O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.

erste Version: 3/2008
letzte Überarbeitung: 4/2008

O5.33

Büschelgräser, Bültengräser, Tussockgräser (Chionochloa)

Chionochloa ist eine Gattung mehrjähriger Süßgräser, die deutsch oft als Büschelgräser, Bültengräser oder Tussockgräser bezeichnet werden. 1.

Mehrdeutigkeit der deutschen Namen

Die deutschen Namen der Gattung sind mit Vorsicht zu genießen, da sie mehrdeutig sind. Deshalb muß immer zusätzlich der lateinische Name des jeweiligen Grases genannt werden, um sicherzugehen, daß man die Art richtig zuordnet.

Verbreitung

Von den 25 Chionochloaarten sind 22 für Neuseeland endemisch. Die meisten hiervon sind alpine Arten, die verschiedentlich die Vegetation oberhalb der Baumgrenze in bergigen Gebieten Neuseelands dominieren. Chionochloa oreophila ist in Neuseeland und Australien verbreitet. Chionochloa frigida und Chionochloa howensis gibt es nur in Australien. 1., 10.

Aussehen

Die meisten Arten wachsen in Horsten oder Bülten, also Grasbüschel. Nur (Chionochloa australis) und (Chionochloa oreophila) bilden Ausläufer, so daß Wiesen entstehen. 1.

Das einzelne Grasbüschel ist meist zwischen 0,5m bis 1,5m hoch, wobei die kleinste Art nur 15 cm groß wird, während die größte eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen kann. Das Grasbüschel hat an der Basis meist einen Durchmesser von 15 bis 50cm und kann über 100 Jahre alt werden. Jede Pflanze besteht aus hunderten oder tausenden langlebiger Halme von denen im einem Jahr mit starker Blüte mehrere hundert Samen bilden können. 1., 10.

Die Neubildung von Halmen findet meist innerhalb der Blattscheide eines Blattes statt, das zu einem älteren Halm gehört. Seltener bildet sich der neue Halm außerhalb der Blattscheide an einem sehr kurzen (Gräser die Horste bilden) oder längerem (nur bei Chionochloa australis und Chionochloa oreophila) Ausläufer. Die Halme stehen bei 23 der 24 Arten aufrecht und sind gerade, seltener sind sie an den Knoten leicht abgeknickt. Eine Art ist rankend. Die Halme können je nach Art kräftig oder sehr zierlich ausgebildet sein. Im Schnitt sind die Internoden ellyptisch. 1., 12.

Blätter

Die Blattscheide bleibt meist jahrelang erhalten und umkleidet die Triebe, dabei kann sie ganz bleiben oder sich in unregelmäßige Stücke aufspalten. Sie ist haarlos oder hat zwischen den Blattnerven Haare. 12.

Die Ligula (Häutchen an der Stelle, wo die Blattscheide in das eigentliche Blatt übergeht) besteht aus einer Reihe an Härchen, die typischerweise etwa 1mm lang sind. Während viele Arten ihre Blätter das ganze Jahr behalten, werfen einige sie an der Ligula ab. Seltener fällt ein Teil der Blattscheide im Winter mit ab. 1., 12.

Die Blätter haben meist linealische Form (wie die meisten Gräser), seltener gibt es fadenförmige oder nadelförmige Blätter. Sie werden je nach Art 5cm bis 1,5m lang und sind bereift. Sie sind fast immer ledrig, selten krautig. Die Blattspreite ist meist hart (starr, steif) seltener fest. Die Blattunterseite ist meist unbehaart, seltener behaart. Die Blattoberseite ist oft mit spitzen Stacheln besetzt oder warzig, seltener glatt. Die Mittelrippe ist deutlich sichtbar. Die Blattränder sind hart zäh ohne Nervatur und Chlorophyll und sind häufig auf der unterseite mit langen Haaren besetzt. Sie erinnern an Knorpel. Die Blattspitze ist meist stumpf, seltener stachelspitzig. 1., 12.

Blütenstand, Samenanlage

Mit "fruchtbar" sind im Folgenden Blüten gemeint, in denen sich ein Samen bilden kann. Rein männliche Blüten werden zu den sterilen Blüten gezählt.

Die Blütenstände sind auf einem bis zu 2m hohen Halm ohne Knoten und Hochblätter zu finden. Der Blütenstand ist eine Rispe oder Ährenrispe und sind bei fast allen Arten zweigeschlechtig. Bei einer Art gibt es Pflanzen mit rein weiblichen und Pflanzen mit zweigeschlechtigen Blüten, sie ist also gynodiözisch. Bei ihr ähneln die zweigeschlechtigen Blüten den rein weiblichen. Die Rispe kann wenige bis viele Ährchen umfassen. Der Blütenstand kann unbehaart bis hin zu mit auffallend langen Haaren besetzt sein. 1., 12.

Ährchen

Die Ährchen stehen fast immer einzeln, bei einer Art jedoch in Paaren. Sie sin oval und seitlich zusammengedrückt. 1.

Die fruchtbaren Ährchen sind gestielt und je nach Art 6-20mm lang. Der Durchschnitt liegt bei 14mm. Sie enthaltern je nach Art meist vier bis sieben fruchtbare Blüten, seltener auch zwei bis neun. Die Blüten an der Spitze des Ährchens sind verkleinert am unteren Ende kommt bei manchen Arten noch eine rein männliche Blüte hinzu. 1.

Die Ährchen zerfallen, wenn sie ausgereift sind. Unterhalb jeder fruchtbaren Blüte befindet sich eine Sollbruchstelle, an der die Ährchenachse bricht. Die Internoden der Ährchenachse sind klar erkennbar und nackt oder flaumig behaart. 1.

Hüllspelzen

Die Hüllspelzen bleiben bestehen und sind bei den meisten Arten ungleich lang und kürzer als das Ährchen aber reichen bei zwei Arten auch bis zur Spitze der fruchtbaren Einzelblüten. Sie ähneln gewöhnlich der Deckspelze der Einzelblüten im Aussehen. Bei einer Art sind sie dünner als die Deckspelzen. Die Hüllspelzen sind lanzettlich und bei den meisten Arten membranartig, bei einer Art glasig durchsichtig bei einer anderen pergamentartig. Sie sind nicht gekielt. Ihre Oberfläche ist meist glatt, seltener rauh. Die Spitzen der Hüllspelzen sind ganzrandig seltener unregelmäßig geformt oder gezähnt. Sie sind meist spitz oder laufen allmächlich in eine stachelartige Spitze aus, bei jeweils einer Art ist auch an der Spitze ausgerandet, abgestutzt, zugespitzt oder läuft allmählich spitz zu. Bei zwei Arten tragen die Hüllspelzen je eine Granne. 1., 12.

Die untere Hüllspelze hat meist 1-3, seltener 4-5 Adern. Die Nebenadern der unteren Hüllspelze, sind falls sie vorhanden sind, oft undeutlich zu erkennen, oft aber auch gut erkennbar. 1., 12.

Die Obere Hüllspelze ist etwas kürzer oder bis doppelt so lang wie die nächstgelegene Deckspelze. Durchschnittlich ist sie knapp anderthalbmal so lang wie diese. Sie hat meistens 3-7 Blattadern, seltener 1-4 oder 8-9. 1., 12.

Einzelblüten

Bei der einen Art, wo unterhalb der fruchtbaren eine sterile Blüte vorhanden ist, trägt diese auch keine Staubbeutel, besitzt aber eine Deckspelze. Die fruchtbaren Blüten sind zweigeschlechtig, bei einer Art kommen auch rein weibliche Blüten vor. Die Deckspelze ist elliptisch, membranartig hat keinen Kiel und normalerweise sieben Blattadern, bei einer Art sind es jedoch nur 5-6. Die mittlere Blattader ist haarlos, hat winzige Härchen oder ist bewimpert. Die Oberfläche der Deckspelze kann glatt oder selten auch rauh sein. 1.

Die Vorspelze ist genauso lang wie die Deckspelze. Ihre Oberfläche ist meist fein behaart, bei einer Art aber auch kahl. Ihr vorderes Ende ist stumpf. Die unfruchtbaren (d.h. rein männlichen) Blüten an der Spitze des Ährchens ähneln den fruchtbaren, sind jedoch nicht voll entwickelt. 1.

Die Einzelblüte hat zwei Schwellkörperchen, die membranartig sind und Bewimpert sind. Bei einer Art sind sie auch völlig unbehaart. Sie trägt 2-3 Staubfäden. 1.

Der Samen ist wie bei Süßgräsern üblich eine Karyopse. Der Pflazenembryo ist etwa ein drittel so olang wie die Karyopse. Das Hilum (Verbindung des Samens zur Pflanze) ist langgezogen nimmt die Hälfte bis zwei Drittel der Länge des Samens ein. 1.

Biologie

Mastjahre bei der Samenproduktion

Ähnlich der Mast vieler Baumarten, werden auch bei den Gräsern der Gattung Chionochloa oft in einem Jahr sehr viele Samen produziert, während in anderen Jahren keine oder sehr wenige Samen entstehen. Dieser Cyclus ist bei einigen des Chionochloa-Arten weitaus stärker ausgeprägt als bei bei fast allen anderen Pflanzenarten der Welt. 10.

Der Anteil der Blüten und blühenden Pflanzen an der Gesamtzahl der Pflanzen variiert von Jahr zu Jahr extrem. 10.

Beziehungen zu anderen Arten

Verschiedene Bültengrasarten bilden in den Murchison-Mountains die Hauptnahrung des Takahes im Sommer.
O5.31 1.2.4.0.1.1.3.1.1 Sommernahrung des Takahes in den Murchison Mountains: Bültengräser und Celmisia

Arten

O5.35 1. (Chionochloa acicularis)
O5.36 2. (Chionochloa antarctica)
O5.37 3. (Chionochloa australis)
O5.38 4. (Chionochloa beddiei)
O5.39 5. (Chionochloa bromoides)
O5.41 6. (Chionochloa cheesemanii)
O5.42 7. Büschelgras, Hunangemohogras (Chionochloa conspicua)
O5.43 8. (Chionochloa crassiuscula)
O5.44 9. (Chionochloa defracta)
O5.45 10. (Chionochloa flavescens)
O5.46 11. Gold-Büschelgras (Chionochloa flavicans)
O5.47 12. (Chionochloa frigida)
O5.48 13. (Chionochloa howensis)
O5.49 14. (Chionochloa juncea)
O5.51 15. (Chionochloa lanea)
O5.52 16. (Chionochloa macra)
O5.53 17. (Chionochloa nivifera)
O5.54 18. (Chionochloa oreophila)
O5.55 19. (Chionochloa ovata)
O5.56 20. (Chionochloa pallens)
O5.57 21. Schnee-Büschelgras (Chionochloa rigida)
O5.58 22. Rotes Büschelgras (Rotes Tussockgras, Rotes Bültengras) (Chionochloa rubra)
O5.59 23. (Chionochloa spiralis)
O5.62 24. (Chionochloa teretifolia)
O5.63 25. (Chionochloa vireta)

Übersicht über die Abstammung

Z99. Einbkeimblättrige (Monokotyledonen) Z99. Bedecktsamige Pflanzen (Angiospermen) Z99. Gefäßpflanzen (Kormophyten) Z99. Reich: Pflanzen Z12. Überreich: Mehrzeller (Metazoa), Z12. Domäne: Eukaryoten (Eukaria), Z12. Lebewesen

O5.60 Quellen


O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
Z115. Inseln und Kontinente (alphabethisch)
Z103. Alphabetische Liste der Namen der Tiere auf latein, Z104. deutsch

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.