Anstöße zur Moralentwicklung durch Nahtodeserfahrungen
Moody schreibt: "Eines der verblüffendsten mir bekannten Beispiele für die persönliche Weiterentwicklung durch ein Sterbeerlebnis ist ein Mann, den ich Nick nennen will. Er war ein Hochstapler, ein Gewohnheitsverbrecher, dessen Bandbreite vom Beschwindeln von Witwen bis zum Drogenhandel reichte. Das Verbrechen hatte ihm ein aufwendiges Leben ermöglicht. Nick besaß schnelle Autos, elegante Kleidung und mehrere Häuser - und keinerlei Gewissensbisse, die ihm das Leben hätten vergällen können. Doch dann änderte sich sein Leben. An einem bewölkten Tag spielte er Golf, als plötzlich ein Gewitter aufzog. Bevor er den Platz verlassen konnte, wurde er vom Blitz getroffen und «getötet». Er schwebte einen Augenblick über seinem Körper und sauste dann in Windeseile durch einen dunklen Tunnel auf einen Lichtfleck zu. Er fand sich in einer lichten, idyllischen Umgebung wieder, wo ihn Verwandte und andere Menschen begrüßten, die «wie Laternen leuchteten». Er begegnete einem Lichtwesen, das er auch heute noch mit merklichem Zögern Gott nennt, und das ihn voller Güte durch einen Lebensrückblick begleitete. Er durchlebte noch einmal sein ganzes Leben, sah nicht nur seine Taten in dreidimensionaler Deutlichkeit vor sich, sondern sah und fühlte auch die Wirkung seiner Handlungen auf andere. Dieses Erlebnis machte einen anderen Menschen aus Nick. Später, als er im Krankenhaus ausheilte, schlug die Wirkung seines Lebensrückblicks voll durch. Durch die Begegnung mit dem Lichtwesen war er reiner Liebe begegnet. Bei seinem endgültigen Sterben, das wußte er, würde er noch einmal Rückschau halten müssen - was sehr unangenehm werden würde, wenn er aus seinem ersten Lebensrückblick nichts lernte. «Heute» - so Nick - "lebe ich in dem Bewußtsein, daß ich eines Tages noch einmal mit allem konfrontiert werde." Ich möchte nicht verraten, wovon Nick heute lebt. Nur soviel sei gesagt: es ist eine ehrliche und nützliche Tätigkeit."
3.1 S.48-49
Die Moralstufen nach Kohlberg
Ebene 1 - Prämoralisch
Stufe 1 - Orientierung an Lob und Strafe (fraglose Unterwerfung unter Macht)
Stufe 2 - Naiver instrumenteller Hedonismus (Moral ist wie ein Handelsgeschäft: wichtig sind Fairneß, Gefälligkeiten erwidern, aber auch Rache für Unrecht. Wie Du mir, so ich dir.)
Ebene 2 - Moral der konventionellen Rollenkonformität
Stufe 3 - Moral des guten Kindes, das gute Beziehungen aufrechterhält und die Anerkennung der anderen sucht. (Die Konventionen werden auf dieser Stufe durch die geliebte Gemeinschaft und geliebte Autoritätspersonen repräsentiert.)
Stufe 4 - Moral der Aufrechterhaltung von Autorität. (Die Konventionen werden hier durch geschriebene und ungeschriebene Gesetze und Regeln konkreter Gruppen repräsentiert. Die bestehenden Gesetze werden nicht infrage gestellt, wohl aber die Autorität von Autoritätspersonen, die gegen diese Regeln verstoßen.)
Ebene 3 -
Stufe 5 - Moral des Vertrages, der individuellen Rechte und des demokratisch anerkannten Gesetzes/Rechtssystems. (Das konkrete einzelne Gesetz wird nicht mehr als absolut richtig und unveränderlich betrachtet sondern an den dahinter stehenden moralischen Prinzipien gemessen. Hier erst bekommt der Begriff "Gesetzeslücken" seine Bedeutung: Gesetzeslücken sind besondere Situationen, wo das konkrete Gesetz nicht mehr dem Prinzip gerecht wird, dessen Einhaltung es garantieren soll oder wo es mit übergeordneten Prinzipien in Konflikt gerät.)
Stufe 6 - (Abweichend von Kohlberg (A16)) Gesetzgeber: Menschen die sich bewußt sind, daß eine moralische Entwicklung stattfindet, daß Menschen, die auf Stufe 1-4 stehen noch nicht fähig sind die bestehende Moral sinnvoll infrage zu stellen, und daß man ihnen deshalb Rahmenbedingungen vorgeben muß, die 1. einfache Regeln vorgeben, die allgemein anerkennbaren Prinzipien entsprechen und 2. dazu anleiten, eine moralische Entwicklung durchzumachen, so weit es die Intelligenz und die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten ermöglichen, möglichst bis zu Stufe 6 der moralischen Entwicklung führt.
Nahtodeserfahrungen und Moralentwicklung
Da einige Menschen äußern, daß sie durch ein Nahtodeserlebnis mehr Mitgefühl, Verantwortungsbewußtsein und mehr Interesse für soziale Gerechtigkeit bekommen haben und das in die sechste Moralstufe nach Kohlberg erinnert:
O4.
A16 Kohlbergs Stufe 6:
Nahm Ring an, daß Nahtodeserlebnisse automatisch zu einer hohen Moralstufe führen würden.
In der bisher einzigen, nur an drei Menschen mit Nahtodeserfahrungen nach den oben genannten Skalen durchgeführten Untersuchung der Psychotherapeutin Newsome, hat keiner der Untersuchten ein wirklich herausragendes Ergebnis auf diesen Skalen erzielt. Im Kohlberg-Inventar lagen zwei nur im Normbereich (Stufe 3 bzw. 3/4), nur der dritte, ein Metodist, der sich von Kindheit an schon religiös engagierte erreichte die Stufe 4/5. Die Bewertung der Glaubens-Entwicklung waren bei den beiden im Kohlberg-Inventar niedrig scorenden Menschen mit Nahtoodeserfahrungen ebenfalls relativ niedrig, nämlich im Bereich 2,25 und 3,25, d.h. nach Fowler noch nicht bzw. gerade erst im Bereich der erwachsen werdenden Glaubensformen. Wiederum erreichte nur der Methodist einen relativ hohen Wert von 5. Auf der Levinger Skala schließlich lagen die genannten zwei NDEr im durchschnittlichen Erwachsenenstadium 3/4, nur der Methodist erreichte Stadium 4.
1.5
Wenn also wie in der Untersuchung Newsome's keine konkreten, sichtbaren Auswirkungen erkennbar sind und ein religiös engagierter Mensch die Menschen mit Nahtodeserlebnissen in seinem ethischen Entwicklungsgrad deutlich übertrifft, zeigt das, daß die Auswirkungen eines Nahtodeserlebnisses auf die religiöse und moralische Entwicklung geringer sind als die Auswirkungen der bisherigen Lebensweise. Die Fähigkeit eines Menschen, die höheren Stufen der moralischen Entwicklung zu begreifen sind die Folge langanhaltender geistiger Arbeit.
1.5
Die Auswirkungen eines Nahtodeserlebnisses könnten zwar eine Art Erlebnis sein, das den Übergang von der 4. zur 5. Moralstufe anstoßen kann, da sie das ganze bisherige Wertesystem infrage stellen können, aber nur, wenn der Betroffene vorher das geistige Rüstzeug der 4. Moralstufe sicher beherrscht hat. Das liegt daran, daß ein solcher Übergang vorher prinzipiell nicht möglich ist. An dieser Stelle der Persönlichkeitsentwicklung können aber auch andere Ereignisse als ein Nahtodeserlebnis diese Änderung bewirken.
4.1
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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