Ich erinnerte mich an die Foltern der letzten Wochen und meine
Reaktionen darauf.Als ihm klar wurde, was ich getan hatte, erschrak
Johannes bis ins Mark:
*Mein Gott, Simon, deine Neugier bringt dich noch einmal um!
Ab jetzt wirst du widerstandslos gehorchen, wenn sie dich rufen und so
lange, ohne eine Regung zu zeigen, tun, was sie dir befehlen, bis sie
überzeugt sind, sie hätten deinen Willen gebrochen. Und jetzt
geh. Mehr habe ich dir nicht zu sagen.* dachte Johannes mir scharf
zu.
Vollkommen geknickt wegen dieses berechtigten Tadels ging ich in das
kleine Haus, das ich mit Maria teilte. Wieder einmal wunderte ich mich,
warum mir seine Meinung so viel bedeutete. Es hatte mich noch nie
interessiert, wenn ein Erwachsener, gleich wer, mich ausschimpfte. Aber
Johannes konnte mich damit ins Mark treffen.
Abgesehen davon hatte er natürlich recht mit seiner Kritik. Meine Neugier hatte mich dazu bewegt, den Intelligenztest mitzumachen, der mir diese Foltern eingebracht hatte - und mir war klar gewesen, daß ich intelligenter bin als die meisten Engel und Menschen. Ich hätte darauf kommen können, daß die Engel mir eine solche Überlegenheit nicht lassen wollen würden. Die Experimente über die Funktion der Funkgeräte konnte man dann in Anbetracht der Situation nur noch als absoluten Wahnsinn einstufen.
Es ist mir selten etwas so schwer gefallen, wie Johannes in der Situation zu gehorchen. Folter ist an sich schon etwas, das einige Nerven kostet. Aber dann nicht einmal seiner Neugier nachgeben zu dürfen, nicht Tojinia so lange ärgern dürfen, bis sie einem alles erzählt hat, was sie mir eigentlich nicht sagen durfte. Habe ich mich gelangweilt!
Und dann kam ich nach Hause und diese Maria, machte mir den Vorwurf, ich
wäre ein Säufer und unzuverlässig, obwohl ich doch nun
wirklich nichts daran ändern konnte, daß die Engel mich
ständig entführten und folterten. Die Wahrheit konnte ich ihr
nicht einmal sagen, geschweige denn, daß sie bereit gewesen
wäre, sie mir zu glauben.
Wenn Johannes zu Besuch kam, habe ich in seinen Armen nur geweint.
Nach zwei weiteren Monaten gaben die Engel ihren Versuch, meinen Willen zu
brechen, als erfolgreich gelungen auf und ließen uns in Ruhe.
Tatsächlich hatte meine Entschossenheit, ihre bösen Pläne
zunichte zu machen, nur zugenommen. Über die Engel habe ich mich
danach mit Arid, Maria und Johannes nur noch telepatisch unterhalten.
Sie sollten nicht erfahren, daß ich immer noch genauso über
sie dachte, wie vor der Folter.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
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