Also probierte ich alle Verhältnisse, die meiner Ansicht nach einen solchen Sender beeinflussen könnten, systematisch durch. Ich hielt mich ein paar Tage nur zwischen Menschen auf, bis sie mich anfunkten, ich solle zum Schiff kommen. Ich gehorchte nicht und wurde gefoltert, bis ich mich nicht mehr rühren konnte. Dann kamen die Engel ins Dorf, erklärten den Essenern, sie würden sich um mein gesundheitliches Problem kümmern, nahmen mich mit auf ihr Schiff und folterten mich eine Woche zur Strafe für mein Ungehorsam. Ich wußte nicht, wie lange es gedauert hatte, bis Maria mich mit ihrer Schimpftirade darüber aufklärte. Danach versteckte ich mich in einer natürlichen Höhle in der näheren Umgebung des Dorfes, mit demselben Ergebnis. Danach in der nahegelegenen von Engeln gebauten Einweihungshöhle. Nachdem ich alles durchprobiert hatte, was mir einfiel, kam ich zu dem Schluß, daß das Gerät schon durch die verschiedenen Umstände beeinflußt wurde. In der natürlichen Höhle waren die Signale merklich abgeschwächt angekommen. Die Foltern waren zuerst schwächer gewesen, hatten jedoch erheblich länger gedauert, bis sie aufhörten. Und davon, durch die Umstände ausgelöscht zu sein, waren sie sehr weit entfernt gewesen. Am stärksten war der Empfang in der Einweihungshöhle gewesen. Nach jeder solchen Aktion war ich eine Woche gefoltert worden.
Drei Tage später wurde ich schließlich wieder auf das Schiff
der Engel gerufen. Diesmal ging ich sofort hin, da meine Experimente
abgeschlossen waren. Ich trat wie üblich ein und begrüßte
die anwesenden Engel. Es waren Tojinia und Ramajan.
"Zieh dich aus und setz dich auf den Stuhl dort." sagte Tojinia.
Ich gehorchte und bekam mehrere Nadeln mit Widerhaken an der Spitze an
sehr empfindlichen Stellen in die Haut geschossen. Ich ließ das
still über mich ergehen und sah Tojinia fragend an.
"So, jetzt wirst du lernen zu gehorchen." sagte sie.
"War ich bisher so ungezogen?" fragte ich.
Rasende Schmerzen durchzogen meinen Körper.
"Du wirst lernen zu gehorchen, ohne zu fragen." sagte sie.
Ich zitterte und schwieg. Das konnte ja heiter werden.
"Vor dir ist eine glühende Metallplatte. Du legst deine Hand darauf
und läßt sie dort liegen." sagte Tojinia.
Ich zögerte einen Sekundenbruchteil und die Schmerzen durchjagten
erneut meinen Körper. Mir kamen die Tränen, die ich schnell
wieder herunterschluckte und mich auf die Lehren in Geistigem Kampf
besann.
Protestiere niemals gegen eine Folter. Zeige nie, daß du etwas dagegen hast, Schmerzen zugefügt zu bekommen. Verrate niemanden, daß du immer noch deinen eigenen ungebrochenen Willen hast. Laß jede Mißhandlung ungerührt über dich ergehen, ohne Schmerzen oder auch nur Unbehagen zu zeigen. Weigere dich sogar, Unbehagen zu fühlen. Bleibe ganz mit dir in Frieden. Erst, wenn dir jemand befiehlt, Unrecht zu tun, weigere dich.
"Du wirst lernen, sofort zu gehorchen. Leg deine Hände auf die
glühende Metallplatte." sagte Tojinia.
Ich gehorchte und stellte fest, daß sie gar nicht glühte. Ich
sah Tojinia fragend an. Sie hielt mir ein Messer mit der Spitze nach
oben hin und befahl mir:
"Schlag hier mit der Hand drauf."
Ohne zu zögern schlug ich zu und rammte mir damit das Messer durch
den Handteller. Ich sah Tojinia an, um ihre Reaktion zu beobachten.
"Gut."
Ich wunderte mich, daß sie daran nichts auszusetzen hatte.
"Mach mit der anderen Hand dasselbe." befahl sie.
Wieder gehorchte ich, ohne zu zögern und sah sie an.
"Du darfst mich nicht ansehen. Ich stehe himmelhoch über dir."
erklärte sie mir mit einem erneuten Schauer an Schmerzen.
Ich senkte den Blick. Durch Ungehorsam war nichts zu gewinnen.
Sie holte das Gerät, mit dem sie Operationswunden wieder
verschloß, stellte es an und als das Messer so richtig schön
mit der Hand verwachsen war, befahl sie:
"Jetzt zieh deine Hand wieder herunter."
Mit einigem Kraftaufwand riß ich mich vom Messer los. Sie heilte
die Wunden in meiner Hand danach richtig. Beinahe hätte ich sie
neugierig angeschaut, zwang mich aber, den Blick unten zu halten, damit
sie nicht merkte, daß sie mich nicht einmal verunsichert hatte.
Wie konnte ich sie dazu bringen, meine Fragen zu beantworten, ohne daß ich etwas tat, das sie als Ungehorsam klassifizieren konnte? Mir fiel nichts ein. Aber es gab bestimmt einen Weg.
Mit Gewalt riß sie die Nadeln heraus und verschloß sie mit dem Heilgerät. Das war für sich genommen schon eine Folter. Ich ließ es ungerührt über mich ergehen.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
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