erste Version: 10/2015
letzte Bearbeitung: 1/2016
Vorgeschichte:
F642.
D
Geron erzählt:
Etwas später kam wieder der Arzt. Er entschuldigte sich, weil er mir wehtun würde, aber er müssen meine Verletzungen desinfizieren, damit sie sich nicht entzünden. Ich meinte:
"Na ob das so ganz in meinem Interesse ist."
"Es ist Teil meiner Arbeit." antwortete er.
Ich fragte mich, warum er nach den vielen Foltern mit einer Entschuldigung wegen einer solchen Kleinigkeit kam.
Dann begann er über seine Heimat und seine Kindheit bei einer Stammeskultur in Sibirien zu reden. Sie hatten dort Lehrer, die den Grundschulstoff vermittelten und schickten besonders begabte Kinder zur Fortbildung auf Internate und ausländische Universitäten. Auf diese Weise war er dazu gekommen ein Medizinstudium zu machen und danach zu seinem Stamm zurückgekehrt, um ihm als Arzt zu dienen.
Ich gab nichtssagende Antworten und fragte mich, warum er mir das erzählte.
Er erzählte mir von dem Ehrenkodex seines Stammes, was es dort bedeutete ein Krieger zu sein. Ich registrierte die Ähnlichkeiten und Unterschiede zu den Ehrvorstellungen unseres Ordens. Sie legten beispielsweise großen Wert auf Tapferkeit, etwas was in unserem Orden als irrelevant gilt. Natürlich legen wir großen Wert darauf, daß unsere Leute mit Schmerzen umgehen können, es geht dabei aber darum, trotz der Schmerzen noch klar zu denken und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schreien oder weinen statt mir den Informationen rauszurücken die das Gegenüber haben will, kann eben auch eine Taktik sein, die funktionieren kann. Nur funktioniert das nur sehr begrenzt, weil jemand, der gut mit Schmerzen umgehen kann nur vergleichsweise selten das Bedürfnis hat zu weinen oder zu schreien und wenn man es schauspielert, wirkt es nicht sehr überzeugend. Er erklärte mir, daß ihn meine Tapferkeit gestern beeindruckt hätte und daß er großen Respekt vor tapferen Kriegern wie mir hätte.
Warum sagte er mir das?
Schließlich erklärte er mir, daß er jetzt gehen müsse und wenn mich jemand fragen würde, was er getan hätte: er hätte mich gefoltert. Ich war perplex. Andererseits war ganz klar, daß ich kein Interesse daran hatte, solche Gespräche durch echte Foltern zu ersetzen, daher antwortete ich, daß ich das Gespräch als Folter verbuchen würde.
Ich beschäftigte mich den Rest des Tages jede ruhige Minute damit, über dieses Gespräch nachzudenken. Die Art, wie der Arzt mir das erzählte war ganz klar auf irgendein Ziel ausgerichtet. Aber welches? Was wollte er von mir?
Er kam später am Tag noch einmal und diesmal folterte er mich wirklich, während eine andere Person mir Fragen stellte und ein dritter das Gespräch protokollierte. Ich fand wieder, daß der Arzt dabei ganz unerfreulich kompetent war. Er spritzte mir an einer bestimmten Stelle an der Schulter vielleicht einen Milliliter Flüssigkeit unter die Haut und nachher brannte der gesamte Arm. Oder er drückte eine Stelle und nacher tat mir das halbe Gesicht weh. Innerhalb von vielleicht einer Minute hatte ich so viele Schmerzen, daß es schwierig war, meine Sinne beisammenzuhalten und mich darauf zu konzentrieren, daß ich über alles rede, außer das, worüber sie etwas wissen wollen.
Sie befragten mich zu magischen Methoden, über die ich denen ganz bestimmt nichts erzählen würde. Nicht auszudenken was sie damit anstellen würden, wenn ihnen solches Wissen in die Hände fallen würde! Ich merkte, daß der Verhörende selbst bei weitem nicht so kompetent war wie der Arzt. Er ließ sich sehr leicht auf andere Themen lenken, regte sich heftig auf, wenn ich ihn verspottete und ihm absurde Geschichten erzählte woran man erkennen könnte, daß er unfähig sei. Auch den Protokollant brachte ich so weit, daß er mittendrin vergaß Protokoll zu führen und mich wild zu beschimpfen begann.
Der Arzt goß Öl ins Feuer, indem er sie zur Ordnung rief, sie sollen sich doch bitte auf ihre Arbeit konzentrieren. Überhaupt drückte sein ganzes Verhalten Verachtung für seine Kollegen aus. Ich hatte an manchen Stellen den Eindruck, daß die ganze Situation ihn heimlich belustigte.
Am zweiten oder dritten Tag sagte er mir, daß es dumm von mir gewesen sei, Mira so zu ärgern, weil sie mir sonst Gift gegeben hätte, damit ich nicht so leiden muß. Ich verriet ihm nicht, daß sie mir das angeboten hatte und daß ich es abgelehnt hatte.
Fortsetzung:
F670.
D
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
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