erste Version zwischen: 16.5.01 und 29.08.01
letzte Überarbeitung: 5/07
Verletzende VorwürfeDer verletzenste Vorwurf den ich in meiner Pfadfinderzeit zu hören bekommen habe, war, daß uns immer wieder unterstellt wurde, wir wären politisch rechts einzuordnen. Als Kinder unserer Zeit, die rechts mit böse gleichsetzten, waren wir zumeist ziemlich verletzt und haben uns empört verteidigt.Noch viel zwiespältiger waren Situationen in denen eine nette alte Omi ankam und meinte "Oh das finde ich aber toll, daß ihr wandert wie wir damals in der Hitlerjugend". In diesen Fällen waren wir meist völlig sprachlos. Unsere Sommerfahrten fanden wir natürlich toll - und es war uns auch vorstellbar, daß es für viele Mädchen der Hitlerjugend toll gewesen war, gemeinsam auf Fahrt zu gehen. Aber mit Hitler und dem dritten Reich wollten wir nun wirklich nichts zu tun haben! Ein Paar Jahre später, kurz nach der Grenzöffnung machte meine Schwester Uta mit ihrer Pfadfindergruppe eine Fahrt in die neuen Bundesländer. Auf dieser Fahrt kam sie in die unangenehmste Situation ihrer gesamten Pfadnfinderzeit: einheimische Jugendliche umzingelten die Gruppe, bedrohten sie ernsthaft und meinten mit FDJ wollten sie nichts zu tun haben, deshalb sollte Utas Gruppe gefälligst sofort verschwinden. Sie sind aus dieser Situation unverletzt wieder herausgekommen. Die DDR war in der damaligen Bundesrepublik das zweite Lieblibngsfeindbild, das allen Jugendlichen vermittelt wurde, und damit identifiziert zu werden, wäre der Gruppe auch ohne körperliche Bedrohung sehr unangenehm gewesen. Ein wenig jugendbewegte GeschichteMeißnerformel - persönliche Freiheit und VerantwortungDie Jugendbewegung mit Wandervogel als Kern entstand in Deutschland ungefähr zu derselben Zeit wie die Pfadfinderbewegung in England. Das war kurz vor 1900.
Die Hitlerjugend übernahm die Begriffe der JugendbewegungNicht wir haben unsere Begriffswelt von Hitler, Hitlerjugend und dritten Reich übernommen - sondern im Dritten Reich wurden die Organisationsform und die Begriffswelt der jugendbewegten Gruppen übernommen, während freie Jugendgruppen 1933 verboten wurden.Nach 1945 haben ehemalige aus der Zeit von vor dem 3. Reich Das hat für heutige Jugendbünde den Effekt, daß wir über beinahe nichts, was für uns typisch ist, noch reden können, oder es tun können ohne den Vorwurf zu hören zu bekommen, wir wären rechts. Die Grenzöffnung brachte dann einigen zum Ausgleich die Erfahrung, zur Abwechslung mal für Linke gehalten zu werden - das gabs ja die FDJ. Die FDJ übernahm die Begriffe der JugendbewegungWie halten es Pfadfinder und Bündische Gruppen nun wirklich mit der Politik?90% der Jugendbewegten Gruppen und Bünde die ich kenne, haben als Bund oder Gruppe keinen politischen Standpunkt. Ihre Mitglieder haben politschische Meinungen die quer durch das gesamte politische Sprektrum gehen, das es in der Bundesrepublik gibt.Die tragen ja Uniform!Tatsächlich ist das ein Eindruck, der auf einer sehr oberflächlichen Beobachtung beruht, die von anderen kurz mit dem Satz beschrieben wird: "Die tragen Uniform!" Wir selbst hätten es nie als Uniform bezeichnet, sondern nannten unsere Kleidung immer Kluft.Funktion einer UniformFunktion der KluftIm Gegensatz zu einer Uniform, wo nichts zu getragen werden darf, was nicht dazu gehört, ist es bei der Kluft der jugendbewegten Gruppen üblich und auch selbstverständlich, daß viele irgendetwas hinzufügen - oft selbstgemachtes, um ihre Individualität auszudrücken. Tatsächlich ist es so, daß die meisten Jugendbewegten die Juja (Abkürzung für Jungenschaftsjacke) als Zeichen der Verbundenheit mit der Jugendbewegung, dann beispielsweise ein Hemd und ein Halstuch mit bestimmten Farben und Abzeichen als Zeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Bund (oder nur einen stilisierten Graureiher, den Greif) eventuell noch etwas, das sie als Mitglieder eines bestimmten Ortsringes ausweist und oft auch noch ein Zeichen der Gruppe tragen. Bei uns war das ein Gruppenrock, den wir uns gemeinsam genäht haben, bei einer anderen Gruppe trug jedes Mitglied einen Schnuller an der Halstuchschnur. Hinzu kommen dann gelegentlich persönliche Verzierungen an der Kluft, denen zumeist nur die eigene Faulheit Grenzen setzt.
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.