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letzte vollständige Überarbeitung: 1-2/2017
letzte Bearbeitung: 9/2018
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Ähre25.: Wildeinkorn (Triticum boeoticum L.) - eine der Wildformen, von der unser Weizen abstammt. Einzelne Körner und Ährchen des domestizieten Einkorns (Triticum monococcum)26.: Jedes Ährchen an der Ährenachse enthält jeweils nur ein Korn. Er hat wie die Wildform einen diploiden Chromosomensatz29.. Vom Kultur-Einkorn unterscheidet sich die Wildform vor allem dadurch, daß die Ährenachse (Rachis) brüchig ist und die Körner deshalb einzeln zu Boden fallen29..
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Emmer (Triticum dicoccum)27., 28. Jedes Ährchen an der Ährenachse enthält zwei Körner. Einkorn (Triticum monococcum) und Emmer (Triticum dicoccum) sind Spelzgetreidearten. Beim Dreschen bleiben die Spelzen am Korn hängen, während es sich das Ährchen aus der Ähre löst. Emmer hat einen tetraploiden (vierfachen) Chromosomensatz, zu dem 29.. |
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Moderner Weichweizen (Triticum aestivum)30., 31., die heute am häufigsten angebaute Weizenart. Jedes Ährchen an der Ährenachse enthält drei bis fünf Körner. Der Dinkel und auch der moderne Weichweizen haben einen hexaploiden (sechsfachen) Chromosomensatz, zu dem Einkorn (Triticum monococcum),(xxx) und (Aegilops tauschii) beigetragen haben. Der Weichweizen ist ein Nacktweizen, das heißt beim Dreschen fällt das Korn aus den Spelzen heraus.
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Das Rind wurde spätestens 6000 v. Chr. domestiziert und erreichte zusammen mit der Landwirtschaft der Linienbandkeramik-Kultur 5500 v. Chr. Mitteleuropa. Die Rinder wurden relativ früh auch gemolken aber erst beim Übergang zur Bronzezeit als Zugtiere eingesetzt. Man kann also davon ausgehen, daß die Landwirtschaft der Jungsteinzeit ohne Zugoxen und die noch später domestizierten Pferde und Esel auskommen mußte, die man hätte vor den Pflug spannen können, daher wurden Felder in der Steinzeit nicht gepflügt. 9.
In der ersten Phase der Jungsteinzeit in Mitteleuropa wurde Ackerbau nur in Lößlandschaften betrieben, da diese besonders fruchtbar waren. Der Ackerbau löste überall, wo er als Wirtschaftsform eingeführt wurde, eine Bevölkerungsexplosion aus, denn die Agrarproduktion ermöglichte es den Menschen, pro Flächeneinheit mehr Nahrung bereitzustellen, als es durch Jagd oder durch das bloße Sammeln von Pflanzenteilen möglich war. Bevölkerungswachstum hielt so lange an, bis alle geeigneten Lößstandorte für den Ackerbau erschlossen waren. 10.
In der jüngeren Steinzeit kamen etwa 30 Unkrautarten vor, meist Arten, deren Samen in der Höhe der Getreideähren reifen, und die mit den Getreideähren bei der Ernte abgeschnitten wurden. 11.
Die Ackerbauform der Jungsteinzeit fällt unter den Begriff der Urwechselwirtschaft12.. In der Landwirtschaft der Jungsteinzeit wurden zunächst die Bäume auf dem geplanten Feld gefällt, dann das Feld abgebrannt und für zwei Ernten bebaut, ohne das Feld zu flügen, da ja noch keine Zugtiere für den Pflug zur Verfügung standen. Dadurch daß die Felder abgebrannt worden waren, wuchs dort praktisch kein Unkraut während das Getreide durch die Asche gut gedüngt war, der Boden der schwarzen Fläche wärmer war und eine sinnvolle Wasserversorgung sichergestellt war. Nach diesen zwei Jahren wären mögliche Ernten oft geringer gewesen als die Menge des ausgesäten Korns und waren deshalb nicht mehr praktikabel. Daher wurde das nächste Feldstück abgebrannt und besät. Nach frühestens zehn Jahren kann dasselbe Stück Feld erneut abgebrannt und besät werden. Allen anderen Feldbauverfahren war dieses Verfahren, wenn man die Möglichkeiten der Steinzeitbauern zugrundelegt, weit überlegen, da hohe Ernten mit wenig Aufwand zu erreichen waren. 6.
Diese Form des Feldbaus endete etwa mit Beginn der Bronzezeit an einigen Orten. Das geschah jedoch nicht überall gleichzeitig. Bis zum Beginn des Frühmittelalters war der Ackerbau in Form der Urwechselwirtschaft in Europa noch weit verbreitet12.. Da im Siegerland für die Metallverhüttung viel Holz gebraucht wurde, wurde hier bis weit in die Neuzeit hinein ein dem jungsteinzeitlichen Ackerbau ähnliches Verfahren betrieben, das sich Haubergswirtschaft nannte. Ein solcher Hauberg war im Besitz einer Genossenschaft, die ihn in 16 bis 20 Schläge aufteilte, von denen in jedem Jahr einer geschlagen wurde. Zunächst wurde das Holz geerntet und zur Holzkohlegewinnung genutzt, den Eichen aber nur die Äste abgeschlagen, da die Eichenrinde im Mai, nachdem der Saft gestiegen war, abgeschält und zur Gewinnung von Gerberlohe genutzt wurde und deren Stämme daher erst nach der Aussaat des Getreides gefällt und zu Holzkohle verarbeitet wurden. Der Boden wurde abgebrannt und mit Holzpflügen gepflügt um das Wurzelwerk der Bäume nicht zu schädigen. Nachdem zwei Jahre lang Roggen auf den Feldern angebaut worden waren, ließ man sie brach liegen, bis der Jungwuchs hoch genug war, daß man das Vieh auf die Flächen treiben konnte, um das Land als Waldweide zu nutzen, bis nach 16-20 Jahren erneut Holz geschlagen und Reiser und Unterholz durch Brandrodung in düngende Asche verwandelt wurde. 7. S.292; 8. S.16
Gegen Ende des 4. Jahrtausends vor Christus - also ungefähr zu der Zeit, als Ochsengespanne als Zugtiere aufkamen, wurden die die Jungmoränenlandschaften für den Ackerbau erschlossen. Es wurden sandreiche Standorte in Norddeutschland und schwerere und fruchtbare Böden im Alpenvorland, im Osten der Jütischen Halbinsel und in Mecklenburg unter den Pflug genommen. 10.
Außerhalb der Feldflur gab es ausgedehnte Hutewälder6.1, in die das Vieh getrieben wurde, während es die Nacht in kleinen Gehegen oder im Stall verbrachte. Hutewälter wurden meist als dreischichtige Wälder bewirtschaftet. In der oberen Baumschicht wurden vor allem Eichen gefördert, da sie gutes wetterfestes Bauholz und Eicheln für die Schweinemast lieferten. Die Strauchschicht diente der Brennholznutzung. Nach der Brennholznutzung wurden Bodenfeuer gelegt, um eine Krautschicht zu erhalten, die besser als Viehfutter geeignet war. 6.
Das Vieh war für den Ackerbau notwendig, weil der Mist bei der Dreifelderwirtschaft nötig ist, um die Bodenfruchtbarkeit der Felder so weit aufrecht zu erhalten, daß eine dauerhafte Bewirtschaftung möglich ist. Die Ställe dienten dazu, die Mistdüngung effektiver zu gestalten, das Vieh selbst brauchte die Ställe nicht. Der Nährstofftransfer von den Wäldern auf die Felder, der durch die Mistdüngung zustande kam, führte auf lange Sicht zur Verheidung der Wälder, da die Wälder immer nährstoffärmer wurden. Dies wurde weiter begünstigt, wenn in armen Gegenden das Stroh der Felder als Viehfutter und Laub der Bäume als Einstreu in den Ställen verwendet und mit dem Mist auf die Felder aufgebracht wurde. Bei der Plaggenwirtschaft, die im Flachland westlich der Weser verbreitet war, wurde die obere Bodenschicht (sogenannte Plaggen) der Heide abgetragen, abgeplaggt, um die Felder damit zu düngen und deshalb auf das Brachejahr der Dreifelderwirtschaft verzichten zu können. 6., 12.
Dinkel (Triticum spelta) löste den Nacktweizen gegen Ende der Jungsteinzeit als Hauptbrotfrucht ab. In der späten Bronzezeit kamen auch Spelzgerste (Hordeum vulgare ssp. vulgare), Hirsen (Panicum miliaceum und Setaria italica) hinzu die auch in der Eisenzeit und teilweise darüber hinaus die größte wirtschaftliche Bedeutung hatten. Roggen und Hafer kamen ab dem Mittelalter hinzu. Die Veränderungen bei den Kulturpflanzenspektren sind durch geringere Verfügbarkeit von Bodennährstoffen im Ackerbau trotz Mistdüngung zu erklären. Hier dürfte vor allem die vom Weizen bekannte sinkende Verfügbarkeit bei zunehmender Versauerung von Bedeutung gewesen sein. 6.
Erst als in der Bronzezeit Metallgeräte zur Verfügung standen, konnten wieder neue Gebiete nutzbar gemacht werden. Etwa ab 2000 vor Christus wurden Schwemmlehme in Tälern der Kalkgebirge gepflügt, die nur mit wenigen scharfkantigen Steinen durchsetzt sind. Die metallenen Bodenbearbeitungsgeräte waren nicht mehr so empfindlich wie ihre Vorläufer in der Steinzeit und zersprangen nicht, wenn sie auf einen Stein stießen. Sehr flachgründige und sehr steinige Flächen konnte man damit aber noch nicht pflügen. 10.
Etwa im 8. Jahrhundert vor Christus kam Eisen als Rohstoff auf, so daß die Pflüge und Hacken haltbar genug waren, um die schweren Böden der See- und Flußmarschen zu bearbeiten. Auch in Silikatgebirgen, wie dem Hunsrück und der Eifel, konnten erst jetzt Ackerflächen angelegt werden. In römischer Zeit geschah das im Schwäbischen Wald, aber erst im Mittelalter vielerorts im Harz, im Erzgebirge, im Böhmer- und im Schwarzwald. 10.
Besonders beeindruckend finde ich, daß die Bodenqualität innerhalb eines einzigen Menschenlebens nach der Urbarmachung für den Ackerbau so sehr abgenommen hat, daß es nicht zu übersehen war. Durch die Landwirtschaft wurde das gesamte Ökosystem so beeinflußt, daß die wilden Tiere seltener und das Wetter deutlich trockener wurden. In "Die Blumen und aller Wuchs war üppiger als jetzt, denn die Erde war jung
Das Land war neu, ein großer Teil davon war durch meinen Vater gerodet und kultiviert worden. Aller Wildwuchs war üppiger und reicher als in der Gegenwart, ebenso war es mit allem, was wir anbauten. Meine Mutter nutzte den natürlichen Dünger aus Geflügelhaus und -stall im Garten, der Mist aus dem Stall wurde über die Felder verstreut. Über keinen anderen Dünger wurde in dieser Zeit gesprochen.Die Blumen und aller Wuchs war üppiger als jetzt, denn die Erde war jung, die Temperatur war beständiger. Der Sommer brachte immer alle paar Tage heftige Regenfälle, lage Hitzeperioden oder Dürre, Wirbel- und andere Stürme waren unbekannt. Wie ich mich erinnere gabe es kleine Vogelschwärme für jeden Vogel, den man heute sieht. Uns wurde gelehrt die Singvögel zu lieben, um ihrer Schönheit, ihrer Musik willen und der Ähnlichkeiten ihres Lebensart mit unsere. Uns wurde gesagt, daß wir kein Vogelnest beschädigen sollten, da es das Herz der Vogelmutter brechen würde, aber niemand machte uns extra deutlich, daß wir sie schützen sollten, weil sonst die die Beeren- und Obsternte ausfallen würde. Mein Vater war der einzige, der das in meiner Kindheit jemals erwähnte. Die Arbeit der Vögel als Insektenvernichter wurde in meiner Kindheit nicht bewußt wahrgenommen und unterrichtet, während das Sprühen der Obstbäume unbekannt war. Wenn die Bäume beschnitten und gekalkt worden waren, war alles getan was zu ihrer Pflege bekannt war. Früchte im Obstgarten meines Vaters waren so reichlich und gut, daß dort nicht gekalkt wurde, aber ich sah es in benachbarten Gärten und Hinterhöfen.13.
Stimmt das? Grundsätzlich ja. Max Gerson widmet in seinem Buch "
Eine Krebs-Therapie ein ganzes Kapitel der Frage, wie sich die Bodenbeschaffenheit durch Bebauung verschlechtert und was man dagegen unternehmen kann24. S.195ff. Hierbei führt der diverse Analyseergebnisse an, die belegen, wie sehr sich der Boden verschlechtert, wenn er landwirtschaftlich bebaut wird und sieht korrekterweise die Erosion als Hauptursache des Übels.
Wann immer man Getreide anbaut, muß zuvor sichergestellt werden, daß auf dem Boden gerade nichts anderes wächst, damit die Getreidesämlinge eine Chance haben, sich durchzusetzen. Das führt dazu, daß der Boden vorübergehend nicht mehr durch Wurzelwerk festgehalten wird und weggespült oder weggeweht werden kann. Brandrodung, bei der zuerst das Nutzholz geerntet wird und dann alles was noch da ist, abgebrannt wird, heißt, daß ein Teil der Biomasse von Wald und Feldern ins Dorf gebracht wird, während der Rest als Asche teilweise weggeweht oder weggeschwemmt wird. Pflügen bedeutet daß die Bodenoberfläche aufgerissen und aufgelockert wird, so daß die Krume leichter weggeweht oder -gespült werden kann.
Wie ich oben beim steinzeitlichen Getreideanbau schrieb, reichen zwei Jahre Getreide auf abgebrannten Feldflächen damit kein sinnvoller Getreideanbau ohne pflügen mehr möglich ist und wenn nach zehn Jahren erneut Brandrodung betrieben wird, ist der Wald wesentlich lichter als vor Beginn dieser Urwechsechselwirtschaft. Es gibt in diesen Wäldern Mutterboden, der nach einer gewissen Zeit nicht mehr erkennbar abnimmt, weil die Abstände zwischen den Getreideanbauphasen so gewählt werden, daß sich ein neuer Anbau lohnt, doch die Mutterbodenschicht ist deutlich dünner als vor Beginn dieser Bewirtschaftungsform.
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Naturschutzgebiet Kahle Pön (Medebach) 32. |
Beispielgeschichte, Kersti:In meiner Kindheit kannte ich den Ausdruck "sich abplacken" für "sehr hart arbeiten". Heute weiß ich, daß dieser Begriff von der auf einigen Böden üblichen Plaggenwirtschaft abgeleitet ist, wo auf den Viehweiden die obere Bodenschicht abgeplackt, abgetragen wird, um die Felder damit zu düngen. Dadurch entsteht dann eine nährstoffarme Heide, auf der das Vieh geweidet und Blau- und Preiselbeeren geerntet werden. Anderswo - das weiß ich beispielsweise von der Gegend beim Edersee - war es üblich, die Ställe mit Laub aus dem Wald auszustreuen, das Vieh mit Stroh zu füttern und Mist und Laub dann als Dünger auf die Felder auszubringen. In jedem Fall wurde das umliegende Land seiner Biomasse beraubt, um die Bodenfruchtbarkeit auf den Feldern erhalten zu können.Wie das Rothaargebirge zu seinem Namen kam
In der Osterzeit des Jahre 2017 wanderte ich von hier - dem Ortsteil Holzhausen von Immenhausen bei Kassel über das Rothaargebirge nach Solingen. Am Kahlen Pön kam ich an eine Tafel, auf der geschrieben stand, daß ein bekannter Dichter hier einmal eine unvergeßliche Tageswanderung über die leuchtend rote Heide des Rothaargebirges gemacht hätte, die sich so weit erstreckt hätte, wie das Auge reicht. Das hiesige Naturschutzgebiet sei ausgewiesen worden, um die Reste dieser Heide zu schützen. Ich hatte nicht geahnt, daß es hier überhaupt Heiden gegeben hatte, geschweige denn, wie ausgedehnt sie gewesen waren.Ich sah mich um und ich sah keine Heide sondern grüne Wiesen und Fichtenwälder. Zumindest ist mir keine einzige typische Heidepflanze aufgefallen.
Ich las weiter und erfuhr: Früher wurde an diesem Ort Plaggenwirtschaft betrieben und um die Reste. der Heide zu erhalten würde auch jetzt maschinell der Boden abgetragen. Mir kam, während ich weiter zur Diemelquelle wanderte, wo ich übernachten wollte, der Verdacht, daß das Rothaargebirge möglicherweise zu seinem Namen gekommen sein könnte, weil die weiten Heideflächen auf den Bergen vielleicht gewirkt hatten, als hätten die Berge rote Haare, während in den Tälern die mit Plaggen gedüngten Felder lagen.
Die ersten Heiden entstanden durch jahrhundertelange Beweidung, nachdem etwa 3000 vor Christus begonnen wurde das Vieh in den Wald zu treiben, statt es wie bisher in Pferchen zu halten. Nach über 500 Jahren waren durch eine Verarmung des Bodens die ersten Heiden entstanden. Die Heiden wurden mit der Zeit größer, doch die Siedlungen wurden regelmäßig verlassen, wenn der Böden zu sehr ausgelaugt war und an anderer Stelle neu errichtet. Danach verschwand die jeweilige Heidefläche wieder. Zu Christi Geburt dürften etwa 10% der Fläche Mitteleuropas Offenland gewesen sein, der Rest war jeweils bewaldet. Bis zur Mitte des Mittelalters nahm die Fläche des Offenlandes allmählich zu. Etwa ab 1000 nach Christen wurde in großen Teilen Nordwestdeutschlands die Plaggenwirtschaft eingeführt, um denselben Boden dauerhaft bewirtschaften zu können. Zunächst brauchten die Heiden 6-8 Jahre, um sich zu erholen, die Zeitspanne wurde durch eine zunehmende Verarmung des Bodens aber immer länger, bis sie schließlich 20 und mehr Jahre dauerte. Die damaligen Heideflächen hatten nur wenig Ähnlichkeit mit den heute gepflegten Heiden der Naturschutzgebiete. Sie bestanden aus einem Mosaik verschiedener Flächen, teils frisch abgeplaggten Flächen in denen der Wind den Sand verwehen konnte, der sich dann andernorts als Flugsand bis hin zu ganzen Dünen ablagerte. Auf den ersten zusammenhängenden Karten, die bei der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1760/1789 entstanden, ist zu erkennen, daß damals die niedersächsischen Altmoränengebiete nördlich der Mittelgebirge mit einigen lokalen Ausnahmen von riesigen baumlosen Heiden bedeckt waren, aus denen Dörfer mit ihren durch die Plaggenwirtschaft oft um über einem Meter erhöhten Feldern sich wie grüne Inseln heraushoben. Vergleichbar war es in den Altmoränengebieten in Belgien, den Niederlanden, Schleswig Holstein und Dänemark.14.
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Hans Hartigs (1873-1936) Gemälde "Heidehügel bei Bardowick" stammt aus dem Jahr 1900 und zeigt eine Lüneburger Heide mit vielen offenen Sandflächen, wie sie durch regelmäßiges abplaggen entstehen.16.
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Arnold Lyongrüns (1871-1935) Gemälde "Auf blühender Heide" stammt aus dem Jahr 1910 und zeigt eine Lüneburger Heide mit weitgehend geschlossenem Bewuchs. Das letzte Abplaggen liegt offensichtlich mehr als 10 Jahre zurück.16.
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Manchmal aber funktionierte nicht einmal das und eine Wiederbewaldung war nur mit gezielten Aufforstungsmaßnahmen möglich.
Der Kahlenberg - Übernutzung in Land- und Forstwirtschaft
Eines Tages (11.8.-31.8.2018) wanderte ich von zu Hause aus zunächst zum Eggegebirge und dann nach Uslar. Unterwegs kam ich durch den Ortsteil Schieder von Schieder-Schwalenberg Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen und stieg dann hoch zum Kahlenberg. Beim Aufstieg kam ich kurz nach verlassen des Ortes an der Befestigungsanlage Alt-Schieder vorbei die 11. bis ins 13. Jahrhundert datiert wird und ging dann weiter durch Buchenwälder zum Kahlenbergturm, um dort zu übernachten. Dort fand ich ein Schild mit folgender Inschrift:
Der Kahlenberg - ein kahler Berg?
Der Name war sein Kennzeichen: Ein über Jahrhunderte kahler und mit Steinen bedeckter Berg, der nach Aussage von Zeitzeugen weder zur Saat noch zur Weide genutzt werden konnte, bot der "Kahle Berg" eine weite Aussicht. aus diesem Grund befahl 1840 Fürst Leopold II auf den Berg einen 80 Fuß hohen Aussichtsturm als Ergänzung zu seiner Sommerresidenz in Schieder zu bauen. Damit sollte ein interessanter "Point de Vue" geschaffen werden, der nicht nur eine großartige Aussicht auf das Emmertal und die Umgebung Schieders bot, sondern auch als markante Landmarke des Schwalenberger Waldes aus der Ferne wirken sollte. Durch die Aufforstungsmaßnahmen hat der Turm viel von seiner Lanschaftsprägenden Wirkung verloren. Einzig der Name des Berges erinnert an sein einstiges Aussehen: Kahlenberg!
Wie der Kahlenberg zu seinem kahlen Aussehen kam, konnte ich am nächsten Abend in der Schutzhütte Waidmannsheil nachlesen: Der gesamte Schwalenberger Wald war lange Zeit durch Holzeinschlag für die Glashütte und Waldweide übernutzt worden, so daß sie gesamte Hochfläche des Waldes kahl war und versumpfte. Dort wurde später mit Fichten aufgeforstet, um eine weitere Versauerung des Bodens zu verhindern, wie ich an einem Schild an einem Wall nachlesen konnte, der verhindern sollte, daß auch noch der Boden an den Hängen versauert, so daß die dort wachsenden Buchen eingehen.
Liebig war weder der einzige noch der erste, der Mineralsalze zur Düngung von Pflanzen empfahl. Die verschiedenen Salinen haben schon vorher die Abfallprodukte der Salzerzeugung als Dünger verkauft und Forscher wie Albrecht D. Thaer und Carl Sprengel, haben schon vorher wesentliche Erkenntnisse zum Verständnis der künstlichen Düngung beigetragen. Man kann also sagen, daß das was ihn aus den anderen Forschern heraushob war, daß er die gesammelten Erkenntnisse von ihm und anderen Forschern besonders griffig zusammengefaßt hatte, so daß noch heute im Wesentlichen so gedüngt wird, wie in Liebigs 7. Ausgabe beschrieben.21. S.331ff, 22.
Das Problem des Buches besteht darin, daß die wesentliche Ursache der Abnahme der Bodenfruchtbarkeit, die Erosion, gar nicht benannt wird, sondern vermutet wird, daß die bei der Ernte entnommen Biomasse das Hauptproblem wäre20.. Das ist aber nicht zutreffend. Fast überall in Europa, wo nicht durch regelmäßiges Pflügen für dauernde Erosion gesorgt wird, siedeln sich, wenn zunächst keine Pflanzendecke vorhanden ist, zuerst Pionierpflanzen an, danach entwickelt sich eine zunehmend dicke Humusschicht und immer anspruchsvollere Pflanzen können wachsen, bis man schließlich Wald hat. Selbst die ständig überbeweidete Heide baute immer wieder neue Fruchtbarkeit auf, die dann auf den Feldern durch Plaggenwirtschaft verbraucht wurde. Die Kunstdüngung fängt dieses Problem nur teilweise auf, indem sie regelmäßig die wichtigsten Pflanzennährstoffe nachliefert.
Von dem in der Landwirtschaft ausgebrachten Phosphor aus dem Dünger landet ein Drittel direkt in den angrenzenden Gewässern. Nur 10-30% des aufgebrachten Phosphors aus dem Dünger werden von den Pflanzen aufgenommen.23.
Der zweite Bereich ist die Überdüngung der Gewässer, die einerseits direkt dadurch entsteht, daß der Dünger durch den Regen in Gewässer verschleppt wird. Da im Wasser nur wenig Gas gespeichert werden kann, führt Überdüngung dazu, daß zunächst mehr Algen und Wasserpflanzen dort wachsen, als das Wasser mit Kohlendioxid versorgen kann. Es treten sichtbare Algenblüten auf. Wenn daraus dann nennenswerte Mengen Biomasse aufgebaut wurden, die für Bakterien oder Tiere verwertbar ist, wird für die vorhandene Wassermenge zu viel Sauerstoff verbraucht, mit dem Ergebnis, daß ein solches Gewässer völlig sauerstoffrei sein kann und abstirbt. Dies nennt man "Umkippen eines Gewässers". Dieser Teil des Problems ist bis heute ungelöst.
Der zweite Teil des Überdüngungsproblems tritt in Städten auf, wo ja die produzierten Nahrungsmittel verbraucht werden und dann in Form von Kompost und Abwasser anfallen. Wenn der Kompost getrennt gesammelt und wieder auf dem Land aufgebracht wird, stellt er kein ernstes Problem dar, sondern ist im Gegenteil eher Teil einer Lösung. Wird er im allgemeinen Abfall belassen, verschärft er as Müllproblem massiv. Das Abwasserproblem führte zunächst zu massiven Gesundheitsproblemen der Stadtbevölkerung, bis diese mit Hilfe von Trinkwasserleitungen, Kanalisation und Kläranlagen weitgehend eingedämmt wurden.
Um das zu illustrieren, möchte ich hier zwei Beispiele bringen, die mir meine Schwester Uta aus ihrer Familienforschung erzählt hat.
Jäger und Sammler legen weniger Vorräte an. Da sie von Lagerplatz zu Lagerplatz reisen, können sie nur wenig mitnehmen, werden ihre Winterlager daher an Stellen angelegt haben, wo sich in der Nähe im Herbst gut ein ausreichender Wintervorrat ernten läßt und eben nur für den Winter Vorräte gesammelt haben. Ist der Wintervorrat knapp, hungern sie höchstens den Winter, den Rest des Jahres können sie sich ausreichend ernähren. Jäger- und Sammler verhungern nicht häufiger als Bauern, aber sie leiden nicht ein ganzes Leben lang nahezu pausenlos Hunger, ohne gleich zu verhungern. Sie haben immer jedes Jahr einige Monate in denen sie regelmäßig satt werden.Immer mit ungefähr zweieinhalb Jahren starb das Kind
Meine Schwester erzählte, daß sie sich bei einer Familie, die zu unseren Vorfahren zählte immer gewundert hatte, warum sie alle paar Jahre ein Kind bekamen, das dann immer mit ungefähr zweieinhalb Jahren starb.
"Irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Immer ein halbes Jahr später kam nämlich das nächste Kind zur Welt. Zu der Zeit wird bei der Mutter die Milch versiegt sein und das Kind wird von dem was die Eltern mit ihrem zu kleinen Hof essen, nicht haben leben können, weil das Verdauungssystem noch nicht ausgereift genug war, um mit der Ernährung der Erwachsenen zurechtzukommen." beendete sie die Geschichte.Ich wunderte mich, warum in einem Jahr so viele Leute an Gehirnfieber und anderen seltsamen Krankheiten starben
Mit diesen Worten begann meine Schwester über etwas, daß ihr beim aufstellen eines Ortsfamilienbuches auffiel zu erzählen. Sie hatte sich beim durchsehen des Kirchenbuches lange gewundert, woran das wohl liegen mochte, bis ihr irgendwann bewußt wurde, daß ungefähr in denselben Jahren in Irland die Kartoffelfäule war. Sie nahm daher an, daß die vielen seltsamen Krankheiten darauf zurückzuführen waren, daß die Kartoffelfäule in diesem Jahr zu einer schlechten Ernte in dem Dorf geführt hatte und daß die Leute letztlich verhungert waren, auch wenn "verhungert" nicht im Totenschein stand.
Das bedeutet aber nicht zwangsläufig daß arme Bauern krank sein müssen. Im Gegenteil sind gerade einige Gruppen mit armen, dauernd unterernährten Bauern den Ernährungsforschern als besonders gesund aufgefallen, so die Hunza.
Angehörige von Jäger- und Sammlervölker sind die meiste Zeit ihres Lebens ausreichend ernährt, stehen aber manchmal mehrfach in ihrem Leben kurz vor dem Verhungern und haben meist eine gute Gesundheit. Arme Bauern sind oft ein ganzes Leben lang unterernährt, haben aber manchmal trotzdem eine gute Gesundheit. Merke: Unterernährt ist nicht gleich Fehlernährt und ist bis zu gewissen Grenzen durchaus mit Gesundheit vereinbar.
Da es ein zu viel daran in der Natur nicht wirklich gibt, ziehen wir zucker- und stärkereiche Produkte Produkten vor, die arm daran sind. Da es in unserer Kultur aber Nahrungsmittel gibt, die zu viel Zucker oder Stärke und zu wenig von nahezu allem anderen enthalten, landen wir dadurch bei Produkten, die sowohl unseren Stoffwechsel zum entgleisen bringen können, als auch zu Mangel- und Fehlernährung führen.
VB29.2
Entgleisungen des Stoffwechsels: Zucker und Weißmehl als Suchtmittel
VB29.3
Fehlernährung: Sucht ist, wenn man etwas sucht, wo es nicht zu finden ist
"Ohne Vollkorn kann man sich nicht ausreichend ernähren." oder "Vollkorngetreide ist so ungesund - da ist selbst Weißmehl besser"?
Beide Aussagen habe ich schon gelesen - und für beide wurden so
ernsthafte Gründe und Erfahrungen angeführt, daß ich sie
nicht so einfach als falsch beiseiteschieben kann. - Aber - was stimmt
nun?
Keiner der beiden Sätze stimmt völlig. Wenn man in der Ernährung eine nennenswerte Menge Mehl zu sich nimmt, sollte es Vollkornmehl sein. Aber es gibt durchaus Ernährungsformen, die ohne Vollkorngetreide vollkommen ausreichend und ausgewogen sind.
Doch es gibt Menschen die - besonders bei Morbus Crohn - größere Mengen Stärke und Getreideprodukte nicht gut vertragen und durch eine Stärkearme Ernährung geheilt werden können1.. Viele andere Krankheiten lassen sich nachweislich heilen, indem man im Rahmen einer Vollwerternährung Vollkornmehl statt Auszugsmehlen nimmt2., 3., 4. S.189ff
Die Lösung des Rätsels besteht - wie so oft - darin, daß nicht alle Menschen gleich sind. Und auch das ist schon lange bekannt.
Tatsache ist, daß daß Vollkorngetreide einige Vitamine und dergleichen enthält, die der menschliche Körper braucht, und daß man daran Mangel leidet, wenn man Vollkornmehl durch Weißmehl ersetzt2., 3., 4. S.189ff. Tatsache ist auch, daß viele Menschen durchaus gesund bleiben, wenn sie sich mit erheblichen Mengen Vollkornmehl ernähren. Andere Menschen werden bei derselben Ernährung krank, weil sie Vollkornmehl nur in geringeren Mengen vertragen1..
Auch das ist schon lange bekannt - vor hundert Jahren erkannte man die Menschen, die Vollkornmehl schlecht vertragen an ihrem Aussehen und der Neigung zu bestimmten Krankheiten. Man sagte, daß sie eine lymphatische Konstitution hätten, zählte Getreidebreie zu den schleimbildenden Nahrungsmitteln, die Menschen mit lymphatischer Kontitution nicht vertragen. D'Adamo dagegen erkennt Ernährungsbedürfnisse an der Blutgruppe.
Es gibt natürlich auch noch eine andere denkbare Erklärung: Vielleicht ist Stärke für einige nur dann gesund, wenn man sie gut kaut und das Brot so lange im Mund behält, bis sie nahezu vollständig in ihre Einzelzuckerbausteine zerlegt ist. Dann wird sie im Darm schneller aufgenommen und Darmbakterien finden weniger Nahrung. Vielleicht sind es in Wirklichkeit Darmbakterien, die bei Morbus Crohn die Darmwand angreifen. In dem Fall hängt es von geringfügigen Unterschieden in der Ernährung ab, welche Bakterien die Oberhand behalten - schädliche oder nützliche.
Abgesehen davon gibt es natürlich auch von allem ein zuviel - wenn ein Mensch morgens Müsli oder frischen Griesbrei, mittags Nudeln, Graupen, Pfannkuchen oder Getreidebreie und abends Brot ißt, und das täglich über Jahre hinweg, dann ist höchstwahrscheinlich der Getreideanteil an der Ernährung zu groß, auch wenn alles aus Vollkornmehl hergestellt wurde - und das ist auch nicht gesund.
The flowers and all growth were more luxuriant than now because the soil was young, the temperature more equable. Summer always brought heavy rains every few days; long periods of heat and drought and cyclones or high, raging winds were unknown. As I recall, there were small flocks of birds for every one that is seen at the present time. We were taught to love the song birds for their beauty, their music, and the likeness of their life processes to ours. We were told that we must not harm a bird's nest because it would break the little mother bird's heart; but no one ever particularly impressed it upon us to protect them because the berry and fruit crops would fail if we did not. My father was the only person I ever heard mention the subject in my childhood. The birds work as insect exterminators was not generally realized or taught at that time, while the spraying of fruit trees was unknown. When the trees had been pruned and the trunks given a thorough coat of whitewash, everything that was known to do for their care had been done; and so bounteous and fine were the fruit crops in my father's orchard that the whitewash was not used there, but I did see it in neighbouring orchards and dooryards.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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