben, du kannst nichts daran ändern.* Die Worte zeigten Wirkung und ich wurde innerlich ruhig, entspannte meine Muskeln. Ich tat, was er sagte und hielt still, als einer der Männer mir einem rauhen Strick die Füße zusammenfesselte, legte ohne besondere Aufforderung die Hände auf den Rücken. Auch sie wurden mit einem zweiten, längeren Strick gefesselt. Dann hängten sie mich mit den Händen an einem Deckenbalken auf und peitschten mich aus. Innerlich blieb ich ruhig, friedlich, nahm mehr und mehr Abstand zu meinem armen, gequälten Körper, bis ich nur noch ein unbeteiligter Beobachter der Hiebe und Schmerzen war, die ich spürte. Nach und nach wurde es dunkel um mich her. Ich dachte mir noch, daß das ein schlechtes Zeichen sei. Normalerweise verliere ich nicht so schnell die Besinnung. Erst am nächsten Morgen ließen sie mich herunter und erlaubten mir, mich anzuziehen. Ich war steif vor Kälte, alles tat mir weh, doch ich beachtete das nicht weiter. So etwas kommt vor. Auch an diesem Tag nahm ich das Kind wieder auf meine Schultern, als es zu müde war, um weiter mitzuhalten. Die Wächter drohten mir wieder mit einer Strafe, doch ich würdigte sie keines Blickes. Abends war ich so müde, daß ich in der kurzen Zeit einschlief, die die Sklavenhändler uns beim Essen alleinließen. Sie weckten mich mit einem Tritt in den Magen. Wieder mußte ich mich ausziehen, wurde gefesselt, aufgehängt und ausgepeitscht, bis ich die Besinnung verlor. Es folgte ein weiterer Tag, der sich in nichts von dem vorhergehenden unterschied.

 

Am vierten Tag der Wanderung hatte ich große Mühe, morgends auf die Beine zu kommen. Ich begriff, daß ich diesen Tag vielleicht nicht überleben würde, weil die Hiebe mir zu viel Kraft geraubt hatten. Wütend über meine eigene Dummheit und mit grimmigem Stolz richtete ich meinen Willen darauf, Fuß vor Fuß zu setzen, trotz meiner Erschöpfung nicht zusammenzubrechen. Ich verscheuchte jeden Gedanken daran, daß auf diesen Tag noch ein weiterer folgen mochte. Dachte nicht darüber nach, daß ich sterben konnte. Nur das Kind verlor ich nicht aus den Augen. Irgendwann kam der Zug ins Stocken. Vor mir war jemand zusammengebrochen und weigerte sich aufzustehen. Er glaubte, dann würden die Wächter ihn auf ein Pferde heben. Erst im letzten Augenblick sah er das Schwert, mit dem ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Ich sah das Entsetzen in seinen Augen und dachte mir, daß ich ihm das hätte vorher sagen können. Vorausgesetzt ich könnte sprechen natürlich. Abends nach dem Essen, sagte einer der Wächter leise zu den anderen: "Der Stumme wird wohl morgen auch nicht mehr bis zum Sklavenmarkt in Karthon kommen. Er ist jetzt schon halb tot." Ich lag mit geschlossenen Augen entspannt am Boden und hörte zu. Ich war entschlossen, alles zu tun, um es dennoch zu schaffen. Doch wenn meine Kräfte nicht reichten, konnte ich nichts daran ändern. Plötzlich spürte ich die Angst des kleinen Mädchens an meiner Seite aufbranden. Es fing an zu weinen, rüttelte mich an meiner Schulter und rief schluchzend: "Sag, daß das nicht stimmt! Sag daß das nicht stimmt!" Ich öffnete meine Augen und sah sie ruhig an. Das Kind erwiderte meinen Blick, seine Angst wurde noch größer, weil ich keine Antwort gab, dann fragte es leise: "Gehst du wirklich tot?" Ich zuckte die Schultern. "Weißt du nicht, ob du totgehst?" Ich nickte. Das Kind begann lautlos zu weinen. Es hatte in seinem kurzen Leben schon so viel verloren. Sanft berührte ich es mit meiner Hand.

An den nächsten Tag kann ich mich als einen endlosen Weg ohne Hoffnung erinnern. Ich glaubte nicht, daß ich es schaffen würde. Ich setzte verbissen Fuß vor Fuß, weigerte mich, meiner Erschöpfung nachzugeben. Ich sah nicht nach vorne, dachte nicht mehr über mein Ziel nach, ging einfach nur weiter. Zu jedem Schritt mußte ich mich zwingen. Und doch: Ich ging. Ich wanderte Stunden, ohne zusammenzubrechen. Ich schaffte es wahrhaftig bis zum Sklavenmarkt. Als die anderen dort stehenblieben brach ich zusammen und verlor die Besinnung.

 

Als ich wieder zu mir kam, stand die Sonne knapp über dem Horizont. Das kleine Mädchen saß zusammengekauert neben mir. Es hatte den Kopf auf die Knie gelegt und rührte sich nicht, war voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ich wollte es trösten. Mühsam hob ich eine Hand und berührte das Kind. Es fuhr herum, sah daß ich wach war und brach in Tränen aus. "Ich dachte, du bist tot!" schluchzte sie. Ich lachte mein lautloses Lachen und ergriff ihre Hand. Eine Weile hielten wir uns schweigend an den Händen und sahen uns an. Wir waren voller Freude, daß wir beide noch am Leben waren. Doch dann hörten wir hinter uns Stimmen. "Was ist das für einer?" fragte ein Fremder. "Oh er war am Anfang etwas widerspenstig, aber das haben wir ihm gründlich ausgetrieben!" antwortete einer der Sklavenhändler. "Er kann Pferde verzaubern. Ich habe gesehen, wie er einen widerspenstigen Hengst mit einer Geste lammfromm machte." Albernes Gerede: Das war wirklich keine Zauberei gewesen. Und was das "widerspenstig sein" anging: ich würde auch in Zukunft Gründe finden, mich Befehlen zu widersetzen, die mir Narren gäben. Wir hörten zu. In den Gedanken des Mädchens mischten sich Angst und Wut, denn die Männer verhandelteten über den Kaufpreis für mich und nur für mich. Schließlich stand das Mädchen auf und rief: "Ihr dürft mir meinen Papa nicht wegnehmen!" Der Sklavenhändler lachte sie aus und sagte: "Das ist doch gar nicht dein Vater! Das ist ein Eunuch, der kann keine Kinder kriegen!" "Aber..." widersprach das Mädchen und überlegte fieberhaft, wie sie das widerlegen könnte, dann hatte sie eine Idee: "Aber ich habe ihn doch adoptiert!" behauptete sie und fing an zu weinen. Die Männer schmunzelten und das Kind wurde Teil des Handels. Ich gab dem Mädchen durch Gesten zu verstehen, daß sie eine SEHR gute Antwort gegeben hatte. Es ist schön, so geliebt zu werden.

Wo sie wohl das Wort "adoptiert" aufgeschnappt haben mochte?

 

Als die Männer sich einig geworden waren, gab mir der Sklavenhändler einen Tritt in den Magen und befahl mir, aufzustehen. Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu und kämpfte mich gehorsam auf die Beine. Der andere Mann verbat sich diese Behandlung seines Eigentums. Glücklicherweise war der Weg zu seinem Haus nicht weit und der Mann sah wie erschöpft ich war, sperrte uns beide in einen kleinen Raum mit vergitterten Fenstern und ließ uns schlafen.

 

Kurz vor Mittag des nächten Tages erwachte ich. Ich war allein. Ich vermutete, daß sie dem Mädchen, während ich schlief, irgendeine kleine Arbeit zu tun gegeben hatten. Wahrscheinlich nichts, was über seine Kräfte ging. Die Peitschenstriemen machten sich wieder durch starke Schmerzen bemerkbar, aber ich beachtete das nicht. Sie stellten keine ernsthafte Gefahr mehr dar. Zuerst wollte ich warten, bis jemand mich holen käme. Doch dann kam mir der Hengst in den Sinn. Insgesamt war der Pferdestall nicht so sauber gewesen, wie er eigentlich sein sollte, doch man konnte ihn noch akzeptieren. Dieser Hengst dagegen stand kniehoch in seinem eigenen Schmutz. *Wie konnten sie ihn nur so vernachlässigen?* fragte ich mich empört. Gewöhnlich ist eine einzelne, schmutzige Box ein Zeichen, daß die Menschen sich nicht an einen feurigen, jungen Hengst heranwagen, der noch kein Vertrauen zu Menschen gewonnen hat. Zuhause im großen Haus des Trockenlandes hätte ich den Hengst selbst hinausgeführt und den nachlässigen Stallburschen zum Ausmisten verdonnert. Das konnte ich in meiner augenblicklichen Situation natürlich nicht tun. Es ging mir gegen den Strich, den Hengst in seinem eigenen Schmutz stehenzulassen. Ich beschloß den Stall selbst auszumisten und ihn für meine Flucht zu verwenden. Eine Arbeit, die ich noch nie gemacht hatte. Ich suchte einen Stock, der deutlich dünner als mein Finger war und lang genug, um durch den Spalt zwischen Tür und Wand damit den Riegel zur Seite zu schieben. Innerhalb von zwei Minuten hatte ich mich befreit und ging hinunter zu den Pferdeställen. Ich sah mich um und fand an einem Ende der Stallgasse eine Scheune mit Heu und Stroh. Ich öffnete die Türen von Scheune und Box. Dann zog ich mich ganz zum anderen Ende des Stalles zurück und wartete, bis der Hengst herauskam und sich neugierig umsah. Ich trieb ihn ein wenig an, indem ich langsam und ruhig auf ihn zuging, ließ ihn in die Scheune traben und schloß die Tür. Dann suchte ich Mistgabel und Schubkarre und begann auszumisten. Ich war fast fertig, als ein junger Mann empört auf mich zustürmte und fragte, wo ich den Hengst gelassen hätte. Ich zeigte es ihm. Daraufhin drohte er mir mit Schlägen, falls es mir nicht gelingen sollte, den Hengst wieder in die Box zurückzubringen. Er hielt das offensichtlich für ein Problem. Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu und arbeitete weiter. Grummelnd holte er eines der Pferde, striegelte, sattelte und führte es aus dem Stall. Ich entfernte währenddessen, die letzten Reste des schmutzigen Strohes, holte sauberes, füllte die Raufe mit Futter, stellte frisches Wasser hin. Als der junge Mann den Stall verlassen hatte, öffnete ich die Tür zur Scheune weit. Selbstverständlich spielte der Hengst einige Minuten mit mir fangen, ehe er sich schließlich der offenen Tür zuwendete und in seine jetzt saubere Box zurückkehrte. Er hatte mit Sicherheit nicht genug Bewegung bekommen. Lächelnd schloß ich die Box und beobachtete ich ihn beim fressen. Seinem Verhalten nach zu urteilen, hatte der Hengst schon schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Trotz meiner Gabe würde es ein paar Tage dauern, bis ich ihn so weit hatte, daß ich ihn reiten konnte. Diese Zeit würde ich sowieso brauchen, um eine sichere Fluchtmöglichkeit auszukundschaften und mich ein wenig zu erholen, bevor ich mir neue Strapazen zumutete. Die Tür nach draußen öffnete sich wieder. Der junge Mann, der sich so über mich aufgeregt hatte, kehrte mit einem älteren zurück, dem er gerade erzählte, daß ich den Hengst freigelassen hätte. Ich lehnte mich an die Tür der Box und sah den beiden ruhig entgegen. Der Junge sah, daß das Pferd wieder stand, wo es hingehörte und verstummte enttäuscht. Der ältere betrachtete wohlwollend die saubere Box. Er lobte mich dafür, daß ich so selbstständig gewesen sei zu erkennen, welche Arbeit zu tun sei. Ich verbarg meine Gedanken zu diesem Thema hinter einem unbewegten Gesicht. Insbesondere als der ältere Mann den jüngeren noch dafür ausschimpfte, daß er sich nicht an den Hengst herangetraut hatte, um ihn hinauszuführen, bevor er mit dem Ausmisten begann. Dem Verhalten nach zu urteilen hatte der Ältere die Verantwortung für die Pferde. Es wäre seine Aufgabe gewesen, sich um einen Hengst zu kümmern, mit dem schwierig umzugehen ist, nicht die eines unerfahrenen Helfers.

Einen Vorteil hatte die Feigheit dieser Leute: Sie würden mir höchstwahrscheinlich nicht dazwischenfunken, während ich den Hengst für meine Zwecke ausbildete.

 

Den Tag verbrachte ich mit Stallarbeit. Ich befolgte alle Anweisungen des älteren, da es unklug gewesen wäre, mich mit ihm anzulegen, schenkte den Befehlen, die mir der Jüngere anfangs geben wollte, jedoch keine Beachtung. Ich lasse mir nicht von allen Vorschriften machen. Als die Sonne unterging, hörte ich die Schritte des Mädchens vor der Stalltür. Lächelnd öffnete ich. Sie rannte die letzten paar Schritte auf mich zu und sprang mir in die Arme. Lachend wirbelte ich sie herum. Gerade als ich sie wieder absetzte, sagte der jüngere der Stallburschen: "Ist das das kleine Mädchen, das einen Eunuchen als Vater adoptiert hat?" Das Kind wirbelte herum und fuhr ihn an: "Mein Papa ist kein Eunuch!" Ich legte ihr fest die Hand auf die Schulter und als sie sich zu mir umsah, schüttelte ich den Kopf. "Doch?" fragte sie. Ich nickte. "Aber du bist nicht so wie sie sagen." meinte das Mädchen. Ich sah sie fragend an. "Sie haben gesagt, alle Eunuchen sind Feiglinge und Angsthasen. Sie halten nichts aus!" Ich brach in Lachen aus und zeigte niemandem im besonderen einen Vogel. Alle anderen sahen irgendwie etwas verblüfft aus.

Ich hielt es nicht für sinnvoll, ihnen zu erklären, daß ich beinahe sämtlichen Männern eben diese Eigenschaften zuschreibe.

 

Ich machte uns in der leeren Box neben dem jungen Hengst ein Lager, da ich das Tier an uns gewöhnen wollte. Der ältere Stallknecht ließ mich gewähren. Als das Kind schlief, schlich ich mich hinaus in die nächtlichen Straßen Karthons. Ich verbrachte Stunden damit, Stellen, an denen ich ich Stadtmauer unbeobachtet übersteigen konnte und ein Versteck für Vorräte und Ausrüstung zu suchen.

Auf dem Rückweg kam ich an einer hellerleuchteten Gaststätte vorüber. So laut, daß ich es von draußen hören konnte, rief jemand: "Wer es schafft, diesen Mann im Schwertkampf zu besiegen, bekommt den Gewinn aller bisherigen Kämpfe als Preis." Ich schmunzelte, dachte daß ich mir zur Feier des Tages ein wenig Vergnügen gönnen könnte und trat ein. Ich wartete einen Kampf ab, ehe ich in den Kreis trat. Sofort wurden spöttische und murrende Stimmen laut. "Du willst wohl einen Krieger mit bloßen Händen besiegen!" Ich nickte kurz. Ich sah mich um. Hinter der Theke, hing eine geschriebene Preisliste. Als der Gegner mich angriff, um meine scheinbare Unaufmerksamkeit auszunutzen, wich ich mit einer schnellen Bewegung aus und schlug ihn mit der Faust bewußtlos. Alles gaffte mich fassungslos an. "Das ist doch nicht möglich!" rief jemand, dann setzte lautes Gemurmel ein. Innerlich amusierte ich mich darüber, behielt jedoch mein ausdrucksloses Gesicht bei. Mit einer Mischung aus Schmeichelei und Unaufrichtigkeit sagte der Wirt: "Kommt ins Hinterzimmer, edler Kämpfer, damit ich euch euren Preis auszahlen kann." Ich entschied, daß soviel Dummheit einen Denkzettel verdient und folgte ihm. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, sagte er in leisem drohenden Tonfall: "Mach dich ab zu deinem Herrn du Sklave, du kannst froh sein, daß ich dich nicht verrate! Auf Fluchtversuche steht Todesstrafe." Er bemerkte seinen Fehler erst, als ich schon auf seiner Brust kniete und begann, an gewissen, sehr empfindlichen Stellen ein wenig zu drücken. Da er zu wenig Luft bekam, gelang es ihm nicht, um Hilfe zu schreien. Ich machte weiter, bis ich seiner Miene ansehen konnte, daß er jede Hoffnung aufgegeben hatte, daß es jemals aufhören könnte und verzweifelt versuchte genügend Luft zu bekommen, um um Gnade flehen zu können. Dann nahm ich so langsam, daß er Zeit hatte zu begreifen, was ich tat, sein Messer und legte es an seine Kehle. Zu meinem Erstaunen gelang es ihm, noch entsetzter auszusehen als vorher schon. Ich grinste boshaft und wartete, bis er überzeugt war, daß ich ihn töten würde. Dann stand ich gelassen auf und schrieb an die Tür: "Wir machen halbe/halbe, dann komme ich wieder, so oft ich die Gelegenheit dazu finde." Zu meiner Freude war tatsächlich der Wirt derjenige, der in diesem Haus schreiben konnte. Es wäre lästig gewesen, Zeugen für diese Verhandlung zu haben. Allerdings brauchte er doch weit länger, um meine Worte zu entziffern, als ich, um sie in der unvertrauten Schrift zu schreiben. Er wagte nichts anderes, als mir eifrig zuzustimmen. "Bis morgen stellst Du mir folgendes zur Verfügung:" schrieb ich und wies ihn an, mir eine Wachuniform wie wir Dokiharjoni im Palast tragen und ein einfaches, aber gutes Schwert zu besorgen. Er wurde schneeweiß und flehte mich an, etwas anderes zu verlangen. "Die Dokiharjoni werden uns zu Tode foltern, wenn sie davon hören!" Ich grinste boshaft und schrieb: "Laß das mal meine Sorge sein. Dokiharjoni interessieren sich nicht für feige, kleine Wirte! Du solltest eher Angst vor mir haben. Übrigends: Unsere Unterhaltung hier geht niemanden etwas an." Damit drehte ich mich um und verließ das Lokal.

Die Mischung aus Feigheit und Geldgier dieses Mannes, würde ihn zweifellos davon abhalten, meine Pläne durch lästigen Verrat zu stören.

 

Als ich den Innenhof vor dem Stall betrat, merkte ich schon von weitem, daß dort jemand war. Ich erspürte seine Absichten mit meiner Gabe. Er wartete auf mich. Ich dachte daran ihn unauffällig zu umgehen, entschied aber, daß ich wissen mußte, was er wollte. Ich trat ins Mondlicht hinaus und sah ihn an. Auch der andere zeigte sich jetzt. Ich sollte später erfahren, daß er einer der Leibwächter des Mannes war, bei dem ich lebte. Er sagte: "Ich weiß, wo du heute nacht warst." Wußte er, daß er für einen Augenblick in Lebensgefahr schwebte? Ruhig fuhr er fort. "Du solltest solche Abenteuer nicht ohne eine gute Verkleidung wagen. Ein guter Kampf übrigends." Ich fühlte mich mit meiner Gabe in ihn hinein und spürte Achtung, Bewunderung und Freundschaft. Ich entschied, daß er vertrauenswürdig war, nickte ihm zu und lächelte. "Was hast du bloß mit dem Wirt gemacht? Er war nachher ja vollkommen neben der Mütze! Er hat es zweifellos verdient - wenn nicht heute, dann bei tausend anderen Gelegenheiten. Dieser Halunke."

Es gehört schon einige Dummheit dazu, sich als Wirt bei seinen Gästen derart unbeliebt zu machen.

 

Als ich am nächsten Morgen das Mädchen wecken wollte, spürte ich, daß sie Fieber hatte. Ich kniete mich neben sie und streichelte ihr blasses, verschwitztes Gesicht. Sorgfältig untersuchte ich sie und erkannte, daß sie so geschwächt von den Strapazen der letzten Tage war, daß sie wahrscheinlich sterben würde. Ich war so traurig daß ich nicht einmal weinen konnte. Ich wußte, was Dohara Jaelle, die Heilerin des Königshauses bei so einer Krankheit gemacht hätte. Mir fielen die Namen der Kräuter ein, die sie zu verwenden pflegte. Doch ich wußte nicht, wie ich daran hätte kommen können, ohne zu sprechen. Der ältere Stallknecht kam herein und rief gut gelaunt: "Aufstehen, es ist Zeit die Pferde zu füttern." Ich reagierte nicht. Der Mann kam her, riß die Stalltür auf und rief: "He aufstehen!" dann erst sah er was los war und sagte in völlig verändertem Tonfall: "Mein Gott, das Kind sieht ja richtig krank aus! Warte, ich hole die Köchin, sie versteht ein wenig von Heilkunde." Damit war er verschwunden. Etwas später kam die Köchin, untersuchte das Mädchen, legte, laut mit sich selbst sprechend, die Behandlung fest und sagte dann: "Ich wünschte, ich wäre einer von den Laranzi, die Krankheiten wegzaubern. So können wir nur beten, daß sie am Leben bleibt." Ich stimmte dem nicht zu. Auch das Können von Laranzi hat seine Grenzen und die Heilerin des Königshauses, in dem ich aufwuchs, könnte nicht mehr tun. Sanft legte ich ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte ermutigend. Die Köchin sah mich verwirrt an. Was für eine Reaktion hatte sie erwartet?

 

Das Mädchen schwebte vier Tage in Lebensgefahr. Ich hätte es mir nicht erlauben können, nichts zu tun, deshalb führte ich der Reihe nach alle Pferde vor die Box mit meinem Mädchen und striegelte sie, während die anderen die restliche Arbeit übernahmen. So nahmen sie Rücksicht auf meine Sorgen. Vier Tage sind eine lange Zeit. Lang genug, um endlos zu grübeln. Lang genug, um alle meine Grundsätze noch einmal zu durchdenken. Mir wurde klar, daß ich das Kind in Lebensgefahr brächte, würde ich fliehen, bevor sie alt genug war, um solche Reisen schadlos zu überstehen. Lange suchte ich nach Alternativen, überdachte deren Folgen. Ich wählte das Bleiben, Jahre als Sklave zu verbringen und mein Dokir in fremden Händen zu lassen, wo jeder es berühren und mir damit grauenhafte Schmerzen zufügen könnte.

Mehr als alles in der Welt wollte ich das Mädchen zu der stolzen, klugen und mutigen Frau heranwachsen sehen, die aus ihr werden könnte.

 

Ich habe immer für die Liebe gelebt, die ich für einen Menschen empfand. Was gibt es wichtigeres auf der Welt?


18. Kersti: Fortsetzung: Zeiten der Entscheidung
16. Kersti: Vorheriges: Der letzte Befehl meines Königs
GI2: Kersti: Inhalt: Dokiharjoni
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
Z60. Kersti: Fantasywelt Darkover
VB17. Kersti: Fantasy
1. Kersti: Zauberschloß
Sonstiges
Kersti: Hauptseite
Kersti: Suche und Links
Kersti: Über Philosophie und Autorin dieser Seite

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de