Zuerst erschienen in Idee und Bewegung, Heft 38 (Heft 2/1997)
zuerst auf dieser Internetseite zwischen dem 01.05.2000
und dem 07.06.2000
letzte vollständige Überarbeitung: 6/2017
letzte Bearbeitung: 6/2017
Inhalt des Artikels:
V38.1
Ratschläge gegen Mobbing, die die praktische Erprobung nicht bestehen
V38.2
Warum nicht reagieren unmöglich ist
V38.3
Warum noch fester zuschlagen nicht funktioniert
V38.4
Lehrer, die nicht helfen
V38.5
Warum Anpassung des Mobbingopfers keine Lösung für das Mobbingproblem bietet
V38.6
Ausgrenzung von Gruppen
V38.
Quellen
Beispielgeschichte, Kersti:Wenn sich Mobbing bereits etabliert hat, läßt es sich daher auf diese Weise nicht mehr beenden.
"Zeige nicht, daß du dich ärgerst!" rieten sie mir.
Also verzog ich keine Miene, als meine Klassenkameraden mich beim Spitznamen riefen. Da bewarfen sie mich mit Kreide. Weil ich nicht reagierte, zupften sie an mir herum. Dann traten oder schlugen sie. Verlor der eine die Lust, fing der nächste an. Bis ich aus Erschöpfung und Verzweiflung in Tränen ausbrach oder mich gegen meinen Vorsatz wehrte, so daß sie drei Meter Sicherheitsabstand zu mir halten mußten.
Damit eine Strategie der Abschreckung sozial funktionieren kann, müssen zwei Bedingungen gegeben sein.
Auf die Taktik der tausend Nadelstiche, die Mobbing darstellt, läßt sich diese Strategie jedoch nicht anwenden. Im Allgemeinen erscheint jede einzelne Mobbinghandlung für sich genommen harmlos, wäre also kein Anlaß für ein sich wehren, das abschreckend ist.
Beispielgeschichte, Kersti:In der Summe sind sie jedoch einfach zu viel und können das Opfer krank machen, so daß der Anlaß aus Sicht des Opfers bedrohlich ist. Wenn man aber auf eine Weise reagiert, die diesem Ausmaß an Bedrohung entspricht, reagieren die jeweiligen Autoritäten, als wäre nur der aktuelle von den tausend Nadelstichen, die das Mobbingopfer als so bedrohlich erlebt, der Anlaß für seine Reaktion und bestrafen das Mobbingopfer für seine "Überreaktion", die keine Überreaktion ist, wenn man das gesamte Ausmaß des Mobbings betrachtet.
"Schlag sofort so fest zurück, daß die anderen nicht wagen, dir etwas zu tun!" war ein Rat.
Dabei wollte ich natürlich niemanden ernsthaft verletzen. Wenn ich hart zuschlug, schlugen die anderen genausofest zurück. Achtete ich jedoch darauf, nicht fester zu schlagen als sie, bestanden körperliche Angriffe bald nur aus Knüffen, die jeder für sich nicht geschadet hätten.
Beispielgeschichte, Kersti:Tatsächlich hat beinahe jede Maßnahme, die Lehrer in Bezug auf Mobbing ergriffen haben, zur Verschärfung des Problems beigetragen.
"Geh zum Lehrer, der hilft dir!" Wenn ich mich an Lehrer wandte, weil ich im Unterricht von allen Seiten geärgert, mit Papierkügelchen oder Kreide beworfen oder mir meine Sachen geklaut wurden, unterstützte mich niemand, weil das als Petzen galt. Dann begriff der Lehrer nicht, daß ich als Außenseiterin allein stand, obwohl ich im Recht war und dringend Hilfe gebraucht hätte. Wehrte ich mich, gab es immer drei, vier Leute, die petzten. Ich sagte jedesmal, daß mich die anderen vorher geärgert haben. Kein Lehrer glaubte mir.
Beispielgeschichte, Kersti:Der Rat sich anzupassen erscheint zunächst sinnvoll, wenn man die evolutionäre Herkunft des Mobbings betrachtet.
"Paß dich an!" wurde mir geraten.
Ich hätte alles getan, was mit meinem Gewissen zu vereinbaren war, um anerkannt zu werden. Ich habe sogar versucht, nur zu denken, was ich für normal hielt. Doch genützt hat das nichts.Tag für Tag pausenlos von allen Seiten geneckt zu werden, kostet auf Dauer mehr Kraft, als man erübrigen kann. In der Schulzeit merkte ich, wie ich nach und nach meine Reserven verbrauchte. Und ich glaubte, daß das auch als Erwachsene bei der Arbeit so bleiben würde, weil ich anormal sei. Irgendwann wäre ich daran zerbrochen. Welch ein Glück, daß ich mich geirrt habe!
Eigenarten des Mobbingopfers dienen zwar als Mobbinganlaß, die Ursache des Mobbings liegt aber in sozialen Defiziten der ausgrenzenden Gruppe.
V309.
Gibt es Aussenseitereigenschaften?
V39.
Wie wird man zum Außenseiter?
O4.
4. Defizite der ausgrenzenden Gemeinschaft
Es ist einfach deshalb schon unlogisch dem Mobbingopfer die Schuld am Mobbing zu geben, weil das Mobbingopfer sich in einer Situation befindet, wo es durch eine Übermacht gequält wird. Die Übermacht der Mobber hat auf alle Fälle die Möglichkeit ihr Verhalten zu ändern, das Mobbingopfer mobbt nicht, sondern wird gemobbt - es kann daher auch nicht mit dem mobben aufhören.
V166.
Außenseiter: Das Opfer ist schuld?
V301.
Um Außenseiter zu integrieren, muß man die
Gemeinschaft ändern, die ausgrenzt
V308.
Aussenseiterkarrieren - wie sie entstehen, was sie verhindern kann
Ich schildere, wann immer möglich, selbst erlebte Beispiele. Das tue ich nicht, weil es keine anderen gäbe, mit denen man dasselbe belegen kann, sondern weil ich die Literatur mit neuen, zusätzlichen Beispielen bereichern will.
VA272.
Wenn meine Beispiele alle von mir handeln - heißt das etwa,
daß ich selbstbezogen bin?
Selbst erlebte Beispiele sind - da sie aus erster Hand sind - genauer beschrieben als Beispiele aus meiner Praxis, wo ich die Erklärungen meiner Patienten mißverstanden haben könnte und sie deshalb möglicherweise falsch wiedergeben könnte.
V175.
Kriterien zum Bau eines realistischen Weltbildes:
Realitätsnähe
Und diese sind genauer und richtiger als aus der Literatur übernommene Beispiele, da ich bei diesen die betroffene Person nicht einmal persönlich kenne und das Beispiel deshalb möglicherweise in einen falschen Kontext einordne.
Weitere Quellen waren:
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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