erste Version: 8/2015
letzte Bearbeitung: 10/2015
Vorgeschichte:
F530.
D
Mirko, der Vorgesetzte mit dem Rollstuhl erzählt:
Als ich die Ablehnung des jungen Agenten durchzusehen begann, war ein erster Gedanke:
"Wer hat den denn so wütend gemacht?"
Sein Ton war durchaus höflich, aber so steif und formal, daß ganz klar war, daß er sich durch irgendetwas tödlich beleidigt und hintergangen fühlte.
Das Schreiben begann mit einem satirisch überspritzten "Ich bin viel zu jung und zu naiv für meinen Auftrag!", das ich aber zunächst gar nicht verstand, denn der Text zeigte, daß der junge Mann offensichtlich mehr Ahnung von den theoretischen Problemen hatte, als viele Leute, die dreißig Jahre älter sind als er. Ich weiß zumindest, daß sein eigener Mentor nicht in der Lage war, einen solchen Text zu schreiben, weil seine Literaturkenntnis nicht so umfassen war, wie das, was der junge Mann hier zeigte. Und das Material mußte er entweder mit Seitenangaben im Kopf gehabt haben oder als schriftliche Notitzen, die er beinahe zu Beginn seiner Karriere zu sammeln begonnen haben mußte, bei ihm im Zimmer liegen haben. Sonst hätte er es niemals geschafft, einen solchen Text in den vierzehn Tagen, die er jetzt von dem geplanten Auftrag wußte, zu schreiben.
Wahrscheinlich hatte er viel von dem verwendet, was er gesammelt hatte, als er in einer beeindruckend kurzen Zeit zu dem Ergebnis kam, das hier wäre ein Geheimdienst. Anders hätte er die ganzen Bücher, die er als Quellen erwähnte, gar nicht lesen können!
Der zweite Teil beschäftigte sich überraschenderweise mit jungen Leuten, die durch ihre Naivität gegen ihre einenen Interessen, Freunde, Verwandten, Organisationen verwendet wurden und die dazu gebracht wurden, Dinge zu machen, die sie niemals mit ihrem Gewissen hätten vereinbaren können, wenn sie denn durchschaut hätten, was mit ihnen gemacht wurde. Ich war verwirrt, wie er auf das Thema kam.
Dann zerlegte er das Hintergrundmaterial, das ihm für seinen Auftrag gegeben worden war und ich verstand. Jeder erfahrene Agent wäre sofort zu seinen Vorgesetzten gegangen und hätte verlangt, die Rohdaten einsehen zu dürfen, wenn ihm so etwas vorgelegt worden wäre. Daß der Junge dafür vierzen Tage benötigt hatte, lag nur daran, daß er eben tatsächlich unerfahren und bei seinem ersten Auftrag noch nicht selbstsicher genug war.
Viel schlimmer fand ich jedoch die inhaltliche Analyse des Materials, das ihm vorgelegt worden war. Er konnte nämlich selbst ohne das Rohmaterial an der Struktur des Textes zeigen, daß sich dieser Auftrag tatsächlich gegen unseren Orden richtete.
Tja, und jetzt mußte ich wohl das Material von dem ich nicht gewußt hatte, wann ich das auch noch lesen sollte, unbedingt wirklich durchlesen, denn bei der Teamsitzung mußte ich vorbereitet sein und es wäre ein Fehler gewesen, mich diesmal darauf zu verlassen, daß die anderen das schon richtig entscheiden!
Beim Durchlesen fragte ich mich, ob ich meinen ersten völlig harmlosen und ziemlich ungefährlichen Auftrag überlebt hätte, wenn mir jemand so etwas Unbrauchares zur Vorbereitung gegeben hätte. Mir schauderte bei dem Gedanken. Ich hätte es jedenfalls nie gewagt, den Vorgesetzten meiner Vorgesetzten so ein Ding reinzuwürgen, wie uns dieser junge Mann vorgelegt hatte! Nun, ich denke, in dem Fall hätte mein Mentor wohl die Unterlagen mit einem gepfefferten Brief zurückgesendet, ohne sie zuerst mir zu zeigen. Ich beschloß, zuerst mit seinem Mentor zu reden, um ihn zu fragen, warum er das nicht gemacht hatte.
Fortsetzung:
F532.
D
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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